Dienstag, 30.10.01 – Fabian hat den im Nachhinein mit acht „Paul“ (der Einheit für den Genialitätsgehalt von Ideen, siehe Tonga-Aufenthalt!) bewerteten Einfall, vorsichtshalber mal zwei Lieder einzuüben und die Gitarren mitzunehmen.
Der Vormittag in der Dorfschule läuft nämlich folgendermaßen ab: Als meine Mannschaft über den Hügel kommt, beginnt (nach der Meldung des extra postierten Mini-Spions!) in der Schule das große Stühleschieben, den alle Kinder sollen ja mit den Gästen reden können, also müssen alle Bänke auf die Veranda, da ist Platz genug.
Kleine Kinder vorne, große hinten.
Meine Mannschaft ganz vorne, logisch.
Vorstellen müssen sie sich erstmal, und dann geht die Fragestunde los: Die Kleinen haben Fragen vorbereitet, die sie jetzt ganz mutig vom Zettel ablesen.
Welche Berufe habt ihr?
Wie sieht Deutschland aus?
Was isst man dort?
Welche Tiere gibt es?
Gibt es bei euch auch Dorfschulen?
Und da staunen die Kinder dann, weil es in Deutschland so viele Menschen gibt. Und weil manche davon keinen Garten haben und in Hochhäusern leben. Mit Heizung!
Die älteren und die Lehrer fragen dann nach Afghanistan und Hitler, da werden die Antworten schon schwieriger und länger!
Zum Abschluss singen die Kinder zwei Hymnen. Dafür braucht man, wenn man gegenüber der Kinderschar sitzt, eigentlich einen Anschnallgurt, sonst fegt es einen normalgebauten Mittdreißiger fast vom Stuhl, so schön und so laut singen die hier!
Aber „Heute hier, morgen dort“ und „Dat du min Leevsten bist“ werden auch mit viel Applaus bedacht. Und am allerbesten sind natürlich die Polaroidfotos, die Klaus verschenkt!
Für den Rückweg zum Dorfplatz singen sie dann nochmal alle aus vollem Herzen, und weil es in dem Dorf weder Strom (also keinen Generatorlärm) noch Autos gibt, klingt der Chor durch das ganze Tal, so dass der Klaus gleich eine fürchterliche Gänsehaut bekommt!
Danach ist Mittagspause – und ruck-zuck haben die Kinder ihre Gäste eingeholt und umringt und anfassen will man ja auch mal und noch ein Foto!
Der Chief guckt ein bisschen traurig, als er erfährt, dass wir weitermüssen, aber über die Verrücktheit, ganz Fiji in zwei Wochen anzuschauen, darüber hat sich die ganze Kava-Runde ja gestern schon köstlich amüsiert!
Unter Muscheltuten dreht sich mein Bug wieder buchtauswärts. Und wenn neue Eindrücke Gewicht hätten, dann müsste mein Wasserpass jetzt einen halben Meter höher gepinselt werden!
Auf den 19 Meilen zurück nach Yadua beisst natürlich auch noch ein wunderbarer Bluefin-Thunfisch, am Ankerplatz versinkt eine kitschig rote Sonne hinter einer wolkenlosen Kimm – und bleibt bis zum Schluss rot, aber ein „Green Flash“ wäre nach diesem Tag auch wirklich reichlich übertrieben gewesen…
Zurück zum Törn: Von Fidschi nach Fidschi - Oktober 2001