Von Vanuata nach Vanuatu – August 2002

13.08.2002

Dienstag, 13. August 2002

Dienstag, 13.08.02 – Auch der Dienstag wird zum Schontag erklärt, mein Skipper ist merkwürdig lustlos.

14.08.2002

Mittwoch, 14. August 2002

Mittwoch, 14.08.02 – Wolfgang liegt mit Angina in der Koje. Den ganzen Tag lang! Da haben wir den Salat! Gut, dass keine anderen Gäste an Bord sind, denn mit dem Skipper ist echt nix los.

15.08.2002

Donnerstag, 15. August 2002

Donnerstag, 15.08.02 – Angina ist ganz schön hartnäckig…

16.08.2002

Freitag, 16. August 2002

Freitag, 16.08.02 – Sabine auf der „Orinoco“ hat Krautwickel im Römertopf geschmort, dazu gibt es selbstgebrautes Bier – und schon wird aus Angina eine ganz normale Erkältung, die eigentlich fast schon wieder vorbei und bestimmt nicht mehr ansteckend ist! Vorsichtshalber dürfen Jonas und Leon ausnahmsweise mal nicht auf Wolfgang herumturnen, denn Kinder mit Grippe sind nun das Letzte, was Sabine und Christian gerade noch fehlt…
Praktischerweise lässt sich ein weiterhin noch recht schlapper Skipper prima als Babysitter einsetzen: Das Langfahrtseglerbabyphon wird installiert, indem auf der „Orinoco“ die Sprechtaste vom UKW-Funkgerät festgeklemmt wird, hier an Bord stellt Wolfgang den entsprechenden Kanal ein und vertraut darauf, dass er bei irgendwelchem Lärm aus dem Lautsprecher schon aufwachen wird. So kommen Sabine und Christian zu einem unbeschwerten Kneipenbummel – und Wolfgang wird seine Erkältung endlich wieder los.

17.08.2002

Samstag, 17. August 2002

Samstag, 17.08.02 – Segler, die am Wochenende erkältet sind, die gibt es gar nicht! Südafrika schlägt Australien beim Tri-Nations-Cup im Rugby, wodurch Neuseeland selbigen Cup gewinnt, wodurch die Stimmung im „Smugglers“ auch nach dem Spiel noch laaange super bleibt.

18.08.2002

Sonntag, 18. August 2002

18.08.2002

Sonntag, 18.08.02 – Für etwas über zehn Tage wird Port Vila Gastgeber des Zweiten Festivals Melanesischer Kunst sein! Und heute ist großes Eröffnungsfest!
Neben dem Parlamentsgebäude wurde eine Bühne aufgebaut, große Reden werden geschwungen und jede teilnehmende Nation stellt eine Tanzgruppe für das Rahmenprogramm. Und damit bin ich mal wieder bei einer dieser „leider unbeschreiblich“ Situationen angelangt: Eine Gruppe aus Nordvanuatu ist in federgeschmückte Bambusstäbe gehüllt, eine Gruppe aus Neukaledonien macht Musik auf Blätterkissen, eine Gruppe aus Malakula hat außer Penishüllen gar nichts an, eine Gruppe aus Tanna erschlägt mal eben ehrenhalber für den Chief ein fettes Schwein auf der Tanzfläche und zwischendurch halten die französische Botschafterin oder der Premierminister die üblichen langweiligen Reden, als ob nicht gewesen wäre.
Abends spielen zur Beruhigung zwei ganz normale Rockbands, die Polizei bittet zwischendurch die beiden entlaufenen Häftlinge, sich hinter der Bühne zu melden.

19.08.2002

Montag, 19. August 2002

Montag, 19.08.02 – Ich kriege meine 12 Meter Rumpflänge einfach nicht die Treppen (Port Vila liegt an einem Steilhang, Hafen und Markt sind unten, Fest und Regierungsgebäude oben!) zum Festplatz hochgeschleppt. Aber noch eine Attraktion mehr ist auch echt nicht nötig, der Übersichtlichkeit halber beschreibe ich euch heute mal die Szenerie im Allgemeinen: Das Festival findet hauptsächlich auf den beiden Wiesen beim Regierungsgebäude bzw. beim Museum statt. Auf beiden Wiesen steht eine Bühne, wie man sie von jeder Abi-Fete (und nicht von Rock-am-Ring oder vom Tollwood-Festival in München; Port Vila hat nur 15000 Einwohner!!!) in Deutschland auch kennt. Auf den Bühnen ist natürlich den ganzen Tag Programm: tagsüber meistens traditionelle Tänze, abends eher Musikgruppen. An den Rändern des Festplatzes stehen aus Palmwedeln geflochtene Imbissbuden und auch noch ein paar traditionelle Hütten für Sonderveranstaltungen. Hinter den Hütten wird abends Kava getrunken, was ja hier eine eher in sich gekehrte Haltung erfordert. Nach Sonnenuntergang werden ein paar Glühbirnen angemacht, ansonsten behilft man sich eher mit Gaslaternen.

20.08.2002

Dienstag, 20. August 2002

20.08.2002

Dienstag, 20.08.02 – Heute ist hier im Hafen was los, denn aus den nördlichen Inseln sind ca. 30 kleine Kanus angereist, die vom hiesigen Häuptling, seinem Dorf und von der Festivalleitung willkommen geheißen werden. Als passende Festtagskleidung gelten Penishülle vorne und buntes Blätterbüschel hinten. Was den Chief natürlich nicht davon abhält, mittels High-Tech-Megaphon eine kurze Ansprache zu halten, immerhin sind ein paar hundert Zuschauer an den Anleger gekommen.

21.08.2002

Mittwoch, 21. August 2002

Mittwoch, 21.08.02 – Und an einem ganz normalen Festivaltag schwingt sich mein Skipper bei den ersten Trommelklängen ins Beiboot, rudert ans Ufer und schaut ein paar fantastisch geschmückten Tanzgruppen aus Pentecost oder Papua Neu-Guinea zu. Eine Dorfgemeinschaft aus Tanna serviert frisches, extrastarkes Kava auf althergebrachte Weise: mit Bast in einer Erdmulde gefiltert und dann von einem „Mundschenk“ an die Lippen gereicht. An des Mundschenks rechter Schulter darf sich der Skipper dann noch den Mund abwischen. Sandmaler von den Banks-Inseln demonstrieren ein Hüttchen weiter ihre vergängliche Kunst, lautlose Rätselgeschichten an den Strand zu zeichnen. Eine perfektionierte Art von „Das-ist-das-Haus vom-Nikolaus“: ein Bild heißt „Dorf bei der Yamsernte“, ein anderes „Mann geht in den Garten, Frau geht währenddessen fremd, Mann kommt zurück, große Katastrophe!“ Die Einheimischen können die Bilder auf Anhieb verstehen und lachen sich schon beim Zeichnen halb schlapp, nur den ungebildeten Langschweinen (also den Weißen) muss man das wieder alles extra erklären!

22.08.2002

Donnerstag, 22. August 2002

Donnerstag, 22.08.02 – Oder er fachsimpelt mit dem Bootsbauer beim Aushöhlen eines Blauholzstammes für ein Kanu und lässt sich danach von einer Dorfgemeinschaft aus Ambrym mit Kürbisblättern aus dem Erdofen und ein paar Kochbananen verwöhnen. Beim Abendprogramm sind sich die Segler einig, dass zumindest eine kleine Musikgruppe (die heißen hier Stringbands, weil sie meistens ein paar Gitarren und immer einen Kistenbass haben!) aus Maewo auf der Fähre hierher nach Vila zum ersten Mal elektrisches Licht gesehen hat. Der Ansager muss die Jungs erstmal in die Mitte der Bühne schieben, wo sie sich beständig weigern, ihre Gesichter dem Publikum zuzuwenden. Bei sich zu Hause spielen sie ja auch nur für sich, oder das Dorf sitzt im Kreis um sie herum, warum das alles plötzlich ändern?! Nur weil da ein paar Fernsehkameras aufgebaut sind? (Nebenbei: Sie spielen wunderbar!!!)

23.08.2002

Freitag, 23. August 2002

Freitag, 23.08.02 – Oder er bewundert morgens die Wusi-Töpferarbeiten, bei deren Herstellung niemand zusehen darf. Erst am Abend wird dann wieder gezeigt, wie weit die Arbeiten gediehen sind. Aber da ist der Skipper schon an der anderen Bühne, denn heute und morgen Abend ist Rockfestival, zeitgenössische Kunst ist ja auch Kunst!

24.08.2002

Samstag, 24. August 2002

Samstag, 24.08.02 – Was heute los ist? Der Bär ist los!

25.08.2002

Sonntag, 25. August 2002

Sonntag, 25.08.02 – Zur sonntäglichen Entspannung hat man in das Festivalprogramm das jährliche Festival of Praise eingebunden, aber auch Kirchenchöre können eine ganze Menge Stimmung zaubern, außer, wenn sie katholisch sind. (Falls jetzt meine lieben katholischen Leser sauer sind: Das ist zumindest heute und hier einfach die Wahrheit!)

26.08.2002

Montag, 26. August 2002

Montag, 26.08.02 – Wolfgangs Touristenvisum muss verlängert werden – und in der Stadt gibt es ja noch die Ausstellungen in der französischen Botschaft und in der Bücherei zu bewundern. Heute tagsüber also keine Festwiese, nur abends auf ein Schälchen Kava mit ein paar Studenten.

27.08.2002

Dienstag, 27. August 2002

Dienstag, 27.08.02 – Zwischendurch mal völliger Themawechsel: Ich werde nämlich vom Ankerplatz an die Theke verholt (Zufall, ehrlich, alle anderen Plätze in der Marina sind belegt!) und der Skipper muss fix ein bisschen aufräumen und so, wir erwarten Besuch!