Von Izmir nach Istanbul – Juli 2012

Sonntag, 01.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Sonntag, 01.07.12 Gästefreie Woche bis nächsten Samstag. Da passiert nicht wirklich viel, außer, dass ich nun neue Relingsstützen, ein neues Fockfall, einen neuen Toppnanten und frisch gewaschene Polster habe. Und dass Wolfgang beim täglichen Toilettenspülen am Donnerstag eine Qualle ansaugt. Das ist ja mal eklig…

Samstag, 07.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Samstag, 07.07.12 Die neue Crew kommt an Bord! Als erstes Sylvia Buhr und Ursel Farrelly. Und wer zu früh kommt, den bestraft das Leben, denn die beiden und Wolfgang erledigen schon mal den Großeinkauf für die nächsten zwei Wochen, morgen ist ja Sonntag. Als später Rosi Stolle und Monika Bloessl dazukommen, werden natürlich die tollsten Horrorgeschichten erzählt, wie anstrengend das Einkaufen war. Und das dringend die Schultern und die Rücken massiert werden müssen, als Ausgleich für das Tütenschleppen. (In Wirklichkeit ist das Taxi bis an mein Heck gefahren, aber das wird nicht verraten.) Die vier Segelfreundinnen kennen sich ja schon von vielen gemeinsamen Törns hier an Bord, da weiß sowieso jede, wann man etwas glauben darf – und wann nicht.

Sonntag, 08.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Sonntag, 08.07.12 Der Meltemi bläst, und laut Wettervorhersage wird sich das auch vorerst nicht großartig ändern. Morgens ist er üblicherweise etwas schwächer, deshalb legen wir schon um 08.45 h ab. Im Golf von Izmir liegen ein paar schöne Inseln, die mich vor dem Seegang schützen, dahinter macht das Aufkreuzen Spaß. Die Mädels gewöhnen sich wieder an mein Ruder und eigentlich ist es schade, dass die letzte für heute gut erreichbare Ankerbucht schon um 14.30 h querab liegt. Soll mal reichen für den ersten Segeltag. Hinter Kap Kum gräbt sich mein Anker in ein sandiges Fleckchen zwischen dem Seegras – und beim Ankerkontrollschnorcheln entdeckt mein Skipper riesige Steckmuscheln. Ich wusste gar nicht, dass es die noch gibt. Eine türkische Minigulet mit Maxifamilie ankert für ein paar Stündchen neben uns, ein Angelboot voller Frauen tuckert vorbei – aber am Abend gehört das stille Fleckchen nur uns allein.

Montag, 09.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Montag, 09.07.12 Zwischen Lesbos und der Türkei bildet die Landschaft eine Winddüse… Ein Militärschiff  ist als einziges anderes Boot draußen, zieht nah an uns vorbei und grüßt freundlich mit dem Nebelhorn. Erst in ruhigerem Wasser vor Foca wird es belebter, aber hier windet es auch nicht mehr so stark. Ich bekomme die große Fock angeschlagen, die beiden Reffs werden aus dem Großsegel ausgeschüttet und die schöne Brise wird genutzt, bis am Abend irgendein Hafen erreicht ist. Hier gibt es ja reichlich davon – und heute ist es Yenifoca, also Neu-Foca. Das sieht von außen überhaupt nicht einladend aus, entpuppt sich aber dann als ganz netter Familienurlaubsort mit netten Gassen, netten Kneipen, netten Cafés, netten Bäckern und netten Fischern, die mich längsseits liegen lassen. Einen netten Kunsthandwerksladen gibt es auch noch, wo meine netten Crewmitglieder in einen netten Kaufrausch verfallen.

Dienstag, 10.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Dienstag, 10.07.12 Heute wird Garderobe gewechselt, was das Zeug hält. Meine, nicht die der Mannschaft! Erst Groß und Rollgenua, dann die Genua weg und doch die kleine Fock hoch – und dann doch die große Fock. Dazu natürlich reichlich Wenden, denn es geht bei diesem Törn ja immer gegenan. Im Sommer gibt es hier nur eine Windrichtung – und die heißt für Yachten auf dem Weg nach Istanbul: Vorne. In den rieseigen Naturhafen von Ayvalik hinein kann ich aber auf halben Wind abfallen, Rauschefahrt zwischen den vorgelagerten Inseln hindurch, fast zu schnell, um die schöne Landschaft zu fotografieren! Rosi steuert mich mutig durch die engste Stelle im Fahrwasser, obwohl das dicke Motorboot da vorne als Geisterfahrer auf unserer Seite unterwegs ist… Bis wenige Meter vor die Marina sprinten wir an der Altstadt entlang, dann werden routiniert Fender und Leinen angebracht und Sylvia übernimmt das Ruder, während Wolfgang die Muringleine dichtholt und belegt. Nach 60 gesegelten Meilen fällt der Stadtbummel aus, es gibt eine Dusche (bei den Damen ohne Licht…), Snacks und Absacker im Cockpit – und Matratzenhorchdienst.

Mittwoch, 11.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Mittwoch, 11.07.12 Pünktlich um 08.30 h steht der Leihwagen am Steg. Klar zum Landausflug nach Pergamon! Auch ohne den Zeus-Altar, der ja in Berlin steht, ein absolutes Muss auf dieser Strecke. Die Stadt war das Zentrum Kleinasiens mit bis zu 150000 Einwohnern. Und damit man die riesige Anlage oneway besichtigen kann, haben die Türken eine prima Seilbahn gebaut! Rauf auf die Akropolis in der Eiergondel – und runter durch die ehemalige Wohnstadt mit den größten Sportanlagen der Antike zu Fuß. Die müden Füße kann man dann im antiken Kurort Asklepeion ins Heilwasser halten, damit sie für den abschließenden Basarbummel wieder fit sind. Freundliche Türken geben meinem Expeditionsteam ein Tässchen Tee aus, tauschen Münzen oder amüsieren sich beim Fliegenklatschenkauf mit meiner Crew. Abseits des Massentourismus ist die Türkei noch schöner als an den Sehenswürdigkeiten.

Donnerstag, 12.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Donnerstag, 12.07.12 Meltemi-Pause! Unter Motor 20 Meilen bis nach Assos. Im winzigen, aber toll renovierten ex-griechischen Hafen bekomme ich einen Liegeplatz  mit dem Bug auf dem Abendessentisch, so nah war ich auch noch nie in einer Kneipe… Bis dahin müssen aber erst noch die Ruinen oben auf dem Berg bewundert werden. Nicht so gewaltig wie in Pergamon, aber wunderschön gelegen und schon wegen des Ausblicks eine Reise wert. Im schicken Hamam 20 m backbord voraus schrubbt sich meine Crew danach gegenseitig ausgehfein, das Gelächter hallt wahrscheinlich aus der gekachelten Rundkuppel bis auf die Promenade. Passend zur duftenden, gepeelten und porentief reinen  Mannschaft gibt es duftende Vorspeisen, frisch geschuppten Fisch und desinfizierenden Raki.

Freitag, 13.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Freitag, 13.07.12 An meinem speziellen Glückstag gönnt uns der Meltemi weiterhin eine Pause, der westlichste Punkt Asiens wird unter Maschine passiert. Erst danach brist es auf, und bis Bozcaada hinauf wird es dann noch eine schöne Kreuz unter Vollzeug. Die Küstenwache fährt aus Sympathie auch Zickzack. Unter der alten Ritterburg bekomme ich den Logenplatz direkt an der Stadtmauer zugewiesen, der freundliche Hafenmeister kassiert 20,- € für Strom und Wasser – und schon ist wieder Stadt- und Burgbummel angesagt. Ist alles größer und voller geworden hier, seit ich 2005 zum letzten Mal da war – aber immer noch sehr schön und gemütlich und sehr türkisch. Trotz der eigentlich griechischen Erstbewohner.

Samstag, 14.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Samstag, 14.07.12 Monika kann es nicht glauben, als Wolfgang behauptet, dass das die gleiche Untiefentonne sei, wie die, an der ich vor einer halben Stunde schon mal war. So ist das, wenn man in den Dardanellen gegen drei Knoten Strömung aufkreuzt. Aber den Ehrgeiz, bis zur Ziellinie ausschließlich zu segeln, den lässt sich keine nehmen. Ziellinie ist die nur 1,3 km breite Enge in Cannakale mit den beiden Festungen auf den gegenüberliegenden Ufern. Leander schwamm da ja immer rüber zu Hero… Ein ganz schönes Abenteuer, so rein segeltechnisch… Klappt aber gut, beim Dichtkurbeln der Fock in den Wenden leisten Moni, Ursel, Rosi und Sylvia reihum Teamarbeit – und Wolfgang darf auch mal.
Weil es aber doch etwas länger als geplant dauert, fällt der Besuch der Schlachtfelder von Gallipoli aus, nächstes Mal. Immerhin steht direkt neben mir ein echtes Trojanisches Pferd- und ein paar Jungs zeigen auf einem kleinen Platz wilde Breakdancekünste.
In der Nacht kommt es leider zu einem Überfall, und zwar überfällt der Hafenkater erst die Köftereste auf dem Kühlschrank und dann Rosi im Bett. Und Monika, die heldenhafte Retterin und Katzenrausschmeißerin, kriegt auch noch ein paar gewischt. Kratzer desinfizieren, vorsichtshalber Steckschott rein, weiterschlafen…

Sonntag, 15.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Sonntag, 15.07.12 „Schlaft weiter…!“ flüstert Wolfgang leise um 06.00 h und fährt mich schon mal ein paar Meilen weiter die Dardanellen rauf. Ein Stündchen später bekommt er frischen Kaffee serviert und darf vermelden, dass die Strömung heute sogar etwas schiebt, da hat sich der Ableger bei Tagesanbruch echt gelohnt! Um 11.20 h sind die Dardanellen endgültig im Kielwasser und ich schwimme im Marmarameer. Zwei Delfine begrüßen uns, Mama zeigt Kind mal eben ein schönes Segelboot, dann sind sie wieder weg. Zwischen der Zehn-Meter-Tiefenlinie und dem Verkehrstrennunggebiet kann ich ganz gut nach Nordosten aufkreuzen, das Tagesziel ist Sarkoy. Einfach ein netter Fischerhafen mit netten Leuten, ein bisschen Kirmes und Kinderbelustigung und einer Fußgängerzone mit Unterbodenbeleuchtung.

Montag, 16.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Montag, 16.07.12 Heute ist laut Wetterbericht der letzte Tag mit eher schwachem Meltemi – und kurz vor Tekirdag an einer gewaltigen Steilküste – da ist er komplett weg. Zeit für einen Badestopp, der, wenn er drei Minuten später stattgefunden hätte, zum Schwimmen mit Delfinen geworden wäre. So grüßt man sich mal wieder nur kurz, schade…
In Tekirdag gibt es einen neuen Hafen für Yachten und kleine Fischerboote. Sehr hässlich und mit einem Pseudohafenmeister versehen, der die allererste Negativerfahrung der Reise darstellt. Macht nix, am eigentlichen Fischerhafen erspäht mein Erkundungsteam das bisher beste Fischrestaurant, und spätestens bei der lustigen Bäckerin ist der Unmut über den Hafenclown verflogen.

Dienstag, 17.07.12

Donnerstag, 19. Juli 2012

Dienstag, 17.07.12 Mitten in der Nacht legt der Wind wieder so richtig los. Gut, dass ich schon am nördlichsten Punkt des Marmarameeres bin, denn so kann ich wenigstens quer  und seegangsgeschützt über die große Bucht bis Yeniciflik segeln. Aber um das nächste Kap herum möchte mein Skipper seine Nase heute nicht stecken… Vor dem weiten Strand liegt schon ein Fischerboot, der Kapitän signalisiert: Nicht weiter! Und beim fälligen Ankerkontrollschnorcheln entdeckt Wolfgang, warum. Da beginnen Unterwasserfelsen, und mein Grundeisen klemmt wie festgemauert unter einem davon. „Wir liegen bombenfest!“ meldet er ins Cockpit, da steht einem faulen Nachmittag und Abend nichts mehr im Weg. Ich frage mich nur, wie wir den Anker da morgen wieder rauskriegen sollen?!

Mittwoch, 18.07.12

Dienstag, 24. Juli 2012

Mittwoch, 18.07.12 Das geht so mit dem Anker: bei 3,5 m Wassertiefe holt man alle Kette bis auf 10 m auf. Dann fährt man vorsichtig an den Felsen vorbei und dreht so den Anker unter selbigem weg. Und dann geht man segeln!
Unter der Nordküste des Marmarameeres sind wir weiterhin gut seegangsgeschützt, aber es bleibt Gegenwind. Da meine Mannschaft aber schon so fleißig Meilen geschrubbt hat, machen wir schon am Nachmittag in Silivri Schluss für heute. Der kleine Ferienort gewinnt den ersten Platz für die schönste Uferpromenade – und den am besten zubereiteten Fisch. Hier wird nicht nur lecker gegrillt, sondern der Peterfisch kommt würzig im Gemüsebett aus dem Ofen. Lecker… In einem Café ein paar Meter weiter teilt sich die Crew eine Wasserpfeife, das fehlte ja noch auf diesem Törn.

Donnerstag, 19.07.12

Dienstag, 24. Juli 2012

Donnerstag, 19.07.12 Heute wieder über 40 Meilen, aber dafür fast ohne aufzukreuzen bis ans Ziel. Das sind heute die Prinzeninseln, unterwegs könnte ich mal wieder einen Spielzeugladen aufmachen! Was der Meltemi alles von den Badestränden ins Wasser weht, ist schon erstaunlich: Gummiboote, Bälle, Matratzen….
Ein kleiner Hafen an der ersten Insel hat Unmengen Strömung vor der Einfahrt, da ist schon die Ansteuerung haarig! Aber in der Ankerbucht Cam Limani, fünf Meilen weiter, da findet sich ein windgeschütztes Plätzchen. Hier bleiben wir. Die türkischen Ausflügler mit ihren Motorbooten verholen sich kurz vor Sonnenuntergang zurück in die Marinas, die liegen ja schon um die Ecke. Und deshalb lernt die Crew heute ein neues Wort auf diesem Törn: „Ausschlafen“!

Freitag, 20.07.12

Dienstag, 24. Juli 2012

Freitag, 20.07.12 Buchtbummeltag bis in den Nachmittag hinein. Wohlverdient. Ursel übernimmt für die letzten 12 Meilen das Ruder und segelt auf Halb-Wind-Kurs in Richtung Ataköy-Marina mal eben Geschwindigkeitsrekord. Und das im Frachterkreisverkehr vor der gewaltigen Kulisse Istanbuls. Beim Anlegen schiebenen die Marineros mit dem Schlauchboot, das hilft in den engen Boxengassen doch sehr… Beim finalen Anlegeschluck nach 508 Meilen gegen den Wind übernimmt Wolfgang den Trinkspruch: „Mit euch kreuze ich am liebsten irgendwo auf!“ Da schließe ich mich an…

Samstag, 21.07.12

Dienstag, 24. Juli 2012

Samstag, 21.07.12 Manche Abreisetage sind schon besonders traurig. Hilft aber nix, Wolfgang winkt dem Taxi hinterher und macht sich an den üblichen Kleinkram: Wäsche sortieren, Post erledigen, kleinere Reparaturen…

Sonntag, 22.07.12

Dienstag, 24. Juli 2012

Sonntag, 22.07.12 Sonntag ist Feiertag – und im Ramadan schon erst recht.

Dienstag, 28.08.12

Montag, 03. September 2012

Dienstag, 28.08.12 Der Regen wäscht den Staub vom Harz der Pinien. Und schon duftet es hier wie beim Aufguss in der Sauna. Es ist aber nicht so warm, denn der Regen gehört zu einer Kaltfront, die kühlen Westwind bringt. Der ist eher unpraktisch für uns, denn durch das Marmara-Meer geht es ja nach Westen. Ich bleibe am Anker, und Higgins, mein Beiboot, trägt mein Expeditionsteam zur Wanderung ans Ufer. Im alten Sanatorium wird gerade ein Film gedreht, dessen erstaunlichste Kulisse Rollkopfsteinpflaster ist. Was es alles gibt… Im Örtchen auf der anderen Seite der Insel kehrt so langsam Nachsaisonsruhe ein, aber der Lokma-Stand hat noch geöffnet, weshalb Susanne, Carolin und WolfgangG nun eine neue Lieblingsnachspeise haben.