Montag, 04.05.09 – Das Tief hat noch ein paar Gewitter auf seiner Rückseite, aber wir bleiben trocken. Der Wind ist ab 06.00 h wieder prima zum Segeln, weiterhin Südwest, ich bekomme die Passatbesegelung aus Fock und Rollgenua auf das Vorschiff, von der Mittagsposition (28°09’S, 176°00’E) mal abgesehen steht einfach nur „schönes Segeln“ im Logbuch auf dem Kartentisch. Verschnaufpause. Und damit auch noch einmal Zeit, über meine „Verbeugung“ nachzudenken. Interessant ist nämlich auch, was alles nicht passiert ist: Es ist, vom Cockpitboden und einem kleinen Rettungsring abgesehen, keinerlei Ausrüstung verloren gegangen. Der Cockpitboden ist als Zugang zur Rettungsinsel natürlich mit Absicht leicht abnehmbar gewesen, der nächste wird deshalb wieder so sein. Für den Rettungskragen gilt dasselbe, denn es macht ja keinen Sinn, den Ring so fest zu binden, dass er im Notfall nicht wurfbereit ist. Da ich keinerlei Ausrüstung an Deck gestaut fahre, kein Bimini und keine Sprayhood habe und mein Deck nur schmale, feste Luken hat, konnte die Welle ziemlich widerstandsfrei über mich hinweg brechen, ohne auch nur etwas Tauwerk zu finden, das sie hätte mitnehmen können. Keine Dieselkanister oder Surfbretter an der Reling, keine Fahrräder, keine Kajaks. Higgins, mein Beiboot, ist für Überfahrten immer nur ein luftleeres Paket, Davits habe ich ja ebenfalls keine. Alles glatt wie ein Kinderpopo. Unter Deck waren die einzigen echten Flugobjekte die kleine Werkzeugkiste aus dem Kartentischsitz (Schraubenzieher und Teppichmesser zwischen den Eierbechern, das ist ca. drei Meter quer rüber und einen Meter bergauf ohne Schräglage!) und der Laptop, der einen Satz über die Anrichte auf den Herd gemacht hat. Und dort weich gelandet ist, denn der Herd ist ja kardanisch aufgehängt. Nicht geflogen sind sämtliche Navi-Instrumente, die Ferngläser, die Navi-Bücher etc., Obst, Gemüse, Eier, Getränke. Alles an Ort und Stelle geblieben. Eine Dose Nescafe ist aufgesprungen und hat eine ziemliche Schweinerei in der Pantry verursacht. Die Polster waren nicht alle fest, und einiger Kleinkram hat sich verteilt: Die Stifte vom Kartentisch, Kleinkram aus dem Orchestergraben, die Pflaster, Vitaminpillen, Aspirin aus den Hängekörbchen über der Spüle. Aber das war es auch schon. Das Wasser ist hauptsächlich durch die Zwangsbelüftung der Backskiste an Backbord und von dort weiter in die Motorbilge eingedrungen, außerdem die Gischt durch den Niedergang um das Steckschott herum. Durch die Schräglage natürlich nicht schön mittig in der Zentralbilge, sondern gut verteilt in allen Schapps an Backbord, insgesamt laufen ein paar Eimer zusammen, aber ebenfalls keine irgendwie bedrohliche Menge. Nico, der ja hauptsächlich gelenzt hat, schätzt vier, fünf Eimer insgesamt, das meiste saugt die Lenzpumpe aus dem Motorraum. Für mich war es ja das erste Mal, dass ich quergeschlagen bin. Brauche ich nicht noch mal. Könnte ich aber. Denn der Gutachter damals in Gibraltar hatte recht: „She is ready to sail all seas.“ Even very rough ones.
Zurück zum Törn: Von Auckland nach Fiji