
Donnerstag, 29.05.14 Der Wind dreht heute auf Südost, und weil uns die Nachbaryacht so langsam auf die Pelle rutscht, Wolfgang den Stadtkai aus ebensolchen Gründen ohnehin nicht besonders mag und weil außerdem mehr Wind gemeldet ist, werde ich an den Schwimmsteg in der gegenüberliegenden Mini-Marina verholt. Zum Glück. Aber dazu später…
Weil fünf (na gut, viereinhalb…) Personen nur schlecht in ein Taxi passen, mietet mein Skipper für 25,-€ ein kleines Auto – und schon ist meine Mannschaft unterwegs und bestaunt das Höhlenkloster, das Festungskloster, die frisch renovierten Windmühlen, den Spielplatz und die Bucht Ormos Grikos. Da frischt es dann plötzlich auf, Schauerböen, harte Schauerböen: Zeit, mal eben zurück an Bord zu kommen.
Am Stadtkai ist schon völliges Chaos ausgebrochen, und eine vor Anker liegende 56-Fuß-Yacht driftet führerlos auf den Kopf meines Schwimmsteges zu. Weil mittlerweile fliegendes Wasser durch den Hafen fegt, kann auch kein Beiboot gewassert werden. Arri, ein befreundeter griechischer Skipper, seine Freundin Monika, der englische Skipper von der Yacht auf der anderen Seite des Schwimmsteges, und meine Crew warten geduldig auf die Kollision. Die zerstört dann wenige Minuten später weder meinen Bugkorb noch das Heck von dem Engländer, sondern nur ein bisschen Beton am Steg und eine kleine Ecke an der großen Yacht. Wolfgang, Monika und Arri springen über, Wolfgang kann den Motor starten, Arri und Monika schaffen es, die Ankerwinsch zum Leben zu erwecken – und schon geht die Rettungsaktion los!
Meine Mannschaft hat unterdessen Deckwache, wer weiß, was da noch so auf mich zu treibt.
Ein schweizerischer Skipper ruft rüber „Wohl zu wenig Kette gesteckt!“ und Wolfgang antwortet: „Wir retten die nur, ist doch gar nicht meine!“
Am Fährkai wartet schon die Küstenwache, und die französische Crew der Yacht taucht auch auf. Großes Erstaunen… Arri, Monika und Wolfgang werden als Helden des Tages gefeiert, der Beitrag der heldenhaften Küstenwache ist die Küstenwachautotaxifahrt zurück auf die andere Hafenseite, weil Monika und Wolfgang ja keine Zeit hatten, Ölzeug anzuziehen, – und am Abend bringt der französische Skipper (nebenbei Präsident eines großen französischen Konzerns…) eine Flasche Champagner vorbei. Ein wohlverdientes Prost – und Hafenkino die ganze, lange Nacht lang… ich liege an acht eigenen Leinen plus Muring auf einem der wenigen Logenplätze…