Dienstag, 14.07.09 – Morgens gehen die nächsten zehn, zwölf Brillen an neue Eigner, das ist offensichtlich eine der besten Galateia-Aktionen seit langem. Die Leute freuen sich wahnsinnig!
Jede neue Freundschaft ist beim Segeln auch ein neuer Abschied. Kirstern und Jo wollen noch länger in der Gegend bleiben, aber wir wollen ja weiter zu den Solomonen. Einsam drehe ich also meinen Bug nach Norden, Rauschefahrt bei schönem Passat. Bis ich unsanft gebremst werde, und zwar von der Backbord-Heckangel. Wolfgang betet leise vor sich hin: „Lieber Fisch, spring doch schnell vom Haken, denn Du bist offensichtlich viel zu groß für uns!“ Aber der Fisch bleibt hängen. Klaus hält sauber Kurs, Bärbel wickelt die Leine auf das alberne Plastikröllchen, das ich anstatt einer Shimano-Dreigang-Turbo-Rolle habe und Wolfgang holt Hand über Hand den größten jemals an Bord gesichteten Gelbflossentunfisch längsseits. Bärbel reicht das Gaff, Wolfgang trifft, fällt nicht außenbords und hievt mit seinen dünnen Ärmchen 134 cm/26 kg (neue elektronische Fischwaage an Bord, keine Schätzungen mehr!) Sashimi über die Reling. Die Schulter tut ein bisschen weh, aber sonst geht’s. Und jetzt?
Am ausgeguckten Ankerplatz hinter der kleinen Insel Wala vor der Nordostküste von Malekula kommt nach dem Ankermanöver George im Auslegerkanu angepaddelt. Wolfgang: „We have a problem!“ George guckt zum Mast, wundert sich, denn ich bin ja offensichtlich problemlos hergekommen. Und dann hebt Klaus die Schwanzflosse an – und George lacht! Das Problem kann er lösen! Wolfgang macht einen Deal: George (der Neffe vom Chief) und das Dorf bekommen den Fisch, wenn er ein Abendessen davon für meine Mannschaft kocht. Abgemacht! Am Ufer jubeln 20 Leute, als George den Fisch ins Kanu rutschen lässt. Zerlegt und verteilt wird gleich am Strand. Meine Crew beseitigt noch die Schlachtspuren im Cockpit, dann geht es an ebenfalls Land. Und das wird dann ein mal wieder unbeschreiblicher Abend mit Besuch der Kava-Bar, mit vielen interessanten Gesprächen, mit einem tollen Essen, das Georges Frau in der Kochhütte der Familie zaubert und serviert, mit schönen Dankesreden und schönen, selbstgemachten Geschenken. Besser, tiefer kann man in die Kultur dieses Landes nicht eintauchen.
Zurück zum Törn: Von Vanuatu / Port Vila nach Salomonen / Honiara