Montag, 07.07.08 – Ganz alleine stimmt allerdings nicht wirklich, ein paar hundert Meter weiter ist der Club Med, und am Ufer stehen einige kleinere Hotels und Pensionen. Hauptattraktion sind hier die zahmen Stachelrochen, die sich an die Menschen gewöhnt haben, sich füttern lassen und wie nasses Fensterleder im hüfttiefen Wasser um die Beine streichen. Ursel, Monika und Gerdi wollen gar nicht mehr weg, und als das Gewusel auch noch ein paar kapitale Riffhaie anlockt, da nimmt es auch Christian und meinem ja durchaus unterwasserverwöhnten Skipper den Atem. Rosi und Stephan müssen sich an die netten Tiere ja erst noch gewöhnen und sind über etwas Abstand ganz froh. Haie machen wir dann beim nächsten Schnorchelgang, für heute reichen die Rochen. Was für ein Erlebnis!
Zwei Meilen weiter östlich liegt die Baie de Opunohu. Moorea ist ein alter Vulkan, und die schroffen Reste der Kraterwände bilden diese Bucht. Sie gilt als eine der schönsten Buchten der Welt. Mit Recht. Und ich mitten drin. Auf dem Wanderweg zu einem Aussichtspunkt oberhalb der Bucht liegen noch ein paar alte Maraes (polynesische Versammlungsplätze) in einem verwunschenen Feendschungel, fast verwitterte Tikis (Ahnenbilder) bewachen einen kleinen Bachlauf, Bogenschützenplätze erzählen von vergangenen Sportwettkämpfen der Insulaner -eine Zeitreise. Ein paar halb verwilderte Hähne liefern sich im Unterholz einen Kampf und holen meine Mannschaft in die Gegenwart zurück. Am Aussichtspunkt verschlägt es meiner Mannschaft dann zum zweiten Mal am heutigen Tage die Sprache. Von hier oben kann man auch noch die Baie de Cook überblicken, die Zwillingsbuchten liegen im goldenen Gegenlicht noch fast genau so, wie Cook und Forster sie gesehen haben müssen. Alle Grüns des Dschungels, umrahmt von schwarzen Lavawänden und nur am Meeresufer Anzeichen von Zivilisation. Was für ein Blick!
Von fremden Menschen soll ich ja auch immer erzählen: Vincenzo, der bei einer landwirtschaftlichen Schul- und Musterfarm arbeitet, bietet meiner Mannschaft seine Chaffeurdienste nach Pao Pao hinunter an, und weil sieben zusätzliche Passagiere natürlich nicht in seinen kleinen Peugeot passen, fährt er die fünf, sechs Kilometer eben zwei Mal, spielt unterwegs noch den Fremdenführer, erzählt von seiner Frau, die für vier Jahre eine Stelle am Gymnasium hat und (verständlicherweise!) nicht mehr weg will und trinkt mit meiner Crew noch einen Saft im Strandcafé. Dankeschön, merci beaucoup!
Im kleinen Familienrestaurant direkt daneben präsentiert Chefin Lydie ihre neueste Enkeltochter, tratscht mit einem älteren Mahu mit Menschenfresserfrisur (Mahus sind als Frau erzogene Männer, die hier quasi ein drittes Geschlecht bilden und ein alltäglicher Anblick sind) und seinem Bruder, zaubert nebenbei ein formidables Abendessen und sorgt dafür, dass der Schwiegersohn meine Ausflügler wohlbehalten zurück zu Higgins, meinem Beiboot, und damit zu mir in die Baie de Opunohu kutschiert. Wieder mal: Merci beaucoup, bzw. maururu, sind ja Einheimische!
Was für ein Tag!
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