Von Nassau nach Jacksonville, Florida – April 2022

Sonntag, 24.04.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Sonntag, 24.04.2022 Morgens wird zügig der fällige Großeinkauf für den Törn nach Florida erledigt, danach bleibt Zeit für einen Stadtbummel. Die Busfahrt ist wie immer das erste Highlight, dann geht es vom ehrwürdigen Graycliffe Hotel mit seiner kleinen Zigarrenfabrik runter an den Strand, zum Kreuzfahrtanleger, in die Altstadt und zum Sundowner zu den Conchfischern auf Potters Cay. Um 17.00 h werden die Bürgersteige in Nassau hochgeklappt, weil das letzte Kreuzfahrtschiff dann ablegt. Macht nichts, bis zum „Poop Deck“ nebenan braucht man die ja nicht. Guten Appetit!

 

Montag, 25.04.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Montag, 25.04.2022 Um 08.30 h kommt die letzte Leine los, kurze Zeit später liegt Nassau in meinem Kielwasser. Ich verabschiede mich mit gemischten Gefühlen, schließlich war ich ja nicht freiwillig so lange hier. Schwamm drüber, nach vorne gucken! Da liegen die Berry Islands, und nach einem herrlichen Segeltag und einer kniffeligen Einfahrt durch zwei Riffe fällt mein Anker hinter Hofmans Cay. Der Platz ist bis auf ein paar andere Yachten einsam, Bahamas Feeling kommt auf. Das Schwimmen ist ein bisschen schwierig, weil die Flut an mir vorbei rauscht, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Einfach nur da sein, den Sonnenuntergang bewundern, die Ruhe genießen…

 

Dienstag, 26.04.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

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Dienstag, 26.04.2022 Prima Segelwetter, Ostwind, Kurs Nordwest. Ein großer Barracuda hängt an der Angel, wird aber wegen Ciguatera-Gefahr (müsst ihr mal googeln…) aber wieder in die Freiheit entlassen. Tunfisch oder Mahi Mahi wären mir lieber…Die nördlichsten beiden der Berry Islands wurden von Carnival Cruises und Norwegian Cruises gepachtet und zum Beach Resort umgestaltet. Riesige Wasserrutschen, Strandhütten, Bars etc… Auf der Rückseite ist ein recht gut geschützter Ankerplatz, von dem aus man sich das Spektakel prima aus der Ferne angucken kann. Und um 17.00 h werden auch hier die Bürgersteige hochgeklappt, bzw. die Sonnenschirme zusammengefaltet. Für morgen meldet der Wetterbericht Flaute, für die Nacht aber noch leichte Brisen. Da nehmen wir doch die Nacht! Wolfgang kocht ein Chili con Carne als Wegzehrung, dann dreht sich mein Bug nach Nordwesten. Kaum Wellen, nur die Rollgenua als Besegelung, ein unfassbarer Sternenhimmel, eine wunderbare Nacht. Die „Disney Magic“ weicht mir freundlich während eines Wartekringels aus, nachts rumdümpeln ist für die schwimmenden Städte ja billiger, als im Hafen zu liegen.

 

Mittwoch, 27.04.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Mittwoch, 27.04.2022 So gegen 02.30 h zieht ein merkwürdiges Objekt über den Nordhimmel. Sternschnuppen hatten wir ja schon, aber das sieht anders aus. Eher wie ein Komet. Müssen wir rausfinden… Morgens liegt die Insel Grand Bahama vor mir, und nach einer kleinen, aber für den Skipper peinlichen Navigationskorrektur liege ich auch im richtigen Hafen von Lucaya. Der Yachtclub ist im Ostteil des Beckens, also geht es per Higgins in den Westteil, wo so etwas wie ein Touristenstädtchen um das Hafenbecken gebaut wurde. Das ist ganz nett, aber nur lebhaft, wenn ein Kreuzfahrtschiff nebenan in Freeport liegt – und heute leider nicht. Da muss nett dann reichen, ein paar Kneipen haben auf, und am Abend bringt der Yachtclub-Minibus meine Crew zu einem sehr schönen Strandlokal mit frischem Fisch vom Grill und fröhlichem Tanzvergnügen. Die Crew vom Nachbarschiff ist auch da, schon haben wir mal wieder neue Freunde. Kurz nach der Rückkehr vom Strand an meinen Liegeplatz kommt noch eine Sportangleryacht rein. Deren Crew füttert mit den Resten ihres Fangs mal eben ein paar spektakuläre Zitronenhaie im Wasser der Marina. Die Auflösung der Himmelserscheinung gibt es auch noch: SpaceX hatte einen verspäteten Raketenstart am Cape Canaveral, das ist ja quasi schräg gegenüber von hier.

 

Donnerstag, 28.04.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Donnerstag, 28.04.2022 Hafentag, Leihwagenausflug zum Nationalpark, zum Beachclub „Bishop“ und bis an die Ostspitze von Grand Bahama. Eine schöne, sehr empfehlenswerte Tour, falls ihr mal in die Gegend kommt! Absolutes Highlight: der endlose, einsame Strand.

Freitag, 29.04.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Freitag, 29.04.2022 Vom Wind her einfach nur ein toller Segeltag an Freeport vorbei, durch die Tankerreede bis zum Westend, was wirklich das Westende der Bahamas ist. Wirklich aufregend aber der Schauer, der mich ausgerechnet in der Nähe einer Bohrinsel erwischt. Sicht null, absoluter Blindflug in einer Wand aus Wasser. Danach (und wieder trocken!) brist es noch etwas auf, und so bin ich schon um 16.00 h in der Marina des kleinen Resorts am Ende der Welt. Zeit genug für einen ersten Erkundungsspaziergang und zum Kennenlernen der anderen Yachties, die hier auch auf die nächste Winddrehung warten, um wie wir nach Florida zu segeln. Eine sehr nette Gemeinschaft ist hier unterwegs. Christian schlachtet nebenbei die erste selbstgepflückte Kokosnuss seines Lebens, da kommt meine Machete mal wieder zum Einsatz.

 

Samstag, 30.04.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Samstag, 30.04.2022 Die Winddrehung ist erst für morgen angesagt, und vor allem das Nachlassen der Dünung aus Nordwest. Die macht im Golfstrom hohen Seegang, deshalb haben die amerikanischen Segler auch einen schönen Merksatz für die Golfstromüberquerung: „Never go out there if there is anything with an N in it!“ Also nördlicher Wind oder auch nördliche Dünung. Strom gegen Wind ist ekelig…  Volker und Christian erkunden das Westend per pedes und per Leihfahrrad und finden von verfallenen Ferienhäusern bis zu Luxusvillen für Hollywoodstars einen wilden Immobilienmix. Um 16.00 h hat meine Crew dann einen spannenden Termin, denn ich werde ausklariert. Spannend, weil Wolfgang hofft, dass ich nicht die staatlichen Gebühren für zwei Jahre Zwangsaufenthalt nachzahlen muss. Das würde teuer… aber die Behördenhordenhürden sind nach kurzem Kopfschütteln seitens der Beamten schnell und unkompliziert erledigt, und Wolfgang murmelt nur: „Schnell raus hier, bevor die sich das anders überlegen…“ Zur Feier des Tages gibt es einen Cocktail an der Poolbar, eine sehr, sehr witzige Katamarancrew feiert mit. Später kommt George von der „North Star“ noch auf einen Absacker in meinem Cockpit vorbei, Westend ist wirklich ein gemütliches, entspanntes Fleckchen Erde.

Sonntag, 01.05.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Sonntag, 01.05.2022 Am Tag der Arbeit darf ich arbeiten. Segeln also, der Wind hat auf Ost-Südost gedreht, die Dünung ist weg, Passatbesegelung aus Rollgenua und Fock eins, Kurs Nordwest in Richtung Florida. Langfahrtfeeling an Bord, Gustav, mein Autopilot übernimmt das Ruder, ich gleite ruhig dahin. Am Abend erreichen wir den Golfstrom, der Kurs wird auf Nord geändert, ich segele mit Großsegel und Rollgenua auf Halbwindkurs parallel mit der Strömung. Die beschleunigt mich teilweise auf fast 10 Knoten Fahrt über Grund, bei gerade mal vier, fünf Knoten Fahrt durchs Wasser. Das läuft hier!

Montag, 02.05.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Montag, 02.05.2022 Die Nacht bleibt wunderbar. Aber am Morgen wird der Wind immer weniger, der Motor muss mitschieben. Aufregung gibt es aber dann trotzdem, denn um14.30 h spannt sich die Angelleine. Ein gewaltiger Mahi Mahi versucht zu entkommen, aber irgendwie und wie immer ohne Rute oder Rolle ehrlich Hand über Hand holt mein Skipper den Fisch erst längsseits und dann mit dem Gaff über die Reling. Im Chaos der Aktion hat sich irgendwie mein Kugelfender verabschiedet, der muss auch noch wieder geangelt werden. Und dann mal eben durchatmen. Was für ein Fang! Wolfgang ist sich ziemlich sicher, dass das einer der größten, wenn nicht der allergrößte Mahi ist, der je über meine Reling gewandert ist. Ein Filet gibt es frisch als leckeres Curry, der „Rest“ passt so eben in den Kühlschrank. Nebenbei habe ich die Westgrenze des Golfstroms erreicht (übrigens klassischerweise gute Angelgründe, die ersten Sportfischer aus Florida sind hier auch schon unterwegs!), neuer Kurs wieder Nordwest direkt auf Jacksonville zu.

Dienstag, 03.05.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Dienstag, 03.05.2022 Nach einer wiederum ruhigen Nacht mit etwas Wetterleuchten über dem Festland stehe ich um 06.30 h vor den Molenköpfen. Drei Trawlern muss ich noch eben ausweichen, dann nimmt mein Skipper Kontakt mit der Coastguard auf, die mich freundlich weiterfahren lässt. Bis zum Stadtzentrum sind es noch fast 20 Meilen den St.Johns River hinauf, die hauptsächlich mit sinnlosen Behördentelefonaten verbracht werden. Etwas außerhalb von Jacksonville hat die Seafarer’s Marina einen Liegeplatz für mich. Im W-LAN braucht es dann diverse Anläufe, bis die Einwanderungs-App meine Daten übermittelt – und das Fazit ist: Bitte besuchen Sie die Einwanderungsbehörde! Frisch geduscht geht es per Uber ein paar Kilometer zurück flußabwärts, die Pässe sind dann schnell kontrolliert, und auch ich bin offiziell registriert. Willkommen in den USA! Auf dem Rückweg wird ein Leihwagen organisiert, aber vor dem ersten Ausflug gibt es noch ein Festessen… Sashimi vom Bauchfilet als Vorspeise, dann kurzgebratenes Filet an Kräutersauce und Salzkartoffeln. Herrlich! Und weil meine drei Männer das gar nicht alles alleine vertilgen können, freuen sich auch die Stegnachbarn über ein paar Kilo Frischestfisch für den Grill. Am frühen Abend reicht die Zeit noch für einen Ausflug ins Zentrum. Nett, aber irgendwie unspektakulär. Freundliches Amerika, Jogger am Ufer des St.John‘s River, ein Bikertreffen in einer Bar in der Bay Street, dazu ein schöner Mix aus alter Südstaatenarchitektur und modernen Hochhäusern. Den Absacker gibt es später im Cockpit, meine erfolgreiche Golfstromüberquerung muss ja noch ein bisschen gefeiert werden!

Mittwoch, 04.05.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Mittwoch, 04.05.2022 Segelpause mit dem nächsten Landausflug: Christian will sich das Kennedy-Space-Center anschauen, und Volker muss wie geplant schon heute weiterreisen. Wolfgang und ich bleiben hier in der Seafarer Marina, es müssen ja noch ein paar Dinge für das Saisonende vorbereitet werden.

Donnerstag, 05.05.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Donnerstag, 05.05.2022 Der St.Johns River fließt bei Ebbe mit bis zu vier Knoten durch das Zentrum von Jacksonville, deshalb warten wir bis 10.00 h und die dann einsetzende Flut. Kurz nach 11.00 h muss Jacksonville dann mal kurz die Luft anhalten, denn die Main Street Bridge wird für mich hochgezogen. Sorry für den Stau auf beiden Seiten… Die museale Eisenbahnbrücke ist nur geschlossen, wenn ein Zug drüber rumpelt, aber der ist gerade durch. Freie Fahrt flussaufwärts. Nach weiteren 20 Meilen liegt Greencove Springs voraus. Hier lagen viele Jahre lang ausgemusterte Marineschiffe an elf riesigen Piers, heute ist das Gelände weitestgehend privatisiert. An Pier Elf hat sich die Green Cove Springs Marina eingenistet, ich kann längsseits anlegen. Eher ruhig hier, aber das ist für mein Sommerlager ja auch prima.

Freitag, 06.05.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Freitag, 06.05.2022 Bis zum Krantermin am Nachmittag kann ich schon ein bisschen aufgeräumt werden. Dann müssen noch irgendwie die Krangurte durch den Schlick unter meinem Kiel – und dann schwebe ich an Land. Christian und Wolfgang erkunden während der Bugsiererei den kleinen, netten Ort. Mit kleiner, netter Kneipe…

Samstag, 07.05.2022

Donnerstag, 12. Mai 2022

Samstag, 07.05.2022 Vom Zwischenaufenthalt am Kranbecken werde ich noch nach Australien geschoben. So nennt die Marina den Stellplatz zwischen alten Eichen, ich stehe prima windgeschützt und weit im Binnenland sicher für die Hurricane-Saison. Damit endet meine an Weihnachten 2019 begonnene Bahamas-Saison, was für eine Zeit… Vielen Dank an Volker und Christian für die letzten zwei Wochen, ihr wart eine super Überführungscrew! Nächsten Winter bleibe ich in Florida, Wolfgang und ich freuen uns auf entspanntes Bummeln an der US-Ostküste. Mal im seegangsfrei im Intracoastal Waterway, mal draußen auf dem Atlantik. Mal touristisch unterwegs in Cape Canaveral, Miami oder St.Augustine – und mal einsam in den Everglades oder an Ankerplätzen in den Florida Cays. Ich hoffe, ihr kommt wieder zahlreich mit! Bis dahin alles Gute, eure Galateia.