Von Port Said nach Larnaka

16.05.2004

Sonntag, 16. Mai 2004

Sonntag, 16.05.04 – Sonntag ist Ruhetag! Wolfgang faulenzt.

17.05.2004

Montag, 17. Mai 2004

Montag, 17.05.04 – Ein paar kleinere Wartungsarbeiten stehen auf dem Programm: Seewasserfilter reinigen, ein paar Schrauben an der Frischwasserpumpe nachziehen, Staubsaugen… und am Nachmittag natürlich mit Said eine Shisha rauchen! Und weil es ansonsten hier einfach nichts mehr zu reparieren gibt, setzt Wolfgang sich einen Tag eher als nötig in den Bus nach Kairo.

18.05.2004

Dienstag, 18. Mai 2004

Dienstag, 18.05.04 – Und dort besichtigt er ein paar unbekanntere Sehenswürdigkeiten, die aber auch zur reichhaltigen Geschichte Kairos gehören: Die auch schon über 1000 -jährige Ibn-Tulun-Moschee gehört dazu, und auch das Gary-Andersen-Haus mit seinen verwinkelten Fluren, Geheimgängen, Harems, Dachterrassen, Sommer und Winterzimmern ein tolles Beispiel osmanischer Architektur! So toll, das hier Szenen für „Der Spion, der mich liebte“ gedreht wurden.

19.05.2004

Mittwoch, 19. Mai 2004

19.05.2004Mittwoch, 19.05.04 – Um 01.15 h in der Frühe kommt Rosi Kolb aus Fürth am Flughafen an, und weil das Reisen für Frauen ohne männlichen Begleiter als anstößig gilt, holt Wolfgang sie am Flughafen ab. Für ein paar Stunden Schlaf im Hotel ist die Nacht ja noch gut, und danach steht das Besichtigungspflichtprogramm an: Auf Kamel und Pferd einmal um die Pyramiden herum und dann für ein paar Stunden in das ägyptische Museum, wo Wolfgang noch ganze Abteilungen entdeckt, die ihm beim letzten Besuch gar nicht aufgefallen waren.
Alles ohne Touristenführer oder Leihwagen, sondern mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wozu ein paar Zwischensprints und/oder wilde Verrenkungen beim Besteigen der Busse nötig sind, nachdem man es endlich geschafft hat die Straße zu überqueren – und was natürlich schon ein Abenteuer für sich alleine ist!
Abends Erholungsspaziergang bis zum netten Straßencafé hinter dem Hotel. Und Rosis Schuhe müssen natürlich noch geputzt werden, der Schuhputzer (s. letzte Woche!!) bietet Wolfgang eine Zusammenarbeit auf Kommissionsbasis an…

20.05.2004

Donnerstag, 20. Mai 2004

20.05.2004Donnerstag, 20.05.04 – Die Zeit drängt nicht, also wird erst gemütlich im Hotel gefrühstückt, bis dann die Rückreise hierher nach Suez angetreten wird. Rosi ist zuletzt ja erst vor ein paar Monaten auf Phuket hier mitgesegelt, und so gute Stammkundinnen sind natürlich besonders herzlich „Willkommen an Bord“!
Said lädt zur Wasserpfeife auf seine Barkasse, das Gepäck muss eingeräumt werden, und der Stadtbummel durch Suez darf trotzdem nicht fehlen. „Zu viel Männer, zu viel Geprotze, zu wenig Frauen, zu wenig Lächeln!“ sagt Rosi. Und bei einem Verhältnis von ca. 50 Männern pro Frau (natürlich nur in der Öffentlichkeit, also im Straßenbild!) hat sie da leider völlig recht.

21.05.2004

Freitag, 21. Mai 2004

Freitag, 21.05.04 – Freitag ist ja hier Ruhetag. Und vor allem während des sog. Freitagsgebets, das über Mittag stattfindet, ist die Stadt ziemlich wie ausgestorben. Zeit für einen Spaziergang durch das schöne Villenviertel, in dem die französische Bauleitung zu Zeiten des Kanalbaus gewohnt hat. Aber danach machen die meisten Läden wieder auf, so dass Rosi und Wolfgang gemütlich noch den Lebensmitteleinkauf für die nächsten Tage tätigen können. Auf dem Weg in die Stadt machen die beiden noch im Büro unseres Agenten einen Stopp, weil Wolfgang für Ahmed Gitarrensaiten aus Kairo mitgebracht hat. Und die müssen natürlich noch eben ausprobiert werden!

22.05.2004

Samstag, 22. Mai 2004

Samstag, 22.05.04 – So gegen 10.00 h kommt die Barkasse mit den Lotsen und lädt auch bei jeder Yacht einen aus, heute ist nämlich der große Tag: erste Hälfte des Suez-Kanals! Nur zu uns kommt das Lotsenboot nicht??!! Plötzlich winkt Said aufgeregt vom Ufer aus: Unser Lotse war wohl noch auf dem Klo und muss jetzt am Steg abgeholt werden! Auch kein Problem… Lotse Abdul an Bord und los, direkt hinter dem allmorgendlichen Nordwärtsgroßschiffahrtskonvoi her!
Leider spricht unser Lotse kein Wort Englisch, was meinen Skipper etwas am Sinn dieser Veranstaltung zweifeln lässt, denn im Notfall käme ja gar keine vernünftige Konversation zustande! Und am Rand fahren und der Großschifffahrt ausweichen, dafür brauchen wir wirklich keine Hilfe! Abdul übernimmt aber das Ruder, und so bleibt Rosi und Wolfgang das Vergnügen, ungestört die Wüste, die allgegenwärtigen Militärposten, die Ortschaften, die anderen Schiffe, den Bittersee, die Brücken und Pontonlager etc. zu bestaunen und zu fotografieren. Schleusen hat der Suez-Kanal übrigens keine, er besteht einfach nur aus einer gewaltigen Rinne mit dem See in der Mitte!
Auf halbem Wege liegt Ismailia, der Lotse verabschiedet sich nach der mal wieder etwas zähen Bakschischfeilscherei in der dortigen Marina, auf der „Blackwattle“ treffen sich die Yachties noch zum Sundowner, und Rosi und Wolfgang raffen sich sogar noch zu einem Spaziergang bis zum nächsten Kaffeehaus auf. Ismailia ist, ähnlich wie große Teile von Suez und Port Said, während der Kanalbauzeit entstanden und wurde vom Architektenteam um Ferdinand de Lesseps großzügig geplant: breite Straßen, schöne Parks, viele Bäume!

23.05.2004

Sonntag, 23. Mai 2004

Sonntag, 23.05.04 – Schon um 06.00 h sollen die Lotsen kommen! Tun sie aber nicht, sondern erst um 10.00 h. Sich für vier Stunden Verspätung und dem damit verbundenen sehr frühen Aufstehen wenigstens mal zu entschuldigen scheint aber unter der Würde der Behördenvertreter zu sein, was den Groll meines Skippers nicht wirklich mindert. Auch der heutige Lotse spricht kein Englisch, aber auch er übernimmt das Ruder, so dass Rosi und Wolfgang wenigstens den Schlaf unterwegs nachholen können.
In Port Said bekomme ich einen Liegeplatz im Yachtclub, bis dort die mal wieder nötigen Formalitäten erledigt sind, ist es dunkel. Aber die Straßenbeleuchtung funktioniert. Unerklärlicherweise, da staatlich…

24.05.2004

Montag, 24. Mai 2004

Montag, 24.05.04 – In Port Said hat unser Schiffsagent sein Hauptquartier: ein sehr pompöses Büro an der Hauptverkehrsstraße, eine Oase der Ruhe und der Freundlichkeit. Tee, Kaffee, nochmal schnell ins Internet. Und dann Besichtigungstour! Mit einer Pferdekutsche zum Kriegsmuseum, wo vor allem die Schlachten um den Kanal auf großen Diaramabildern dargestellt sind. Geschmackssache, wir haben es hier an Bord ja nicht so sehr mit der Heldenverehrung…
Leider korrumpiert in Ägypten eine Tätigkeit im Staatsapparat genauso wie eine im Tourismus, weshalb Wolfgang dem Droschkenkutscher beim dritten Versuch, ihn übers Ohr zu hauen, leider den Laufpass geben muss. Großes Geschrei im Basar, aber was hilft es? Und kaum ist meine Crew im Kaffeehaus wieder unter normalen Menschen, da präsentiert sich Port Said wie ganz Ägypten von seiner wunderbaren Seite: mit irrsinnig freundlichen, hilfsbereiten Menschen, mit denen zu radebrechen ein großartiges Vergnügen ist!
Und das geniale Abendessen im „El Borg“ versöhnt sowieso mit allem jemals erlittenen Unbill: ca. 20 verschiedene Gerichte für 10,- Euro pro Person, Getränke und Wasserpfeife inklusive!

25.05.2004

Dienstag, 25. Mai 2004

Dienstag, 25.05.04 – Der Wetterbericht passt, Leinen los, Mittelmeer, ich komme!!!! Um 09.00 h schwimme ich nach fünf Jahren erstmalig wieder im mare nostrum. Ist schon ein schönes Gefühl. Delfine springen Kapriolen um meinen Rumpf herum, und ein kleiner Singvogel komplettiert das Begrüßungskommando. Wolfgang schnuppert die Luft. Riecht wie immer! Riecht wie eine wunderbare Vollzeugbrise aus dem Norden im Mittelmeer nunmal riecht! Frisch, klar, staubfrei, herrlich! Rauschefahrt nach Osten, in eine wunderbare Nacht hinein.

26.05.2004

Mittwoch, 26. Mai 2004

Mittwoch, 26.05.04 – Schon um 04.00 h meldet ich die israelische Marine über Funk, weil mein Kurs die Sicherheitszone vor dem Gazastreifen etwas schneidet. Also fahren wir noch eine kleinen Schlenker, bis um 11.50 h die Zollpier in der Marina von Ashkelon erreicht ist. Der Sicherheitsdienst macht eine kurze, aber effiziente Kontrolle, die Pässe werden kontrolliert und gestempelt, der Marinamanager gibt eine kurze Einweisung über die Örtlichkeiten, ich bekomme frischen Diesel und einen schönen Liegeplatz hinter den Duschen. Und dann sind Rosi und Wolfgang mal ganz gespannt auf Israel!

27.05.2004

Donnerstag, 27. Mai 2004

Donnerstag, 27.05.04 – Meine Mannschaft mietet sich einen kleinen Leihwagen! Israel ist insgesamt ungefähr so groß wie Hessen, und das sollte mit einem kleinen Fiat ja wohl zu erkunden sein!
In Ashkelon selber gibt es auch schon die ersten Sehenswürdigkeiten, Ruinen aus phönizischer, römischer und aus der Kreuzritterzeit stapeln sich in einem kleinen Nationalpark übereinander, unter anderem gibt es den ältesten Torbogen der Welt zu bestaunen! Außerdem wird gerade ein Kinderfest veranstaltet, Rosi genießt das Wasser und den Strand und Wolfgang erkundet das Nachtleben. Ist ja auch alles Kultur!

28.05.2004

Freitag, 28. Mai 2004

28.05.2004Freitag, 28.05.04 – Zwei junge Frauen wollen per Anhalter nach Jerusalem, die Rückbank ist ja noch frei, so ist außerdem für Unterhaltung und für die ersten Insider-Informationen während der Fahrt gesorgt. In Jerusalem finden Rosi und Wolfgang Unterkunft im österreichischen Hospiz, mitten in der mittelalterlichen Altstadt, direkt an der vierten Station des Kreuzwegs. Des echten Kreuzwegs. Das ist schon irgendwie unfassbar, zumal direkt daneben Mohammed seine wunderbare Himmelsreise beendest hat (das steht jetzt die Al-Akhsa-Moschee, das drittgrößte Heiligtum der Mohammedaner) und für die Juden wiederum direkt daneben sich der Mittelpunkt der Welt befindet: Der Tempel Davids unter dem Felsendom. Der Stadtrundgang ist hier nicht wirklich beschreibbar, zumal Freitag ist und am Abend der Sabbat beginnt.
Oder vielleicht doch ein paar „Splitter“ aus der Heiligen Stadt: Im Hospiz gibt es einen original geklauten, österreichischen Briefkasten. Im armenischen Viertel werden Pälestinensertücher direkt neben jüdischen Kippas verkauft. An das päpstliche Konvent hat jemand „Jesus is the name, basketball is the game“ gesprüht. In der nach Konfessionen gesechstelten (!!!) Grabeskirche gibt es eine weiße, eine schwarze und eine grüne Säule, an der Jesus gegeißelt worden ist, sind aber wahrscheinlich alle drei ohnehin Fälschungen. Der ganz normale Wahnsinn.

29.05.2004

Samstag, 29. Mai 2004

Samstag, 29.05.04 – Morgens noch zum Garten Gethsemane und auf den Ölberg, wo einem angesichts der heutigen Situation in Jerusalem (schöner Ausblick von hier oben!) gleich Jesus die Tränen kommen können; und dann weiter zum Toten Meer, das übrigens immer toter wird, weil durch die Wasserentnahme am Jordan der Wasserspiegel kontinuierlich sinkt, von ursprünglich 396 auf mit der Weile 407 m unter NN. Brustschwimmen ist unmöglich, weil die Füße immer über Wasser bleiben!!! Rosi verguckt sich in ein sehr nettes Kamel, das für Fotos an der Straße bei der Meereshöhenmarkierung „0“ mitten in der Westbank steht. Und zur Nacht sind meine beiden Ausflügler in Tel Aviv, schlemmen und schlendern am alten Hafen und in den Gassen der Altstadt.

30.05.2004

Sonntag, 30. Mai 2004

Sonntag, 30.05.04 – Und am Mittag sind sie wieder hier an Bord, vollgestopft mit neuen Eindrücken, die sie ganz frisch an die Crews von „Danza“ (eine Familie mit drei Kindern) und „Blackwattle“ weitergeben können, denn wie so häufig hocken sich die Yachties zum Sonnenuntergang auf irgendeinem Schiff zusammen und tauschen ihre Erlebnisse und Erfahrungen aus.

31.05.2004

Montag, 31. Mai 2004

Montag, 31.05.04 – Rosi hat Geburtstag! Auch die Dame von der Immigration gratuliert recht herzlich, denn wir klarieren aus! Geburtstagswetter den ganzen Tag lang. Drei Beaufort aus Westnordwest, kaum Seegang, fast Vollmond, Kurs Nordnordwest, Anlieger, herrlich!

01.06.2004

Dienstag, 01. Juni 2004

Dienstag, 01.06.04 – Und das wird sogar noch besser, weil der Wind etwas zunimmt und dabei auf Südwest dreht! Rosi gibt einen ordentlichen Schrick in die Schoten, ich beschleunige auf sieben Knoten, Halbwindkurs, Wolfgang sucht schon mal die Gastlandsflagge von Zypern, das liegt um Mitternacht nämlich vor dem Bug!

02.06.2004

Mittwoch, 02. Juni 2004

Mittwoch, 02.06.04 – Den Rest der Nacht verbringen wir vor Anker vor der Marina, und erst mit Tageslicht werde ich an den Steg verholt. Die Formalitäten sind schnell erledigt, die Endreinigung auch, gerade pünktlich für Manfred Schwarz, der so gegen 16.00 h seine Taschen an Deck stellt, denn er wird die nächsten drei Törns mitsegeln! Willkommen an Bord!
So oft wie Rosi und Manfred in den letzten Jahren schon hier mitgesegelt sind, ist es eigentlich verwunderlich, dass sie nie zusammen da waren! Hätte sicherlich gut gepasst, jedenfalls ist der Abschieds- bzw. Willkommensabend mit Stadtbummel durch Larnaka für alle drei ein großes Vergnügen!