14.01.2008

Montag, 14.01.08 – Mein Deck ist gelb. Ein zäher Ölfilm aus einer der Raffinerien am Ufer hat mich eingefärbt. Gut, dass für heute ein Kaltfrontdurchgang gemeldet ist, der kann das hoffentlich mit ein paar Schauern abwaschen. Nach ein paar Stunden Flaute am Morgen ballen sich die Wolken dann auch wie angekündigt zusammen, die Crew zieht Ölzeug an und der gröbste Dreck geht schon mal weg. Aus Angst vor Umweltverschmutzung begehen auch zwei Schwarzflossenthunfische Selbstmord an den Heckangeln, „Glubschi” hat den dickeren (knapp vier Kilo) erwischt und liegt jetzt auch in der Essbarkeitswertung vorne.
Die Kaltfront bringt mehr Wind als gemeldet, ausnahmsweise liegt der ansonsten exzellente amerikanische Wetterbericht mal falsch. Gute fünf Windstärken aus Nord-Nord-Ost, eine tolle Segelbrise, allerdings durch den bis zu drei Knoten starken Golfstrom ein grauenhafter Seegang: Wir fahren Achterbahn mit über sieben Knoten. Uli stellt den highscore mit 9,0 auf, Rauschefahrt, aber eben sehr holperig… Das eigentliche Problem bei dem Seegang ist aber nicht das Segeln, das nach einer Eingewöhnungsphase dann doch allen Spaß macht, sondern die Hafeneinfahrt in die Marina Hemingway. Die geht nämlich sehr eng durch ein vorgelagertes Riff hindurch, auf dem bei Nordwind hohe Grundseen brechen, und da ich trotz Höchstgeschwindigkeit wegen der Strömung nicht im Hellen dort ankommen kann, ist meinem Skipper die Ansteuerung zu gefährlich. Plan B ist der Stadthafen von Havanna, der eigentlich für Yachten gesperrt ist. Der Hafenmeister winkt per Funk auch erstmal ab, telefoniert aber dann mit der Marina und erfährt: Die Einfahrt dort ist nicht nur riskant, sondern ganz offiziell wegen der Brecher gesperrt. Also doch Havanna, da wollte ich ja immer schon mal hin! Christoph A. steuert mich an der alten, spanischen Festung vorbei in die Großschifffahrtsrinne, bis die Behörden versammelt sind, ankern wir kurz (da gibt es schon mal Sashimi als Vorspeise!), danach darf ich an die Kreuzfahrerpier. Hafenmeister und Innenministeriumsbeamte kontrollieren die Papiere, freundlich wie immer, überflüssig wie immer… Aber die Jungs freuen sich auch über Abwechslung, einer macht sogar ein paar Fotos von mir!
Danach brutzelt Wolfgang die Thunfischfilets demi cru, außen kross und innen rot, nicht kauen, nur mit der Zunge am Gaumen zerdrücken und genießen.


Zurück zum Törn: Von Nassau nach Havanna

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