Sonntag, 26.12.10

Sonntag, 26.12.10 Nach der Schiffs- und Sicherheitseinweisung kommen die Leinen los, ich werde über UKW-Kanal 12 bei der Hafenmeisterei abgemeldet, und schon stecke ich meinen Bug in den Indischen Ozean. An dieser Stelle muss ich euch leider einen kleinen Naturkundevortrag über die Besonderheit dieses Törns halten: Südafrika ist die Wetterscheide zwischen dem recht stabilen Südindik-Hochdruckgebiet und dem ebenfalls recht stabilen Südatlantik-Hochdruckgebiet. Das Südindikhoch macht auf seiner Rückseite, also hier, eher nördliche Winde, da es sich linksherum dreht. Und das Südatlantikhoch macht auf seiner Vorderseite, also an der Westküste, eher südliche Winde, da es sich ebenfalls linksherum dreht. Nordwinde sind hier unten auf der Südhalbkugel natürlich vom Äquator kommend eher warm und feucht, Südwinde sind aus der Antarktis kommend eher kalt und trocken. An der Südspitze treffen diese unterschiedlichen Luftmassen zusammen und bilden Kaltfronten, nach denen auch hier an der Ostküste kräftiger Südwest weht. Die Kaltfronten stammen aus Tiefdruckgebieten, die um die Antarktis herum beständigen West-Starkwind (Roaring Forties) und damit einen konstanten Südwestschwell produzieren. Nun fließt aber der Agulhas-Strom an dieser Küste von Nord nach Süd – und bei Südwind bilden sich dadurch (Strom gegen Wind) ekelhafte Wellen, die sich bis zu sogenannten Monsterwellen auftürmen können. Da will ich nicht rein! Die Törnplanung muss also sein: Segeln, wenn gerade eine Kaltfront durchgezogen ist und der Wind wieder auf Ost oder Nordost gedreht hat, dann so lange segeln, bis die nächste Kaltfront anrauscht und auf jeden Fall vorher den erstbesten Hafen aufsuchen! Da am 24.12. eine Kaltfront ein paar Regentropfen auf den Fisch gepustet hat, ist heute ein guter Abreisetermin. Der Wind dreht am Abend sogar auf Nordost, was in jedem anderen Segelrevier für eine Seegangsglättung im südwärtssetzenden Agulhasstrom sorgen würde. Hier aber nicht, denn die Strömung wird zwar immer schneller, trifft aber auf die Südwest-Dünung und sorgt auch bei diesem Wetter für ekelhafte Wellen. Fazit: Hier sind immer ekelhafte Wellen. Bei Gutem Wetter sind sie nur etwas kleiner.


Zurück zum Törn: Von Durban nach Kapstadt - Dezember 2010

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