Von Bodrum nach Göcek

20.10.2005

Donnerstag, 20. Oktober 2005

Donnerstag, 20.10.05 – Bodrum muss man gesehen haben! Vom berühmten Mausoleum (eines der sieben Weltwunder der Antike) ist leider nichts mehr übrig, aber die Kreuzritterburg und die Gassen der Altstadt sind auch einen ausgedehnten Stadtbummel wert!
Nach der Schiffs- und Sicherheitseinweisung steuert mich Stephan aus der Marina hinaus, noch einmal an der Burg vorbei, aber dann unter Segeln aus dem Trubel heraus bis zwischen die ersten Inseln. Der Ankerplatz heißt Aquarium – wegen der vielen Fische, aber auch wegen der wunderbaren Stille!

21.10.2005

Freitag, 21. Oktober 2005

21.10.2005Freitag, 21.10.05 – Streichelzoo wäre auch ein guter Name – oder Gänsefarm, denn zum Frühstück kommen erst ein paar Enten und dann über dreißig Gänse zur Fütterung angeschwommen! Die Fische sind natürlich mit dabei, und meine Mannschaft springt auch noch dazu: „Schwimmen mit Geflügel”, nach „Schwimmen mit Delfinen” die neueste Modesportart!
Unterwegs nach Süden wird eine einsam treibende Luftmatratze gerettet, aber ansonsten passiert nicht viel auf dem Weg nach Knidos: Flaute!
In den Ruinen der antiken Stadt haben junge Türken das Restaurant und den Steg renoviert, außerdem sind jetzt überall Informationstafeln aufgestellt und es gibt sogar eine Wasserleitung aus den Bergen! Und der Skipper darf als „Reiseleiter” ohne Eintritt durch die Ruinen wandern! Das sind lauter gute Neuigkeiten, ein Spaziergang zum Leuchtturm und ein gewaltiger Seebarsch zum Abendessen machen den Abend perfekt!

22.10.2005

Samstag, 22. Oktober 2005

Samstag, 22.10.05 – Knidos liegt zum Teil auf einer Halbinsel – und zum Teil auf dem Festland. Westlich und östlich vom künstlich angelegten Isthmus sind die alten Häfen, und im Osthafen liege ich am Steg – direkt unter dem alten Amphitheater und vor den Handelsplätzen. Am Hang liegen Wohnviertel und Tempel, zur Seeseite ist die alte Stadtmauer noch gut erhalten, nach den alten Kuranlagen, für die die Stadt im Altertum bekannt war, wird noch gebuddelt. Man könnte Stunden, Tage umherwandern und sich Geschichte um die Nase wehen lassen, aber der Skipper gestattet nur den Vormittag – schade!
Aber 12 Meilen weiter in Palamut Bükü, da ist es ja auch schön, wenn auch auf ganz andere Art: ein einfaches, verschlafenes Fischerdorf, zwei, drei Kneipen mit Dusche für die durchreisenden Yachten und als Zentrum der Aufregung heute ein fahrender Händler, der Eisenwaren aller Art feilbietet: Monika ersteht ein schönes Ziegenglöckchen, Thomas einen Fingernagelknipser (zu Hause vergessen!). Wolfgangs Lieblingsbarbier am Strand hat leider geschlossen, die Männer müssen weiterhin kratzbürstig rumlaufen.

23.10.2005

Sonntag, 23. Oktober 2005

Sonntag, 23.10.05 – Die meiste Zeit bis nach Symi auf Symi kann ich unter Blister gesegelt werden – aber leider nicht die meiste Strecke! (Im Klartext: zehn von fünfzehn Meilen in etwas unter zwei Stunden unter Maschine, die restlichen fünf Meilen in etwas über zwei Stunden unter Blister – ziemliche Flaute!)
Symi bietet mit den vorgelagerten Felsen und Inselchen eine spektakuläre Hafeneinfahrt, auch die Stadt selber mit den alten Kapitänshäusern an beiden Seiten des Fjordes und den Kirchen auf den Gipfeln der Berge ist mehr als nur malerisch! Dazu die Windmühlen 385 Stufen über dem Hafen, die Kameras klicken im Stakkato! Weil ich ja noch griechische Papiere an Bord habe, sind die Zollformalitäten schnell erledigt, Zeit für Altstadtbummel und Ouzeriabesuch!

24.10.2005

Montag, 24. Oktober 2005

24.10.2005Montag, 24.10.05 – Wenn der Wind schon mal bläst, dann nutzen wir ihn auch: Unter Segeln geht es aus dem Hafen und bis in die Palmenbucht, wieder auf der türkischen Seite des Hisarönü-Golfes. Rosi und Stephan rudern meine Landleine an das Ufer, und Barbara fährt unterdessen das Ankermanöver. So bleibt mein Heck in Richtung Ufer fixiert und ich kann nicht quer zur Dünung schwojen, so schläft es sich angenehmer! Aber so weit ist es ja noch nicht, erst wollen alle mal an Land, um die Einsamkeit von den umliegenden Hügeln aus zu bewundern! Die Bucht ist trotz Palmen und Strand immer noch ein Geheimtipp- hoffentlich bleibt es dabei!
Abends zaubern alle gemeinsam ein Vier-Gänge-Menü (Canapées mit Olivenpaste, Gefüllte Zucchini und Paprika an Großem Salat, danach Flambierte Bananen und zum Abschuss Halva zum Espresso!) Der Himmel zaubert auch: Venus beginnt das Schauspiel als Abendstern, Mars geht blutrot auf, der Andromeda-Nebel ist wieder sichtbar, Sternschnuppen reichlich, bis der Halbmond über den Berg kriecht und alles überstrahlt.

25.10.2005

Dienstag, 25. Oktober 2005

Dienstag, 25.10.05 – Nicht einmal für den Blister reicht der Wind, der Versuch bleibt ohne Erfolg. Zum Ausgleich verunziert kein einziges Wölkchen den blauen Himmel, die Temperaturen schreien nach Bikini und kurzer Hose und nach einem Badestopp in Dirsek auf der ohnehin nur 12 Meilen langen Strecke bis Kizil Adasi bei Bozburun.
Programm wie gehabt: Schwimmen, faulenzen, Lesen, mit dem Beiboot herumpaddeln, gut essen und zur Abwechslung schöne und lustige Kanons zu Skippers Klampfe singen! Und die Unwirklichkeit einer völlig stillen, schwebenden Nacht aufnehmen…

26.10.2005

Mittwoch, 26. Oktober 2005

Mittwoch, 26.10.05 – Das „Schwarze Kap” (Kara Burun) ist die südwestlichste Ecke der Türkei, deshalb ist hier immer Wind! Und der wird genutzt: Bis an den ersten Liegeplatz unter der Festung Bozukkale geht es unter Fock – dann muss Stephan kurz für den Rückwärtsanleger die Maschine starten. Nach der Erkletterung der Festungsruinen und nach dem leckeren Oktopus in dem kleinen Fischersommerrestaurant legen wir aber unter Segel ab, das geht bei Rückenwind ja ganz einfach – und sogar der Wirt, der die Achterleinen löst, freut sich über das gelungene, leise Manöver.
Die nächste Hafenbucht heißt Serce Limani, seit Wolfgangs ersten Türkeitörns vor 15 Jahren gibt Fisch bis zum Abwinken in Memos Farm. Memo war einer der ersten Fischer/Kleinbauern, die in ihren Sommerhütten Segler bewirteten. Die unzulänglichen Buchten werden wie Almen bewirtschaftet, im Winter sind sie über das Meer oft unerreichbar, und Straßen gibt es nur ganz selten. Memos Holzhütte ist mit der Weile zwar auch einem festen Steinhaus gewichen, aber der Flecken hat seinen Charme behalten, und das Essen ist prima!

27.10.2005

Donnerstag, 27. Oktober 2005

Donnerstag, 27.10.05 – Während der Skipper Pfannkuchen brutzelt gehen die Mädels eine Runde schwimmen. Weil ein paar Fischer um etwas Benzin bitten und das Umfüllen ein Weilchen dauert, dauert auch das Schwimmen etwas länger, Nacktbaden ist in türkischen Fischerkreisen noch nicht so richtig gesellschaftsfähig…
Der Wind aus der Düse zwischen Rhodos und dem türkischen Festland treibt mich schnell gen Osten! Kurz vor Marmaris gibt es dann noch einmal einen fest installierten Flautenstrich, aber dann beginnt die nächste Düse: fünf Windstärken aus dem Golf von Marmaris heraus, das ist eine herrliche Kreuz gegen den Wind, weil nämlich so gut wie keine Welle steht! Am Ruder wird immer nach genau zwei Wenden gewechselt, damit jeder mal das Vergnügen hat, mich mit Schräglage bis über die Fußreling gegen den Wind zu halten! In der Meerenge am Eingang zum großen Naturhafen von Marmaris (schon Lord Nelson ankerte seine Flotte hier!) wird der Wind dann noch mal böig und erfordert höchste Konzentration am Ruder und an den Schoten, „Klar zur Wende!” ist kein einzelnes Kommando mehr, sondern plötzlich ein Dauerzustand! Aber die letzen zwei Meilen sind dann wieder pure Entspannung.
Ein riesiger Kreuzfahrer sorgt für Kontrast in der osmanischen Altstadtsilouhette, ich bekomme einen Platz in der Marina und die Mannschaft verschwindet zu Köfte und Wasserpfeife in die Gassen des Basars.

28.10.2005

Freitag, 28. Oktober 2005

28.10.2005Freitag, 28.10.05 – Der Hamam-Besuch gehört auch zu den festen Programmpunkten eines Türkeitörns! Rosi und Thomas hatten das Vergnügen noch nie, kommen aber nach der schönen Schrubb- und Waschprozedur gleich zu dem Fazit: „Das machen wir noch mal!”
Mit der Nachmittagsbrise machen wir noch sieben Meilen, gerade aus der Bucht von Marmaris heraus bis in die Ankerbucht am Kap Kadirga Burnu. Kontrastprogramm, nach der Touristenmetropole hier wieder Stille und Sterne.

29.10.2005

Samstag, 29. Oktober 2005

Samstag, 29.10.05 – „Das Wetter bleibt gut, die Skipper steigen in die Masten!” Zu diesem Logbucheintrag kommt es, weil sich mein Großfall in der Dünung um das Dampferlicht wickelt und Wolfgang deshalb mit dem Bootsmannsstuhl kurz auf halbe Masthöhe muss, um es wieder klar zu legen. Bin mal gespannt, ob er diesen Winter endlich einen kleinen Abweiser dahin bändselt, oder ob er das wieder mal vergisst…
Die Dünung kommt übrigens von dem kräftigen Meltemi, der seit gestern bläst: kleine Fock, ein Reff im Großsegel, Rauschefahrt bis vor die Mündung des Dalyan!
Nur eine einzige andere Yacht liegt vor dem Restaurant „My Marina”, aber der Agent für die Bootsausflüge den Fluss hinauf macht auch Ende Oktober noch sein Geschäft und organisiert für morgen eine Tour.

30.10.2005

Sonntag, 30. Oktober 2005

30.10.2005Sonntag, 30.10.05 – Wohl wegen der Zeitumstellung kommt der Ausflugsbootskipper eine Stunde zu früh, besser als zu spät!
Landausflüge kann ich ja immer nur kurz beschreiben, weil ich nie mit darf, was mich in diesem Falle besonders ärgert, weil nur eine blöde Barre mich an der Einfahrt in den Dalyan hindert. Na gut, und natürlich, weil die ganze Gegend Naturschutzzone ist, schon wegen der Schildkröten und des Schilfgebiets. Weitere Top-Sehenswürdigkeiten: Die Ruinen von Knidos, wunderschöne Lykische Felsengräber, eine Schwefelquelle und natürlich meine Crew im Schlammbad!
Währenddessen ist hier am Liegeplatz die Jahresabsegelflotille von Sun-Charter eingetroffen, hat mich mein Party-Suchradar doch nicht im Stich gelassen! Dixieland-Jazzband, Gala-Menü, Tanzvergnügen!

31.10.2005

Montag, 31. Oktober 2005

31.10.2005Montag, 31.10.05 – Weiterhin tolles Segeln! Von Liegeplatz zu Liegeplatz, das Reff im Groß bleibt drin, aber weil der Kurs heute vor dem Wind liegt, kommt die Normalfock wieder zum Einsatz. Rückenwind, Seegang zwei bis drei, sechs bis sieben Knoten Fahrt durch tiefes Wasser? Angelwetter!! Und wirklich, 82 cm MahiMahi (Goldmakrele bzw. Dolphin) bringen die Rolle zum Surren! Monika hat vom Malediven-Törn noch die richtigen Kommandos parat: „Luken dicht, Fischhaken aus der Nasszelle her, Rum ins Cockpit!”, Thomas kurbelt den Montagsbraten längsseits, Wolfgang trifft mit dem Gaff und Barbara holt den letzten Wodka aus der Bar. Und es klappt! Gut drei Kilo Festmahl, schon werden Rezepte besprochen…
(Das ganze hat übrigens auch eine mystische Komponente, der Fisch ist nämlich der Dank von Mutter Natur für eine mühsam von Monika aufgepäppelte und tatsächlich gerettete Honigbiene, die zur Rast an Deck gelandet war!)
Die Kulisse wird immer dramatischer, hinter dem Golf von Fethiye steigt der Baba Dag bis auf fast 2000 Meter an, und im Golf selber verwirren dutzende Inseln und Halbinseln voller Pinien und Olivenbäume die Navigation. Die 22-Faden-Bucht liegt auch hinter so einer Ecke, wo niemand ahnen würde, dass da noch eine Ecke kommt! Ganz einsam ist es nicht, ein Engländer mit BSE meint, alles besser zu wissen, aber die Crew der deutschen „Whoopie” lässt uns wegen der Enge der Bucht längsseits kommen, so gleichen die Nettigkeiten der einen die Nörgeleien des anderen mehr als aus!
Den Fisch gibt es ganz klassisch in Mehl und Sesam gewälzt, dazu Pellkartoffeln und Yoghurt. Den Nachtisch spendiert die „Whoopie”: Pfannkuchen, als Dank für den geliehenen Zimt!

01.11.2005

Dienstag, 01. November 2005

Dienstag, 01.11.05 – Alle versuchen, das letzte Ankeraufholen dieses Törns so weit es geht hinauszuzögern, schwimmen, wandern, Akkus laden, noch mal Tee kochen – aber am Nachmittag ist es dann soweit. Im Zickzack durch das Inselwirrwarr bis nach Göcek, in der Skopea-Marina bin ich schon telefonisch angemeldet, 177 Meilen voller Spaß und Abenteuer seit Bodrum!

02.11.2005

Mittwoch, 02. November 2005

Mittwoch, 02.11.05 – Erst werde ich geschrubbt – und dann die Crew! Auch in Göcek gibt es ein Hamam, und sogar ein besonders gutes!
Das Abschiedsdinner gibt es hier im Marina-Restaurant, zwei Hunde schließen sich danach zum Kneipenbummel an, und der allerletzte Absacker wird in meinem Cockpit gelenzt, wie es sich gehört!

03.11.2005

Donnerstag, 03. November 2005

Donnerstag, 03.11.05 – Im Morgengrauen steht das Taxi am Kai. Guten Heimflug – und bis nächstes Jahr! Und Danke für die Schokolade!!!!
Und dann ist auch der Himmel traurig: um 09.00 h fängt es an zu regnen und hört den ganzen Tag nicht mehr auf.