Von Fidji nach Vanuatu – Juli 2002

20.07.2002

Samstag, 20. Juli 2002

Samstag, 20.07.02 – Marc Männer aus München kommt mitten in der Nacht vom Flughafen und fällt nach einem kühlen Willkommensbier in die Backbord-Achterkoje. Nach ein paar Stunden Schlaf und einem schönen Frühstück im Cockpit ist er aber wieder fit für die Hauptaufgabe des Tages, die Schiffs- und Sicherheitseinweisung. Das ist dann allerdings wiederum Ausrede genug, um den Rest des Tages am Swimmingpool des First-Landing-Resorts zu verbringen…
Die nächste Hürde ist dann das Abendessen auf der „Nicole Spain“, denn Kurt hat als Revanche für das Fischfest hier an Bord zu Erbsensuppe eingeladen und dazu ein paar recht extreme Longdrinks nach karibischen Rezepten gemixt. Marc überlebt das aber alles prima, auch den gemischten Chor aus den Crews von „Nicole Spain“, „Summertime“, „Anna Maria“ und natürlich „Galateia“, denn mein Skipper wird wieder zum Gitarristen bestimmt und Kurt spielt auf der Mandoline all seine selbst geschriebenen (und erlebten!) Balladen. Unglaublich…

21.07.2002

Sonntag, 21. Juli 2002

Sonntag, 21.07.02 – Irgendwie bin ich anscheinend doch ein gern gesehenes Schiff, den zum Abschied tutet der halbe Hafen auf Nebelhörnern und Muscheln!
Eine leichte Brise zieht mich neun Meilen weit nach Norden. Für Marc sind es die ersten Yachtmeilen seines Lebens – zum Eingewöhnen haben die Götter eine leichte thermische Brise und blauen Himmel serviert. Nach dem Ankermanöver hinter der Zuckerfabrik und hinter einem riesigen Riesenriesenfrachter, der gerade mit Sägespänen beladen wird fährt Marc dann auch noch eben die ersten Dhingimeter seines Lebens, denn der lauschige Abend lädt zum Flanieren durch Lautoka. Ein leckeres Curry beim Inder, danach ein Schlückchen Kava in einer Kava-Bar, meine Jungs lassen nichts aus!

22.07.2002

Montag, 22. Juli 2002

Montag, 22.07.02 – Und wenn dann auch noch alle Geschäfte und der Markt geöffnet haben und man die Zollausklarierungsformalitäten hinter sich hat, dann ist Lautoka noch eine ganze Nummer reizvoller! Fijianische Freundlichkeit und indische Betriebsamkeit mixen sich hier zu einer ganz besonderen Mischung! Apropos Mischung: Marcs Nase kann sich kaum von den frischgemahlenen Currys und Masalas auf dem Markt trennen, Marc kauft pfundweise! München wird eine Würzrevolution erleben!
Der Taxifahrer kann kaum glauben, dass die ganze Wagenladung in das Beiboot passt, aber mit Einbruch der Dunkelheit ist der ganze Großeinkauf sicher hier an Bord verstaut, wenig später gibt es frische Muscheln im Gemüsesud unter dem Kreuz des Südens…

23.07.2002

Dienstag, 23. Juli 2002

Dienstag, 23.07.02 – Bis nach Vomo ist völlige Flaute, aber dann brist der Passat gleich so kräftig auf, dass Marc und Wolfgang ein Reff in mein Großsegel binden. Gleichzeitig beisst ein großer Thunfisch, für Action ist also mal wieder gesorgt. Nach der Passage zwischen Naukacuvu und Nanuya Balavu lässt der Seegang nach, Zeit für Fotos von den schönsten Stränden der Welt – und Zeit, vor einem zu ankern! Beim Verdauen der Thunfischsteaks ist sich meine Mannschaft nicht so sicher, ob die Musik aus dem Cockpitlautsprecher oder doch vom Land kommt. Nochmal genau gelauscht – vom Land! Strandparty in dem kleinen Backpacker-Resort! Tanz ums Lagerfeuer herum, schön züchtig nebeneinander mit hinter dem Rücken verschränkten Armen mit den Fijianerinnen – und ein bißchen peppiger mit den Rucksacktouristinnen!

24.07.2002

Mittwoch, 24. Juli 2002

Mittwoch, 24.07.02 – Die Angelei glaubt je wieder keiner: Marc zieht als erstes einen halben Thunfisch (da war ein Hai leider mit der anderen Hälfte schneller!) ins Cockpit, aber danach wird mit den Haien und einer großen Delfinschule um die Wette gefischt: Drei Thunfische und eine große Riffmakrele landen unangeknabbert in der Spüle, und am Ankerplatz in Sawa-I-Lau freuen sich die Crews von „Orinoko“ und „Zydico“ mit uns! Sabine füllt den „Orinoco“-eigenen Römertopf mit den ersten beiden Fischen und ein paar Papayas, bei uns an Bord wird der Kassawa-Auflauf in den Ofen geschoben, Christian zapft selbstgebrautes Bier, da steht Gelage Nr.1 ja nichts mehr im Wege!

25.07.2002

Donnerstag, 25. Juli 2002

Donnerstag, 25.07.02 – Der Sohn des Chiefs veranstaltet eine kleine, nette Sevu-sevu-Zeremonie für meine und „Orinocos“ Crew und heisst alle herzlich im Dorf willkommen. Danach geht es quasi mit dörflichem Segen zum ausgedehnten Lagunenspaziergang und zum Höhlentauchen. Die Höhlen werden übrigens auch von Kreuzfahrttouristen besucht, aber die Yachties warten immer einfach, bis die Neckermänner wieder weg sind und sie die Grotte für sich alleine haben. In das Dorf dürfen die Normaltouristen sowieso nicht, weil sie sich ja nicht mit einem Bündel Kawawurzeln als Gastgeschenk beim Dorfchef vorstellen, dieses besondere Erlebnis ist den Seglern alleine vorbehalten!
Am Abend füllen Marc und Wolfgang die Auflaufform mit Gemüse, Sahne und den nächsten beiden Fischen, auf der „Orinoco“ simmert der Reis, Sandra von der „Zydico“ hat Obstsalat gemacht, hat da steht Gelage Nr. 2 ja nichts mehr im Wege!

26.07.2002

Freitag, 26. Juli 2002

Freitag, 26.07.02 – Marc und Wolfgang wandern trotz der Hitze an der Dorfschule vorbei zum Aussichtshügel hinter dem Dorf. Ein traumhafter Blick über die ganze Yasawa-Gruppe und ein lustiger Blick auf die zähneputzenden Kinder (nach der Mittagspause!) sind der Lohn. Danach geht es nochmal in die Grotte. Steffen und Christian bringen ihre Tauchlampen mit, und damit werden die Höhlen bis ins letzte Eckchen erforscht. Dabei stellt sich heraus, das die Gänge und Becken viel verzwickter, aber auch viel verbundener sind als es zunächst den Anschein hatte! Die „Orinoko“-Kinder haben einen Heidenspass – und all die großen Kinder auch. Und wenn schon mal das ganze Schnorchelgerödel in Betrieb ist, da wird es gleich am Riff weitergenutzt. Die Kuriositäten des Tages: eine Mördermuschel in Waschbeckengröße und poppig bunte, kleine Miniklobürstchen, die sich bei Annäherung blitzschnell in ihre Röhrengehäuse zurückziehen.
Zum Tagesabschluss serviert Sabine frische Vollkornpizza, Gelage Nr. 3 wird allerdings trotz Sangria wegen eines Wolkenbruchs schon vor Mitternacht beendet. Aber man soll ja immer aufhören, wenn es am schönsten ist (womit natürlich nicht der Wolkenbruch gemeint ist!).

27.07.2002

Samstag, 27. Juli 2002

27.07.2002

Samstag, 27.07.02 – Wie beschreibt man etwas Unbeschreibliches?
Einmal im Jahr – und zufälligerweise heute- veranstaltet das Dorf einen „Unterstützungstag“, zu dem die wohlhabenderen Festlandsverwandten eingeladen werden, die mit Geldspenden die Entwicklung des Dorfes fördern sollen. Und zu diesem Feiertag sind die Yachties ebenfalls eingeladen. Und so kommen Marc und Wolfgang und Sabine und Christian und Sandra und Steffen als Gäste zu einer traditionellen Kava-Zeremonie. Und das hat zugegebenerweise nichts mit dem zu tun, was sonst für die Segler veranstaltet wird. Fotografieren verboten, die Kinder werden zum Fußballspielen an den Strand geschickt, denn ein Niesen zur falschen Zeit könnte die guten Geister vertreiben. Die Uhren werden 200 Jahre zurückgestellt, im Gemeindehaus sitzen die palmblattgeschmückten Männer des Dorfes an der einen Stirnseite, die Yachties an der einen Längsseite an der Wand, die höhergestellten Frauen an der anderen Längsseite und die Ehrengäste auf Stapeln frischgewebter Bastmatten an der zweiten Stirnseite. Wobei schon der Einzug der Ehrengäste eine Zeremonie für sich ist, die Männer singen mehrstimmig und aus voller Kehle, jeder Schritt und jeder Sitzplatz ist genau bestimmt. Riesige Yamswurzeln und weitere Stapel von Bastmatten werden als Geschenk gereicht, dann wird die große Kawa-Schüssel aufgestellt und Kawa ganz nach alter Väter Sitte durch Rindenbast gewrungen. Dazu rhytmisches Händeklatschen, der ganz in Tapa (bedruckten Pandanusfilz) gehüllte und schwarz geschminkte Zeremonienmeister reicht dann die erste Schale an den Oberehrengast (ohne ihn anzuschauen, denn das wäre wohl eine Beleidigung!?), Reden werden geschwungen, komplizierte Förmlichkeiten ausgetauscht, zwei Stunden lang Jahrhunderte altes Hofzeremoniell! Man müsste Fijianisch verstehen, das ist das einzige, was wirklich schade ist.
Danach werden draußen die Spenden eingesammelt und auch gleich bekanntgegeben, mit 10 Fiji-Dollar (fünf Euro) pro Person bekommen meine Jungs ordentlichen Beifall vom Dorf und dürfen an der normalen Kava-Zeremonie teilnehmen, für die sich alle wieder in den zivilen Sonntagsstaat gehüllt haben. Marc und Wolfgang tragen übrigens beide klassische Südsee-Herrenröcke, was den Einheimischen gut gefällt. So eine „normale“ Kava-Zeremonie ist ja schon Abenteuer genug! Einmal vor dem Trinken klatschen, mit beiden Händen das „Bilo“ halten, in einem Zug trinken, danach dreimal klatschen und „Vinaka“ sagen….
Weiter geht es mit dem Mittagsessen. Ein Schwein und Unmengen Papageienfische werden aus dem Erdofen geholt und auf der langen Tafel (so muss man die Matten auf dem Gemeindehausfußboden nunmal bezeichnen, denn es ist eine reichlich gedeckte Festtafel!) serviert. Dazu Kassawa, Süßkartoffeln, Yams und Suppe. Die Spannung des formalen Teils ist wie weggeblasen, alles schwatzt munter durcheinander, und über den ein oder anderen auf einem Daumennagel zwischengeparkten Kaugummi darf man sich nicht wundern. Auch nicht bei sechzigjährigen Damen. Und was noch so alles mittendrin und zwischendurch passiert, das lässt sich ja gar nicht alles hier wiedergeben. Alle Segler lassen den Tag ganz in Ruhe an Bord ausklingen, auch Eindrücke müssen ja verdaut werden!

28.07.2002

Sonntag, 28. Juli 2002

Sonntag, 28.07.02 – Nach einer kleinen Abschiedstour zu „Orinoco“ und „Zydico“ wird das Beiboot geplättet und in der Backskiste verstaut, Marc und Wolfgang duschen nochmal ordentlich und dann ist es mal wieder so weit: Mein Bug dreht sich nach Westen. Blauer Himmel und ein kräftiger SSE-Passat und weiterhin kräftiges Eindrücke-Ordnen bei meinen Menschen lassen den Tag schnell vorübergehen. Und die Nacht gleich dazu. Gustav (immernoch der Autopilot!) übernimmt das Ruder und steuert mich über ein kleines Loch im Pazifik hinweg: 4963 Meter Wasser unter dem Kiel, sonst sind es auf der Strecke nach Vanuatu immer eher nur so um die 2000…

29.07.2002

Montag, 29. Juli 2002

Montag, 29.07.02 – Mondhell, sternenklar, dann sonnig und etwas weniger Wind, weshalb das Großsegel gesetzt wird. Wolfgang kocht Gemüsesuppe und zum Verspeisen am Mittag sind wir schon 137 Meilen weiter. Ein prima Etmal! Ein paar Fliegende Fische landen an Deck, weil sie sich beim Wettschwimmen mit mir verschätzen.
Nachts brist es wieder auf fünf Beaufort auf, da reicht die Rollgenua alleine, das Groß kommt wieder runter: „Bordroutine stellt sich ein“ sagt der Skipper, für den das Segelbergen auch bei Nacht ja nix Neues ist. „Riesenabenteuer“ sagt Marc, der ja das erste Mal auf einer Yacht Langstrecke segelt und natürlich noch nie vorher nachts im Seegang angeleint an einem Großbaum rumgeturnt ist!

30.07.2002

Dienstag, 30. Juli 2002

Dienstag, 30.07.02 – Die Funkrunden sind unterhaltsam, ansonsten passiert nicht viel. Marc kann trotz des Seegangs nach der Einnahme von Cinnarizin sogar unter Deck lesen, was prima ist, denn draußen hat sich der Himmel bewölkt – und hier an Bord sind ja immer nur Schönwettersegler wie der Skipper, die sich bei Bewölkungsaufzug üblicherweise in die nächste Kneipe flüchten. Und mangels Kneipe hier draußen dann eben in die Koje!
Grund zum Feiern gäbe es natürlich schon wieder: Durch das Etmal von 162 Meilen ist schon Halbzeit!

31.07.2002

Mittwoch, 31. Juli 2002

Mittwoch, 31.07.02 – Rauschefahrt: Der Wind hat von SSE auf ESE gedreht. Dadurch rutsche ich jetzt ab und zu mit acht, neun Knoten die mehr von achtern auflaufenden Wellenberge (so um drei Meter) runter, das ergibt ein Etmal von 169 Meilen! Beim Krautfunk lästern die Kumpels schon: „Galateia mal wieder auf der Flucht!“
Leider zu schnell zum Angeln, ein Thunfisch entkommt, weil ich nicht schnell genug gebremst werden kann!

01.08.2002

Donnerstag, 01. August 2002

Donnerstag, 01.08.02 – Vier Jahre unterwegs mit „Kurs West“! Da gratulieren sich mein Skipper und ich mal eben wechselseitig und sind ein bißchen stolz!
Um 11.00 h wird das erste Manöver dieser Überführung gefahren, mit einer Halse (ohne Großsegel ja auch nicht wirklich schwierig…) wird der Kurs in die Mele Bay hinein geändert und um 12.30 h fällt der Anker nach 580 Meilen in weniger als vier Tagen neben der gelben Quarantäne-Tonne in Port Vila, Hauptstadt von Vanuatu, den ehemaligen Neuen Hebriden.
Zoll und Agrarbeamte kommen an Bord und helfen fleißig beim Papierkram, das klappt alles prima; die Einwanderungsbehörden haben ihr Büro in der Stadt -gleich neben dem Geldautomaten, wie praktisch – alles gleichzeitig erledigt!
Zur Feier des Tages darf ich auch endlich mal wieder meine mediterrane Herkunft rauskehren, denn nach dem Verholen an die Marina-Pier stellt sich heraus, dass ich die Yacht mit der schönsten Gangway bin, fast alle anderen haben nämlich gar keine und müssen sich mit rohen Planken behelfen. Aber das Römisch-Katholische Anlegen (also rückwärts mit dem Heck zur Pier) ist auch wirklich eine reine Mittelmeerspezialität.
Abendprogramm: Gerd und Sabine haben zum Sundowner auf die „Summertime“ geladen…

02.08.2002

Freitag, 02. August 2002

Freitag, 02.08.02 – Stadtbummel mit dem Haupteindruck: Port Vila ist viel französischer als zuvor angenommen! Croissants zum Frühstück!

03.08.2002

Samstag, 03. August 2002

03.08.2002

Samstag, 03.08.02 – Eigentlich sollte es ja nur ein ganz normaler Segeltag werden. 25 Meilen bis in die Havannah-Bay auf der Westseite von Efate. Aber dann surrt zwischen Hat Island und Lelepa Island die Angel los. Und zwar gewaltig. Und dann kommt diese halbe Stunde, die Marc und Wolfgang nie wieder vergessen werden, denn es ist die halbe Stunde, in der sie einen 2,55 Meter langen, ca. 45 Kilo schweren Schwertfisch, genauer einen Sailfish fangen. Und zwar mit einer 40-kg-Leine und einem Haken Nr. 4 in einem kleinen Plastik-Tintenfisch. Ohne Blei, ohne Stahlvorfach. Das ist quasi eine Kinderangel. Unglaublich. Als das Ungetüm endlich längsseits ist (nach einer wilden Segelbergeaktion, nach immer wieder nachgeben und wieder ranholen, nach einer Fast-Strandung am Ufer von Lelepa, nach einfach unglaublichen dreißig Minuten!), da trifft Wolfgang mit dem Gaff unter den Unterkiefer, da greift Marc beherzt am Schwert zu und zusammen wuchten sie den wunderbaren Fisch ins Cockpit. Marc bleibt beim Schwert, Wolfgang wirft sich auf das andere Ende und insgesamt ist das alles ein wildes Geschleudere kreuz und quer durch das Cockpit – keine Chance, dem Fisch irgendwie Rum einzuflößen oder ihn irgendwie sonst zu beruhigen. Loslassen geht nämlich gerade mal nicht, weder vorne bei Marc an der Steuerbord-Winsch – noch hinten bei Wolfgang am Antennenhalter! Aber irgendwann war es das dann, was dann ein ganz schön trauriger Moment ist. Aber dann kommt die Freude schon wieder – und wird gleich geteilt, denn geteilte Freude ist ja doppelte Freude. Und wenn man ein ganzes Dorf mit einem Fisch erfreuen kann, dann ist das noch viel mehr Freude! Der Sailfish landet nämlich auf dem Grill von Manu und seiner Familie (und in den Töpfen einer ganzen Menge Familien!!), und da sind Wolfgang und Marc zum Barbecue eingeladen. Mit vorherigem Dorfspaziergang, Kava-Trinken und allem, aber das alleine ist ja schon wieder eine seitenlange Geschichte!

04.08.2002

Sonntag, 04. August 2002

Sonntag, 04.08.02 – Manu fährt sonst mit Touristen zum Angeln raus, aber heute hat er keine Gäste und deshalb Zeit, mit meiner Crew im Beiboot zu einer versteckten, gruseligen Höhle zu fahren. Der Platz war früher der Kochplatz der Einwohner, als sie noch Kannibalen waren, und er ist heute noch tabu. Der letzte Fall von Kannibalismus ist immerhin 1968 nachgewiesen. Und wie das mit Dunkelziffern so ist, weiß man ja…
Am Ankerplatz kommt der Vater von Kevin (der auch im Fischerboot war, das den Sailfish übernommen hat!) im Auslegerkanu vorbeigepaddelt, danach gibt es noch ein bißchen small-talk am Strand mit den Brüdern Moses und Albert, Mark und Wolfgang sind ja jetzt so was wie Lokalhelden, vor allem wegen des winzigen, verbogenen Hakens, an dem der Fisch hing!

05.08.2002

Montag, 05. August 2002

Montag, 05.08.02 – Nochmal ein Strandspaziergang, aber dann darf ich wieder ein paar Meilen segeln. Die Bucht vor der Menschenfresserhöhle hat meinen beiden nämlich von Land aus schon gut gefallen, und am Nachmittag alleine drin zu liegen ist natürlich noch besser! Ein schönes Riff zum Schnorcheln, ein Green Flash beim Sonnenuntergang – und traumhafte Einsamkeit. Falls da nicht ein paar Geister aus der Höhle entfleuchen…

06.08.2002

Dienstag, 06. August 2002

Dienstag, 06.08.02 – Einer von diesen Morgen in einer Südseetraumbucht: Da weiterhin weder Geister noch andere Menschen zu sehen sind, vermindert meine Crew den Textilabrieb und hüpft umweltschonend ohne Badehosen ins Wasser. Zum Frühstück wird wieder eine von den frischen Papayas geschlachtet, die uns die Dörfler geschenkt haben. Dazu geröstetes Weißbrot, ein bißchen Schinken ist noch da, Käse, Honig, Kaffee und Ananassaft. Oder Apfelsaft. Was völlig egal ist, weil an so einem Morgen sowieso alles egal ist. Wobei dieses „egal“ quasi das Gegenteil von diesem anderen „Ist-mir-egal“-Gefühl ist, welches sich bekanntlich bei unabwendbaren Katastrophen einstellt. Es ist das „egal“ einer unantastbar perfekten Situation: Egal, was als nächstes passiert, der jetzige Moment wird für immer als etwas großes, wunderbares in Erinnerung bleiben, obwohl das heute ja nur ein Frühstück vor einem einsamen, weißen Strand ist. Aber für das Genießen diese speziellen Gefühls, da müsst ihr einfach mal an Bord kommen!
Ach. (Kleiner Seufzer am Rande…)
Gesegelt wird auch noch: Eine schöner Kreuz gegen einen leichten SSE-Passat. Blauer Himmel, glattes Wasser selbst am „Devil’s Point“ (Südwest-Kap von Efate-Island), wo der Passat manchmal für üble Kreuzseen sorgt…
Um 17.45 h liege ich an der Tankstelle in Port Vila – und von der Bar im Yachtclub winken schon wieder die ersten Segelkameraden herüber, Marc und Wolfgang müssen ja noch vom Sailfish erzählen, der auf den Funkrunden natürlich schon seit Tagen Thema Nr. 1 ist!

07.08.2002

Mittwoch, 07. August 2002

Mittwoch, 07.08.02 – Marc schafft es nicht, all seine Souvenirs in seine Reisetasche zu packen, weil er ja auch den Nähmaschinenkarton nicht mehr hat. So geht Skippers Tauchrucksack leihweise mal auf Deutschlandreise, als Marc nach dem Abschiedsessen in einem Fischlokal, das man mal schnell aus den 50’er Jahren hergebeamt hat, in den Flieger nach Fiji steigt.
Die Nähmaschinengeschichte habe ich übrigens total vergessen: Bärbel Vas (s.Logbuch August/September 2001!) hat mir nämlich ihre alte Reisenähmaschine geschenkt. Vielen Dank, liebe Bärbel, erste Näherfolge des Skippers werden hoffentlich demnächst vermeldet! Und Marc hat sie geschmuggelt. Die Nähmaschine natürlich, nicht die Bärbel, wobei die Bärbel sich sicher gerne samt ihrem Klaus herschmuggeln lassen würde! Wobei natürlich nicht die Nähmaschine das Schmuggelgut war, sondern der Rest in diesem 1,3 Kubikmeter-Karton! Nur bei jeder der drei Zollkontrollen (Deutschland, USA und Fiji!), da hat Marc immer behauptet, dass in dem Karton eine Nähmaschine ist. Und Nähmaschinen für durchreisende Segelyachten unterliegen bisher keinen Einfuhr- oder Quarantänebestimmungen. Das unterscheidet Nähmaschinen hauptsächlich von den übrigen 1,29 Kubikmetern Kartoninhalt: lauter lang vermisste Leckereien (Salami, Espresso, Marmelade, Honig, Brotbackmischungen…..), die Marc bei seiner Ankunft auf den Salontisch häuft. Und ganz unten links, unter den Delikatesskeksen, da kommt dann ein gerade mal aktenkoffergroßes Nähmaschinchen zum Vorschein!

08.08.2002

Donnerstag, 08. August 2002

Donnerstag, 08.08.02 – Große Überraschung auf der „Anna-Maria“ auf Fiji: Marc kommt nämlich zum Frühstück vorbei, weil er einen knappen Tag Aufenthalt hat. So schließt sich für ihn am Pool im First-Landing-Resort ein drei Wochen langer Kreis…
Und hier in Vanuatu gehen Gerüchte um, dass das Militär geputscht haben soll?!

09.08.2002

Freitag, 09. August 2002

Freitag, 09.08.02 – In Vanuatu scheinen Gerüchte noch besser zu gedeihen, als auf den deutschen Funkrunden! Aus dem Militärputsch wird ein verhafteter Premierminister, aus dem verhafteten Premierminister wird ein verhafteter Polizeichef – und irgendwann wird aus alldem ein Machtgerangel um den Posten des Polizeichefs, das schließlich und endlich ganz ordentlich vor dem zuständigen Gericht endet. Recht erfreulich für eine so junge Demokratie, denn Vanuatu ist erst seit 1980 selbständig. Vorher wurde es von England und Frankreich gemeinsam regiert, was neben einem Haufen verwaltungsmäßiger Abstrusitäten (Kriminelle durften sich aussuchen, ob sie nach britischem oder französischen Recht verurteilt werden wollten!) hauptsächlich dazu führte, dass die Einwohner auf den abgelegeneren Inseln (und das sind eigentlich alle…) glaubten, dass Francois Mitterand der Ehemann von Queen Elizabeth war…

10.08.2002

Samstag, 10. August 2002

Samstag, 10.08.02 – Einem lustigen Wochenende steht mangels Putsch also nichts im Wege! Silke und Hermann von der „Hanta Yo“ ziehen mit Wolfgang um die Häuser, zuerst mal in eine Kava-Bar. Ganz anders als in Fiji wird Kava hier nicht gemeinsam getrunken, sondern von allen anderen abgewendet an einer speziellen Wand, wo man den letzten Rest als Spende an die Geister vergießt und dann wieder an die Runde am Tisch zurückkehrt. Wolfgang und Hermann stellen dabei fest, dass es durchaus möglich ist, sich mit Kava zu berauschen. In Tonga oder Fiji wird Kava nicht so kräftig angerührt wie hier, deshalb ist dort meistens außer einer leichten Lähmung der Lippen und der Zunge sowie einer leichten Müdigkeit wenig zu spüren. Hier ist das anders… aber Silke hat die beiden Jungs fest im Griff, und beim Tanzen im „Smugglers“ gehorchen meinem Skipper seine Beine auch schon wieder.

11.08.2002

Sonntag, 11. August 2002

Sonntag, 11.08.02 – Ein großer Katamaran driftet mit ausgefallenen Maschinen bei kräftigen Passatböen nachts um 03.00 h durch das Ankerliegerfeld vor dem Yachtclub und rempelt bei „Ganesh“, „Hanta Yo“ und „Whiskers“ an. Nichts nüchtert schneller aus! Ich bleibe glücklicherweise knapp unbeteiligt und auch an den anderen Schiffen gibt es durch die schnelle Reaktion von Hermann und Egon von der „Ganesh“ keine Schäden, nur der Skipper des Katamarans schneidet sich irgendwann etwas in die Hand.
Der Rest des Tages vergeht verdient gemächlich und gemütlich.

12.08.2002

Montag, 12. August 2002

Montag, 12.08.02 – Und Montag – ist Schontag! Wolfgang hat mit Silke Bücher getauscht und schont sich und mich durch beständiges, bewegungsarmes Lesen in der Bibliothek (Kuschelige, hintere Backbord-Salon-Ecke unter der Leselampe am Bücherbord!)