Von Kanaren nach Azoren – Mai 1999

23.05.1999

Sonntag, 23. Mai 1999

Sonntag, 23.05.99 – Sylvia und Michael machen einen Landausflug im Leihwagen, Lipso wird verhaftet (und wieder freigelassen), weil er einen kleinen Disput mit einem Pudel hat und das Pudelherrchen zur Hysterie neigt, und Wolfgang verpaßt seinen Flieger: Lieber Wolfgang, der 23.05.1999 ist heute, nicht morgen…

24.05.1999

Montag, 24. Mai 1999

Montag, 24.05.99 – Wolfgang hat es nun doch geschafft, er hat einen Flieger gefunden, der ihn mitgenommen hat – schade, meine Crew hätte ihn gerne dabei gehabt. Zum Auftakt sind die Vier erstmal losmarschiert zum Großeinkauf. Sie haben mich so arg bebunkert, daß es den ganzen Tag gedauert hat. Abends gehen sie noch ein letztesmal zu Hühnerhugo, dann ist alles klar für die große Fahrt.

25.05.1999

Dienstag, 25. Mai 1999

Dienstag, 25.05.99 – Nach der Schiffs- und Sicherheitseinweisung sind wir wieder unterwegs! Doch wir haben Gran Canaria noch nicht hinter uns, da kommt der Wind aus NNW – wollen wir nicht gerade da hin?

26.05.1999

Mittwoch, 26. Mai 1999

Mittwoch, 26.05.99 – Der Wind wird immer schwächer – und kommt genau von vorne. Ohne Motor und unseren guten Gustav läuft da gar nichts. Nachmittags befürchtet Dieter, daß der Diesel, wenn es so weitergeht (und da sind sich alle Wetterkarten einig), nicht bis Madeira reicht. Daher wird eine Kursänderung beschlossen Richtung Lanzarote.

27.05.1999

Donnerstag, 27. Mai 1999

Donnerstag, 27.05.99 – Um 04.30 laufen wir in Puerto Calero / Lanzarote, der Marina mit den goldenen Pollern, ein. Nachdem die Crew gut geschlafen hat, wird erstmal gut gefrühstückt, gut geduscht und vor allem viel Diesel getankt.
Gegen Mittag ist es dann endlich soweit, Kurs Madeira. Madeira ist von hier aus zwar immer noch etwa gleich weit entfernt wie von Las Palmas, aber der Ansteuerungswinkel ist jetzt deutlich besser.
Delphine gesichtet! Gleich mehrere Schulen schwimmen an uns vorbei und Lipso sieht sie inzwischen schon als erster – wir haben eine neue Delphinwarnanlage.

28.05.1999

Freitag, 28. Mai 1999

Freitag, 28.05.99 – Nachmittags passieren wir die Insel Selvagem Grande. Ihr braucht sie nicht im Schulatlas zu suchen, die Insel ist nur auf Seekarten eingezeichnet. Von wegen der Atlantik ist leer!
Abends hat Dieter zum ersten Mal in seinem Leben Spaghetti gekocht – hat hervorragend geschmeckt!

29.05.1999

Samstag, 29. Mai 1999

Samstag, 29.05.99 – Viel Dünung, kaum Wind – Gustav leistet immer noch gute Dienste. Meine Crew hat sich inzwischen auch von ersten Atlantik-Anpassungsschwierigkeiten erholt und so genießen sie immer mehr, einfach unterwegs zu sein.

30.05.1999

Sonntag, 30. Mai 1999

Sonntag, 30.05.99 – Nachts sieht Michael als Erster Madeira. Im Morgengrauen sind dann deutlich die beiden unbewohnten Inseln östlich von Madeira zu sehen (Ilhas Desertas) – sie sehen aus wie Alcatraz, ein wenig unheimlich. Giftige Wolfsspinnen soll es hier geben, da bleiben wir lieber nicht. 13.45 Uhr, wir erreichen Funchal / Madeira, und nachdem ich in der Marina keinen Platz bekomme, gehen wir erst einmal im Hafen vor Anker. Dieter, Sylvia und Lipso üben sich im Dinghipullen bei starker Dünung, Michael im maritimen trampen. Dieter, Sylvia und Lipso sind dabei zwar schneller, Michael dafür trockener.

31.05.1999

Montag, 31. Mai 1999

Montag, 31.05.99 – Heute morgen zeigt sich meine Crew erst einmal hartnäckig und erkämpft mir nun doch noch einen Liegeplatz im Innern der Marina. Anschließend ist Faulenzen angesagt, das haben wir uns schließlich auch verdient (und ein Kilo frische Erdbeeren mit Vanillepudding)!

01.06.1999

Dienstag, 01. Juni 1999

Dienstag, 01.06.99 – Sylvia und Michael werden mir untreu und durchkreuzen auf allen erdenklichen Kursen Madeira per Auto. Zum Glück bleibt wenigstens Dieter an Bord um sich ausschließlich um mein Wohlbefinden zu kümmern und mich der totalen Perfektion noch einen Schritt näher zu bringen. Abends berichten die beiden dann von der Insel: überall blüht es in allen Farben, dazu gibt es Berge – bis 1800 m – mit tiefen Schluchten, tiefer Nebel wechselt sich mit herrlichem Sonnenschein ab… das muß man einfach selbst sehen.

02.06.1999

Mittwoch, 02. Juni 1999

Mittwoch, 02.06.99 – Leinen los, Kurs Azoren. Im Windschatten der Insel nimmt die Crew ein richtiges Sonnenbad. Als die Hitze dann schon fast unerträglich wird, tritt der Kapeffekt zutage: es fängt so richtig an zu blasen und geht noch den ganzen Tag in Rauschefahrt voran.

03.06.1999

Donnerstag, 03. Juni 1999

Donnerstag, 03.06.99 – siehe: 05.06.1999

04.06.1999

Freitag, 04. Juni 1999

Freitag, 04.06.99 – siehe: 05.06.1999

05.06.1999

Samstag, 05. Juni 1999

Samstag, 05.06.99 – Und weiter geht es in Rauschefahrt! Das ist Segeln zum Genießen, so kann es immer weitergehen. Immer wieder werden Delphine gesichtet, zwischendurch zwei kleine Schildkröten und auch einmal ein Ball, der über den Atlantik schwimmt.

06.06.1999

Sonntag, 06. Juni 1999

Sonntag, 06.06.99 – Wir machen an der Riesenkaimauer von Vila do Porto / Santa Maria fest. Meine Crew bewundert die Haltung, die ich trotz Schwell bewahre und ich die Haltung meiner Crew beim Freeclimbing vor jedem Landgang.

07.06.1999

Montag, 07. Juni 1999

Montag, 07.06.99 – siehe: 08.06.1999

08.06.1999

Dienstag, 08. Juni 1999

Dienstag, 08.06.99 – Heute wird von Santa Maria nach Ponta Delgada / Sao Miguel verlegt. Bei totaler Flaute und einem Atlantik wie aus flüssigem Blei leider nicht unter Segeln. Eine riesige Delphinschar sorgt für Aufregung, eine besonders zutrauliche Gruppe schwimmt über lange Zeit direkt an meinem Vordersteven und scheint mich ziehen zu wollen. Lipso flippt dabei total aus. Kurz vor Ponta Delgada erscheint nahe meiner Steuerbordseite eine besonders große Rückenflosse. Hai oder Wal? Meine Crew ist zu keiner einstimmigen Entscheidung fähig. Gegen Abend haben wir unser Ziel erreicht und ich werde vorerst an der Reception-Peer der Marina mit besonders zuverlässigen „Weberleinensteken” sicher vertaut.

09.06.1999

Mittwoch, 09. Juni 1999

Mittwoch, 09.06.99 – Dieter landet erst mal für drei Stunden in den Fängen portugiesischer Marinabürokratie und danach bekomme ich einen richtig schönen Stegplatz. … Bis spät in die Nacht findet direkt neben der Marina Ponta Delgada eine Europa- Wahlkampfpartie mit ziemlich schrägen und furchtbar lauten Heavy-Metal-Klängen statt. Wäre Lipso wahlberechtigter Portugiese, diese hundeohrenquälende Partei würde seine Stimme auf keinen Fall erhalten.

10.06.1999

Donnerstag, 10. Juni 1999

Donnerstag, 10.06.99 – Nachdem meine Crew nun schon ihren … Tag auf den Azoren verbringt macht sie heute morgen eine mysteriöse Entdeckung. Alle Kirchturmuhren Ponta Delgadas gehen um eine Stunde falsch und zeigen statt 09.00 erst 08.00 Uhr. …
Blöde Crew, weiß doch jedes Schiff, daß von den Kanaren zu den Azoren eine Stunde Zeitunterschied besteht, hätten sich halt schön nach meiner UTC richten sollen. Nach Klärung dieses Mißverständnisses begeben sie sich dann alle vier auf Landgang um per Leihauto Sao Miguel zu erkunden. Sie besichtigen eine Ananasplantage, kaufen Ananaslikör für meine Bar, schauen sich Caldeiras (heiße Quellen), Kraterseen und den schönsten botanischen Garten der Insel an.
Tja und dann wälzt sich Lipso noch ganz schrecklich in … und muß deshalb diese Nacht, bis zur Hundetoilette morgen früh, an Deck und nicht in meiner gemütlichen Kajüte verbringen.

11.06.1999

Freitag, 11. Juni 1999

Freitag, 11.06.99 – siehe: 12.06.1999

12.06.1999

Samstag, 12. Juni 1999

12.06.1999

Samstag, 12.06.99 – Das mit dem Logbuch ist nämlich so:
Eigentlich schreibt Wolfgang das in meinem Namen auf dem Bordcomputer, zärtlich kleiner grauer Freund genannt.
Wenn Wolfgang jetzt aufgrund totaler Erschöpfung seinen wohlverdienten Landurlaub antritt, dann muß es von jemand anderem geschrieben werden. Für den Überführungstörn von den Kanaren zu den Azoren haben Sylvia und Michael das prima gemacht, wobei sich eine(r) von beiden wohl in den Bordhund verliebt hat…
Leider hat dann das Verschicken des Logbuches via e-mail nicht mehr geklappt, weil der kleine graue Freund den Geist aufgegeben hat. Zumindest ist er in ein tiefes Koma gefallen und mußte nach Deutschland zur Reparatur.
Für die beiden Azoren-Rundtörns konnte also kein aktuelles Logbuch geführt werden, nur die Aufzeichnungen im offiziellen Schiffslogbuch wurden entsprechend ausführlich gehalten.
Aber besser verspätet und nachträglich als gar nicht!
Jedenfalls: Jedenfalls ist am Freitag /Samstag überschneidender Crewwechsel, weil Regina Scharfenberg und Jens Müller schon am Freitag an-, Michael und Sylvia aber erst am Samstag abreisen. Eigentlich hätten ja noch Ursula und Marlon Weber, Dieters Frau und sein Enkel, Wolfgangs Mutter und sein Neffe (das sind natürlich trotzdem nur zwei, nicht vier!) mitsegeln sollen, da gab es aber leider Probleme mit Marlons Schuldirektorin, die nicht einsehen wollte, daß ein Dreizehnjähriger in vierzehn Tagen auf dem Meer mehr lernt als in zwei Tagen in der Schule, zumal die Zeugnisse schon längst geschrieben waren!
Aber selbst schuld war er auch noch. Naja, wie das eben so ist, wenn irgendwas schief laufen soll, dann läuft es eben schief. Die neue und die alte Mannschaft haben jedenfalls einen schönen gemeinsamen Ankunfts- /Abschiedsabend in der Marina-Bar, am Samstag wird gebunkert, Sonntag geht es los!