Donnerstag, 29.05.03 – Kräftiger Passatwind (incl Sturmwarnung!) setzt ein. Mit Regen!
Donnerstag, 29.05.03 – Kräftiger Passatwind (incl Sturmwarnung!) setzt ein. Mit Regen!
Freitag, 30.05.03 – Da kann man eigentlich gar nix machen, außer vielleicht mal zwischen zwei Schauern spazieren gehen.
Samstag, 31.05.03 – Und mit ein wenig Glück kommen die drei sogar trocken bis zum Stadtzentrum von Mackay, das sind ca. 90 min Fußweg an ein paar Diesellagern, einem Dauercampingplatz, einem Krematorium, einer Müllhalde, einer Hundezucht und einer Sporthalle entlang. Zurück dann doch lieber mit dem Taxi…
Sonntag, 01.06.03 – Sonntag – Sonnentag! Vier Kilometer Sandstrand (mit Menschen nur auf den ersten paar Metern!) locken zur Wanderung, danach ein wenig Livemusik an der kleinen Blues- und Tapas Bar, und zum Abschluss Nord-Süddeutsche Gitarrenmusik im Cockpit.
Montag, 02.06.03 – Wenn wir mal ganz ehrlich sein wollen: Es regnet zwar nicht den ganzen Tag lang, und
Frühstück im Cockpit geht auch noch ganz gut, aber dann… wenigstens die Zuckerrohrbauern
freuen sich, weil der Sommer nämlich zu trocken (!!!) für eine gute Ernte war und jeder
Tropfen Regen jetzt noch ein wenig Saft in das zu dürre Zuckerrohr treibt. Behauptet die
Taxifahrerin auf dem Rückweg vom Stadtbummel wenigstens.
Dienstag, 03.06.03 – Da sich die Freiwoche dem Ende nähert, wird auch das Wetter so langsam besser. Klaus und
Wolfgang bauen meine alte Ankerwinsch aus, weil das Gehäuse nach über fünf Jahren
Dauerstress in Auflösung begriffen ist. Und ein Bootsbauer verstärkt mein Deck im Bereich
der Vorschiffskabine, weil die neue Winsch den Motor nicht mehr im Ankerkasten, sondern in
Wolfgangs Kabine haben soll. Ob das wirklich ein geschützterer Platz ist, ist zumindest
diskussionswürdig, jedenfalls wird hier demnächst getestet, ob Skipperausdünstungen
korrosionsfördernd sind oder nicht.
Mittwoch, 04.06.03 – Hiob kommt mal eben vorbei und bringt gleich zwei schlechte Nachrichten: Wolfgangs lang
ersehnter neuer Reisepass (der alte ist völlig vollgestempelt, wen wundert’s!) kommt erst
morgen. Und die neue Ankerwinsch kommt erst am Dienstag. Und das ist schon sehr ärgerlich,
weil der Oberchefwinschverkäufer nämlich noch bis gestern was ganz anderes behauptet hat.
Die alte Winsch hätte ja auch noch eine Woche länger gehalten, war ja in dem Sinne nicht
kaputt.
Donnerstag, 05.06.03 – Abschied von Mackay: Ein letztes Bad im Meer vom Strand aus, ein letztes Bier im Yachtclub,
ein neuer Reisepass (Ausstellungsort: Generalkonsulat Sydney, macht sich gut unter dem
Foto!) und ein Sack nachgelieferter Kartoffeln, die waren beim Einkauf letztens vergessen
worden.
Freitag, 06.06.03 – Und dann sind wir wieder unterwegs. Gleich hinter der Hafenausfahrt wird der Blister gesetzt
und eine leichte Brise bläht die „Warsteiner“-Reklame auf. 20 Meilen bis nach Brampton
Island, das ist so ziemlich das Südende der Whitsunday Inseln, die als der schönste Teil des
Barrier Reefs gelten. Und da wollen wir mal ein Weilchen bleiben!
Samstag, 07.06.03 – Brampton Island ist Naturschutzgebiet, wie so viele Inseln innerhalb des Riffgürtels. Beim
Frühstück kommen ein paar Schildkröten vorbei, danach grast ein Dugong den Meeresboden um
uns herum ab und kommt ab und zu zum Luftholen an die Oberfläche. Beim fälligen
Landspaziergang steigert sich das dann alles noch ein wenig: Zuerst Tausende Schmetterlinge
in allen Größen, Farben und Formen, dann eine platte Schlange auf den Schienen, dann
kohlkopfgroße Baumameisennester, dann ein Leguan, dann ein schwarzer Flughund, kurz vor dem
Gipfel (Brampton ist 219 m hoch) zwei Känguruhs, von oben dann wunderbare Ausblicke zu den
nächsten Inseln und auf dem Rückweg freche, grellbunte Papageien, die den übergewichtigen
Resortgästen das Eis aus den Hörnchen klauen. Ein kleines Resorthotel gibt es nämlich auch
noch auf Brampton Island, es verschandelt die Landschaft ausnahmsweise nicht, sondern hat
sogar die wunderbaren Wanderwege angelegt, die diesen Naturpark erst zugänglich machen.
Übrigens kommen daher auch die Schienen, die der Schlange zum Verhängnis wurden, es gibt
nämlich eine kleine Bimmelbahn vom Anleger bis zur Rezeption. Die Strandbar ist natürlich
auch nicht unwillkommen, nach sieben (Klaus: „Schreib neun!!!“) Kilometern Fußmarsch…
Der Nachmittag reicht noch für elf Meilen nordwärts bis nach Goldsmith Island, wieder bei
leichter Brise, wieder unter Blister! Goldsmith Island ist unbewohnt, vier andere Yachten
teilen sich die Einsamkeit mit meiner Crew. Klaus brutzelt ein wunderbares Tiroler G’rösti,
weil die Fische zwar massenweise um uns herum, aber leider nicht in die Pfanne springen. Die
Sterne kommen raus, ab dieser Breite ist so langsam der Große Wagen wieder komplett zu
sehen, wenn auch nur kurz am Abend. So langsam geht’s nach Norden beim „Kurs West“…
Sonntag, 08.06.03 – In der Nacht hat der Passat auf gute sechs, in Böen acht Beaufort zugelegt. Beim Frühstück
fliegen die Holzbrettchen vom Cockpittisch, was eigentlich ganz praktisch ist, weil dabei
gleich die Krümel außenbords geweht werden! Zucker in den Tee zu schütten ist allerdings
eine kleine Geschicklichkeitsaufgabe, weil sonst der Zucker den Krümeln folgt… Zeit für
den zweiten Anker und für einen schönen Strandausflug mit dem Dinghi: Ein von Mangroven
überwucherter Bachlauf kann von kleinen Booten als Hurrikan-Schlupfloch genutzt werden, und
wirklich- außer Vogelgezwitscher und Insektensummen ist in völliger Windstille nichts zu
hören, obwohl die Schaumkronen nur ein paar hundert Meter weiter von den Wellenköpfen
abreißen und durch die Bucht gepustet werden. Eine Schildkröte und zwei Tarnkappenrochen
(wegen des Musters, keine Ahnung, wie diese Sorte wirklich heißt!) haben sich auch in das
Labyrinth aus Wurzeln und Ästen zurückgezogen.
Wieder im Cockpit packen meine drei Musikanten nach dem Abendessen alle an Bord befindlichen
Instrumente aus, „El Condor pasa“ klingt mit Gesang (Bärbel), Flöte (Wolfgang) und Gitarre
(Klaus) schon ganz erträglich!
Montag, 09.06.03 – Eine Insel nach der anderen: bei weiterhin reichlich Wind und nach einem etwas zähen
Anker-auf-Manöver (mangels elektrischer Winsch…)zieht uns ein kleines Stückchen Rollgenua
schnell 13 Meilen bis nach Shaw Island. Der Ankerplatz hinter Burning Point ist besser
geschützt als Goldsmith Island, aber ansonsten ähneln sich die Aktivitäten: Mit dem Beiboot
an den Strand, Muscheln suchen, immer neue Ausblicke genießen, Tiere beobachten, die Spuren
der letzten Menschen verfolgen, die ihren Fuß auf dieses Inselchen gesetzt haben. Am
Fußabdruck Schuhgröße 21 und am „Staudamm“ erkennt man übrigens sofort, dass das die beiden
Franzosen mit ihrer kleinen Tochter waren, die hinter uns vor Anker liegen!
Dienstag, 10.06.03 – Auf Long Island, unserer nächsten Insel ist wieder ein wenig Zivilisation angesagt. Mit den
üblichen Vor- und Nachteilen: handzahme Papageien, gepflegte Wanderwege, ein üppiges Büfett
und vor allem eine sichere, bequeme Mooringboje (quasi ein Leihanker!) auf der einen Seite –
und gepfefferte Preise (ca. 110,-Euro für die Mooringboje im noch teureren Nachbarresort!),
Jetski-Fahrer und der übliche Lärm etc. auf der anderen. Insgesamt aber eine schöne
Abwechslung, immer nur einsame Buchten sind ja auch langweilig…
Mittwoch, 11.06.03 – … aber insgesamt dem Massentourismus doch vorzuziehen. Heute also wieder ein paar Meilen
weiter – und wieder alleine in der Funnel Bay. Ein paar Schauer und die Ebbe (weil ein
schwer überquerbares Saumriff vor dem Strand trockenfällt) vereiteln zu des wanderfaulen
Klaus‘ Freude den üblichen Landausflug, vergrößern aber den Eindruck von absoluter
Abgeschiedenheit. Ein Rauchschwalbenpärchen sorgt für Unterhaltung- und abends die Sterne.
Donnerstag, 12.06.03 – Kontrastprogramm: Morgens schwimmt meine Crew eine Runde um mich herum, Bärbel füttert die
Möwen, Klaus hockt sich danach eine Stunde ins Beiboot und versucht, eine Fisch zu angeln
und am Ufer sieht man drei, vier Menschen. Eine Stunde später liege ich am Schwimmsteg in
der quirligen Abel Point Marina von Airlie Beach. Tagescharteryachten ohne Ende, ein
ständiges Kommen und Gehen auf den Nachbarbooten, und auch hier an Bord, denn die neue
Ankerwinsch wird montiert. Der nächste Lebensmitteleinkauf ist auch schon wieder fällig –
und beim Verräumen einer Palette Dosenbieres klemmt sich Wolfgang einen Nerv im Lendenwirbel
ein. Ziemlich blass schafft er es mit Klaus Hilfe vom Salonfußboden bis in die Salonkoje
(das sind üble 30 Zentimeter!) und verbringt die Nacht Tramal-bedröhnt mit einer
improvisierten Bettflasche.
Freitag, 13.06.03 – Herzliche Genesungswünsche überwiegen deshalb, obwohl er ja eigentlich Geburtstag hat, mein
Skipper. Bärbel und Klaus veranstalten das volle Aufheiterungsprogramm incl. Pralinen, neuem
Hemd, gefüllten Paprikaschoten und frischem Apfelstrudel, aber am willkommensten ist Klaus‘
stützender Arm auf dem Weg zum Arzt.
Die neue Ankerwinsch ist am Nachmittag fertig und sieht toll aus, das ist ein prima
Geschenk, und am Abend kann Wolfgang schon wieder ein Stündchen am Laptop sitzen und
Glückwünsche lesen. Die Party muss aber trotzdem verschoben werden…
Samstag, 14.06.03 – Freitag, der 13. ist eben doch ein Glückstag: jedenfalls ist Wolfgang schon so weit genesen, dass wir wieder aufbrechen. Die Whitsunday Islands gelten als Australiens schönste Inselgruppe, den südlichen Teil haben wir ja schon abgeklappert, fehlt noch der Norden. Heute also bei schönem Wind und Sonnenschein 17 Meilen quer über die Whitsunday Passage bis in das Nara Inlet auf Hook Island. Sieht aus wie in Norwegen! Rechts und links hohe, steile, grüne Berghänge, die einen richtigen Fjord bilden! Nur wenn man genauer hinschaut, dann erkennt man die kleinen Unterschiede: Die Kiefern sind eben keine Kiefern, sonder tropische Hoop-Pinien, die Büsche am Ufer sind Mangroven, die Raubvögel sind Weißbauch- und nicht Weißkopf- Seeadler, und die Möwen sind Kakadus. Und dann ist da noch die Sache mit der Temperatur, obwohl es hier winterlich kühl (so um 25°C tagsüber und 17° nachts) ist, während aus Deutschland Hitzewelle gemeldet wird.
Drei Kakadus kommen zum Sundowner vorbei, hangeln sich am Achterstag nach unten bis auf Augenhöhe und lassen sich Erdnüsse aus der Hand füttern!
Sonntag, 15.06.03 – Großer Buchtausflug im Beiboot: Ein kleiner Wasserfall wird erklettert, eine Höhle erkundet, ein kunstvoll gewebtes Vogelnest bestaunt, Blüten werden gesammelt, Tiere werden beobachtet. Alles ohne Außenbordmotor und leise paddelnd, damit kein Lärm die Ruhe stört. Danach noch eine Runde schwimmen gehen – und schon ist der Tag mehr oder weniger rum! Am Abend kommen die Kakadus wieder vorbei, das Rätsel ihrer Namengebung erklärt sich dabei auch. Hat nichts mit dem Laut (ohnehin nur ein kräftiges Krächzen) oder dem Aussehen zu tun…
Bevor die Nacht dann Stille verbreitet, klingen wie so oft bei diesem Törn die beiden Gitarren durch die Bucht.
Montag, 16.06.03 – Wilde Tiere soll man übrigens hauptsächlich deshalb nicht füttern, weil sie sonst bei Sonnenaufgang einfliegen, sich auf das Solarpaneel hocken und nach Frühstück schreien! Und zwar Trommelfell betäubend! Drei Kekse später ist er satt und gönnt meiner Mannschaft noch zwei Stündchen Ruhen bis zur normalen Aufstehenszeit um 08.00 h!
Mit der kleinen Fock und einem Reff im Groß liege ich wenig später ordentlich auf der Backe. Zehn Meilen schönes Aufkreuzen bei nicht zu hohem Seegang, das ist ein Vergnügen! Ein alter Gaffelschoner muss mir ausweichen und kreuzt mein Kielwasser knapp hinter meinem Heck, das gibt wechselseitig schöne Fotos. Um 12.45 h ist der Spass schon wieder vorbei, denn die Sawmill Bay auf Whitsunday Island ist erreicht, und meine Mannschaft hat beschlossen, möglichst keine Bucht auszulassen. Wäre auch schade, denn am Ufer lockt ein schöner Wanderweg durch den Dschungel bis in die Dugong-Bay hinüber. Eine kleine Messingtafel erinnert an Captain Cooks Entdeckung der Whitsunday-Passage am Weißen Sonntag, den 04.06.1770. Besonders einfallsreich war Cook dann irgendwann nicht mehr mit der Namengebung, alle Honoritäten waren irgendwo bedacht, so ging man denn einfach dem Kalender nach. Manchmal erinnert das Inseltaufen an die an den Haaren herbeigezogenen Straßennamen in Neubaugebieten: neben Goldsmith Island (da waren wir am 08.06.!) liegen Silversmith Island, Tinsmith Island, Coppersmith Island, Blacksmith Island, Anchorsmith Island nebst den Felsen Anchor, Hammer und Bellows (Blasebalg), Ladysmith Island und das Inselchen Solder (Löten) Island.
Dienstag, 17.06.03 – Wieder eine Bucht weiter, wieder nur sieben Meilen. Weil es wieder schade gewesen wäre, diese Bucht auszulassen. Das Gulnare Inlet gilt als einer der sichersten Ankerplätze dieses Reviers, und wirklich, ganz hinten in diesem langen Schlauch ist das Wasser glatt wie in einem Ententeich. Ein Kookaburra lacht sich zur Begrüßung halb schlapp, deshalb heißen diese übergroßen Eisvögel auf Deutsch wohl auch Lachender Hans. Zum ersten Mal seit Airlie Beach haben wir wieder ein GSM-Netz, aber nur manchmal und irgendwie nicht so richtig, was zu stundenlangem Getippse auf dem Handy führt! Das hat der Kookaburra wohl gewusst…
Mittwoch, 18.06.03 – Wie immer ein ausgiebiges Frühstück im Cockpit, danach ein wenig schwimmen, danach ein wenig Selbstverstümmelung des Skippers (Haarschneiden auf der Badeplattform!), danach wieder ein paar Meilen weiter. Hamilton Island bleibt mit seinen Hotel- und Marina-Anlagen an Steuerbord liegen, wir ziehen Natur pur vor! Beim Aufkreuzen durch den Fitzalan Pass beisst eine schöne Spanische Makrele an der Heckangel, Klaus freut sich besonders, weil nämlich das Fleisch aus ist und er schon fast verzweifelt wäre, was er denn heute hätte brutzeln sollen! Crew und Skipper leben hier übrigens prinzipiell fürstlich, vom allmorgendlichen Galafrühstück über den mittäglichen Salat bis zu Klaus‘ allabendlichem drei Gänge/Sterne-Menü!
Die Makrele muss sich aber erst noch ein Stündchen gedulden, denn am Nachmittag fällt der Anker vor dem Whitehaven Beach. Und dieser Strand ist für viele Australienfans der einzige Grund, an die Ostküste zu kommen. Sechs Kilometer feinster, weissester Sand. So fein, das es beim gehen quietscht. Ehrlich! Bei jedem Schritt! Wer hier Beachvolleyball spielen will, der muss Ohrenschützer tragen!
(Die ersten beiden Makrelenfilets gibt es dann später auch noch: auf polynesische Art mit Kokosmilch und Ingwergemüse!)