Von Fidschi nach Auckland – November 2001

08.11.2001

Donnerstag, 08. November 2001

Donnerstag, 08.11.01 – Der vierte Abschied ist dann auch ihr eigener: Bärbel und Klaus verlassen nach über zehn Wochen und über 1700 Meilen und über siebzig Abenteuern meine Planken.
Und wie Klaus dann schon auf der Mole sitzend, ein letztes Mal „Heute hier, morgen dort“ spielt, während die anderen Schiffe uns beim Auslaufen zum Abschied tuten, da wird es dem Skipper und mir ganz schön warm ums Herz…
Kommt bald wieder, ihr (und natürlich auch Karen und Fabian!) wart eine tolle Crew!!!
Mark freut sich natürlich nur, ist ja auch erst gerade mal angekommen und schon unterwegs! Zum Eingewöhnen segeln wir 13 Meilen (bringt bestimmt Glück!) bis nach Malolo Lailai, da geht es dann sofort zum Spanferkelessen mit anschließender Fijianischer Show.
Nicht das hier irgendwie Langeweile aufkommt! (Aufgrund des unglaublichen Segelpensums, das ich und meine Crews hier im Verhältnis zu den anderen „Fahrten“-yachten zurücklegen, werde ich auf der morgendlichen Funkrunde nur noch als „auf der Flucht befindlich“ bezeichnet…!)

09.11.2001

Freitag, 09. November 2001

Freitag, 09.11.01 – Die vorletzten Vorbereitungen für den großen Schlag nach Neuseeland werden leider durch Filmarbeiten behindert. Kanal Plus aus Australien dreht hier eine dieser unsäglichen Insel-Opern, weshalb die Strandbar mit lauter gaaaaaaaanz tollen Leuten gefüllt ist.
Apropos Strandbar: an der Strandbar können sich die Segler selbst was auf den Grill schmeißen, Brennholz, Teller, Besteck und sogar Soßen und Ketchup werden zur Verfügung gestellt, nur das Fleisch muss man selbst mitbringen – und die Getränke darf man nicht. Dafür ist ja die Bar da!
Mark und Wolfgang lassen sich also ein paar Steaks in der Küche der anderen Resort-Bar marinieren und versuchen, zwischen „verkohlt“ und „roh“ eine genießbare Schicht zu ergrillen…
Ein schwedisches Landurlauberehepaar gesellt sich dazu – und Gary von der „Chelsea“, der auf der Suche nach weiblicher Crew auch von Vuda-Point hierher gesegelt ist und jetzt gerade in der Kontaktknüpfungsphase mit den gaaaaaaaaaanz tollen Leuten ist. Dazu trägt er (von oben nach unten): einen Zylinderhut, ein knallrotes Frackhemd mit schwarzer Fliege, karierte Boxershorts und Badelatschen.
Leider sorgen gaaaaaaaaanz wichtige Leute vom Sicherheitspersonal bei den abendlichen Dreharbeiten dafür, dass dieser Farbtupfer die Inseloper doch nicht verschönern darf. Schade. Der Abend geht aber trotzdem als „besonders bemerkenswert“ in diese Kurs-West-Annalen ein…

10.11.2001

Samstag, 10. November 2001

Samstag, 10.11.01 – Die allerletzten Vorbereitungen für den großen Schlag nach Neuseeland (noch ein paar frische Mangos, Postkarten einwerfen, Dhingi verstauen) sind dann auch irgendwann erledigt, die Wetterkarte lässt auf gutes Wetter für die ersten Tage hoffen, die Vorleine wird gelöst und unter dem üblichen Muschelgetute dreht sich mein Bug um 14.30 h nach Süden.
Die Sonne steht heute mittag exakt senkrecht über Fiji – und damit beginnt so langsam die Taifun-Saison: Zeit, weiter zu segeln. Zwei kleine Motus markieren die letzte Riffpassage, die letzten Palmen verschwinden am Nachmittag hinter dem Horizont: Kurs Süd-Süd-West für über 1200 Meilen. Mit wunderbarem Passat in die erste Nacht, nur Marks Magen muss sich noch etwas besser an die schwankende Umgebung gewöhnen.

11.11.2001

Sonntag, 11. November 2001

Sonntag, 11.11.01 – Für eine schöne Dorade endet der Karnevalsanfang gar nicht so lustig – nämlich in der Pfanne! Ansonsten: Ostwind mit vier Beaufort, ein paar weiße Schönwetterwölkchen, Bordroutine stellt sich ein, wie immer, wenn wir auf Langfahrt sind.

12.11.2001

Montag, 12. November 2001

Montag, 12.11.01 – Nach dem Frühstück eine erfrischende Dusche auf der Badeplattform, keine Wetteränderung. Ein Vorsegelwechsel von Arbeitsfock zu Rollgenua wird schnell mal erledigt, weil die Genua in Vuda-Point umgearbeitet wurde und der Skipper jetzt schauen will, wie sich der veränderte Schnitt unterwegs bewährt: alles bestens! Ist jetzt leichter zu handhaben, weil der UV-Schutz aufgenäht wurde und nicht mehr als Extra-Persenning aufgeheisst werden muss.

13.11.2001

Dienstag, 13. November 2001

Dienstag, 13.11.01 – Einfach schön: die Nacht, der Morgen, die schöne Segelbrise. Mark holt „Häschen“ (Souvenir von seiner Freundin, Grüße an Anke!) aus seiner Koje und zeigt ihm unter sachkundiger Führung des Skippers mal das Cockpit und so.
Häschen muss ja auch noch Freundschaft schließen mit den beiden Teddys vom Bücherbord! (Rückfälle in infantile Verhaltensmuster kommen auf See bei den härtesten Männern vor! Macht euch keine Sorgen!) Den Sundowner gibt es ganz entspannt auf 23°06’S, 172° 34’E.

14.11.2001

Mittwoch, 14. November 2001

Mittwoch, 14.11.01 – Aber heute ändert sich was: Um 04.00 h dreht der Wind von SE auf NE, wobei er kurzfristig einschläft. Um 11.00 h dreht er weiter auf NNW, das passt zum Blistersegeln! Leider kein Publikum für die „Warsteiner“-Reklame, aber Mark hat versprochen, zurück in Deutschland ganz viel Werbung zu machen!
Um 13.30 dreht der Wind weiter bis auf WNW, später reiner West. Lustigerweise genau auf dem südlichen Wendekreis, also beim Verlassen der Tropen und der Passatbreiten! Das war die „Südsee 2001“! Bis nächstes Jahr!!!! (Kann man schon buchen!!!!)
Neuseeland liegt natürlich auch in der Südsee, aber eben nicht in den Tropen, sondern in den subtropischen Westwindbreiten, die hier auf der Südhalbkugel übrigens schon deutlich näher am Äquator beginnen, als „daheim“ im Norden. Das liegt am Fehlen großer Landmassen „down under“.
Die normalen Jahreszeiten haben wir dadurch natürlich auch wieder: der November entspricht dem Mai, es ist Frühling! Der Frontaufzug dahinten am westlichen Horizont sieht allerdings eher nach April aus – meine Mannschaft bereitet mal die kleine Fock vor. Man weiß ja nie, was drin steckt in so einer Front.

15.11.2001

Donnerstag, 15. November 2001

Donnerstag, 15.11.01 – 03.00 h: Sehr kommoder Frontdurchgang. Nur ein paar kurze Böen, seitdem mäßiger Wind aus SSW. Mit dem Sonnenaufgang wird deshalb wieder die Genua gesetzt. Wolfgang sieht dabei einen „Green Flash“ – zum ersten Mal morgens und zum ersten Mal außerhalb der Tropen, was nur geht, weil die Sonne schon so weit im Süden ist.
Mark ist auf dem Vorschiff und sieht nichts, sondern ärgert den Skipper seitdem ständig, indem er ihm den Unterschied zwischen rot und grün erklärt. Aber wer glaubt das auch schon, dass die Sonne manchmal grün scheint…
Ansonsten gibt Wolfgang morgens brav unsere Position an das „Sauerkraut-Netz“ (die deutsche Schwarzfunk-Wetterrunde) weiter, danach gibt es wie immer Frühstück, danach wird irgendwelcher Blödsinn veranstaltet, danach wird vielleicht irgendwas vernünftiges gemacht, danach ist der Tag schon wieder vorbei. Kalt ist es übrigens geworden: Nur noch 22° C unter Deck!

16.11.2001

Freitag, 16. November 2001

16.11.2001

Freitag, 16.11.01 – Weiterhin Aprilwetter: Mal reicht der Wind zum Segeln – mal nicht. In der Nacht nervt das den Skipper ein wenig, aber am Tage haben sie sich dann wieder beruhigt, der Skipper und der Wind: motorgestützt weiter nach Süden.
Die ersten Versuche, aus meinem und aus Marks Laptop ein Mini-Netzwerk zu basteln scheitern leider noch, aber die beiden großen Kinder sind wenigstens beschäftigt…

17.11.2001

Samstag, 17. November 2001

Samstag, 17.11.01 – Zwei prima frische Brote hat der Mark gebacken – und dabei nur einen Rührlöffel zerbrochen! Auf der Backanleitung steht nämlich immer: Stellen sie den Knethaken auf Stufe drei – und wenn Mark erstmal auf Stufe drei ist, dann ist hier nichts mehr sicher. Schon gar kein kleiner Rührlöffel!
Und plötzlich: während der langweiligen ersten Nachtwache (das Radargerät passt auf, der Motor schiebt und Autopilot „Gustav“ steuert!) klappt nach stundenlanger Hackerei die Laptop-Verbindung über ein Null-Modem-Kabel. Das hört sich jetzt vielleicht unspektakulär an, freut den Skipper aber, weil er endlich die ganzen Fotos mit Marks CD-Brenner auf einen kleinen Silberling speichern kann. Die Festplatte vom Bordcomputer ist eben einfach nicht wasserdicht!

18.11.2001

Sonntag, 18. November 2001

Sonntag, 18.11.01 – Eine ganz leichte Brise aus dem Südosten reicht mal zum Segeln unter Genua oder Blister – und dann wieder nicht, dann wird motort.
Macht auch nichts, das Leben an Bord ist jedenfalls sehr angenehm: kaum Seegang, genug Beschäftigung durch die Segelwechsel, die Computerspielereien, die allabendliche kleine Sundowner-Party, das anschließende Sternegucken etc…

19.11.2001

Montag, 19. November 2001

Montag, 19.11.01 – In den ganz frühen Morgenstunden sind die Leoniden zu sehen: das ist ein Sternschnuppenschwarm, der aus dem Sternbild des Löwen zu kommen scheint. Feuerwerk am Himmel! Manche der Sternschnuppen sind lang genug für drei Wünsche!!!
Nach der Funkrunde setzt meine Mannschaft den Blister. Und wie so oft, wenn es gerade nicht in den Kram passt, weil nämlich gerade irgendein Manöver gefahren wird, beißt ein Fisch.
Und da sind nur zwei Mann an Bord plötzlich ganz schön wenig, denn jetzt muss das Cockpit „fischklar“ (wasserdicht und aufgeräumt wegen der leider unumganglichen Sauerei beim Angeln…) gemacht werden, die Angel muss eingeholt werden und es muss auch noch weiter unter Blister gesegelt werden!
Das hift dem Fisch aber alles nicht, um 11.00 h zappeln 80 cm Skipjack-Thunfisch in der Plicht, und um 11.30 h gibt es Sashimi zum Mittagessen. So gestärkt klappt auch der nächste Segelwechsel. Der Wind hat weiter bis auf NNE gedreht und auf über vier Bft zugelegt.
Das ist zu viel für den Blister, aber gerade richtig für die normale Passatbesegelung: die Arbeitsfock nach Backbord ausgebaumt und die Rollgenua an Steuerbord. Dazu Sonnenschein: wunderbares Segeln!
Abends dann Thunfisch frisch gebraten aus der Pfanne, grenzt ja mal wieder an Kitsch, der Tag…

20.11.2001

Dienstag, 20. November 2001

Dienstag, 20.11.01 – Um 04.30 h erklingt aus dem UKW-Funkgerät der Seewetterbericht von Auckland-Radio. Die Zivilisation hat uns wieder, 1180 Meilen Einsamkeit hinter uns, aber nur noch 60 Meilen bis nach Opua.
Ein Hai verabschiedet uns vom großen Ozean – und eine große Delfinschule begrüßt uns ein paar Stunden später in Landnähe! Mark filmt, was die Video-Kamera hergibt, fast eine halbe Stunde lang spielen die „Außenbordskameraden“ in meiner Bugwelle, schöner kann ein „Willkommen ja gar nicht sein!
Wolfgang meldet uns über Funk beim Zoll an, da kennt man uns schon, weil alle Daten schon von unterwegs per e-mail geschickt wurden. Moderne Zeiten!
Bei Sonnenuntergang legt Mark mich dann an die Quarantäne-Pier in Opua, die Formalitäten gehen erstaunlich schnell über die Bühne. Alles frische Gemüse muss abgegeben werden, alle angebrochenen Lebensmittelkonserven, alle Eier, Honig etc.
Aber meine beiden Lebensmittelvertilger haben schon alles vorher aufgegessen und sogar noch schnell einen Riesentopf Popcorn gemacht, denn „gepoppt“ ist es nicht mehr so infektiös! (Muss aber auch abgegeben werden, der Zöllner grinst sich aber eins, als er von der Eiervernichtungskocherei der letzten Tage hört…)
Und dann kommt die Katastrophe: Bis alles erledigt ist, bis ich am endgültigen Liegeplatz in der Marina liege, und bis Mark und Wolfgang ihre Landgangsklamotten angezogen haben – bis dahin hat die einzige Kneipe am Ort zugemacht!

21.11.2001

Mittwoch, 21. November 2001

Mittwoch, 21.11.01 – Opua ist eigentlich keine richtige Stadt, sondern nur eine Wohngegend mit Fähranleger und großer, schöner Marina. Die nächste richtige Stadt ist Paihia, und wenn man gerade zehn Tage lang auf dem Hintern gesessen hat, dann sind die zwei Stunden Fußweg dorthin gerade das richtige Beinmuskelerweckungsprogramm.
Und schön ist der Weg! Immer am Wasser lang, dabei aber eher ein Dschungelpfad als ein Wanderweg, manchmal ein unheimlicher grüner Tunnel, dann wieder weite Blicke auf die Bay of Islands freigebend.
Und als Überraschung am Ende: eine tourismusorientierte Kleinstadt: Hotels, Restaurants, Cafés, Andenkenläden – könnte auch St. Gilgen am Wolfgangsee sein! Abends wird das Ankunftsfest nachgeholt: Im „Lighthouse“ wird getanzt, bis der Barkeeper das Licht anmacht. Und da ist es dann bald sowieso schon hell…

22.11.2001

Donnerstag, 22. November 2001

Donnerstag, 22.11.01 – Die Tage „danach“ sind ja immer so ein wenig schwierig…
Es gibt eigentlich nur drei Möglichkeiten, die Taifunsaison abzuwarten: entweder bleibt man in einem taifunsicheren Hafen (falls es so was gibt!), oder man segelt gleich weiter nach Australien, – oder man segelt hierher nach Neuseeland, was die beliebteste Variante ist, vor allem, weil man von hier aus (anders als von Australien!) ja nochmal eine Saison Südsee dranhängen kann.
Oder noch eine und noch eine.
Hier liegen Yachten, die betreiben das seit Jahrzehnten! Jedenfalls trudeln um diese Zeit hier lauter Yachten ein, die wir irgendwo auf dem Weg von Panama hierher schon mal getroffen haben. Wolfgang kommt nur in Etappen von einem Marina-Ende zum anderen, weil immer irgendwer auftaucht, den wir von irgendwoher kennen, und mit dem/der dann natürlich erstmal ausgiebig gequatscht werden muss. Das gehört sich so!
Den Höhepunkt erlebt die Klönerei am Abend, weil der Yachtklub ein Erntedank-Truthahnessen veranstaltet und alle Yachties eingeladen sind. Und natürlich auch kommen!

23.11.2001

Freitag, 23. November 2001

Freitag, 23.11.01 – In Waitangi (das ist heute ein Vorort von Paihia) wurde Neuseeland gegründet: Hier haben nämlich über 200 Maori_Häuplinge einen Vertrag mit dem Abgesandten der Britischen Krone geschlossen, der die Briten als Schutzmacht akzeptiert, aber den Einheimischen den Boden, die Waldnutzung und die Fischereirechte garantiert. Das war in den Zeiten der Walfänger wohl so langsam nötig, das da irgendwer mal aufräumte, die Bay of Islands und vor allem Russel hatten damals einen unglaublichen Ruf als Verbrecherverstecke, die Maoristämme bekriegten sich mit den frisch von den Walfängern aller Länder ertauschten Musketen gegenseitig – das Paradies war verloren.
Und mit dem Vertrag von Waitangi kam dann doch so was wie Ordnung in die Geschichte. Und bis heute haben die Maori aufgrund dieses Vertrages einen weitaus besseren Stand als zum Beispiel die Aboriginees in Australien, die man einfach ignoriert hat. Und das alles und noch viel mehr erfährt man in dem Museum, das heute in dem Haus des Gesandten untergebracht ist. (Über das Riesenkriegskanu und über die Fahrten der Polynesier erzähle ich euch dann demnächst mal was!)
Am Nachmittag kommt Ellen aus Holland an Bord, weil sie auf der „Beacon“, wo sie eigentlich Crewmitglied ist, zur Zeit nichts zu tun hat. Und hier an Bord ist natürlich immer was los, um 16.30 z.B. die Leinen: wir legen ab!
Unter Segeln durch den Sonnenuntergang in die nächste Bucht. Die „Phönix“ mit Peter und Ute begegnet uns im Fahrwasser, Peter macht Zeichen für „verdammt hohe Wellen draußen!!!“, aber wir wollen ja gar nicht in freies Wasser, sondern nur 10 Meilen weit zur Parekura Bay. Das ist eines dieser Schlupflöcher, von denen es hier Dutzende gibt. Grüne Weiden ringsherum, ein paar Ferienhäuser und ein Bauernhof: Bilderbuchneuseeland.

24.11.2001

Samstag, 24. November 2001

Samstag, 24.11.01 – Ein paar freche Möwen „helfen“ beim Frühstück, dann sind wir (was die „Sauerkraut-Funkrunde“ mal wieder unglaublich findet!) schon wieder unterwegs.
Am spektakulären „Hole in the Rock“ mit den entsprechenden Ausflugsbooten vorbei, beim Kap Brett vorbei, mit schöner ablandiger Brise am „Armen Ritter“ vorbei (das ist eine Insel, die aussieht, wie ein rückwärts in eine Pfütze gefallener armer Ritter, ist so!) bis nach über 50 Meilen Tutukaka querabliegt.
Da hält entgegen den Angaben des Hafenhandbuches der Ankergrund überhaupt nicht, deshalb tuckern wir doch in die kleine Marina am Ende der Bucht. Und da findet die Mannschaft dann doch tatsächlich eine Super-Kneipe (auch noch unter deutscher Leitung!)…

25.11.2001

Sonntag, 25. November 2001

Sonntag, 25.11.01 – Der Wind hat auf Südost gedreht und ist ganz schön stark geworden. Außerdem regnet es.
Gut, dass der Anker nicht gehalten hat, denn hier in der Marina lässt sich so ein Wetter natürlich besser aushalten als draußen in der Bucht. Hafentag für mich. Christine (die Wirtin von gegenüber!) organisiert eine Mitfahrgelegenheit nach Whangarei, da können Mark und Ellen ein bißchen rumbummeln, während Wolfgang mit den Crews der dort liegenden „Muskat“, „Largo Star“, „Orinoko“ und „Subeki“ ein Schwätzchen nach dem anderen hält.

26.11.2001

Montag, 26. November 2001

Montag, 26.11.01 – Ablegen vor dem Frühstück, Auckland kommt uns leider nicht entgegen! Der Wind hat weiter rückgedreht und weht jetzt aus Ost bis Nordost mit fünf bis sieben Beaufort. Recht böig, aber herrliches Segeln!
Selten, das die Logge mal unter sieben Knoten anzeigt, und das geht so den ganzen Tag lang. Deshalb sind wir auch schon um 16.00 h im Hauraki Golf, das ist quasi Aucklands Hausrevier. Eigentlich könnten wir gleich bis in die Stadt segeln, aber das schöne Wetter lädt zum Buchteln ein.
Kawau-Island hat eine wunderbare Ankerbucht, beim kleinen Yachtklub schlürft die Mannschaft noch schnell einen Capucchino und kauft drei Steaks zum Abendbrot, bevor der Anleger wieder freigemacht werden muss und wir in einem ruhigen Eck den Ankerplatz für die Nacht finden. (Besonders ruhig, weil nach der längst überfälligen Kawa-Zeremonie alle prima tief und fest schlafen!)

27.11.2001

Dienstag, 27. November 2001

Dienstag, 27.11.01 – Es ist unglaublich: Endlich mal würdige Regattagegner für mich! Beide Yachten der Briten, Prada 1 und 2, Kiwi Magic und die Schweizer versuchen vor mir im Hafen zu sein! Aber schon an der Übungsziellinie haben wir die Briten abgehängt, die Pradas verheddern sich im Schwarm ihrer eigenen Begleitboote, die Kiwis und die Schweizer drängen sich gegenseitig ins Abseits. Kurz vor dem Ziel wird es nochmal knapp, aber dann wird vor der grandiosen Skyline von Auckland die Geheimwaffe gesetzt: 120 Quadratmeter „Warsteiner“-Reklame beschleunigen mich auf acht Knoten, ich, meine Crew und mein Skipper, wir lassen uns den Sieg nicht mehr nehmen!!!!
Wir haben sechs Americas-Cupper sauber abgehängt!!!!!!!
Unter Blister durch den Hafen!!!!!!!!
Wahnsinn!!!!!!!!!!
Siegesfeier mit Muscheln und belgischem Bier bis zum Abwinken!!!!!!!!

28.11.2001

Mittwoch, 28. November 2001

Mittwoch, 28.11.01 – Auckland: City of Sails. Ich liege in der Westhaven Marina zusammen mit 2000 anderen Yachten. Das ganze Hafenviertel ist auf den Segelsport ausgerichtet, jeder Bootsausrüster hat hier seine Zweigstelle, ein ganzes Hafenbecken ist nur für die Americas Cupper reserviert, das Marine-Museum kennt kein anderes Thema als Segeln, nirgendwo sonst auf der Welt sind die Menschen so fanatische Segler wie hier.
Mark muss zum Flieger, da ist der Skipper ziemlich traurig. Wolfgang (nicht verwirren lassen, Wolfgangs gibt es nun mal wie Sand am Meer!) von der „Largo Star“ hat gerade Lydia, Cilia und den sagenumwobenen Marius zum Flughafen gebracht, er ist nur noch hier, um das Schiff zu verkaufen und deshalb auch ziemlich traurig.
Ellen muss wieder auf die „Beacon“, was nicht ganz so schlimm ist, aber zur allgemeinen Trauerstimmung passt. Um das zu ändern, feiern die drei Abschied. Mit der Betonung auf „Feiern“!

29.11.2001

Donnerstag, 29. November 2001

Donnerstag, 29.11.01 – Largo-Star-Wolfgang nimmt Ellen mit nach Whangarei, Galateia-Wolfgang (so heisst er übrigens auf der Funkrunde!) und ich bleiben alleine zurück.
Aber langweilig ist das auch nicht: die Stegnachbarn haben schon zum Mitsegeln bei der allabendlichen (!) Regatta eingeladen! Aber wir lassen es jetzt erstmal langsam angehen…

30.11.2001

Freitag, 30. November 2001

Freitag, 30.11.01 – Draußen nieselt es so vor sich hin, was die Kiwis natürlich nicht daran hindert, einen Regattalauf nach dem anderen zu starten. Es ist unglaublich! Skipper und ich bleiben aber schön am Liegeplatz, gesegelt sind wir ja nun wahrhaftig genug – und irgendwann muss dieses Logbuch ja auch mal geschrieben werden!

01.12.2001

Samstag, 01. Dezember 2001

Samstag, 01.12.01 – Prinzipiell ist das hier wie in Deutschland: während der Woche scheint die Sonne – und am Wochenende regnet es: Wolfgang liest, und ich lasse mir das Salz der Tropen aus der Takelage spülen.

02.12.2001

Sonntag, 02. Dezember 2001

Sonntag, 02.12.01 – Das mit dem Wochenendwetter gilt auch für heute. Obwohl – am Nachmittag geht es schon wieder, Wolfgang erkundet die nähere Umgebung und stellt fest, das der Original America’s Cup, also die hässlichste Teekanne der Welt höchstselbst tatsächlich hier am Anfang des Steges im Clubhaus des RNZYS aufbewahrt wird!
Eine nette Bekanntschaft gibt es außerdem zu vermelden: Lou vom Sicherheitsdienst (der auch plötzlich viel mehr Sinn macht, wenn man weiß, das der Cup hier rumsteht…!). Lou ist aus Samoa und hat beschlossen, jedesmal, wenn sie Wolfgang irgendwo auf dem Gelände trifft, einen Satz deutsch zu lernen. Heute: „Mir geht’s gut!“ Na prima!

03.12.2001

Montag, 03. Dezember 2001

Montag, 03.12.01 – Megawaschtag! Die ganzen langärmeligen Hemden, die langen Hosen, die Socken, einfach alles, was in den letzten Monaten ein Schattendasein im Regal gefristet hat und deshalb ganz schön nach Skipperkoje müffelt, kommt in die Waschmaschine.
Beim Warten auf das Ende vom einen zum anderen Waschgang und von Trocknerladung zu Trocknerladung liest mein gebildeter Käpt’n zwei komplette Krankenschwesternromane, die zur Langeweilevertreibung im Waschsalon rumliegen. Mal ganz was anderes!

04.12.2001

Dienstag, 04. Dezember 2001

Dienstag, 04.12.01 – Ich werde noch so’n bißchen aufgeräumt und nochmal geputzt, morgen kommen wieder Gäste! Mangels weitere Ereignisse hier noch eine wichtige Information: VOM 03.01.2002 BIS ZUM 27.01.2002 SIND DIE VOLVO-OCEAN-RACER HIER! UND ES GIBT NOCH FREIE TÖRNPLÄTZE HIER AN BORD!!!

05.12.2001

Mittwoch, 05. Dezember 2001

Mittwoch, 05.12.01 – Um 08.00 h klopft Stefan Kraft aus München an die Bordwand, da reibt sich Wolfgang die Augen und macht Frühstück für zwei.
Um 11.00 h kommen Claudia Krutzenbichler aus Braunschweig und Uli Bach aus Hannover dazu, damit ist die Crew komplett!
Willkommen an Bord!
Claudia kenne ich schon aus Portoroz-Zeiten, damals… Und weil schon mal alle so früh an Bord sind, werden sie gleich wieder weggeschickt, und zwar mit der Einkaufsliste in der Hand. Am Nachmittag sind alle schwerbepackt wieder da, das Verstauen ist schnell erledigt, da bleibt noch reichlich Zeit für einen Bummel durch Ponsonby.
Genauer: für einen Kaffee in einem Esoterikertreff mit Plüschklo, für eine kleine Schlachtplatte mit Hausmacherbier als Vorspeise bei einem Franzosen und für ein Hauptgericht in einem japanischen Restaurant, wo der Koch ganz wild mit Messern und so rumhantiert. Gott sei dank nur am Nachbartisch, die Crew übersteht den ersten Abend ohne Verletzungen.
Ponsonby muss ich ja noch erklären: Das ist sowas wie die Altstadt von Auckland. Oder besser das Studentenviertel. Beziehungsweise die Schickimickikneipengegend. Und das Rotlichtviertel auch noch. Alles gleichzeitig. Praktisch, oder?!
Außerdem sieht es aus wie San Franzisko, weil es so oben auf dem Hügel liegt und man die steilen Sträßchen runter auf die Skyline von Auckland „Downtown“ gucken kann. Ehrlich! Hauptsächlich ist Ponsonby also mal echt prima zum Ausgehen und Versumpfen…!