Montag, 30.10.06 – Wolfgang übernimmt seine Wache um 02.00 h von Gisela und Manfred mit großer Sound- und Light-Show! Gewitter mit Blitzen aus allen Richtungen und auch in alle Richtungen (also Wolke-Himmel, Wolke-Erde, Erde-Wolke, Wolke-Wolke und Wolke-Wolke-Wolke) lehren das Gruseln. Merkwürdigerweise steckt so gut wie kein Wind in dem Spektakel, der Motor schiebt mich stoisch durch das Theater, in dem zur besonderen Belustigung noch der ein oder andere unbeleuchtete Fischerkahn steckt.
Mit dem ersten Tageslicht verziehen sich die dicken Cumulo-Nimbus-Türme und machen einem völlig wolkenlosen Tag platz. Olga und Peter sind nur fünf Meilen vor uns und melden um 12.00 h: In Essauira gibt es noch ein Liegeplätzchen für uns. Marokko! Da war ich ja noch nie!! Um 13.05 h liege ich längsseits an einem deutschen Katamaran, aber bis auf ihn und die paar anderen Fahrtenyachten erinnert hier nichts mehr an Europa! Der Hafen ist voll gestopft mit Fischerbooten jeder Größenordnung, der Fang, hauptsächlich Conga-Aale, Sardinen, Tuna, Brassen und viele Haie!, wird direkt am Kai verhandelt, hinter der mittelalterlichen Stadtmauer aus großen Sandsteinquadern lugen schon die weiß getünchten Gassen des Bazars durch die Tore, und nach dem erstaunlich unkomplizierten Einklarieren stürzt sich meine Crew mit Unterstützung von Olga und Peter mitten hinein in das Gewühl. Ein Wachmann ist schon mit fünf Dosen Bier (z.T. alkoholfrei, wie es der Prophet befiehlt!) zum Aufpassen auf mich vergattert, wobei das sicherlich unnötig ist, dem Wächter aber ein wenig Einkommen verschafft.
Essauira hat nur wenig Tourismus, die Innenstadt ist genau so, wie man sich Nordafrika vorstellt: Quirlig, eng, teilweise überdacht, mit grünen Hinterhöfen überraschend und nach allem Möglichen duftend. Naja, manchmal auch riechend, und hier im Hafen auch einfach nur stinkend!
Zum Abendessen in einer der Fischbratereinen vor der Fischhalle gesellt sich noch Pascal, ein schweizerischer Einhandsegler dazu, der mit seinem Französisch auch gleich die Verhandlungen für das Menü übernimmt. Für Fisch und Meeresfrüchte bis zum Abwinken zahlt dann am Ende des Gelages jeder zehn Euro, da hat man gerne guten Appetit.