
Montag, 28.09.15 Dies ist eine Beschwerde bei den Wettergöttern: Während der gesamten Saison hatten wir nachts so gut wie nie bedeckten Himmel. Heute klingelt um vier Uhr in der Frühe der Wecker, um die Mondfinsternis anzuschauen – und was ist?! Nix ist. Wolken. Später sogar Nieselregen! Frühstück gibt es noch später aber schon wieder im Cockpit.
Irene und Katja kommen vom Joggen zurück und berichten von den tausenden Schwimmwesten auf der Ostseite der Insel. Die brauchen die Flüchtlinge ja jetzt nicht mehr, und deshalb sind die griechischen Inseln zurzeit sehr, sehr bunt. Wilhelm wundert sich jetzt auch nicht mehr, dass in Izmir selbst in Schuhgeschäften Schwimmwesten verkauft werden.
Ich hangele mich ab Mittag durch die kleinen Flauten und wechselnden Winde im Lee von Samos nach Süden, und es dauert nicht lange, bis der Meltemi mit vier, fünf Beaufort einsetzt. Agathonisi ist schon gut zu erkennen, weil es dort nämlich brennt und zwei Löschflugzeuge den Weg weisen. Im kleinen Hafen bekomme ich einen Logenplatz direkt am Kai, nur einige von den ca. 150 Syrern müssen mal eben die Beine hochziehen. Die Kinder bekommen ein bisschen Schokolade aus meinem Vorrat, ein paar Männer tanzen, die Stimmung schwankt zwischen Freude, immerhin in Europa angekommen zu sein – und Ungewissheit, wie es nun weiter geht. Sabine und Georgios, meine Lieblingswirte auf Agathonisi, erzählen später, dass teilweise hunderte Flüchtlinge pro Tag auf der winzigen Insel anlanden. Das ist ein Vielfaches der eigentlichen Bevölkerung. Abends kommt eine Extra-Fähre und lädt die Flüchtlinge ein, danach ist plötzlich Ruhe und Beschaulichkeit. Bis morgen dann…
Zurück zum Törn: Von Kusadasi nach Kusadasi – Ende September 2015