Von Nassau nach Nassau – April 2022

Montag, 11.04.2022 Schnorcheln, Scrabble spielen, entspannen. Einfach ein gemütlicher Buchtbummeltag. Und abends wieder in die Marina, denn für morgen ist zu viel Wind für uns angesagt. Aber im Hafen ist es ja auch spannend: Unter mir schwimmen meine beiden Bullenhaie, und Sanchez, einer von den Anglern, hat einen riesigen Barracuda erwischt.

Donnerstag, 14.04.2022 Der große Segeltag nach Norden! Deshalb starten wir schon um 08.25 h, der Wind kommt zwar vorerst recht von vorne, passt aber. Ab Mittag wird mein Großsegel ausgerefft, und mit einer leichten Winddrehung werde ich bis zu 7,2 Knoten schnell. Am Steuerrad wechseln sich alle ab, das fühlt sich ein bisschen nach großem Ozean an. Ein paar Stunden lang ist kein Land zu sehen, erst um 14.20 h kommt Elutheria schwach in Sicht. Hinter der kleinen Insel Meeks Patch, die etwas südlich von Spanish Wells liegt, ankern schon ein paar andere Yachten, aber hier ist Platz genug. Nach 40 Meilen freut sich meine Mannschaft auf Nudeln mit Tomatensauce und auf eine ruhige Nacht.

Freitag, 15.04.2022 Für den Abend ist eine Kaltfront gemeldet, deshalb freut sich mein Skipper, dass ich einen Platz bei freundlichen Fischern im Hafen bekomme. Spanish Wells kenne ich noch nicht, der Hafen ist viiiiel kleiner, als er auf der Seekarte aussieht. Aber es ist sehr nett hier, und bevor das Schietwetter losgeht, bummelt meine Crew bis zur Ostpitze in ein schönes Ausflugslokal („The Shipyard“, lecker!) und zurück über den wirklich atemberaubend schönen, teilweise pinkfarbenen Strand an der Nordseite zurück zu meinem Liegeplatz. Abends freut sich mein Skipper, dass er morgens so lange rumtelefoniert hat, denn bei den schweren Gewittern, die um mich herum toben, ist Ankern in der Bucht nicht wirklich ein Vergnügen. Draußen schlagen Blitze in näherer Umgebung ein, unter Deck ist es gemütlich und trocken…

Samstag, 16.04.2022 Spanish Wells sieht heute bei Sonnenschein noch schöner aus als gestern. Vor allem der Strand und die Sandbänke auf der Nordseite der Insel, von meinem Liegeplatz also mal eben kurz über den Hügel, leuchten wunderbar türkisfarben. Ein Stachelrochen mag das flache Wasser auch. Das Städtchen selber besteht eigentlich nur aus zwei Straßen in Ost-West-Richtung und dann ein paar Querverbindungen. Autos sieht man kaum, nur Golf-Wagen, das reicht ja auch. Mit ein bisschen Glück bekommt man eine Mitfahrgelegenheit angeboten, alles sehr nett und freundlich hier. Tiefenentspannt. Meine Crew auch. Zum Abendessen findet sich ein Platz im „Budda’s“, Karibikatmosphäre mit bunten Tischen und Stühlen und mit lustigen Leuten.

Sonntag, 17.04.2022 Frohe Ostern! Hier wird Ostern mit einem köstlichen Brunch im Cockpit gefeiert, und zwar schon wieder raus aus dem Hafen. Wenn auch nicht weit, denn ein paar Meilen weiter vor Meeks Patch fällt schon mein Anker. Die kleine Insel heißt neuerdings auch Pig Island, weil es hier die berühmteste Sehenswürdigkeit der Bahamas gibt: Schwimmende Schweine! Mein Skipper, der dieses Phänomen ja durchaus von den Fijis oder aus Tonga oder sonstwo kennt, wo Schweine bei Ebbe die Riffe nach Schnecken absuchen und durchaus gerne mal ein paar Meter schwimmen, wundert sich ja schon länger über den Hype mit den Bahamas-Schweinchen, aber irgendwie ist der komplette Streichelzoo samt Hühnern ja auch wirklich lustig. Eine kleine Strandbar gibt es auch, und Mark, der Barkeeper erzählt, dass er die erst vor zwei Tagen fertig gebaut hat. Irgendwie also schon alles ein bisschen paradiesisch. Wo sonst dürfen sich Schweinchen am Barhocker schubbern?

Montag, 18.04.2022 Valentin und Wolfgang schnorcheln die Felskante neben dem Strand ab und entdecken neben Unmengen Fischen und Korallen zwei Barracudas. Einen kleinen – und einen wirklich sehr großen! Manchmal muss man gar nicht näher hinschwimmen, um etwas besser zu sehen… Valentin taucht sich ein wunderschönes Meeresschneckenhaus vom Grund hoch, das selbst Mark anerkennend bewundert. Außerdem freut er sich über seine ersten Stammkunden, denn normalerweise sind hier ja nur Einmal-Tagestouristen mit ihren Schnellbooten. Valentin ist übrigens mittlerweile offizieller Higgins-Kapitän und fährt mein Beiboot super!

Dienstag, 19.04.2022 Eine Sache muss noch erledigt werden, bevor wir ein kleines Stückchen weiterziehen: Die neue Strandbar braucht ihre erste Flagge! Meine Nationale am Heck sollte eh schon getauscht werden, also wird das heute erledigt – und Mark bekommt die alte. Mit allen Unterschriften und einer kleinen Zeichnung von Brigitte. Hoffentlich wird aus der noch recht einsamen Flagge unter dem Hüttendach bald eine schöne Sammlung! Zwischen Meeks Patch und der nächsten Insel ostwärts liegt ein weiterer, einsamerer Ankerplatz. Drei, vier andere Yachten sind da, der Ankergrund ist wie überall hier oben prima, Zeit für den nächsten Schnorchelgang. Heute entdecken Valentin und Wolfgang eine alte Hummerreuse und den schönsten Korallengarten der Reise. Valentins neues Hobby ist das Auswedeln von Röhrenwurmsträußen, und wer das jetzt nicht versteht, der muss halt mal mitschnorcheln! Große Drückerfische, Doktorfische, Snapper und Grouper tummeln sich hier, aber am besten sind die Warmwasserströmungen, die ab und zu aus der Lagune an die Riffe gelangen. Prima zum Aufwärmen! Das frische Brot aus dem Ofen übrigens auch! Abends wird der Sternenhimmel bewundert und erklärt, und deshalb heißt Orion ab sofort Großer Teddybär

Mittwoch, 20.04.2022 Bei diesem Törn müssen wir leider auch mal über das Wetter reden: Bis auf die Kaltfront vor Ostern sind wir ja von Regen prima verschont geblieben – strahlender Sonnenschein die meiste Zeit. Aber es bläst kräftig. Und weil das für die nächsten Tage noch zunehmend gemeldet ist, zieht mein Skipper am Vormittag doch die Nummer-sicher-Option. Kleine Passatbesegelung aus Fock 2 und einem bisschen Rollgenua, fünf Windstärken und bis drei Meter Welle von hinten, wir rauschen ab nach Nassau. Birgit übt am Steuerrad und macht das gut, Brigitte kennt das ja schon von anderen Törns. Die unangenehmste Stelle ist das Flach westlich von Rose Island, aber da hebt mich eine große Welle elegant drüber, Wolfgang atmet auf, als wir dann im ruhigen Wasser der Inseln vor Nassau sind. An meinen Liegeplatz muss ich wegen arger Ebbe kurz durch den Hafenschlick gezogen werden, aber dann kommen die Leinen fest und ich liege sicher.

Donnerstag, 21.04.2022 Der größte Spaß in Nassau ist das Busfahren! Mittlerweile kennt meine Mannschaft die einzelnen Linien doch schon so einigermaßen, und so macht sich Brigitte einen gemütlichen Tag an Bord, während Birgit, Valentin und Wolfgang die berühmten Strande Cable Beach und Junkanoo Beach erkunden. Mal gucken, wie andere Leute auf den Bahamas Urlaub machen…

Samstag, 23.04.2022 Wie die Zeit vergeht, die zwei windigen Wochen sind um. Ich werde noch schnell geputzt, dann steht das Taxi zum Flughafen vor der Marina. Danke für 14 tolle Tage, auch wenn der Wind und ganz schön gebeutelt hat. Am Nachmittag kommt schon die nächste Crew: Volker kenne ich schon von einigen Langstreckentörns, Christian ist zum ersten Mal an Bord. Herzlich willkommen!