Von Durban nach Kapstadt – Dezember 2010

Mittwoch, 22.12.10

Montag, 10. Januar 2011

Mittwoch, 22.12.10 Wolfgang erklärt dem Taxifahrer vom Flughafen Durban telefonisch den Weg zur Marina – und nach ein paar Nachfragen findet mich meine neue Crew. Herzlich Willkommen an Bord für Claudia Krutzenbichler, Dirk Sykerbuyk, Walter Thielmann und Rainer Nickel. Claudia war zuletzt in Neuseeland bei mir an Bord, da hat sie gegenüber den drei Warsteinern wenigstens ein bisschen Heimvorteil…

Donnerstag, 23.12.10

Montag, 10. Januar 2011

Donnerstag, 23.12.10 Ein gemütlicher Hafentag mit Sonnenbaden auf dem Vordeck, schönen Spaziergängen und einer Wanderung durch den Dschungel zum Supermarkt, ich muss ja noch vollgebunkert werden. Wolfgang spielt unterwegs Reiseführer und erklärt die Pflanzen am Wegesrand, Frangipani, Kompasspalmen, Schirmakazien, Mimosenbäume etc. wachsen her ja wie Unkraut!

Freitag, 24.12.10

Montag, 10. Januar 2011

Freitag, 24.12.10 Der ganze Yachthafen wird in die Suche nach einem Leihwagen involviert, aber leider ist alles ausgebucht. Schade einerseits, die Crew wäre gerne in die Nationalparks gefahren, aber mit dem Taxi ist es zu teuer. Hier gibt es aber auch genug zu sehen, Meerensee ist ein schöner Badeort. Und Tiere laufen auch genug herum, die Affen hüpfen in den Baumkronen umher, die Ibisse und Milane ziehen Kreise am Himmel und die Fische liegen prima filetiert auf den Tellern zum Weihnachtsessen. Mit gut gefüllten Bäuchen findet nach dem Festmahl eine schöne, schiffige Weihnachtsfeier an Bord statt, Claudia hat einen Mini-Weihnachtsbaum geschenkt bekommen, ein zweiter ist als Foto auf einem i-Phone geladen und wird an die Maststütze gelehnt, Wolfgang packt die Gitarre aus und schon haben wir ein schönes, stimmungsvolles Bordfest. Allen Lieben daheim ein ebenso friedlich-schönes Weihnachten!

Samstag, 25.12.10

Montag, 10. Januar 2011

Samstag, 25.12.10 Mein leidgeprüfter Skipper ist mal wieder auf der Suche nach den Goldenen Stempeln. Davon brauche ich nämlich vier Abdrücke auf der Segelerlaubnis. Die darf einerseits nicht älter als 36 Stunden sein, darf aber andererseits trotz der Feiertage keine Leerstellen auf den Stempelfeldern aufweisen. Der Behördensuchlauf gelingt aber irgendwie doch, der Zöllner kommt sogar persönlich vorbei und mit Sonnenuntergang ist der Papierkram erledigt. Rainer kocht ein leckeres Weihnachtsmenü, da alle Restaurants geschlossen haben, und mit ganz schön viel Vorfreude und Spannung auf den Törn fällt die Crew in die Kojen.

Sonntag, 26.12.10

Montag, 10. Januar 2011

Sonntag, 26.12.10 Nach der Schiffs- und Sicherheitseinweisung kommen die Leinen los, ich werde über UKW-Kanal 12 bei der Hafenmeisterei abgemeldet, und schon stecke ich meinen Bug in den Indischen Ozean. An dieser Stelle muss ich euch leider einen kleinen Naturkundevortrag über die Besonderheit dieses Törns halten: Südafrika ist die Wetterscheide zwischen dem recht stabilen Südindik-Hochdruckgebiet und dem ebenfalls recht stabilen Südatlantik-Hochdruckgebiet. Das Südindikhoch macht auf seiner Rückseite, also hier, eher nördliche Winde, da es sich linksherum dreht. Und das Südatlantikhoch macht auf seiner Vorderseite, also an der Westküste, eher südliche Winde, da es sich ebenfalls linksherum dreht. Nordwinde sind hier unten auf der Südhalbkugel natürlich vom Äquator kommend eher warm und feucht, Südwinde sind aus der Antarktis kommend eher kalt und trocken. An der Südspitze treffen diese unterschiedlichen Luftmassen zusammen und bilden Kaltfronten, nach denen auch hier an der Ostküste kräftiger Südwest weht. Die Kaltfronten stammen aus Tiefdruckgebieten, die um die Antarktis herum beständigen West-Starkwind (Roaring Forties) und damit einen konstanten Südwestschwell produzieren. Nun fließt aber der Agulhas-Strom an dieser Küste von Nord nach Süd – und bei Südwind bilden sich dadurch (Strom gegen Wind) ekelhafte Wellen, die sich bis zu sogenannten Monsterwellen auftürmen können. Da will ich nicht rein! Die Törnplanung muss also sein: Segeln, wenn gerade eine Kaltfront durchgezogen ist und der Wind wieder auf Ost oder Nordost gedreht hat, dann so lange segeln, bis die nächste Kaltfront anrauscht und auf jeden Fall vorher den erstbesten Hafen aufsuchen! Da am 24.12. eine Kaltfront ein paar Regentropfen auf den Fisch gepustet hat, ist heute ein guter Abreisetermin. Der Wind dreht am Abend sogar auf Nordost, was in jedem anderen Segelrevier für eine Seegangsglättung im südwärtssetzenden Agulhasstrom sorgen würde. Hier aber nicht, denn die Strömung wird zwar immer schneller, trifft aber auf die Südwest-Dünung und sorgt auch bei diesem Wetter für ekelhafte Wellen. Fazit: Hier sind immer ekelhafte Wellen. Bei Gutem Wetter sind sie nur etwas kleiner.

Montag, 27.12.10

Montag, 10. Januar 2011

Montag, 27.12.10 Prima Segeln, NE 4-5, Strömung mit bis zu vier Knoten von achtern, über Grund bis zu zehn Knoten Fahrt! Und ganz langsam gewöhnen sich auch alle Mägen an den Seegang… Nördlich sieht man Wetterleuchten, gut, dass wir unterwegs nach Süden sind.

Dienstag, 28.12.10

Montag, 10. Januar 2011

Dienstag, 28.12.10 Mitten in der Nacht flaut der Wind ab und es wird nebelig. Und mit Tagesanbruch kommt dann ein ganz leichter Südwest auf. Wolfgang checkt alle Wettervorhersagen: „gibt´s gar nicht!“. Ist wohl auch nur eine kurze Ablenkung durch die Küste,  ab dem Mittag dreht sich die Brise wieder auf Südost und die Stimmung an Bord ist wieder entspannt und sorgenfrei. Der deutsche Kreuzfahrer C.Columbus antwortet auf UKW-Kanal 16 und wünscht gute Reise, Wolfgang kocht leckere Linsensuppe nach Mamas Rezept und kurz nach Einbruch der Dunkelheit laufe ich in den Hafen von East London ein. Der sieht mit seiner Autoverladung nicht wirklich einladend aus, aber die nette Kneipe am Anleger hat noch geöffnet und das ist ja manchmal die Hauptsache.

Mittwoch, 29.12.10

Montag, 10. Januar 2011

Mittwoch, 29.12.10 Die Hauptattraktion von East London sind „The Monsters“, die gruseligste Taxifahrer-Familie meiner beiden Weltreisen. Claudia: „Da steige ich nicht ein!“ Macht sie dann aber doch, Wolfgang passt auf. Die nächstbeste Attraktion ist das Aquarium, das selbst bei den freilebenden Tieren beliebt ist, denn eine große Schule kleiner Wale tummelt sich direkt davor in der Brandung. Ein ganz normaler, netter Taxler chauffiert meine Crew via Supermarkt zurück zu Latimers Landing, wo schon die Steaks in der Pfanne des Restaurants brutzeln.

Donnerstag, 30.12.10

Montag, 10. Januar 2011

Donnerstag, 30.12.10 Ein paar Stunden benötigt der Wind noch für die nächste Drehung auf Ost, aber um 13.20 h ist es so weit, dass uns ein paar Delfine in der Fahrrinne aus East London verabschieden. Dirk trägt „See bleibt Eierbecher!“ ins Logbuch ein, aber was hilft´s? Wolfgang kocht weiterhin seemännisch, das sind alle Gerichte, die sich in einem einzigen Topf zubereiten lassen, satt machen, gut schmecken und auch bei sieben Beaufort nicht vom Löffel fliegen. Heute also Kürbiseintopf.

Freitag, 31.10.10

Montag, 10. Januar 2011

Freitag, 31.10.10 Der Wind macht eine Pause, und als er vor Port Elizabeth wieder auffrischt, da kommt ein deutsches Whalewatching-Boot längsseits und meldet eine Wettervorhersagenänderung. Für die Gegend ist Sturmwarnung gegeben, die nächste Kaltfront kommt schneller, als erwartet. Blinker rechts, Hafeneinfahrt. Den Robben, die gerade Rückenschwimmen üben,  und dem Glattwal, der dahinten bläst, ist das Wetter egal. Uns nicht. Der Yachtclub liegt direkt neben der Manganverladung, und was erst wie ein Parkplatz für ungeliebte, ungepflegte Yachten aussieht, entpuppt sich als Unmöglichkeit, ein Schiff hier sauber zu halten. Nach ein paar Stunden bin ich genau so schwarz wie alle anderen. Die TO-Stützpunktleiter sehen meinen Clubstander und kommen auf einen Kaffee vorbei, eine nette Geste – und Infos von den eingesessenen Yachties sind ja immer gut.
Claudia hat eine Freundin in der Stadt, und Carrin gesellt sich zum Sylvesterschmaus zu meiner Mannschaft. Danach wird mit den Einheimischen auf der Hafenpromenade gefeiert, an der Pier wird ein Feuerwerk gezündet, das ziemlich waagerecht nach Nordosten geweht wird, aber Feiern können die Jungs und Mädels hier! Frohes Neues Jahr!

Samstag, 01.01.11

Montag, 10. Januar 2011

Samstag, 01.01.11 Die erste gute Tat in diesem Jahr: Das Strandpromenadenfeierheimfahrtstaxi mit der witzigen Taxlerin Monica hat eine Reifenpanne, aber Automechaniker Walter und Schiffshilfsmechaniker Wolfgang wechseln den Reifen in Rekordzeit. Tagsüber: Kleine Pause… aber wenigsten klappt das mit dem Leihwagen heute, am Nachmittag holen Walter und Wolfgang einen Renault Clio in Rallye-Ausführung am Flughafen ab. Rot mit weißen Streifen, ein perfektes Galateia-Mobil!

Sonntag, 02.01.11

Montag, 10. Januar 2011

Sonntag, 02.01.11 Karrin übernimmt die Führung zum Kargga-Kamer-Nationalpark, prima, dass so doch noch ein Großwildausflug stattfindet! Giraffen, Nashörner, viele verschiedene Antilopen, Gnus, Geparden (allerdings in einem Gehege), Warzenschweine, Wasserbüffel – und alle wie bestellt dicht am Wegesrand.
Zum Mittagessen führt Karrin die Crew nach Jeffreys Bay, über die Feiertage wuselt der Ort vor Strandtouristen und Wellenreitern, Kontrastprogramm!

Montag, 03.01.11

Montag, 10. Januar 2011

Montag, 03.01.11 Da das Galateia-Mobil noch bis zum Abend gemietet ist, düst meine Mannschaft noch eine Runde durch die Berge im Hinterland und dann wieder an die Küste hinunter nach Kampen. Zumindest sieht St.Francis mit seinen reetgedeckten Häusern und den gepflegten Golfplätzen genau so aus. Und bei Gosch gibt es den besten Fisch der Reise. Nee, sieht auch nur aus wie Gosch, heißt aber „Christy´s Catch“.
Da die Kaltfront eher kam als gemeldet ist sie auch eher wieder weg. Um 18.30 h drehe ich eine Runde im Hafenbecken, da erst ein Tanker hereingelassen wird, bis um das erste Kap hilft mein Motor schieben, dann bin ich auf Kurs West an der Südküste des Kontinents unterwegs.

Dienstag, 04.01.11

Montag, 10. Januar 2011

Dienstag, 04.01.11 In den frühen Morgenstunden brist der Ostwind so weit auf, dass das Großsegel geborgen werden kann und ich meine geliebte Passatbeseglung auf das Vorschiff bekomme: Kleine Fock und teilausgerollte Genua, ruhiger kann man nicht durch den Seegang pflügen. Leider ist das trotzdem nicht sehr ruhig, aber hier ist ja auch nicht irgendwo.
Zweimal am Tag melde ich mich über Kurzwelle in einem Fahrtensegler-Funknetz, dem Peri-Peri-Net. Roy leitet das Ganze von Durban aus und berät uns mit der Wetterplanung. Für heute meldet er etwas mehr Wind als gestern vorhergesagt. Anstatt  fünf bis sechs Beaufort wohl doch eher sechs bis sieben. Es sind sieben. Ein angefunkter Frachter (das geht mit dem AIS ja immer prima!) meldet bis zu fünf Meter Wellenhöhne, Wellenfrequenz laut Vorhersage acht Sekunden. Das kann man schon fast als stehende Welle bezeichnen. Kürzer und steiler geht nicht. Auf 34°35´S ist es außerdem kalt, selbst wenn wie heute ausnahmsweise die Sonne vom blauen Himmel scheint. Bei den Tankern, die uns im Verkehrstrennungsgebiet entgegenpflügen, weht die Gischt bis an die Brücke. Es hackt.
Wenigstens flaut es später in der Nacht so weit ab, dass der/die ein oder andere ein Mütze Schlaf eingemümmelt in alle verfügbaren Wolldecken findet.

Mittwoch, 05.01.11

Montag, 10. Januar 2011

Mittwoch, 05.01.11 Position um 00.13.h: 34°50´S, 022°14É. Ostsüdost sechs bis sieben, bedeckt. Um 08.00 h sorgt eine große Delfinschule für Unterhaltung, unter Deck kann man die Außenbordskameraden pfeifen hören. Ein großer Hai schwimmt später träge vorbei, ein Pinguin später an Steuerbord. Da hat der Pinguin ja noch mal Glück gehabt. Morgens beruhigt sich der Seegang etwas, aber am Nachmittag verabschiedet sich der Indik in nun schon gewohnter Stärke.
Um 19.00 h halse ich, und zehn Minuten später knallt es. Ist aber nur der Sektkorken, Kap Agulhas, die Südspitze Südafrikas, das Kap, mein erstes Großes Kap peilt irgendwo da oben hinter der Gischt genau nördlich. Ich bin daheim im Atlantik. Neuer Kurs Nordwest, heraus aus der Strömung auf die ruhigere Leeseite des Kontinents. Was für ein Gefühl.
Dirk, der immer so gerne nach den Sternen segelt, rauscht in eine undurchdringliche Nebelbank, die sich aber wieder auflöst. Der Seegang lässt nach, die Dünung wird zu einem langen Atmen des Ozeans, die letzen Böen schieben mich schnell in Richtung Kapstadt.

Donnerstag, 06.01.11

Montag, 10. Januar 2011

Donnerstag, 06.01.11 Alles ganz anders: Plötzlich sternenklarer Himmel, ab Danger Point eine „wunderschöne Nacht“ (Logbucheintrag von Walter). Und dann Land in Sicht, herrliche, schroffe Berge, ein kleiner Seevogel weniger (Dirk traut seinen Augen kaum, als der kleine, rastende Flieger in einem Haifischmaul verschwindet), strahlend blauer Himmel, Sicht unendlich, Vollzeugbrise, Robben im Wasser, wieder Pinguine, Albatrosse, meterlange Kelpstängel, Kurs Tafelberg und Kap der Guten Hoffnung. Das peilt um 11.20 h querab, ist aber nur eine nette Zugabe zu dem Kap. Zum Kap Agulhas. (Für alle Nicht-so-viel-Segler unter euch: Es gibt drei große Kaps. Sie heißen „Die Hoorn“, also Kap Horn für Landratten, „Leuween“, die Südspitze Australiens, kennen Landratten ohnehin nicht, und „das Kap“, Agulhas, die Südspitze Afrikas, Kap der Guten Hoffnung für Landratten. Das offizielle Kap der guten Hoffnung ist ein felsiges Eckchen an der Halbinsel, die die False Bay südlich von Kapstadt bildet, der viel fotografierte Leuchtturm an der Südspitze dieser Halbinsel steht an Cap Point und markiert die Hafeneinfahrt in die False Bay, ist aber weder der südlichste noch der südwestlichste Punkt Afrikas. Das ist übrigens dann doch das Kap der Guten Hoffnung.) Ich bin also um DAS Kap gesegelt. Und ganz schön stolz darauf.
Vor der Einfahrt nach Houte Bay (quasi auf der Rückseite von Kapstadt hinter dem Tafelberg) sonnt sich ein gewaltiger Sonnenfisch. Diese skurrilen Tiere sehen aus wie ein abgebissener Walkopf, aber beim Fototermin entscheidet der verpennte Zwei-Meter-Teller dann doch, sich zu bewegen und abzutauchen. Ein Kelpstängel vertüddert sich noch eben im Propeller, kann aber schnell entfernt werden – was soll meine Crew noch schocken?! Auf den Stegen lümmeln sich die Seelöwen, freundliche Helfer nehmen meine Leinen an, hier weiß jeder, dass eine ankommende Yacht ein paar Geschichten zu erzählen hat. Ein wunderbares Ankommen nach einem wilden Ritt.
Die World-ARC, eine zweijährige Weltumsegelungsrallye, feiert heute Abend in der Marina ihr Abschiedsfest, und wir feiern das Fest im Yachtclub als Willkommensfeier für mich einfach mit. Die Tanzfläche rockt. Andreas von der „Otis“ und Dominique und Dominique von der „Kea“ freuen sich, meinen Skipper zu treffen, schon komisch, wo der immer Freunde trifft!

Freitag, 07.01.11

Donnerstag, 13. Januar 2011

Freitag, 07.01.11 Heute ist einfach nur Entspannen angesagt: Strandbummel, zwischendurch Fish and Chips am Hafen, abends ein Steak im Yachtclub und dann ein ausufernder Absacker bei Andreas auf der „Otis“… Alles Gute an Christian zum Geburtstag!

Samstag, 08.01.11

Donnerstag, 13. Januar 2011

Samstag, 08.01.11 Man könnte hier natürlich noch länger bleiben, aber für morgen ist Bewölkung und danach Starkwind gemeldet. Und meine Mannschaft will bei Sonnenschein in Kapstadt einlaufen. Ich auch! Andreas und seine Mitseglerin kommen zum Frühstück vorbei, aber dann geht es zügig los. Auf halbem Weg nach Norden stecke ich in einer Nebelbank, was Claudia, die sich hier ja auskennt, schier verzweifeln lässt: „Hier sollten wir jetzt Campsbay und den Tafelberg sehen!“ Man sieht nichts. Wolfgang opfert den Göttern einen Schluck Bier – und wie von Geisterhand hebt sich der Nebel und gibt den Blick auf einen der schönsten Häfen der Welt frei. Schon toll, wie sich die Stadt in die Mulde unter dem Tafelberg schmiegt. Das neue Fußballstadion bleibt an Steuerbord liegen und nach einigen Telefonaten und Funkgesprächen darf ich in die kleine, neue Innenstadtmarina im Victoria-and-Alfred-Basin. Eine Schwenk- und eine Klappbrücke werden für mich geöffnet, dann liege ich mitten im Geschehen, eingekreist vom weltberühmten Cape Grace Hotel, vom weltberühmten One and-Only (Welteinziges sechs-Sterne-Hotel), vom weltberühmten Aquarium und von der Restaurant- und Shopping-Meile an der Waterfront. Genial. Die weltberühmte Kapstadt-Rio-Regatta wird heute mit einem Rockkonzert verabschiedet, ich (weltberühmt!!!) nehme die Festivitäten mal wieder als Willkommensparty für mich und meine Crew! Leinen fest und ab ins weltberühmte Getümmel.

Sonntag, 09.01.11

Donnerstag, 13. Januar 2011

Sonntag, 09.01.11 Am besten für einen ersten Überblick ist ja immer eine Rundfahrt mit dem Touri-Doppeldecker. Die Haltestelle ist ungefähr zehn Cafétische von meinem Heck entfernt. Und da ich mal wieder nicht mit darf, und da außerdem die ganzen Attraktionen den Rahmen dieses Logbuchs sprengen würden, verweise ich bescheiden auf die entsprechenden Reiseführer und Fernsehsendungen. Die Mannschaft hat Spaß!

Montag, 10.01.11

Donnerstag, 13. Januar 2011

Montag, 10.01.11 Morgens kreischt als erstes die Kreissäge am Ufer, denn BMW baut hier gerade einen Pavillon für die Weltpressevorstellung des neuen Sechser-Cabrios. Da die die Karre ja irgendwie an meinem Heck vorbeischieben müssen, lade ich hiermit interessierte Pressevertreter zum Spionieren ein: Wir werden das Auto noch eher sehen als der Rest der Welt!
Louis, der umtriebige Marinamanager, schickt meine Mannschaft zur Hafeneinwanderungsbehörde, denn die Crew muss von der Crewliste gestrichen werden, das geht alles hochoffiziell hier unten. Und so kommt meine Mannschaft zu einem ganz besonderen Ausflug, denn Higgins, mein Beiboot, wird aufgepumpt und dann über eine Schleuse aus der Marina in den Kanal hinter dem Hafenbecken gehievt. Eigentlich ist der Kanal ein Überbleibsel aus holländischer Zeit, heute ist hier der teuerste Baugrund Kapstadts. Meine Behördensucher tuckern gemütlich mitten durch die exklusivsten Appartementanlagen, quer durch das Harbour-Bridge-Hotel, am Audi-Austellungssalon vorbei bis mitten ins Kongresszentrum. Und nach der sehr normalweltlichen Passstempelaktion im Zollgebäude geht es rückwärts durch die Refugien der Reichen und ganz Reichen am Wellnessbereich des One-and-Only entlang zurück zur Schleuse. Da gucken die Damen und Herren in ihren flauschigen Frotteehandtüchern ganz schön pikiert. Wolfgang hätte sich ja auch mal eine Krawatte umbinden können.
Irgendwie ist der Schleusenwärter leider verschollen, was aber nichts macht, da mein Skipper schon mal hier an Bord kommt und Linsensuppe mit Rainers letzten Westfälischen Mettendchen kocht, während Walter und Dirk Higgins an der Schleusenaußenseite einfach die Spundwand hinab abseilen. Die Seelöwen, die überall herumschwimmen, nehmen’s ganz gelassen, meine Crew auch. Man muss sich halt zu helfen wissen.

Dienstag, 11.01.11

Donnerstag, 13. Januar 2011

Dienstag, 11.01.11 Blauer Himmel, wie jeden Tag hier an der Westküste. Zeit für den nächsten Pflichtteil: Besteigung des Tafelberges. Rauf ganz elegant mit der rotierenden Seilbahn, aber runter durch eine Schlucht auf der Nordseite, atemberaubend. Wolfgang, der sowas ja sagen darf, urteilt: „Eines der schönsten Fleckchen dieses Planeten…“
Im oberen Stockwerk des „Quay 4“ vertilgt meine Mannschaft das feine Törnabschlussdinner, nach 1007 wilden Meilen redlich verdient.

Mittwoch, 12.01.11

Donnerstag, 13. Januar 2011

Mittwoch, 12.01.11 Ich habe meine Streicheleinheiten natürlich auch verdient und werde ordentlich gewienert. Nur den Dreck aus Port Elizabeth, den werde ich wohl erst bei meinem alljährlichen Werftserviceaufenthalt  mit einem Hochdruckreiniger los. Wusste gar nicht, wie ekelig Manganstaub sich in Gelcoat festsetzt. Und dann kommt schon der Abschied, ihr wart eine tolle Crew für die Reise um DAS Kap, kommt bald mal wieder!
Am Nachmittag bekommt der Tafelberg ein Tischtuch, so nennen die Einheimischen die Cumuluswolken, die wie feste Watte auf dem Plateau liegen und an der Vorderseite kaskadenartig in die Tiefe stürzen. Ein wunderbares, einzigartiges Naturschauspiel. Der Sage nach sitzen oben auf dem Berg Rip van Winkle und der Teufel und rauchen um die Wette. Um 22.30 h weiß mein Skipper, dass mit der Wolkenformation nächtliche Sturmböen angekündigt werden. Auf der großen Ketsch neben mir verabschiedet sich die Rollgenua und weht bis in den halbfertigen BMW-Pavillon. Kleine Panikaktion aller Anwesenden, geht nochmal alles gut. Da hätten die Münchner fast nochmal von vorne anfangen können…