Freitag, 20.12.2019 Eigentlich hätte heute schon die erste Hälfte der neuen Crew ankommen sollen, aber da verspätet sich ein Flug, dann ist der Anschluss weg, dann eben morgen…
Freitag, 20.12.2019 Eigentlich hätte heute schon die erste Hälfte der neuen Crew ankommen sollen, aber da verspätet sich ein Flug, dann ist der Anschluss weg, dann eben morgen…
Samstag, 21.12.2019 Aber heute kommen alle froh und munter an Bord: Gertraud mit Tochter Alexandra und Karoline und Daniel, die sich auf Galapagos mal knapp verpasst haben und dann eben erst heute kennenlernen. Herzlich Willkommen an Bord! Daniel und Wolfgang haben schonmal Restauranttester gespielt, deshalb wird am Abend die erste gemeinsame Mahlzeit in der exzellenten Pizzeria um die Ecke eingenommen. Wie immer müssen die Galateia-Neulinge (Gertraud und Alexandra) unter den ganzen Uraltgeschichten der Stammgäste (Daniel und Karoline) leiden. Trotzdem, nein, auch deshalb mal wieder ein sehr lustiger Abend…
Sonntag, 22.12.2019 Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Daniel! Das Geheimnis soll aber erst am Abend gelüftet werden, als erstes geht es zum Frühstücken in das Restaurant gegenüber von der Pizzeria. Da wird die Einkaufsliste geschrieben, und die wird frisch gestärkt im Supermarkt auf der anderen Seite des Flusses umgesetzt. Zwei volle Einkaufswagen plus fünf Personen passen dann nur noch in einen XL-Uber, dessen Fahrer eine Gratislektion in Physik erhält: Heckklappen immer erst öffnen, wenn jemand die Eier gesichert hat. Vor allem, wenn das so angesagt wird…
Leider ist für die Nacht und morgen früh ein Kaltfrontdurchgang gemeldet, weshalb ich am Liegeplatz (der übrigens jetzt schon ein Lieblingsliegeplatz ist!) bleibe, und meine Mannschaft erkundet gemeinsam Las Olas, die Flaniermeile ein paar Blocks weiter östlich. Der Weg dahin wieder standesgemäß per River-Shuttle, das ist echt ein super Service! Hier ist ja der eigentliche, historische Stadtkern von Fort Lauderdale, und der ist wirklich nett herausgeputzt. Daniel darf natürlich das Geburtstagslokal aussuchen, und so sitzt später eine vergnügliche Runde beim Mexikaner. Am Nachbartisch feiert eine indische Großfamilie ebenfalls Geburtstag, auch dorthin meine herzlichsten Glückwünsche!
Montag, 23.12.2019 Nachts gießt es wie aus Eimern, morgens gießt es wie aus Eimern, aber so gegen 11.00 h ist die Front durch und meine Leinen kommen los. Die zwei Meilen den Fluss hinab sind genauso spannend wie hinauf vor ein paar Tagen, aber um 13.00 h macht die letzte Brücke für mich auf und ich stecke meinen Bug in den Atlantik. Ich freue mich! Beim frischen Westwind reicht die Fock 1 für eine schnelle Reise, irgendetwas Riesiges reißt fast die Angel ab, zur Nacht brist es auf und die Fock 2 reicht. Und dann wird es starkwindig. Wolfgang und Alexandra erwischen eine echte Sturmbö, und auch bei Karoline und Daniel in der Wache bläst es nicht unter sechs Beaufort. Gertraud unterhält sich leider hauptsächlich mit der Pütz unter Deck, aber Seekrankheit im aufgewühlten Golfstrom ist ja keine Schande. Eine wilde Nacht. So gegen 02.30 h am …
Dienstag, 24.12.2019 …erreichen wir die Hafeneinfahrt von Freeport auf Grand Bahama, weil ich mal wieder viel zu schnell bin. Die Rinne ist für Frachter und Kreuzfahrtschiffe ausgelegt, und nach etwas Verwirrung in der Ansteuerung (Grüne Leuchtmarker für das Richtfeuer sind aber auch echt albern…) rausche ich durch ein paar Grundseen in das große, ruhige Hafenbecken. Der Hafenmeister lässt uns gleich weiter in die Marina hinten in der Ecke, da hilft ein freundlicher Stegwart beim Anlegen, und so gegen 04.00 h trollt sich eine müde, aber glückliche Mannschaft in die Kojen. So gegen 09.00 h geht dann allerdings der Behördenhürdenlauf los, Zoll und Immigration erledigen ihr Geschäft aber zügig, ab Mittag kann die gelbe Flagge runter, wir sind frei. Vor uns liegt übrigens ein Baggerschiff in Warteposition, dass ab drei Meter Seegang nicht mehr auslaufen darf. Also gestern und heute…Mir machten die drei Meter ja noch nicht wirklich was aus, aber schön, mal offiziell bestätigt zu bekommen, dass es wirklich rau war… In einer netten Kneipe an der Tankstelle wird der Tag geplant: Eine Inselrundfahrt per Taxi soll es sein! Olma ist 18-fache Groß- und 8-fache Urgroßmutter, ziemlich durchgeknallt, fährt das Auto ihrer Tochter (Lenkrad links im Rechtsverkehr) aber recht cool zur Telekom (SIM-Karte für den Skipper) und dann nach Lycaya, wo bis auf die nach dem Hurricane noch ausbleibenden Touristen alles recht touristisch ist. Trotzdem nett.
Heiligabend feiert meine Crew gemütlich im Salon. Es gibt Stollen, leckere Plätzchen (Danke an Christian!) und die üblichen Weihnachtslieder zur Gitarre: Yellow Submarine, Country Roads, St-James Infirmary Blues etc.
Mittwoch, 25.12.2019 Das erste Frühstück im Cockpit, denn wir haben endlich auch richtigen Sonnenschein! Mit schönem Nordwind geht es dann in Rauschefahrt im Lee der Insel nach Osten bis zum letzten möglichen Hafen – und das ist Lycaya. Unterwegs bekommt ein großer Barracuda ein Lippenpiercing, denn er muss wegen Ciguatera-Gefahr leider wieder entlassen werden. Immerhin ist bewiesen, dass die Angel auch hier funktioniert. Zu Lycaya: Weiterhin nett hier, die Marina ist fast leer, reichlich Platzauswahl. Und noch reichlich Zeit für einen Spaziergang zum weißen Sandstrand und für ein tolles Weihnachtsessen an Bord: Roastbeef vom Flanksteak an Kräuter-Röstkartoffeln mit Avocado-Tartar. Daniel in Bestform sozusagen… Getränk des Tags: Dark and Stormy (Ginger Beer mit Limette und Wray&Nephew Overproof)
Donnerstag, 26.12.2019 Vor uns liegt eine langer Schlag bis zu den Berry Islands, deshalb gibt es heute einen Frühstart. Um kurz nach sieben stecke ich meinen Bug in die Einfahrtsrinne, dann kommen Großsegel (erstes Reff plusminus Probeausreffen) und kleine Fock hoch, ab die Post. Um 08.00 h hängt ein schöner Thunfisch an der Angel, damit wäre das schonmal erledigt. Eine halbe Stunde später stecke ich im ersten schweren Schauer, dann Sonnenschein, und um 14.00 h erwischt uns eine wirklich schwere Schauerbö. Zweites Reff ins Groß. Könnte auch mal ruhigeres Wetter sein hier unten… Immerhin, die Windrichtung passt, die 73 Meilen schnurren nur so dahin, um 18.00 h erreiche ich das Lee von Great Harbour Cay und nach ein paar Meilen im flachen Wasser fällt kurz nach Sonnenuntergang der Anker. Ein wilder Ritt, aber Thunfisch frisch aus der Pfanne zur Belohnung!
Freitag, 27.12.2019 Die Marina-Einfahrt ist so schmal, dass sie im Dunkeln nicht machbar war. Aber heute werde ich nach dem ersten Kaffee um die Ecke in die super geschützte Lagune verholt. Der Frontdurchgang vom Sonntag hat instabiles Wetter hinterlassen, und so vergnügt sich die Crew mit kleinen Spaziergängen, ausführlichen warmen Duschen und einer Runde Carcassone unter Deck, als es wieder regnet. Zum Abendessen wird man hier vom Wirt persönlich abgeholt. Marty und Angie betreiben das Carriearl mit viel Liebe, und so kochen sie auch!
Samstag, 28.12.2019 Es klart auf, und mit den Leihfahrrädern der Marina geht es rüber auf die Luvseite der Insel zum Strandspaziergang. Endloser, weißer Sand, absolute Einsamkeit. Einmal eingeradelt radeln dann alle am Abend die zwei, drei Kilometer bis rüber ins Dorf, heute mal ganz einfaches Dinner in einer kleinen Kneipe, in der die Touristen (also meine Mannschaft) die Attraktion sind. Aber das ist ja die Definition einer Galateia-Touristen-Attraktion…
Sonntag, 29.12.2019 Strahlender Sonnenschein, aber erstens noch viel Wind und zweitens noch viel Zeit und drittens frisch geölte Fahrradketten! Ein bisschen WD40 und mein Werkzeugkasten wirken Wunder. Also wieder zum Strand, heute mit Badeklamotten, rein ins Meer und juchzen. Die Strandbar hat geöffnet, serviert Conchburger mit Pommes, alles herrlich hier. Wenn man Conch mag… Normale Burger gibt es aber auch…. Der Höhepunkt des Tages sind aber zwei Manatees (Florida-Seekühe), die sich gerne direkt am Liegeplatz mit Süßwasser volltanken lassen. Unbeschreiblich! Weil das Radeln so viel Spaß macht, geht es abends wieder rüber ins Dorf, diesmal ins Hammerhead, was wohl die netteste Kneipe in der Gegend ist. Die haben da nämlich einen Schraubenschlüssel, an Wolfgang Rad ist die Kette abgesprungen. Und es gibt eine Freifahrt mit Qunicy zum Geldautomaten! Da heute sogar an eine Zweitstirnlampe gedacht wurde, klappt das mit den Schlaglöchern auf dem Rückweg auch super, da geht ein schöner, witziger Tag gemütlich im Cockpit zu Ende.
Montag, 30.12.2019 Segelwetter, ein paar Meilen weiter! Auf Cayo Cocos hat die Kreuzfahrtreederei Norwegian ein riesiges Wasserrutschenensemble samt Discobeschallung und Fesselballon zusammengebaut; schön, dass nur von außen zu sehen! Ein paar Meilen südlich ankere ich einer einsamen Ecke der Bucht mit der Strandbar, mit dem Fahrrad wäre man heute schneller gewesen! Manchmal ist der Weg durchs Wasser nicht der kürzeste. Zwei Delfine kommen zum Sundowner zu Besuch, Daniel kocht lecker, und ein unglaublicher Sternenhimmel läutet eine ruhige Nacht ein.
Dienstag, 31.12.2019 Frisch gebackenes Brot duftet aus dem Ofen, der Tag beginnt verführerisch! Manchmal ist das Wetter noch besser als die Vorhersage. Der Wind weht genau so lange aus Südwest, wie ich an den Berry Islands entlang nach Südosten segele. Und als es dann um die Ecke nach Westen geht, dreht er auf Nordwest, so dass ich wieder nicht aufkreuzen muss. Leuchtende Augen bei den Rudergängern, besser geht nicht. Einfach an den türkis leuchtenden Lagunen entlang bis zum Ankerplatz in Lee von Frazers Hog Cay, wo ich an eine freie Muringboje vor einem verlassenen Strandlokal gelegt werde. Das Sylvestermenü hing an der Angel, es gibt Raubmakrele und Blue Runner an Curry-Gemüsereis und Tomaten-Kapern-Salsa, feinsten Sekt um sechs Uhr (Neujahr in Deutschland), einen schönen Gitarrenabend, nochmals feinsten Sekt um Mitternacht, Sternschnuppen für alle Wünsche des Neuen Jahres und viel Ruhe und Einsamkeit. 2020 kann kommen.
Mittwoch, 01.01.2020 Der Nordwest hält durch, den ganzen Tag lang. Nur schwach, aber dafür habe ich ja den Gelben Sack an Bord. Karoline nutzt als erste die Badeplattform als besten Platz an Bord, Alexandra hat Mega-Spaß am Ruder! Mein Warsteiner-Gennaker zieht mich genial und schnurstracks bis hinter Salt Cay, da kann ich eine Nacht mit Blick auf den Massentourismus ankern, ohne daran teilzuhaben. Langsame Gewöhnungsphase…
Donnerstag, 02.01.2020 Haialarm! Also Schnorchelmasken auf und rein ins Wasser! Ist aber dann doch nur ein zugegebenermaßen sehr großer Schiffshalter, der auch gerne bei Daniel andocken würde, aber der will nicht angesaugt werden. Weiß jemand, ob Schiffshalter Knutschflecken hinterlassen?! Ein Miniriff mit Fischen, ein toller Seestern (unser aller Glücksstern für das Neue Jahr!), mein Anker. Alles schön zum Angucken im klaren, warmen Wasser. Vor meinem Bug verläuft die Taxibootroute zu Blue Lagoon, wo sehr viele Menschen die Illusion einer einsamen Insel erleben sollen. Sehr schräg, aus meiner Perspektive. Bei Hochwasser ist es dann soweit: Ich muss rüber durch eine schmale Passage nach Nassau. Die Bayshore Marina hat Platz, aber keine Duschen, die Yacht Haven Marina hat beides. Also zwei Anleger hintereinander, aber die Crew ist super eingespielt und schneller am neuen Liegeplatz als der Stegwart. Ankunftsdinner sehr würdig und gut im Poop Deck im ersten Stock, mit Blick auf meinen Liegeplatz. 276 wilde Meilen müssen ja gefeiert werden!
Freitag, 03.01.2020 Ein Tag unter den Kreuzfahrttouristen. Fünf Schiffe liegen heute an den Docks, das ist plötzlich eine ganz andere Welt für meine Mannschaft! Irgendwie irre, aber irgendwie muss man das auch mal gesehen haben. Und ein paar sehr schöne Ecken gibt es ja auch zu sehen!
Samstag, 04.01.2020 Abreisetag. Wie immer nicht gerade Skippers Lieblingstag, aber einmal ist eben auch die schönste Zeit vorbei. Ihr wart eine super Crew, ich freue mich schon auf den nächsten Törn mit euch!
Sonntag, 05.01.2020 Kleine Pause, große Wäsche… weil der Wind über Nacht auf Nord gedreht hat und damit schön trockene Luft schön schnell bläst, sehe ich für ein paar Stunden wie ein Wäschedampfer aus, aber Wolfgang liebt den hochmodernen Mix aus Wind-und Solarenergie (Wäscheleine).