Von Kanaren nach Kanaren – Mai 1999

09.05.1999

Sonntag, 09. Mai 1999

Sonntag, 09.05.99 – Hafentage mit allem, was dazugehört: Saubermachen, kleinere Reparaturen, Sand vom Mast abwaschen und Crewwechsel: Fritz Gerlach und Inge Schröder aus Arnsberg kommen an Bord und kennen sich gleich aus, sie waren nämlich beide schon mal mit mir unterwegs, Fritz zuletzt beim Törn rund Korfu.

10.05.1999

Montag, 10. Mai 1999

Montag, 10.05.99 – Nach dem Ableger gibt es erstmal ein Schnellfährenausweichmanöver. Die Dinger rasen auf ihren Kufen mit Vollgas über die linke Fahrwasserseite in den Hafen von Las Palmas.
Da sollte man noch nicht mal versuchsweise auf seinem Wegerecht bestehen… Einen zweiten Nachteil hat Las Palmas übrigens auch noch: Der erste Tag auf See ist auf jeden Fall lang, egal, ob die Reise nach Süden oder nach Osten geht.
Und wir wollen nach Osten, nach Fuerteventura und Lanzarote, über 50 Meilen gleich am ersten Tag… leider opfert Inge den Göttern deshalb in halbfester Form… Zum Trost spielt mal wieder eine Delfinschule um uns herum, und um 20.20 h ist es geschafft, wir liegen sicher und ruhig im Hafen von Morro Jable an der Südspitze von Fuerteventura.

11.05.1999

Dienstag, 11. Mai 1999

Dienstag, 11.05.99 – Nach dem Ableger gibt es erstmal ein Schnellfährenausweichmanöver. Die Dinger rasen auf ihren Kufen…
aber ansonsten ist es ein fauler Tag: nur 18 Meilen bei leichten Winden unter der Leeküste von Fuerteventura, abends ankern wir vor dem Dorf Lajita, einen Hafen gibt es hier nicht, gemütliches Abendessen an Bord, leichte Dünung wiegt uns ein wenig hin und her, Urlaub…
(Alles Gute zum Geburtstag an Uschi!!!!!!)

12.05.1999

Mittwoch, 12. Mai 1999

Mittwoch, 12.05.99 – Ohne Schnellfährenausweichmanöver ist es ein noch faulerer Tag als gestern: Nur 15 Meilen bis Las Playitas, aufregend sind an dem ganzen Tag nur eine Seeschildkröte unterwegs und die Beiboot-Tour am Abend.
Außerdem verdient sich Inge die John-Maynard-Gedächtnis-Plakette, weil sie die älteste Rudergängerin ist, die jemals an Bord war, und weil sie eigentlich ganz schön Bammel hat und trotzdem tapfer steuert, wenn Fritz und Wolfgang Segel setzen oder den Anker bedienen.
Der (Die) Mutige hat Angst und tut es doch!

13.05.1999

Donnerstag, 13. Mai 1999

Donnerstag, 13.05.99 – Die Mannschaft vergrößert sich.
Thomas Menke, Berthold Linn und Christian Jütte sind auf Vatertagsausflug, in Warstein regnet es nämlich…
Und damit der Vatertagsausflug auch schön spannend wird, sichten wir unterwegs erstmal Teile eines Wracks. Und weil umhertreibende Wrackteile in dieser Größe (ca. 3 mal 4 Meter) ein Schiffahrtshindernis darstellen, sendet Wolfgang eine Sicherheitsmeldung über Funk: „Securité, Securité, Securité…“
Außerdem verlassen wir den windgeschützten Teil der Insel, und der freie Atlantik beeindruckt die drei Warsteiner dann doch ganz schön. Abends legen wir längsseits in dem kleinen, aber feinen Yachthafen „Puerto del Castillo“ an, da kann die Mannschaft die frisch gewachsenen Seebeine in gediegener Atmosphäre ausprobieren!

14.05.1999

Freitag, 14. Mai 1999

Freitag, 14.05.99 – Der Passat legt mal wieder zu: Nach dreieinhalb Stunden bei fünf bis sechs, den ersten Böen mit sieben Beaufort und einem Mütze-über-Bord-Manäver läßt der Skipper wenden, neuer Kurs Puerto del Rosario, der Haupthandelshafen von Lanzarote.
Eine zu kurze Boje, ein aufgeregter Hafenmeister und ein bißchen Pech führen zu einem verkorksten An- und einem verkorksten Ablegemanöver.
Und das Nachlassen des Passats am frühen Abend führt dazu, das der Hafen als sowieso verkorkst abgehakt und wieder verlassen wird. Der nächste Ankerplatz liegt hinter der „Isla de Lobos“ an der Nordspitze von Fuerteventura, bis dorthin sind es nochmal 16 Meilen gegen den Wind, also wird es eine Nachteinfahrt.
Spannend, weil stockdunkel.
Keine Hafenfeuer, keine anderen Boote in der Bucht, nichts. Nur Dunkelheit und die Umrisse der Insel unter den Sternen. Neumond außerdem.
Aber mit Radar, elektronischer Seekarte, Echolot, Handscheinwerfer und mit viel Vorsicht geht alles gut, jetzt ist nur noch spannend, wie es hier morgen wohl im Hellen aussieht?!

15.05.1999

Samstag, 15. Mai 1999

15.05.1999

Samstag, 15.05.99 – Naja, eigentlich ganz nett. Allerdings werden hordenweise Touristen auf die „einsame“ Insel gekarrt, und da wir offensichtlich eine Extra-Attraktion sind, tuckern alle Ausflugsdampfer direkt an unserem Ankerplatz vorbei.
Einer schmeißt auf der Rückfahrt gleich noch seinen Müll außenbords, das reicht uns dann, Anker auf und weg! In der Meerenge zwischen Fuerteventura und Lanzarote ärgern uns dann umlaufende Winde und eine fürchterlich kabbelige See, erst kurz vor Puerto Calero haben wir wieder schönes Segelwetter.
Aber heute macht das alles nichts, heute wird nämlich die Crew komplettiert.
Der Sicherheitsbeauftragte, der Fußwärmer, der Piratenschreck, der Flohkönig, der pfiffigste aller Bordhunde ist nämlich schon seit einer knappen Woche mit Frauchen Maria auf Lanzarote und jetzt endlich ist Lipso wieder an Bord.
Das wird gefeiert! Im China-Restaurant! Und weil ohnehin schon alle so gute Laune haben, bekommen wir dort die Spezial-Speisekarte mit folgenden linguistischen Spezialitäten:
„Alle Gerichte werden mit frischen Gemüsen und Chips.“ – „Wir haben eine Auswahl gebraten Fleische mit frischen Gemüsen und gebraten Kartoffeln. Sie können wiederholen, wenn sie wollen, aber.“ – „Hüahchenspiesse mit Erdnussosse“ – „Gegrillte Sweinefilet“ – „Diese Gerichte sind für Verantwortung mit 24 Stunden von Fortschritt.“
Alles klar?

16.05.1999

Sonntag, 16. Mai 1999

Sonntag, 16.05.99 – Erstmalig nach Wochen hart am Wind ein Vor-Wind-Kurs!
Keine Schräglage, keine Gischt, einfach nur ein Stückchen Genua ausgerollt und ausgebaumt und sich vom Wind ziehen lassen, das genießen alle, aber am meisten der Skipper und ich! Wolfgang geht sogar freiwillig für eine Stunde ans Ruder!
Und die 30 Meilen bis Puerto del Castillo sind ihm fast zu wenig. Aber die Warsteiner Jungs müssen wieder nach Hause, und von hier aus ist es nicht so weit zum Flughafen. Berthold trommelt noch ein bißchen zum Abschied, und am

17.05.1999

Montag, 17. Mai 1999

Montag, 17.05.99 – Sitzen die drei wieder im Flieger. Der Rest macht sich einen gemütlichen Hafentag. Das heißt, Wolfgang arbeitet hart, schließlich ist das Logbuch fast eine Woche überfällig, ‚tschuldigung!

18.05.1999

Dienstag, 18. Mai 1999

Dienstag, 18.05.99 – Einfach ein Stückchen Genua abrollen, den Passat reinblasen lassen und sich ziehen lassen. Lange Atlantikdünung schaukelt uns. Die Sonne scheint. Zeit vergeht.
Trotzdem legen wir abends an, heute in Gran Tarajal. Das ist laut Hafenhandbuch ein häßlicher kleiner Industriehafen. Aber in Wirklichkeit ist es einfach ein kleiner, gemütlicher Hafen mit einem netten, nicht von Touristen überlaufenem Städtchen.
Spanier (!) spielen Fußball am Strand, ein paar alte Leute und drei Segler (Inge, Fritz und Wolfgang) gucken zu und essen dabei zu Abend, eine französische Yacht kommt noch spät rein und legt sich bei mir längsseits (weil da die Leiter auf die Mole rauf geht!), es wird dunkel und alle gehen schlafen.
Fertig ist der Urlaubstag!

19.05.1999

Mittwoch, 19. Mai 1999

Mittwoch, 19.05.99 – Inge hat Geburtstag! Deshalb segeln wir genauso gemütlich wie gestern ein paar Meilen weiter, nur 18 Meilen bis Morro Jable, da sind wir dann früh genug zum Festessen!
Wolfgang organisiert ein kleines Tischfeuerwerk im Restaurant und verleiht Inge feierlich die John-Maynard-Gedächtnis-Plakette, herzlichen Glückwunsch!

20.05.1999

Donnerstag, 20. Mai 1999

Donnerstag, 20.05.99 – Der Erste Bordingenieur (Dieter) kommt an Bord. Etwas verspätet, wegen des verlorengegangenen Sperrgepäcks. Der schleppt aber auch immer Brocken an….
Nach dem Ableger in Richtung Las Palmas spielt an der gleichen Stelle wie auf der Herfahrt eine Schule Delphine um uns herum, vielleicht sind die hier zu Hause, vielleicht wollen sie Fritz und Inge verabschieden und Dieter begrüßen?
Bis nach Las Palmas sind es wieder über 50 Seemeilen, es wird dunkel. Macht ja eigentlich nichts. Außer, wenn vor der Hafeneinfahrt eine Segelyacht (ich), ein Lotsenboot, ein Bagger, drei Frachter und eine Fähre sich den gleichen Weg durch ein halbes Dutzend Ankerlieger bahnen…Das muß man sich so vorstellen wie Stau an einer Baustelle am Mittleren Ring in München! Um 01.00 h liegen wir aber sicher am Steg 10.

21.05.1999

Freitag, 21. Mai 1999

Freitag, 21.05.99 – siehe: 22.05.1999

22.05.1999

Samstag, 22. Mai 1999

Samstag, 22.05.99 – Hafentage, Schiffspflege, Körperpflege, Abschied von der alten Mannschaft und Begrüßung von Michael Kleber und Sylvia Buhr, die beiden sollen mich mit Dieter und Lipso zu den Azoren segeln.
Willkommen an Bord! Sylvia war übrigens auch beim Törn Portoroz – Korfu dabei, sie ist damit die vierte und vorletzte der ersten Crew, die/der in diesem Jahr als Wiederholungstäter mitsegelt. Das sind 80% , nur Matthias Poth fehlt noch!
Matthias, wo bist Du? Aber ich freue mich auch so, wenn unsere Törns so gut ankommen!! Also hier mal ein großes Dankeschön an alle Galateia-Fans: DANKESCHÖN!!