Charleston – November 2000

01.11.2000

Mittwoch, 01. November 2000

Mittwoch, 01.11.00 – Da fahren sie dahin… wer wird nun immer die Cola im Cockpit verschütten??
War schön mit euch beiden, bis nächstes Jahr!!!
Wolfgang füllt noch schnell die Wassertanks, und dann gibt es mal wieder ein Einhand-Manöver, denn das Liegen in der Marina macht ja keinen Sinn, solange keine Gäste an Bord sind:
Wir ankern. Vier Wochen lang hat Wolfgang jetzt Zeit, meine allherbstliche
Erholungsphase sinnvoll zu nutzen. Da bin ich ja mal gespannt!

02.11.2000

Donnerstag, 02. November 2000

Donnerstag, 02.11.00 – Ölwechsel und Seewasserpumpenwechsel, immerhin!

03.11.2000

Freitag, 03. November 2000

Freitag, 03.11.00 – Aufräumarbeiten nach der Schwerstarbeit gestern, naja…

04.11.2000

Samstag, 04. November 2000

Samstag, 04.11.00 – Endlich Wochenende! Der Skipper nimmt sich verdientermaßen frei und bummelt
durch Charleston. Üblicherweise ist das hier ja ein persönliches Schiffslogbuch, in dem auf Landausflüge nur wenig Rücksicht genommen wird, weil ich ja sowieso nie mit darf. Außerdem gibt es prima Reiseführer, in denen der geneigte Leser sich ja weiterbilden kann. Und in diesem Falle auch , Charleston ist es nämlich wirklich wert. Das erkennt man schon von
weitem, weil nämlich ausnahmsweise die Kirchtürme (und nicht die
Bankfilialhochhäuser!) die höchsten Bauten sind.
Mit dem Niedergang der Baumwoll- und überhaupt der Plantagenindustrie vor 140 Jahren fiel
Charleston in den Nachbürgerkriegsschlaf… und wacht erst heute so langsam wieder auf – mit dem intakten Stadtkern aus dem vorvorigen Jahrhundert! Die Küche hat schon creolischen Einfluß, Jazz wird auch gespielt, einige Bars haben sogar richtig lange geöffnet…

05.11.2000

Sonntag, 05. November 2000

Sonntag, 05.11.00 – Skippererholungstag mit Bräunungsphase im Cockpit.

06.11.2000

Montag, 06. November 2000

Montag, 06.11.00 – „Klar bei Anker?“ –
„Ist klar!“ –
„Heiß auf Anker!“
Für Außenstehende mag das ja lustig aussehen, wie der Skipper sich Kommandos gibt, um sie dann selbst auszuführen. Aber Ordnung muss sein, ein bißchen zackiger da vorne,
recht so, jawoll!! Besonders beeindruckend sind die Zwiegespräche mit der
Fernbedienung für „Gustav“, den Autopiloten:
„Steuermann, ein Strich weiter Backbord, neuer Kurs Nordooost zu Nord!“
Und Gustav antwortet dann:
„Piep -sssssst“
(Jetzt hätte ich doch fast vergessen, wozu das ganze Theater gut ist: 15 Meilen den Wando River hinauf befindet sich eine kleine Werft. Die letzte in South Carolina, in der Bootseigner selber an ihren Schiffen pinseln und polieren und schrauben dürfen. Und da fahren wir jetzt hin!)
Im „Halsey Cannon Boatyard“ hat die Selbstgesprächeführerei dann ohnehin ein
Ende, am Steg steht schon die Mannschaft vom Kran, die Jungs sind prima professionell, ohne Kratzer, ohne Fluchen, ohne Probleme hänge ich plötzlich in der Luft, werde einmal quer über den Hof gefahren, bekomme das Unterwasserschiff hochdruckgereinigt und stehe dann aufgebockt an Land. Und Wolfgang atmet auf, denn an Rumpf und Kiel und Ruder sind keine größeren Probleme sichtbar, alles dicht und fest!

07.11.2000

Dienstag, 07. November 2000

Dienstag, 07.11.00 – „Slightly remote“ nennt man das dann: etwas abgelegen… das ist eine
Untertreibung für „am A… der Welt!“. Nachts teilt sich Wolfgang die Werft
mit den Hunden und Katzen, und am Morgen rückt dann ja die ganze Belegschaft
wieder an. Arbeitsprogramm für den Skipper heute: Rumpf und Deck schrubben
und entgilben. Freizeitprogramm: Leute kennnenlernen.

08.11.2000

Mittwoch, 08. November 2000

Mittwoch, 08.11.00 – Unterwasseranstrich mit den ganzen Vorbereitungen und so dauert das auch den
ganzen Tag…

09.11.2000

Donnerstag, 09. November 2000

Donnerstag, 09.11.00 – Rumpf polieren, kleine Schäden ausbessern…

10.11.2000

Freitag, 10. November 2000

Freitag, 10.11.00 – Getriebeöl wechseln, Ersatzteile organisieren, Rettungsinsel zur Wartung bringen…

11.11.2000

Samstag, 11. November 2000

Samstag, 11.11.00 – Wochenende! Viel Spass im Karneval an alle Rheinländer! Hier wird es einerseits leer, weil die Belegschaft frei hat, aber andererseits kommen ein paar „Wochenendschrauber“, für Unterhaltung ist also weiterhin gesorgt. Der große weiße Hund stiehlt die Tüte mit dem Schmirgelpapier und findet die Verfolgungsjagd durch die Nachbarschaft ganz toll!

12.11.2000

Sonntag, 12. November 2000

Sonntag, 12.11.00 – Siehe 11.11.2000

13.11.2000

Montag, 13. November 2000

Montag, 13.11.00 – Seit genau einem Jahr sind die Materialien für neue Mittel- und Oberwanten an Bord. An den alten ist zwar nichts kaputt, aber sie haben halt einfach 17 Jahre auf den Kardeelen. Außerdem wollen Wolfgang und Bordingenieur Dieter möglichst keine gewalzten Endstücke mehr an den Drähten haben, weil die nicht mit Bordmitteln reparabel sind. Komplette Systemumstellung auf schraubbare Norseman-Terminals.

14.11.2000

Dienstag, 14. November 2000

Dienstag, 14.11.00 – Und das dauert einfach länger als nur einen Tag.

15.11.2000

Mittwoch, 15. November 2000

Mittwoch, 15.11.00 – Das dauert sogar länger als zwei Tage, aber keine ganzen drei. Zur Feier des Tages gibt es eine Feier!
Die war übrigens eigentlich schon für gestern geplant, Sheila und Bruce von der Bahama Star wollten nämlich einen Truthahn braten. Leider konnten die Katzen das Braten nicht abwarten und haben nachts schonmal ein paar wichtige Teile von Truthahn Nr.1 vorgekostet…
Sheila und Bruce fahren bis zu 18 Chartergäste auf ihrer riesigen Sloop, deshalb haben sie auch einen Strandpartykocher und passende Töpfe an Bord, um den Truthahn Nr.2 mal eben am Stück in 15 Litern Erdnussöl zu frittieren. Das schmeckt übrigens wider Erwarten ganz hervorragend und gar nicht fettig! Ganz im Gegenteil, das Fleisch bleibt unheimlich zart, die Haut wird prima kross – mjammjammjam…. Wolfgang steuert als Beilage eine kastilische Tortilla und grüne Bohnen an Parmesan und Muskatnuß bei, das Gelage möge beginnen…
(und die ganzen unglaublichen Geschichten, wenn die Skipper mal unter sich sind: Bruces haarspraybetriebene Kartoffelkanone, Bobbies Truckerstories aus seinem „vorigen“ Leben, Sheila und das Stripvolleyballspiel, und Wolfgangs unendlichen Zoll- und Polizeierfahrungen….)

16.11.2000

Donnerstag, 16. November 2000

Donnerstag, 16.11.00 – Wenn Joshua Wolfgang vorgestern nicht einfach den Heizlüfter mitsamt Verlängerungskabel ins Cockpit gestellt hätte, dann wäre der Skipper jezt tiefgefroren. Um 08.00 h beträgt die Temperatur nach sternenklarer Nacht 3,5°C im Salon ( der Heizlüfter steht im Vorschiff!), im Cockpit ist alles dick vereist. Und um 11.00 h laufen alle wieder in kurzer Hose rum, denn auf dem gleichen Breitengrad wie Nordafrika hat auch die Novembersonne noch gut Kraft!
Wegen leichter Verkaterung beschränken sich die Arbeiten an mir auf das Anbringen neuer Markierungen auf der Ankerkette und ähnlich stupide Tätigkeiten.

17.11.2000

Freitag, 17. November 2000

Freitag, 17.11.00 – Wolfgang erledigt Kleinkram, bessert die Macken vom Ankern am Bug aus und lauter so Zeugs. Am Abend kocht er für sich und Rob und Ed und dessen Vater Bohnen mit Bratwurst, was einer lustigen und langen Erzählrunde endet.

18.11.2000

Samstag, 18. November 2000

Samstag, 18.11.00 – Ich bekomme eine Zwischenreinigung, weil Besuch angesagt ist.

19.11.2000

Sonntag, 19. November 2000

Sonntag, 19.11.00 – Thomas Menke („Viete“, und außerdem Wolfgangs ältester Freund, weil Nachbarsjunge und nur drei Wochen älter!) landet nämlich am Abend und bringt tausend Grüße aus Warstein mit. Und eine Reserve-Einspritzpumpe, ein paar Spezialwerkzeuge und die dazugehörigen Zollgeschichten: „Please open that Suitcase!“ an jedem einzelnen Kontrollpunkt….

20.11.2000

Montag, 20. November 2000

Montag, 20.11.00 – Rob revanchiert sich für das Abendessen am Freitag und fährt Viete und Wolfgang in ein prima Restaurant in Mount Pleasant. Da gibt es nämlich tatsächlich Warsteiner vom Fass!

21.11.2000

Dienstag, 21. November 2000

Dienstag, 21.11.00 – Gearbeitet wird zwischendurch natürlich auch noch. Vietes zarte Bänkerhände eignen sich prima zum Winscheninnenmechanikreinigen, weil er mit seinen schlanken Fingern prima das alte Fett aus den Zahnrädern pulen kann! Und bis zum nächsten Kundenkontakt werden die Fingernägel schon wieder sauber…

22.11.2000

Mittwoch, 22. November 2000

Mittwoch, 22.11.00 – Ich schwimme wieder! Aber ich liege immer noch am Werftsteg, wegen des Heizlüfters. Für die Nacht ist nämlich Frost angesagt, da ist das doch ganz angenehm.

23.11.2000

Donnerstag, 23. November 2000

Donnerstag, 23.11.00 – Die „Serenada“ von Ed schwimmt auch wieder, und zusammen motoren wir in den frühen Morgenstunden den Wando hinunter nach Charleston. Viete ist begeistert von der Flußlandschaft mit den Frühnebelschwaden, den Pelikanen, Seeadlern, Reihern…
Ich werde wieder vor der City-Marina vor Anker gelegt, danach gehen Viete und Wolfgang in die Stadt zum Truthahnessen, weil nämlich heute Thanksgiving (Erntedank) ist. Das ist übrigens als Familienfest wichtiger als Weihnachten, weil die erste Ernte den Pilgrim-Fathers das Überleben erst gesichert hat. Und ohne Pilgrim-Fathers mit ihren Familien wäre das hier vielleicht immer noch Indianerland. Weshalb die Indianer Thanksgiving auch nicht so überschwenglich feiern…

24.11.2000

Freitag, 24. November 2000

Freitag, 24.11.00 – Meine Crew geht fremd und steigt auf ein Ausflugsboot zum Fort Sumter um. Für Segelyachten ist Anlegen da leider verboten, aber Viete als alter Südstaatenfan muss da einfach hin. Ist auch wirklich interessant. Und zusätzlich zum kulturellen Programm stiftet Mutter Natur dann noch ein paar jagende Delfine und ein Fischotterpärchen

25.11.2000

Samstag, 25. November 2000

Samstag, 25.11.00 – Je öfter Viete und der Skipper in die Stadt gehen, um so begeisterter kommen sie zurück. Wolfgang wagt das Urteil: „Sie“ (so sagen die Einheimischen) ist die schönste Stadt an der Ostküste.
Leider zieht gerade eine Kaltfront durch, und weil der Skipper auf der Nachbaryacht wegen der Böen und des Regens in Hektik ausbricht, lassen sich Wolfgang und Viete anstecken und veranstalten Chaos, bis mein wunderschöner Teakbootshaken an einer Mooringboje abbricht.

26.11.2000

Sonntag, 26. November 2000

Sonntag, 26.11.00 – Nach dem Stress von gestern ist heute natürlich Erholung bei Sonnenschein angesagt.

27.11.2000

Montag, 27. November 2000

Montag, 27.11.00 – Langsam füllen sich meine Kojen, denn Roland Rollinger (ja, genau der Roland Rollinger) und Manfred Schwarz (war zuletzt von Martinique bis St. Maarten an Bord) aus München kommen am Abend an und werden gleich bei „Salty Mike“ an der Theke mit einer Wiedersehens- und Willkommensfeier eingenordet

28.11.2000

Dienstag, 28. November 2000

Dienstag, 28.11.00 – Langsam wird es ausgebucht, denn Evi Endler vom Wörthsee (zum ersten Mal an Bord, herzlich willkommen!), Martina Zöttl aus München (zuletzt von Malaga bis Gran Canaria an Bord) und Michael Zimmer (zuletzt auf den Kanaren an Bord) kommen am Abend an und werden gleich bei „Salty Mike“ an der Theke mit einer Wiedersehens- und Willkommensfeier eingenordet.

29.11.2000

Mittwoch, 29. November 2000

29.11.2000

Mittwoch, 29.11.00 – Es wäre natürlich total daneben, ohne Stadtbummel heute schon gehetzt abzulegen. Außerdem muss ich ja noch vollgebunkert werden, und außerdem spielt bei „Salty Mike“ heute eine Country-Band live! Und man kann sich Pizzen in die Kneipe kommen lassen, braucht selbige also auch zum Essen nicht verlassen!