Von Santiago/Kuba nach CayoLargo

21.03.2007

Mittwoch, 21. März 2007

Mittwoch, 21.03.07 – Daniel muss als erster zum Flieger, dann entschwinden die Mädels mit Franco ins Hotel in der Innenstadt, noch ein paar Tage Landurlaub. Franco geht natürlich nicht mit ins Hotel sondern fährt nur! Am Abend trifft man sich wieder, in der „Casa de la Trova” ist aber heute nur mäßig Stimmung, weil die die Touristengruppe, die den Saal füllt, immer reihum einnickt. Ab einem gewissen Alter sollte der Reiseleiter auf die Ansprüche seiner Gäste Rücksicht nehmen und sie in die Kojen lassen. Spaßig wird der Abend aber trotzdem, und etwas ruhiger schadet ja mal auch nicht.

22.03.2007

Donnerstag, 22. März 2007

Donnerstag, 22.03.07 – Franco fährt schon mal den Chevy vor… Großeinkauf für zwei Wochen Einsamkeit in der Inselwelt Kubas. Auf dem Gemüsemarkt gibt es Zwiebeln, Kürbis, Tomaten, Orangen und Petersilie in bester Qualität, und unter der Hand findet man auch Kartoffeln, die sind eigentlich rationiert für die Pommes der Hotelgäste. In dem einen Supermarkt finden Thomas und Wolfgang ein Stück Käse (3 kg Alt-Mecklenburger Ostsee-Gouda, wohl auch vom Hotelbetrieb abgezweigt), im nächsten Laden gibt es Toilettenpapier, an der Tankstelle Margarine und in der Marina Bier und Rum. Da kann ja nichts mehr schief gehen.
Zum Abschied geht es noch mal in die Stadt, die Mädels warten schon an der Kathedrale, heute wird erst in der Casa de la Tradicion sehr studentisch abgetanzt, danach nachtclubmäßig in der Casa de la Musica. Sylvias neuer Salsalehrer besorgt zwischendurch noch ein paar gute Zigarren und irgendwann im Morgengrauen fällt dann der Abschied schwer, denn ich soll ja auch mal weitersegeln! Tschüss, meine lieben Mädels (na gut, gestandenen Frauen!), danke für alles und bis nächstes Jahr in der Südsee!

23.03.2007

Freitag, 23. März 2007

Freitag, 23.03.07 – Alle Rechnungen sind bezahlt, die Wettervorhersage passt einigermaßen, aber Zoll und Hafenmeisterei haben Probleme mit dem fahrbaren Untersatz und verzögern so das Ablegemanöver Stunde um Stunde. Irgendwann ist es dann zu spät, um noch bei Helligkeit den nächsten Hafen zu erreichen. Behördenhürdenhorden. Bleiben wir eben noch eine Nacht.
So kommt Thomas wenigstens noch in den Genuss eines echt kubanischen Abendessens im Wohnzimmer eines Gemüsehändlers hier um die Ecke, auch schön!

24.03.2007

Samstag, 24. März 2007

Samstag, 24.03.07 – Pünktlichst um 09.00 h sind sie da, die Autoridades. Und erledigen die übliche Kontrolle nach Flüchtlingen schnell und unkompliziert, wir können raus. Die U.d.F (was übrigens „l’Uomo del Faro” heißt) will mit uns gemeinsam ablegen, aber heute funktioniert das Kreditkartenlesegerät nicht, weshalb Claudia und Lino ihre Marinarechnung nicht bezahlen können. Also leiht Wolfgang den beiden mal eben 180,- Euro, was bei den Kubanern absolutes Staunen hervorruft. Wie kann er wissen, ob die beiden das jemals zurückzahlen? Die Summe sind hier zehn Monatsgehälter! Segler unter sich, das klappt schon!
Draußen weht ein leichter Passat, ab und zu machen die hohen Berge so viel Lee, dass der Motor mitschieben muss, und am Nachmittag dreht die Thermik sogar auf Westwind. Die U.d.F. lotst mich mit ihrem Hubkiel (nur 65 cm Tiefgang, wenn oben!) sicher durch die kleine Fahrrinne in die Lagune von Chivrico, ein kräftiges Gewitter stört auf diesem Ententeich nur durch den Regen, Claudia kocht Spaghetti für alle.

25.03.2007

Sonntag, 25. März 2007

Sonntag, 25.03.07 – Wie versprochen kommt der Wachmann um 07.00 h vorbei und bringt die gestern Abend eingesammelten Schiffspapiere zurück, Fidels Schiffskontrollmanie…
Auf dem Weg nach Portillo beißt ein schöner Thunfisch an der Angel, auch Portillo ist eine mangrovenumsäumte Lagune, auch hier gibt es einen Wachmann samt Stellvertreter, der sich von einer Fischerin herüberrudern lässt und die Papiere einsammelt…ein toller Regenbogen verspricht schönes Wetter für morgen, Wolfgang brät Tunfisch für alle.

26.03.2007

Montag, 26. März 2007

Montag, 26.03.07 – Die Fischerin rudert pünktlich um 07.00 h den Wachmann herüber und bringt ein paar schöne Tomaten als Geschenk mit. Danke! Die Kaltfront, die seit Tagen hier rumlümmelt, hat sich endlich nach Osten verzogen, blauer Himmel über uns, grüne Berge neben uns, blaues Meer unter uns. Und eine Königsmakrele bei Lino an der Angel, da ist ja klar, auf welchem Schiff es heute Abendessen gibt! Am Cabo Cruz haben Claudia und Lino wieder die Wassertiefe am Ankerplatz getestet, ein wundervolles Korallenriff schützt die Bucht vor dem Seegang der Karibik, lässt aber die Brise schön erfrischend durchziehen. Claudia brät nach dem Schnorcheln die große Raubmakrele für alle, ein schöner Regenbogen kündigt gutes Wetter für morgen an, und die nächste Wachmannschaft kassiert die Papiere.

27.03.2007

Dienstag, 27. März 2007

Dienstag, 27.03.07 – Pünktlich um 07.00 h bringt die Wachmannschaft die Papiere zurück, aber ab jetzt sind wir in dem riesigen Inselarchipel zwischen Cienfuegos und Santiago – und da werden sie uns nicht finden, die Behörden, ätsch!
Bei fünf Beaufort Nordost und Rauschefahrt in Richtung Nordwesten beißt erst ein halber (da war der Hai mal wieder schneller als mein Skipper!) und dann ein ganzer Barrakuda an der Angel, da ist ja auch schon wieder klar, wo es heute Abendessen gibt! Hinter Cayo Grenada ankern U.d.F. und ich wieder in trauter Zweisamkeit hinter den Mangroven, ansonsten Einsamkeit – und keine Uniform weit und breit!

28.03.2007

Mittwoch, 28. März 2007

28.03.2007Mittwoch, 28.03.07 – Naja, wahrscheinlich haben es jetzt alle gemerkt, dass die U.d.F und ich parallel segeln. Die 39er Ovni ist genau so schnell wie ich, Claudia und Lino sind einfach nur nett und witzig, und Thomas muss nur jeden zweiten Tag spülen. Sicherheitsgründe für das Segeln im Doppelpack gibt es natürlich auch noch, hier unten sind ja keine anderen Yachten unterwegs, und der ADAC schickt seine gelben Engel leider nicht bis in Kubas Mangroven. Und davon (also Mangroven) gibt es hier ohne Ende, heute geht es im Slalom durch den Canal de Pingue. Hunderte kleiner Inselchen, mal mit, mal ohne kleinen Strand, kaum Seegang in diesem riesigen Binnenrevier, aber stetiger Passat, der mich bequem nach Westen zieht. Heute 32 Meilen weit bis hinter Cayo Chocolate. Eine riesige Schildkröte und ein trampender Kormaran, der ein Stündchen unter meinem Großbaum mitfährt, sorgen für zusätzliche Unterhaltung. Claudia zaubert aus dem letzten Filet der Makrele noch Pasta mit Meeresfrüchten, wovon Lino recht enttäuscht ist, weil er eigentlich Langusten haben wollte. Am Riff sind aber keine, nur Fische, Korallen, Seesterne, Röhrenwürmer, bunte Schwämme, große Schnecken, Seeanemonen, Farne. Und keine Uniformen…

29.03.2007

Donnerstag, 29. März 2007

Donnerstag, 29.03.07 – Weil der Wind am Abend noch mal gedreht hat und außerdem aus einem Hochdruckgebiet über Florida in der Nacht kräftig zulegt, slippt um ca.01.00 h mein Anker. Zum zweiten Mal seit Vanuatu 2002, da will ich mich mal nicht beklagen. Seegras ist immer trügerisch als Ankergrund. Innerhalb einer Viertelstunde ist neu geankert und in die richtige Richtung eingedampft (also in den Grund gezogen), da kann die Mannschaft noch ein paar Stunden weiterschlafen.
Der Rest des Tages entschädigt für das mitternächtliche Malheur: Herrliches Segeln, türkisgrünes Wasser, strahlender Sonnenschein und ein toller Ankerplatz in der Lagune von Cayo Cuervo, ein anderes der ungezählten Inselchen in diesem Traumrevier. Higgins bekommt den Außenborder angeschraubt – und Thomas und Wolfgang erkunden die einsamen Strände und die Kanäle zwischen den Mangroven. Lino hat Erfolg: In einem kreisrunden Miniriff am Strand (zugegebenermaßen ein völlig überwucherter Autoreifen, den wahrscheinlich die Kubaner zu diesem Zwecke hier deponiert haben) fängt er zehn kleine Langusten! Damit ist ja auch schon wieder klar, wer kocht! Aber weil Claudia ja gestern schon dran war, braucht sie heute nur die Langusten braten, und meine Crew macht einen schönen, großen Salat Primavera à la Galateia!

30.03.2007

Freitag, 30. März 2007

Freitag, 30.03.07 – Noch so ein traumhafter Segeltag. Morgens Motor an, Anker hoch, Segel hoch, Motor aus, 30 Meilen weiter, Segel runter, Anker runter, fertig. Heute ganz alleine im Canalizo de Horqueta, Claudia und Lino liegen eine Bucht weiter westlich. Lino hat nur 1,6 m Wassertiefe in der dortigen Zufahrtsrinne gelotet, deshalb bleibe ich einfach einen Ankerplatz weiter östlich hinter den Mangroven liegen. Genau so schön. Und ganz alleine ist auch mal toll, ein paar Seeadler ziehen ihre Kreise über mir, Stille, nur das Säuseln des Windes in den Blättern der Bäume. Wolfgang spannt die Hängematte auf dem Vorschiff, Thomas mixt Baileys, Rum und Eiswürfel zu einem eleganten Sundowner, und zu zweit und zufrieden in der Matte baumelnd legen die beiden eine Gedenkminute für die arbeitende Bevölkerung Mitteleuropas ein, die heute ja dann auch ins Wochenende darf.

31.03.2007

Samstag, 31. März 2007

Samstag, 31.03.07 – Eigentlich wäre Cayo Zaza heute das Tagesziel gewesen, aber die im Handbuch verzeichnete Riffpassage ist wohl von irgendeinem Hurrikane mit Sand verschüttet worden. Glücklicherweise, denn beim Weitersegeln landet Lino einen schönen Crevalle Jack und Thomas einen Rainbow Runner, zwei zu große Barrakudas hier an Bord und einer auf U.d.F. werden wegen Ciguatera-Gefahr wieder entlassen. Nach der Pasa (Pass, Durchfahrt) de los Machos weiß Wolfgang noch von unserem Aufenthalt 2001 einen kleinen Ankerplatz hinter Cayo Magua, das ist bei meiner dritten Durchfahrt durch dieses Revier nun der erste Ankerplatz, an dem ich ein zweites Mal liege! Kein Wunder, bei der Auswahl…
Wolfgang ist mit Kochen dran, die beiden Fische kommen auf ein Gemüsebett und werden ein Dreiviertelstündchen in den Ofen geschoben, dazu Kartoffelpüree und Pina Colada.

01.04.2007

Sonntag, 01. April 2007

01.04.2007Sonntag, 01.04.07 – Weil wir gestern ja weiter gekommen sind als geplant, wird der Vormittag erst mit einem Galafrühstück (frische Brötchen!) und dann am kleinen Privatstrand verbummelt. Unmengen wunderschöner Muscheln liegen hier herum, im Wasser außerdem viele große Schnecken, bei Lino und Claudia bricht das Jäger- und Sammler-Fieber aus, und Thomas versorgt sich auch mit Souvenirs für seine kleinen Nichten, Wolfgang macht nur Fotos, der Laptop ist hier an Bord ja auch der einzige Ort, wo noch Platz für Andenken ist.
Der Erste April erwischt uns in Casilda: Die Zufahrt zur kleinen Marina ist vielleicht irgendwo, aber nicht da, wo sie verzeichnet ist. Bei den Fischern im kommerziellen Hafen im Nordteil der Bucht darf ich nicht anlegen, also ankern wir erstmal, leicht genervt. weil so vielleicht der geplante Trinidad-Ausflug flachfällt. Lino fährt mit dem Beiboot eine Erkundungstour in die Marina. Und er bringt Dagoberto mit, der kennt sich aus und lotst mich in das kleine Häfchen, das versteckt in den Mangroven alles bietet, was wir suchen: Einen sicheren Liegeplatz, eine Bar, Taxisservice nach Trinidad, nette Leute…
Die Hafeneinfahrt gibt es übrigens tatsächlich nicht mehr so wie im Handbuch verzeichnet, und das man mit 1,8 m Tiefgang in die Lagune kommt, stimmt auch erst seit heute, denn die Rinne dazu habe ich persönlich mit meinem Kiel durch den Schlick gezogen.
Ende gut, alles gut, zur Feier des Tages verholen sich beide Crews zum Tanzen in Trinidads Altstadt, in den kolonialen Gassen und vor allem auf der großen Freitreppe neben der Kathedrale tobt das Nachtleben, für das Trinidad unter anderem bekannt ist.

02.04.2007

Montag, 02. April 2007

02.04.2007Montag, 02.04.07 – Eigentlich ist Trinidad aber Unesco-Weltkulturerbe, weil es einen komplett erhaltenen Stadtkern aus der Kolonialzeit hat. Tourismusprogramm mit Museumsrundgang, Kirchenbesichtigung etc.
Am frühen Abend geht es für mich aber schon wieder weiter, Dagoberto lässt mich zwar noch ein halbes Stündchen warten, bis die Flut etwas höher gestiegen ist, aber dann darf ich zusätzlich zur neuen Einfahrtsrinne auch noch einen Ausfahrtskanal schieben, ist aber „solo fango” (nur Schlick), sagt Dagoberto. Ich werde beantragen, sie Galateia-Channel 1 und 2 zu taufen.
Die U.d.F. segelt erst morgen über Cienfuegos weiter, ich gehe alleine auf Nachtfahrt nach Westen, Kurs Cayo Largo.

03.04.2007

Dienstag, 03. April 2007

Dienstag, 03.04.07 – Obwohl, so eine richtige Nachtfahrt ist das gar nicht: Der Mond scheint taghell. Die Rollgenua wird ein gutes Stück ausgerollt und mit dem Spibaum fixiert, „Gustav” übernimmt das Ruder und Thomas und Wolfgang gucken sich abwechselnd die Sterne an.
Cayo Guano del Este wäre noch ein möglicher Frühstücksstopp, aber ich bin mal wieder so schnell, dass es beim Erreichen des kleinen Inselchens mit dem großen Leuchtturm noch dunkel ist, wir segeln weiter. Um 13.45 h parkt mich Wolfgang rückwärts in die Box, 438 wunderbare Meilen nach Santiago. Schon rum, schade.
Der Drogensuchhund findet mal wieder nix, der Papierkram ist schnell erledigt, an der Bar gibt es das erste Bier seit fünf Tagen (kleine Fehlkalkulation beim Einkauf in Santiago…) – und in dem kleinen Restaurant ein leckeres Steak. Vom Rind, nicht von einem Fisch…und mit einer prima Salsa-Band, klein, aber fein.