06.09.2009

06.09.2009

Sonntag, 06.09.09 – Bei völliger Flaute hüpft meine Crew ins Meer und schwimmt eine Runde hinter meinem Heck. Das tut Not, denn vorher wurden 55 l Diesel aus den Kanistern nachgetankt, schweißtreibend bei den Temperaturen.
Und um 18.00 h gibt es große Aufregung, denn die Backbordangel klappert. Wolfgang merkt beim ersten Griff an die Leine, dass das was größeres ist, also setzt die Big-Fish-Hektik ein: Britta macht die Luken zum Cockpit zu, Karoline holt den Gin, Wolfgang klappt das Sonnensegel an Backbord hoch, Andreas fummelt das Gaff aus der Backskiste und sichert es an der Reling, Wolfgang zieht die Handschuhe an und dann vorsichtig ran mit der Beute. Nach den ersten mühsam eingeholten Metern gibt sich ein riesiger Segelfisch zu erkennen, das sind die Schwertfische mit der hohen Rückenflosse. Wie bei Hemingways Altem Mann und dem Meer springt das Ungetüm aus dem Wasser, tänzelt auf der Schwanzflosse, stellt die Rückenflosse auf und zerrt an der Leine und an den Nerven meiner Crew. Dann taucht er wieder ab, versucht es sogar mit Flucht nach vorne, aber nach und nach wird er müde und in einer kurzen Atempause neben meinem Heck hat er verspielt und das Gaff im Unterkiefer. Mit einem Ruck, also mit einem richtigen Kraftanstrengungsruck, wuchtet Wolfgang den Sonntagsbraten ins Cockpit, wo sich glücklicherweise das Schwert in den Latten der Steuerbord-Sitzducht verhakt. Bis der Gin in den Kiemen wirkt, sägt der Lümmel mir noch eine ordentliche Scharte in zwei der Latten, aber die Macke werde ich in Ehren halten: 218 cm und 24 kg sind der zweitgrößte je an Bord gefangene Fisch. (Der größte ist weiterhin der 245 cm Schwertfisch von 2002 in Vanuatu, und der Tunfisch vor ein paar Wochen war zwar genauso schwer, aber kürzer). Da ist nicht viel mit festhalten, da zappeln ein paar Kilo Muskelmasse quer durch das Cockpit, da kann man nur ganz vorsichtig in Deckung gehen. Und dann verliert das Blau der Haut seine Farbe und der Kampf ist vorbei. Auch ein trauriger Augenblick, trotz der Freude über den großen Fang: Alleine die Filets sind länger als mein Cockpitboden, das schon aufgesetzte Nudelwasser wird zum Abspülen verwendet.
Leichter Passatwind füllt meine Segel, Zeit zum Nachdenken über das Geschenk, das das Meer uns da gemacht hat.


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