Von Dom. Rep. nach Santiago/Kuba

07.03.2007

Mittwoch, 07. März 2007

Mittwoch, 07.03.07 – Wolfgang beseitigt noch die letzten Arbeitspuren, spült das Deck ab (der Wassermann ist da!), und dann kommt schon die neue Crew. Die Taxler können zwar nicht glauben, dass sie nicht zu einem Hotel und auch nicht zu einem Kreuzfahrtschiff fahren sollen und gurken deshalb erstmal umständlich rum, liefern aber alle vier gesund und heile ab: Herzlich Willkommen für Gerdi Bauerfeind, Rosi Kolb, Sylvia Buhr und Daniel Doswald. Allesamt Stamm- und Dauergäste, da freue ich mich ganz besonders!

08.03.2007

Donnerstag, 08. März 2007

Donnerstag, 08.03.07 – Heute wird noch nicht gesegelt, sondern heute wird die Altstadt erkundet. Die älteste Steinkirche Amerikas, das älteste Kloster Amerikas, die älteste Kathedrale Amerikas, die älteste Kolonialstraße Amerikas, alles gebaut unter Kolumbus und seinen Söhnen, und alles hier! Und ein paar schöne Kneipen und Restaurants zum Verweilen und Genießen. Cristian, ein neuer Bekannter vom Skipper und Fremdenführer im Wohnhaus von Diego Kolumbus, führt nach Dienstschluss noch zum Staatspantheon und zum ältesten Fort Amerikas, und er organisiert noch einen Kleinbus für den Großeinkauf. Danach ist die Crew berechtigterweise fix und fertig und fällt nach einem kleinen Entspannungsabsacker in die Kojen.

09.03.2007

Freitag, 09. März 2007

09.03.2007Freitag, 09.03.07 – Heute wird auch noch nicht gesegelt, das monumental-häßliche Grabmal von Kolumbus, der wunderschöne kleine Park „Tres Ojos” (Drei Augen) mit vier halb unterirdischen Seen, die an thailändische Hongs erinnern und der einmalige, 180 Hektar große und nur mit der Bimmelbahn zu bewältigende Botanische Garten müssen noch besichtigt werden. Die Taxifahrt ist auch noch ein Abenteuer in sich… und das Wasserbunkern am Abend, der Wasserschlüsselverwalter ist nämlich erstmal unauffindbar, bis einer von den wichtigen Soldaten bemerkt, dass der gute Mann auf dem Parkplatz an seinem alten Volvo herumschraubt.

10.03.2007

Samstag, 10. März 2007

Samstag, 10.03.07 – Aber heute wird gesegelt! Und zwar gleich 42 Meilen weit. Mit Hindernissen. Erst müssen wir nach dem Ableger gleich wieder umkehren, weil eine Fähre einläuft und in Fahrwasser gedreht wird. Und dann reicht der Wind nicht zum Segeln. An der Steilküste reflektiert die Dünung und schaukelt mich fürchterlich, die Mannschaft wird merkwürdig ruhig…
Ab dem Kap Punta Palenque wird schlagartig alles gut, sogar bestens! Der Wind brist auf, die Dünung kann sich an den endlosen Stränden auslaufen, ein 75cm großer Schwarzflossentunfisch landet im Cockpit und der Blister zieht mich ruhig und leise nach Westen. Herrlich, ehrlich. Die Strömung schiebt auch noch und sorgt an einigen Stellen für faszinierende Wasserfarbgrenzen zwischen grün und blau, die Ankerbucht Las Salinas hat zu Skippers Überraschung eine ordentlich betonnte Rinne und liegt zwischen Stränden, Mangroven, Salinen, einer kleinen Ortschaft mit ebenfalls kleinen Hotels perfekt geschützt, was will man mehr? Unterwasserbeleuchtung z.B. Gibt es aber auch, beim Nachthunfischnacktnachtschwimmen leuchtet das Plankton wie verrückt und macht aus Daniel und Wolfgang mystisch schimmernde Tauchengel.

11.03.2007

Sonntag, 11. März 2007

Sonntag, 11.03.07 – Auch hier ist es natürlich viel zu schön, um gleich wieder weiter zu segeln. Am Anfang der Lagune kann man eine alte, aber weiterhin in Betrieb befindliche Saline besichtigen, überraschend sind die Farben der Verdunstungsbecken und die musealen Gerätschaften, dazwischen das schneeweiß gleißende Salz, Fotomotive ohne Ende. Ganz privat gibt es dann noch ein leckeres Mittagessen für ein paar Euro und später einen Kaffee in dem kleinen Hotel vor meinem Liegeplatz. Abendessen gibt es natürlich hier an Bord, die zweite Hälfte vom Thunfisch muss ja noch vertilgt werden, Sashimi, noch mal Steaks, das volle Programm… inklusive Sternengucken, besonders schön heute der Gasnebel im Schwertgehänge von Orion. Das kleine „Chemische Experiment” hätte ich fast vergessen: In Santo Domingo verkaufen die Einheimischen Flaschen voller Kräuter und Würzhölzer, die man mit Rum, Rotwein und Honig aufgießt und dann vier Tage gären lässt. Und die vier Tage sind heute rum! Gut, dass ich da nicht von trinken muss…

12.03.2007

Montag, 12. März 2007

Montag, 12.03.07 – Nach einem Gala-Abendessen benötigt der Körper natürlich ein Gala-Frühstück. Der Vormittag muss aber auch deshalb noch verbummelt werden, weil es bis zur Bahia de los Aguilas „nur” gute 90 Meilen sind, das heißt ca. 18 Stunden Segeln, und das heißt wiederum, kein Ablegen vor 15.00 h , um nicht im Dunkeln anzukommen.
Die Nachtfahrt wird windig, schon „damals”, also im Jahr 2000 hatte es Wolfgang und mich am Cabo Beata, dem südlichsten Punkt Hispaniolas, ganz schön gebeutelt, und dieses Mal ist es nicht anders. Rosi ist so konzentriert am Ruder, dass weder sie noch Daniel merken, dass dringend gerefft werden müsste, dabei luve ich schon immer an, damit den beiden das mal auffällt. Wolfgang kommt zum Mithelfen an Deck, 20 Meilen vor dem Kap wird mein Großsegel einfach komplett geborgen.

13.03.2007

Dienstag, 13. März 2007

Dienstag, 13.03.07 – So geht es dann doch um 04.30 h recht zivil um die Ecke, Halse, neuer Kurs Nordwest. Hinter dem Kap beruhigt sich der Seegang schnell, die letzten Meilen bin ich schon in ganz glattem Wasser, ein paar Kreuzschläge – und dann liege ich vor dem „schönsten Strand der Insel” (ADAC-Reiseführer). Der ist aus mehreren Gründen toll: Über fünf Kilometer feinster, weißer Korallensand. Wunderbare Korallenköpfe um mich herum zum Schnorcheln, Daniel und Wolfgang wollen nur den Anker kontrollieren und kommen gar nicht mehr aus dem Wasser. Keinerlei Zivilisation. Bester Schutz vor Wind und Wellen. Ein Paradies.

14.03.2007

Mittwoch, 14. März 2007

14.03.2007Mittwoch, 14.03.07 – Das mit der Zivilisation stimmt gar nicht. Während meine Crew den Strand erkundet und die Seele baumeln lässt, nähern sich Menschen: Ein paar Fischer, die meiner Crew zwei Papageienfische, einen Riffbarsch und einen Snapper verkaufen (zusammen fünf Euro, weil das der kleinste Schein ist, den es gibt. Eigentlich sollen die Fische nur drei Euro kosten, aber es hat niemand mehr Dominikanische Pesos, und Münzen können die Fischer auf der Bank nicht tauschen.)
Sylvia lernt das Schnorcheln und ist natürlich begeistert, Gerdi lernt das Tauchen mit Schnorchel und ist auch begeistert – und alle anderen sind einfach so begeistert. Warum auch nicht? Ein paar Gitarrenklänge am Abend sind noch ein i-Tüpfelchen auf dem tollen Tag.

15.03.2007

Donnerstag, 15. März 2007

Donnerstag, 15.03.07 – Daniel hievt den Anker an Deck, Sylvia steuert mich aus der Bucht: Kurs West, Kurs Haiti. Die Passatbesegelung wird aufgebaut und zieht mich stetig und ruhig weiter. Den ganzen Tag lang – und die ganze Nacht. Ein bisschen Astronavigation, Segeln pur.

16.03.2007

Freitag, 16. März 2007

Freitag, 16.03.07 – Wolfgang erklärt zwischendurch sein Sternschnuppenwunschsystem, das braucht man heute nämlich. Die Schnuppen schnuppen nämlich nur ganz kurz, und da die Wünsche nur in Erfüllung gehen, wenn man sie denkt, solange die Schnuppe schnuppt, muss man die Wünsche einfach vorher durchnumerieren und braucht dann nur die Nummer sagen! Funktioniert, ehrlich!
Im Morgengrauen kommt die Ile a Vache in Sicht, die kenne ich auch schon aus dem Jahr 2000. Die haitianischen Fischer sind wieder mit ihren Auslegersegelbooten unterwegs, tollkühn. An ein paar einsamen Stränden entlang ändert sich der Kurs nach Norden, dann nach Osten in die kleine Lagune, die sich das Dorf und ein kleines Hotelresort teilen. Kaum sitzt mein Anker sicher im Schlick, da kommen schon lauter Einbaumkanus herangepaddelt, Kinder, die Obst verkaufen wollen, Fischer, die ihren Fang anbieten, Jugendliche, die sich als Inselführer verdingen wollen, alle sehr höflich, alle zweisprachig (englisch und französisch), und alle sehr lustig! Karma bekommt den Job als Dorfführer, die Fischer bringen drei kleine Langusten, die Kinder werden ein paar Kokosnüsse und Mangos los und der Dorfkünstler verkauft Rosi noch ein schönes, kleines Bild mit typisch haitianischer naiver Kunst. Kriminalität gibt es hier keine, dafür eine kleine Dorfbibliothek, eine erstaunlich große Schule und lauter nette Leute.

17.03.2007

Samstag, 17. März 2007

Samstag, 17.03.07 – Na klar, hier bleiben wir auch einen Tag! Die Wanderschuhe an und los zum Inselrundgang. Eigentlich ist der zwar ohne Führer geplant, aber mitten im Wegewirrwarr zwischen den Gärten, Mangrovensümpfen, Hügeln, Stränden und Weideflächen ist meine Crew dann doch recht froh, das Jimmy sich nicht abschütteln lässt und alle heile einmal halb um die Insel lotst. Seit zwei Jahren gibt es ein weiters kleines Resorthotel, in dem die Chefin stolz die schönen Zimmer und Ferienhäuser präsentiert. Noch beeindruckender ist der Service: Liegestühle werden an den Strand gestellt, Cocktails an der Bar gemixt, man genießt…

18.03.2007

Sonntag, 18. März 2007

Sonntag, 18.03.07 – Mit dem ersten Tageslicht schleichen wir aus der Bucht – und sind trotzdem nicht die ersten! Claudia und Lino von der SY „UdF” (Wofür das die Abkürzung ist, versuche ich noch zu klären!) sind noch früher wach und haben den gleichen Plan: In weniger als 36 Stunden 190 Meilen bis nach Santiago de Cuba segeln. An mir soll es nicht liegen! Der Wind brist gut auf, aus einer angekündigten abgeschwächten Kaltfront fallen nur ein paar Tropfen, der Wind legt in der Windward Passage noch mal zu, Rauschefahrt in die letzte Nachtfahrt hinein, nur die Fischerbojen vor dem letzten Kap hätten mich noch stoppen können, tun es aber nicht! Ein Thunfisch beißt passend zum Abendessen, frisch gestärkt geht es weiter. Der Wind legt noch mal zu, baut aber wegen der leichten Überlappung von Kuba und Hipaniola kaum Seegang auf, Gustav, mein Autopilot übernimmt da gerne mal das Ruder. Rosi und Daniel haben in ihrer Wache am meisten zu tun, der Panama-Atlantik-Dampfertreck geht auch durch diese Lücke, einmal muss ich einen Haken schlagen, um einem Supertanker auszuweichen.

19.03.2007

Montag, 19. März 2007

Montag, 19.03.07 – Je näher ich Kuba komme, um so schöner wird das Wetter, unter Land ist das Wasser dann fast völlig seegangsfrei. Aber nicht fischfrei: 107 cm Mahi Mahi bleiben an der Mörderangel hängen, das war einer von Daniels Sternschnuppenwünschen, weil er sonst immer Thunfisch an der Angel hatte!
In Santiago komme ich zwar schon um 16.40 h an, aber das ist zu spät für Zoll und Immigration, nur Arzt und Veterinär kontrollieren mich heute noch und ermöglichen meiner Crew so wenigstens den Landgang innerhalb der Marina, die Sitten hier sind hart, aber fair. Claudia und Lino freuen sich über ein großes Mahi-Mahi Filet, so gibt es heute auf beiden Schiffen Kuba-Willkommensdinner an Bord, wegen doch großer Müdigkeit hätte wohl ohnehin niemand mehr wirklich Lust auf einen Stadtbummel gehabt.

20.03.2007

Dienstag, 20. März 2007

Dienstag, 20.03.07 – Nach dem Frühstück kommt auch der Zoll zum Einklarieren, der Drogensuchhund verweigert sinnvollerweise die Arbeit, mit Handschlag und netten Worten verabschiedet man sich, niemand fragt nach Trinkgeld, welch eine Wohltat nach der ständigen Korruption in der Dominikanischen Republik. Der Taxifahrer für den Landausflug (die Marina liegt recht weit außerhalb vom Zentrum) hat ein funktionierendes Taxameter, alles völlig stressfrei.
Ein paar Spazierstunden später steht an der Kathedrale leider gerade kein Minibus für die Rückfahrt herum, aber Franco hat einen alten, weißen Chevrolet mit roten Ledersitzen, da passt meine Crew komplett rein – und hat seitdem einen echt typisch kubanischen Chauffeurservice. Na gut, ein modernes Auto wäre schneller, aber der alte Chevy hat einfach Klasse. Damit rollt man dann später cool bis vor ein kleines Privatrestaurant (durch Wohnzimmer und Küche in den „Speisesaal”: zwei Tische, Familienatmosphäre, eine Sängerin, die für ein paar Pesos zwei schöne Lieder singt, frische Langusten, Reis, Bananenchips, Salat), noch später genauso cool bis zur „Casa de la Trova”, wo zu Salsa-Klängen abgetanzt wird. Nach ein paar Mojitos haben auch Daniel und Wolfgang das Extra-Gelenk in der Hüfte, das man dafür braucht und wirbeln die ohnehin schon von den Einheimischen eingetanzten Mädels über das Parkett. Kuba-Party! Wolfgang tanzt zur Übung zwischendurch auch noch mit der Toilettenhygieneunterstützerin, und für die Rückfahrt schiebt Franco die Salsa-CD in die Stereo-Anlage. Chevyparty!
Der Wachmann in der Marina hat aus Angelschnüren eine Coladosenalarmanlage gebaut, die tatsächlich funktioniert. So kann er frisch geweckt (Wolfgang ist reingetappt) mitteilen, dass schon jemand anderes an Bord ist. Viete, Wolfgangs ältester Schulfreund, ist einen Tag verfrüht angereist und pennt schon im Salon. Der Zustand ändert sich natürlich sofort, Wolfgang schiebt die Salsa-CD in die Stereoanlage und klappt die Badeplattform runter, es wird abgetanzt, klar! Galateia-Party!!