Freitag, 04.07.08 – Weil ob der wunderbaren Urlaubsstimmung hier an Bord eine gewisse Nachlässigkeit in Bezug auf die Seemannschaft eingetreten ist, meldet sich das große Meer zur Abwechslung mal deutlich und versetzt meinem Skipper und der Crew ein paar ordentliche Nasenstüber: Bei einem eigentlich sehr schönen Am-Wind-Kurs ein paar Meilen die Küste entlang fällt als erstes mal eine schlecht gestaute Wassermelone aus dem Netz und zerplatzt auf dem Salonboden. Das ist ja noch eher lustig. Nach der ersten Wende rächt sich aber, dass gestern die Sicherheitseinweisung, da ja alle schon häufig an Bord waren, geschludert wurde. In der Backbord-Achterkabine ist das Seeventil vom Handwaschbecken nicht geschlossen, und da ich ordentlich auf der Backe liege und der Seegang Anlaufplatz bis Antarktika hat, drückt es Wasser in die Kabine, welches sich dann großflächig in meinen Bilgen verteilt. Damit selbiges Wasser besser gelenzt werden kann, soll ich etwas aufrechter gesegelt werden, das geht am besten, indem man etwas anluvt und die Segel im vorderen Bereich killen (flattern) lässt. Eine kleine Extrawelle sorgt dafür, dass dieses Manöver leider misslingt und zu einer ungeplanten Wende wird. Dabei verheddert sich die Angelleine in meinem Propeller. Das macht nicht mehr so viel aus, weil bei dieser Panne auffällt, das vorher die schlecht verräumte Genuaschot (wir segeln mit der Fock, die hat eigene Schoten!) sowieso schon außenbords gespült wurde und ebenfalls im Propeller hängt. Macht nichts, ankern unter Segel ist hinter dem nächsten Pass in der geschützten Lagune problemlos möglich. Theoretisch. In der Praxis bricht bei der ersten Halse hinter der Riffpassage der Schäkel von der Großschot. Materialfehler, unvorhersehbar, Pech – aber so ist es eben. Ohne Motor und ohne Segel bin nun selbst ich eher schlecht manövrierbar, und bis Wolfgang die Großschot einfangen kann, treibe ich ganz schön in Richtung Land. Der Anker ist natürlich längst klar zum Fallen, echte Gefahr besteht nicht, aber hektisch wird es doch. Als das Großsegel wieder unter Kontrolle ist, wird das Ankermanöver eingeleitet, das klappt super, der Skipper schnorchelt und klariert den Propeller. Anker wieder auf, eine Meile weiter. Um die Pannenserie noch ein wenig abzurunden, wird Rosi am endgültigen Ankerplatz beim Ausbringen der Landleine von einer Armee Feuerameisen angegriffen und tanzt Tamure, den polynesischen Liebesreigen, in einer fast-forward-Version.
Nun die guten Nachrichten: Die Palme, an der meine Landfeste nun hängt, steht im Botanischen Garten von Tahiti, direkt daneben steht das Gauguin-Museum, der Platz ist ein echter Geheimtipp, da nirgendwo verzeichnet – und nach einer kurzen Gedenkminute und dem gegenseitigen Versprechen, mich in Zukunft wieder etwas seemännischer zu führen, sind Crew und (vor allem) Skipper auch wieder bester Laune.
„Die See liebt das Scherzen nicht” sagen die russischen Seefahrer. Ab und zu zeigt sie eben, dass sie ernst genommen werden will, auch wenn alle in bester Spaßlaune sind.
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