28.05.2008

Mittwoch, 28.05.08 – „Ist das denn nicht langweilig?” wollen ja immer alle wissen. Damit ihr euch vielleicht mal etwas besser vorstellen könnt, wie so ein Tag hier abläuft, beschreibe ich den typischen Ablauf von 24 Stunden einmal komplett, und um euch nicht mit der UTC zu verwirren, fange ich um Mitternacht Ortszeit an: In der Vorschiffskabine geht das Licht an, Monikas Wache ist zu Ende und Wolfgang steht auf. Monika macht den Logbucheintrag, Wolfgang übernimmt das Ruder und eine Stunde lang bleibt Monika noch „Nachsitzen” im Cockpit. Zeit für ein paar schöne Gespräche, Zeit zum Sternschnuppen suchen, Zeit zum Träumen. Ab 01.00 h ist Wolfgang dann ein Stunde lang alleine, hängt seinen Gedanken nach oder hört Musik oder Spanisch-Sprachkurs auf dem Eipott. Dann weckt er Florian, der an Bb im Salon schläft. Einmal wackeln am großen Zeh: „Rise, rise, Florian!”
Wolfgang macht den Logbucheintrag, GPS-Position, Wind und Wetter, Florian übernimmt das Ruder, Wolfgang hat „Nachsitzen”. Zeit für ein paar schöne Gespräche…ab 03.00 h ist Florian dann für eine Stunde alleine, hängt seinen Gedanken nach…bis er um 04.00 h Daniel weckt. Florian macht den Logbucheintrag, Daniel übernimmt das Ruder, Florian hat „Nachsitzen”. Der Wellengenerator; meine Hauptstromquelle, wird kurz gecheckt und ggf. neu aktiviert. Ansonsten Zeit für ein paar schöne Gespräche. So folgt Wachwechsel auf Wachwechsel, 24 Stunden lang. Gabi hat die Sonnenaufgangswache und macht danach frischen Tee und Kaffee, mit ein wenig Glück sitzen so gegen 09.00 h alle vereint im Cockpit und frühstücken gemeinsam. Oft liegt aber auch noch der ein der andere in der Koje.
Mit dem österreichischen Katamaran „Sleipnir” haben wir eine kleine Funkrunde am Morgen, nur eben „Alles o.k.” durchgeben und Evi und Wolfgang zehn Längengrade hinter uns einen guten Tag wünschen.
Hier an Bord gehen unterschiedliche Aktivitäten los, zuerst kommen die Angeln ins Wasser, das Solarpaneel wird nach Osten ausgerichtet und das Sonnensegel wird über das Cockpit gespannt. Die über Nacht an Deck gelandeten Fliegenden Fische (nicht alle treffen die Vorschiffsluke…) werden außenbords befördert, Gabi und Florian kontrollieren die allerletzten Gemüsebestände, Daniel räumt Wasser und Cola in den Kühlschrank. Wolfgang bäckt Brot, das heute leider ziemlich fest wird. Naja, ein Kilo Mehl hat den Nährwert von einem Kilo Mehl, egal wie fest. Zum Mittag gibt es Astronavigation, danach Nudelsalat oder Melone oder eine Suppe. Das Solarpaneel muss nach Norden gedreht werden, der Sonne hinterher. Das tägliche Bordkonzert hat heute Klassik auf dem Programm, da zur Klassik nach An-Bord-Definition auch „Weltmusik” gehört, lauscht meine Mannschaft heute dem Kubaner Felix Cintro, kubanische Klassiker zur Gitarre. Am Nachmittag sitzt eigentlich immer irgendwer auf der Badeplattform und genießt die Unterbodenspülung, zwischendurch wird aber auch das Abendessen, die eigentliche Hauptmahlzeit, vorbereitet. Meistens also Fisch. Leider kommt der nicht in Stäbchenform, sondern muss filetiert werden, das Cockpit wird zur Metzgerei. Das Solarpaneel nach Westen nicht vergessen! Mit Sonnenuntergang ist dann schon alles vertilgt und die Pantry ist aufgeräumt. Falls nötig, wird für die Nacht die Rollgenua etwas verkleinert. Für die ersten Wachen stehen Tee und Kaffee bereit, klar zum Sundowner! Dazu trinkt jeder, was er gerade mag, Hauptprogrammpunkt ist ohnehin die abendliche Funkrunde mit Contadora-Günther. Wolfgang kennt ja die ein oder andere Yacht, und für die anderen ist es spannend, herauszuhören, auf welchen Schiffen gute Stimmung ist, oder wo es dicke Luft gibt. Lustig ist das auch immer, ein paar von Günthers Redewendungen („Supergut, Halleluja, I’m superfine, primaprima!”) sind schon ins Bordvokabular eingegangen. Nach der Funkrunde gehen die tagsüber geschriebenen e-mails über Kurzwelle auf Reise, auf gleichem Weg kommt der Wetterbericht über sailmail herein. Danach putzen sich alle brav die Zähne und sind erstaunt, dass schon wieder ein wunderbarer Tag vorbei ist. Gabi übergibt die Wache an Monika und bleibt noch eine Stunde „Nachsitzen”, Zeit für ein paar schöne Gespräche…


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