Von Tonga nach Tonga – September 2001

13.09.2001

Donnerstag, 13. September 2001

Donnerstag, 13.09.01 – Morgen legen wir ab in Richtung Wildnis, deshalb wird heute gebunkert, was das Zeug hält: Sauerkraut, Schweinsbratwürste, Sauerteigbrot, Salami auf Bayrische Art, Räucherspeck – ihr ahnt es schon: in Nuku’Alofa gibt es einen deutschen Metzger!
Und weil soooo viele Deutsche hier ja nun auch nicht vorbeikommen, feiert er den Abschied für Brigitte und Rosi (die bis zum Abflug am Samstag ein Hotel mit heißer Dusche für sieben Personen gebucht haben, auch wenn der Wirt das mit den sieben Personen pro Dusche nicht sofort verstanden hat…) gleich mit!

14.09.2001

Freitag, 14. September 2001

Freitag, 14.09.01 – Ausklarieren (es gilt weiterhin: je kleiner das Land – desto gewaltiger die Bürokratie!), Wasser bunkern, Leinen los und nach zwei Meilen schon wieder vor Anker liegen: Pangaimotu ist eine der Inseln, die den Hafen von Nuku’Alofa als natürliche Wellenbrecher schützen. Nur, dass sie schöner sind als künstliche Wellenbrecher! Ansonsten das übliche Inselprogamm: Schwimmen, Schnorcheln, Inselerkundungsgang, Brotzeit mit Bayrischer Salami…

15.09.2001

Samstag, 15. September 2001

Samstag, 15.09.01 – Ein langer Segeltag – schon um 05.00 h in der Frühe geht es los, denn Nomuka ist auch in der anderen Richtung über 60 Meilen entfernt!
Aber heute bläst der Passat mit fünf Beaufort aus der richtigen Richtung, Steffi „gewöhnt“ sich mühsam an den Seegang, die anderen haben das ja schon hinter sich! Den ganzen Tag über scheint die Sonne, nur das Ankermanöver geht in heftigen Böen und in einem heftigen Schauer unter. Und erstmalig seit über einem Jahr wird deshalb das Sonnensegel als Wind- und Regenschutz über dem Niedergang aufgespannt!

16.09.2001

Sonntag, 16. September 2001

Sonntag, 16.09.01 – Es ist weiterhin ziemlich sehr windig, und deshalb bleiben wir einfach hier. „Unsere Insel“ (Nomuka Iki) lädt zum Strandspaziergang, der dann zur Rundwanderung wird, die dann zur Expedition ausartet… nach drei Stunden fallen alle neben dem Beiboot in den Sand: müde, aber um viele Eindrücke (Riff bei Ebbe, eine Fischerhütte mit Trockentintenfischmobile, ein gemauertes, verlassenes Klo, diverse Hüttenbauplätze für Klaus und Wolfgang, schmackhafter Seetang…), viele Muscheln (Alex mit einem Kauri-Prachtexemplar!) und eine frische Papaya reicher!

17.09.2001

Montag, 17. September 2001

Montag, 17.09.01 – Es ist weiterhin ziemlich sehr windig, deshalb schlägt meine Mannschaft die kleine Fock an – und dann segeln wir los! Rauschefahrt durch Riffe, Wale und Inseln, guter Ausguck ist gefragt, weil die Seekarten (sowohl die papierenen als auch die elektronischen) in dieser verlassenen und völlig unbekannten Gegend ziemlich daneben liegen.
Da muss eben doch mal nach alter Väter Sitte gepeilt und gekoppelt werden, und auch das Radargerät gibt natürlich Orte in Echtzeit an. Und deshalb kommen wir ja auch sicher an, heute hinter Haafeva, da sollte eigentlich ein einsamer Strand sein. Leider wird aber gerade eine neue Mole gebaut, es handelt sich also nur um eine einsame Baustelle…
Ein Neuseeländer ist auch schon da und belegt den optimalen Ankerplatz. Nun denn…zum Ausgleich liest der Skipper am Abend ein Kapitel aus den 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär vor, das empfehle ich hiermit leserschaftübergreifend als geniales Trostpflaster!

18.09.2001

Dienstag, 18. September 2001

Dienstag, 18.09.01 – Eine wunderbare Kreuz bei wunderbarem Wetter und wunderbar leichtem Seegang (weil wir schon hinter den äußeren Inseln der Ha’Apai-Gruppe segeln), ein wunderbarer Ankerplatz vor einem wunderbaren Strand an einer wunderbaren kleinen, unbewohnten Insel (Lofanga), wo leider schon wunderbarerweise der Neuseeländer von gestern liegt, denn nur durch ein Wunder kann er mich heute unterwegs überholt haben! (Trotzdem echt wunderbar hier!!!)

01.10.2001

Montag, 01. Oktober 2001

Montag, 01.10.01 – Heute geben wir mal unumwunden zu, dass das Wetter ganz schön schlecht ist: nur 22°C, dazu viel Wind und manchmal ein paar Schauer. Der Himmel ist nur selten blau, ein verspäteter Wintereinbruch sozusagen.
Macht aber nichts, denn erstens liege ich hier absolut sicher, und zweitens ist ja heute Abendessen bei Paul und Edith angesagt, und in deren Wohnzimmer regnet es nie!
Edith hat Lu Ika gekocht, das ist ein Fischauflauf mit Lu, was wiederum ein spinatähnliches Blattgemüse ist. Zum Nachtisch gibt es Bärbels berühmten Wiener Apfelstrudel und danach liest Wolfgang eines der Leben vom Käpt’n Blaubär vor. Burkhard liegt fast unter dem Tisch vor Lachen…

02.10.2001

Dienstag, 02. Oktober 2001

Dienstag, 02.10.01 – Heute wird hart gearbeitet, und zwar auf der Kalia „Millenium“.
Das ist jetzt mal wieder eine etwas kompliziertere Geschichte: Eine Kalia ist ein tonganisches/polynesisches Zweirumpfboot, das vorwärts und rückwarts segelt und den kurzen Rumpf immer in Luv hat.
Eigentlich hätte der König auf eben dieser Kalia das neue Jahrtausend (was wegen der Beule in der Datumslinie ja zuerst in Tonga begann!) segeln sollen, leider ist das gute Sück aber erst ein halbes Jahr zu spät fertig geworden, dafür aber in allerbester polynesischer Tradition – will sagen: ein über 30 Meter langes hochseetüchtiges (?!) Schiff mit handvernähten Planken.
Ohne ein einziges Stück Metall!
Ist auch schon ein paar Meter weit gesegelt und verrottet seitdem gegenüber von meinem Liegeplatz. Naja, und Burkhard wittert natürlich ein Projekt…
Klaus und Wolfgang helfen jedenfalls beim Vermessen- Ordnung muß sein! Am späten Abend trifft außerdem das erste neue Crewmitglied für den Tonga-Fiji-Törn ein: Klaus und Bärbel heißen Wolfgang Thiele in Vertretung willkommen, der Skipper ist leider im „Billfish“ verschollen…