Von Papua Neuguinea / Port Moresby nach Darwin

13.08.2009

Donnerstag, 13. August 2009

Donnerstag, 13.08.09 – Die beiden Wolfgangs lassen irgendwo in der Pampa die Gasflaschen auffüllen und ergänzen sich perfekt: Mein Wolfgang hat glücklicherweise den Umfülladapter für Campinggasflaschen mitgenommen – und Sleipnir-Wolfgang hat genug Geld zum Bezahlen in der Tasche. Mein Wolfgang hat mal wieder Ebbe im Portemonnaie.
Meine Crew macht inzwischen einen Ausflug zum Nationalmuseum, das aber abgesperrt ist, weil mal wieder politische Unruhen angesagt sind. Die Einheimischen finden den Unterschied zwischen dem Reichtum durch die Gold-, Kupfer-, Öl- und Holzvorkommen einerseits und ihrem Leben in Pfahldörfern, die wegen der horrenden Grundstückspreise in die Bucht hineingebaut werden, auch nicht gerade lustig.
Der Ausflug wird aber trotzdem ein voller Erfolg, denn der Taxler führt die drei zum Botanischen Garten, der auch ein Baumkänguru und einen Paradiesvogel beherbergt, und danach zu einem Schnitzereihändler, der wahrscheinlich besser sortiert ist, als das Museum.
Am Abend verabschiedet sich nun auch Christoph endgültig von mir und meiner Crew. Er hilft aber vorher noch beim Großeinkauf für die nächste Reise, denn beim Schnellstart in Honiara vor 14 Tagen hatte er den Markt etc. ja verpasst. Schön, dass Du da warst, da haben sich ja auch ein paar Patienten auf den Inseln sehr gefreut!

14.08.2009

Freitag, 14. August 2009

Freitag, 14.08.09 – Einen Tag verbummeln wir hier noch, das Nationalmuseum ist nämlich wieder geöffnet, außerdem soll ab der Mittagszeit der Zöllner zum Ausklarieren erscheinen. Tut er aber nicht. Auch nicht am Abend, gar nicht. Hoffentlich kommen wir trotzdem morgen früh vor dem Einsetzen der Thermik aus dem Hafen und durch die Riffpassage, das wird am Nachmittag nämlich sonst ein hartes Stück Arbeit, auch wenn’s nur vier Meilen sind.
Der Kummer wird beim Abschiedsessen im Yachtklub in gutem Wein ertränkt – und das wiederum führt zur Bekanntschaft mit einem Präsidiumsmitglied des Vereins und seiner netten, hamburgerischen Frau. Was man da so alles erfährt: Behörden betrachten sich hier als göttergleich und scheuen sich nicht, ohne Begründung Treffen mit Bankvorständen oder Botschaftern abzusagen. Sitten wie im alten Rom.

15.08.2009

Samstag, 15. August 2009

15.08.2009

Samstag, 15.08.09 – Um 08.30 h verspricht der Zöllner, um 10.00 h im Club zu sein. Wolfgang verspricht, um 10.01 h meine Leinen zu lösen und schreibt einen Beschwerdebrief. Den wollen die Mädels von der Rezeption aber nicht an das Schwarze Brett hängen, schade, bei Feigheit vor dem Feind ändert sich natürlich nix an den Manieren der Behörden.
Um 09.40 h ist der Zöllner da, bekommt keinen Guten Morgen gewünscht sondern eine Gardinenpredigt. Sein Assistent war Schuld, wer hätte das gedacht. Der Beschwerdebrief wird trotzdem überreicht, und dann kommen meine Leinen an Deck: 10.00 h 59 s.
Die Riffpassage klappt noch prima, kaum steckt mein Bug wieder im offenen Meer, da legt der Passat los, und nur mit klein gereffter Genua sause ich nach Westen.
Der Tag wird starkwindig, die Nacht auch. Aber da sieht man dann ja nicht, wie sich die durch die Strömung auf vier, fünf Meter senkrecht aufgesteilten Wellen von hinten anschleichen. Man hört sie nur. Und fühlt sie, wenn sie mein Heck anheben, meinen Bug ins Leere stürzen lassen und ab und zu das Cockpit besuchen. Der Autopilot kann nicht mehr eingesetzt werden, da ich bei den besonders hohen Brechern vor die Welle gedreht werden muss, damit mein Cockpit einigermaßen trocken bleibt. Drei Stunden Wache pro Nase, das hat es in sich.

16.08.2009

Sonntag, 16. August 2009

Sonntag, 16.08.09 – Um 01.45 h steht Wolfgang am Ruder. Plötzlich rumpelt es unter meinem Rumpf, dann scheppert es – und dann geht das Ruder etwas schwerer als vorher. Die Verschleißhacke im unteren Teil ist abgebrochen, Kollision mit irgendwas, prima bei dem Wetter…
Macht aber im Prinzip nix aus, ich bin weiter auf Rauschefahrt und schon um 14.00 h ist die Einfahrt in die Torresstraße, die Papua von Australien trennt, erreicht. Ein kleiner Hai schaut auch vorbei.
Ab hier komme ich so ganz langsam in den Schutz des Great Barrier Reefs. Mit Schiebestrom stehen plötzlich 9,2 Knoten auf dem GPS, und mit der Dunkelheit und den Fischern und einem Öltanker im Verkehrstrennungsgebiet an der schmalsten Stelle des Slaloms durch die Riffe wird das die nächste spannende Nacht.

17.08.2009

Montag, 17. August 2009

17.08.2009

Montag, 17.08.09 – Aber als es hell wird, da kann man schon die Tuesday Islets erkennen, dann kommt noch Wednesday Island, dann muss nach schnell die neue Gastlandsflagge unter die Steuerbordsaling – und um 13.30 h liege ich zwischen Horn Island und Thursday Island vor Anker. 340 Meilen in 51 Stunden und 30 Minuten. Meine schnellste Reise. Und wohl auch eine der anstrengendsten.
Zoll und Quarantäne kommen an Bord und kassieren freundlich, aber bestimmt alle frischen Lebensmittel ein. Klaus haut noch schnell die Steaks in die Pfanne. Und rettet nebenbei den Inhalt des rechten Kühlschranks, also Schinken und Käse. Hier kurz der Original-Dialog: Zöllner: „Do you have any other storage room for food?” Klaus: „Er hat den rechten Kühlschrank nicht gesehen!” Wolfgang: „Ich habe nichts bemerkt”
Da ja selbst ich nicht mit einer so schnellen Reise gerechnet habe, sind das leider einige Kilo Verlust, aber wir haben so einen vollen Tag gewonnen, und meine Crew genießt den wundervollen, ruhigen Extra- Abend mit Stubenmusi und Rotwein zum Sundowner. Höhepunkt ist der neuerfundene Australienblues, Klaus an der Gitarre und Wolfgang am Didgeridoo, das ist nach einer Weltumsegelung in meinem Orchestergraben ja nun wieder in seiner Heimat! Und ich bin im Indischen Ozean, das war der Pazifik. Kap York peilt achteraus, und damit auch all die Geschichten des letzen Jahres. War schon toll…

18.08.2009

Dienstag, 18. August 2009

Dienstag, 18.08.09 – Ganz viel zu besichtigen gibt es nicht auf Thursday Island: Hauptsächlich Australiens nördlichste Bar und eine alte Befestigungsanlage, von der man einen tollen Rundumblick über das Insel- und Riffwirrwarr der Torresstrait hat. Der Fährkapitän ist gleichzeitig Busfahrer, die Zöllner und Quarantäne-Offiziellen grüßen freundlich, man kennt sich hier oben an der äußersten Ecke des Kontinents, auch, wenn man gerade erst einen Tag lang da ist. Bärbel bekommt einen Quarantäne-Kalender geschenkt; ein milder Trost fürs Obst, aber immerhin.
Einen Supermarkt gibt es auch, die Ananas und die Kartoffeln kommen meiner Mannschaft merkwürdig bekannt vor… hätte man doch kennzeichnen sollen…

19.08.2009

Mittwoch, 19. August 2009

Mittwoch, 19.08.09 – Genau mit Niedrigwasser wird mein Anker aus dem Schlick geholt, nun hat die Flut sechs Stunden lang Zeit, mich nach Westen zu schieben. Das macht sie prima: Knapp neun Knoten über Grund!
Da bleibt ein wenig Zeit, über Australien nachzudenken. Oder besser: Über Australien im Vergleich zu den Inseln, denn schon nach dem einen, kurzen Tag auf Thursday Island vermisst meine Mannschaft das Gelächter der Kanubesatzungen.
Im Vergleich zu den Inseln im Pazifik sind hier übrigens die Seeschwalben deutlich dümmer, denn am Vormittag stürzt sich eine auf meinen Angelköder und verendet leider. Und kurze Zeit später, als die Luft eigentlich schon wieder rein (also schwalbenfrei) erscheint, da hängt die zweite dran. Die kann wenigstens gerettet werden, muss aber trotzdem auf der nach oben offenen Dummheitsskala noch vor maltesischen Zöllnern eingereiht werden. Trotzdem natürlich traurig, aber zum Ausgleich habe ich ja auch schon ganz vielen mitreisenden, rastenden See- und Landvögeln das Leben gerettet.
Ein Delfin begrüßt uns kurz im freien Wasser, noch 527 Meilen bis zur nächsten Kursänderung.

20.08.2009

Donnerstag, 20. August 2009

Donnerstag, 20.08.09 – Die Nacht ist windig, also komme ich sehr schnell voran: Nach den ersten 24 Stunden stehen über 140 Meilen auf der Logge, so kann das weitergehen.
Ab und zu zieht ein Frachter am Horizont vorbei, ein Hai und ein besonders tölpeliger Tölpel sorgen für Unterhaltung. Der Tölpel macht tatsächlich Landeversuche auf der ausgebaumten Fock, dann verheddert er sich in der Flaggleine an Steuerbord und rutscht wie im Fahrstuhl runter aufs Deck. Da schaut er dann ziemlich tölpelig umher, ordnet sein Gefieder und zieht verdutzt von dannen. Haben die Viecher hier irgendwelche Drogen im Futter?!

21.08.2009

Freitag, 21. August 2009

21.08.2009

Freitag, 21.08.09 – Ein kurzer Regenschauer, der erste, seit wir das Lee von Papua Neu Guinea erreicht haben, wäscht mir das Salz vom Deck. Das ist übrigens der größte Unterschied zwischen den Inseln und Australien: Die Luftfeuchtigkeit rutscht erstmalig seit Monaten unter 80%. Sehr angenehm, die Schlacht gegen den Schimmel ist gewonnen!
Klaus fragt sich während seiner Wache, ob das komische Flugzeug da vorne notlanden will, aber da hat mein Skipper schon auf UKW-Kanal 16 Kontakt mit dem Piloten der Küstenwache aufgenommen und das „Alles o.k.!“ durchgegeben. Die Jungs passen auf hier oben.
Der nächste Hai schwimmt ganz gelassen um meinen Köder an der Schleppangel herum und schnappt mal eben zu, als meine aufgeregten Großwildjäger an der Leine zuppeln. Und schon ist mal wieder ein Haken lang. Zahnsteinentfernung á la Galateia.
Kap Wessel ist am frühen Nachmittag kurz am südlichen Horizont sichtbar, damit haben wir ungefähr Halbzeit und den Golf von Carpentaria schon überquert. Richtiges Hochseefeeling kommt gar nicht auf, zumal die Wassertiefe nie über 60 m fällt und die Wasserfarbe nicht das satte Ozeanblau des Pazifiks, sondern ein ebenfalls sehr schönes Türkis des Kontinentalschelfs ist.
Ansonsten? Herrliches Wetter, eine Schildkröte, frisches Brot im Ofen, morgens Sonnensegel drauf, abends wieder runter, ab und zu ein paar Motorstunden für die Bordbatterien und den Autopiloten; wunderbare, ruhige Bordroutine.
Wegen des Neumonds stört kein Licht die Sterne in ihrer Prachtentfaltung, in der Milchstraße zielt der Schütze mit seinem Bogen auf Antares, den hellsten Stern im Skorpion. Jupiter geht mit dem Sonnenuntergang im Osten auf und zieht seine Bahn senkrecht über mich hinweg, in den frühen Morgenstunden strahlt Venus in den Zwillingen mit Sirius, dem hellsten aller Sterne, um die Wette – und gewinnt. Da weiß Wolfgang (der ist ja Zwilling) wenigstens, warum er so viel Glück in der Liebe hat.

22.08.2009

Samstag, 22. August 2009

Samstag, 22.08.09 – Ein völlig perfekter Geradeaus-Tag. Keine Änderung an der Segelstellung, kaum ein Wölkchen am Himmel, am Nachmittag ein paar neugierige Tümmler in der Bugwelle. Alles ist, wie es sein soll. Alles ist, wie es bleiben soll.

23.08.2009

Sonntag, 23. August 2009

Sonntag, 23.08.09 – Klaus trägt für die Nacht ein Kreuzfahrtschiff ein, Bärbel einen Frachter. Sonst? Noch so ein wunderbarer Tag, nur dass leider um 11.00 h schon Land in Sicht ist. Schade eigentlich. Am Kap vom Croker Island kabbelt das Wasser im Gezeitenstrom ganz ordentlich, so nah an der Küste schwimmt auch plötzlich viel Algenblüte im Wasser, und ein Hai klaut zehn Meter hinter meinem Heck die letzte verbliebene Angel. Das war’s dann mit dem Frischfisch für diese Reise. Die Tümmler kommen wieder vorbei und trösten Klaus, der nun Nudeln mit Tomatensauce essen muss.

24.08.2009

Montag, 24. August 2009

Montag, 24.08.09 – Mit der Einfahrt in den Van Diemen Golf komme ich in das Lee des Kontinents: Der Wind schläft ein. Ganz früh am Morgen bilden sich sogar Nebelschwaden über dem Wasser, das ist sehr selten in den Tropen.
Kräftiger Schiebestrom sorgt weiterhin für eine schnelle Reise, Wolfgang nutzt den durch das Motorren ebenfalls reichlich vorhandenen Bordstrom und verpasst sich mit dem Langhaarschneider auf der Badeplattform die nötige Landgangfrisur für Darwin. Da würden wir heute Nacht allerdings im Dunkeln ankommen, weshalb ich noch einmal ankern darf. Hinter dem Kap Hotham, eigentlich schon in der Mündung des Adelaide River habe ich ja schon 2003 gelegen, ein letztes Mal Ruhe und Einsamkeit, ein wundervoller Sonnenuntergang und das erste bisschen Wehmut, denn im Dunkeln kann man schon den Lichterschein der Stadt am westlichen Horizont erkennen. Hier draußen ist aber noch Krokodilland – Schwimmen strengstens verboten.

25.08.2009

Dienstag, 25. August 2009

Dienstag, 25.08.09 – Gestern half die Strömung, heute bremst sie. Aber nicht für lange, planmäßig liege ich um 16.30 h vor der Cullen Bay Marina. Eine Dame von den Quarantänebehörden wartet schon, aber für das Entgiften meiner Borddurchlässe ist es heute schon zu spät. Das erkläre ich euch dann morgen…
Heute werde ich direkt vor der Schleuse zur Marina verankert, und mit dem Beiboot verholt sich meine Crew zum Abschiedsessen an Land. Sieben Wochen noch einmal Revue passieren lassen, da muss man schon aufpassen, dass man die Inseln nicht durcheinander wirft!

26.08.2009

Mittwoch, 26. August 2009

Mittwoch, 26.08.09 – Wie immer bekomme ich meine Törnendstreicheleinheiten, beim Tanken am Schwimmponton außerhalb der Schleuse dürfen Bärbel und Klaus schon mal das Gepäck ausladen, dann muss ich wieder an den Anker – und dann besteigen meine beiden Dauergäste zum letzten Mal das Beiboot. Macht’s gut, richtet den Tennislern in Forstern schöne Grüße aus und kommt bald wieder!
Wolfgang bleibt nicht lange alleine, denn um 15.00 h kommt ein kleines Bötchen vom Fischereiministerium längsseits. Eine nette Taucherin spritzt mir Desinfektionsmittel in die Borddurchlässe, Wolfgang muss derweil innen die Toiletten betätigen und rufen, wenn das Zeug innen ankommt. Das Gift soll Zebramuscheln abtöten, die in den Schläuchen sitzen können – und die hier vor ein paar Jahren mal den kompletten Marinabetrieb lahmgelegt haben, weil die Schleusentore überwuchert waren. Eine Nacht lang muss ich noch warten, aber der Ankerplatz ist gut geschützt.