Montag, 04.06.01 – Einer von den Boulespielern hat einen Schwiegersohn, der einen Pickup hat! Und damit fahren Eva von der „Windriver“, Hannelore und Günther von der „Freya“ und meine beiden über die Insel.
Kurz hinter dem Dorf hört die befestigte Straße auf, auf Schotterpisten geht es weiter durch die Grüne Hölle. Der Pass zur anderen Seite der Insel liegt auf fast 1000 Metern Höhe, atemberaubende Blicke von da oben! Dann runter zur Nordseite, mal am Abgrund lang, mal durch dichten Dschungel, weiter unten dann durch Kokosplantagen – Pierre (der Fahrer) erklärt, Wolfgang übersetzt und Hannelore übermittelt durch die Heckscheibe zu Günther und Eva, die sitzen nämlich auf der Ladefläche.
Im ersten Dorf wird an Pierres Elternhaus gerastet, es gibt frische Trinkkokosnuss. Und die ersten Tikis sind zu besichtigen, das sind die polynesischen Steinfiguren, die Geister oder Ahnen darstellen.
Diese beiden standen schon immer da, sagt Pierre, sogar schon, als sein Großvater geboren wurde! Den geschichtlichen Hintergrund kennt er leider nicht, aber von dem einem Tiki aus ist er immer auf’s Pferd gestiegen, als er klein war, das ist doch eine prima Geschichte: Das berühmte „auf-das-Pferd-Kletter-Tiki“! Und lacht sich weg…
Im nächsten Dorf wird Pfingsten gefeiert. Pierres Schwiegervater taucht aus der Menge auf, der Küster/Dorfpolizist gesellt sich dazu und schon sind alle zum Festschmaus eingeladen, den die drei umliegenden Dorfgemeinden (ca. 120 Personen) hier gerade veranstalten. Zwei riesige Erdöfen wurden gerade geöffnet, aus den heißen Kokosblatttaschen werden die fantastischsten Leckereien ausgepackt, die da stundenlang im Sand und unter heißen Steinen gegart haben: Lamm-, Huhn-, Rind-, und Schweinefleisch in allen erdenklichen Soßen; Fisch, Muscheln und kakerlakenähnliche Seepocken in allen Garungszuständen von roh bis kross;
Früchte und Gemüse mit unaussprechlichen Namen, die die Gastgeber zwar jedesmal stolz sagen, wenn sie wieder zwei Hände (!) voll auf den Tellern ihrer Gäste abladen, die man sich aber trotzdem einfach nicht merken kann….
Dieters Lieblingsessen ist seit heute jedenfalls „angegorene Banane in Kokosmilch“…
Danach geht es weiter zum eigentlichen Ziel des Ausflugs, einem alten Opferplatz, wo vor 200 Jahren zum letzten Mal die Häuptlinge des überlegenen Stammes den Häuptlingen des unterlegenen Stammen das „Mana“ (Lebensessenz…schwer zu übersetzen, sagen die Insulaner!) aus dem Schädel gelöffelt haben…
Allein die Vorstellung ist gruselig, die Tikis sind gruselig, der ganze Platz im einem tiefen Dschungeltal ist gruselig – schnell weiter an den Strand!
Auf dem Rückweg klaut Pierre noch schnell ein paar Bananenstauden, mit dem Dunkelwerden kommen alle zurück, trinken noch einen Absacker auf der „Freya“ und begießen so das Glück, gleich zu Beginn des Südseeaufenthaltes zu einem so großartigen Festessen eingeladen gewesen zu sein!