Von Azoren nach Azoren – Juni 1999

27.06.1999

Sonntag, 27. Juni 1999

Sonntag, 27.06.99 – siehe: 28.06.1999

28.06.1999

Montag, 28. Juni 1999

28.06.1999

Montag, 28.06.99 – Langsam, aber sicher formiert sich die neue Mannschaft: Barbara Ney, Monika Blößl und Ulrike Pfahl kommen schon am Wochenende an, nur die Webers (Ursula, Marlon und Wolfgang) kommen mal wieder zu spät, nämlich erst am Montag.
Was aber nur daran lag, daß Wolfgang Pflichten als Taufpate übernommen hat. Wie der dem kleinen Robin ein anständiges Christenleben vormachen soll, das ist mir ziemlich schleierhaft, aber hier an Bord sind Kinder ja immer herzlich willkommen!
Außerdem muß ich zugeben, daß Marlon ebenfalls ein Taufkind von Wolfgang ist und bisher noch keinen Schaden davon bekommen hat, jedenfalls sieht er bei der Ankunft an Bord noch ganz froh und munter aus…

29.06.1999

Dienstag, 29. Juni 1999

Dienstag, 29.06.99 – Nach dem Ableger tuckern wir noch eben an der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ vorbei, die ist zum Freundschaftsbesuch hier und will in den nächsten Tagen zurück nach Deutschland. Auf das Dippen der Flagge (so grüßen sich Schiffe) haben wir verzichtet, obwohl es immer lustig aussieht, wenn die Freiwache auf einem so großen Kriegsschiff antritt und einem kleinem Segelboot militärische Ehren erweist!
Der Nachmittag bringt schönes, ruhiges Segelwetter, der Kurs liegt wieder nach Terceira, nachts ist es flautig, da hat es die neue Mannschaft entspannender als die vorherige! Das merkt man auch daran, daß plötzlich „Ich sehe was, was du nicht siehst!“ gespielt wird.

30.06.1999

Mittwoch, 30. Juni 1999

30.06.1999

Mittwoch, 30.06.99 – Morgens um 03.00 h brist es wieder etwas auf, das reicht zwar nur für vier Knoten Fahrt, aber segeln ist einfach schöner als motoren!
Dann dauert es halt ein bißchen länger, bis wir auf Terceira sind. Der Weg ist das Ziel…
Den Liegeplatz im neuen Fischerhafen kenne ich ja schon, so klappt das Anlegen prima, und die Mannschaft hat noch Zeit zum ersten Landausflug.
Und da erzählt der Zöllner beim Einklarieren, daß in Vila Nova heute Stierkampf ist! Also alle Mann hin! Auf den Azoren geht Stierkampf so: Ein Stier wird an einer ewig langen Leine in die Straßen des Dorfes gelassen. Die Hauseingänge sind mit Brettern geschützt. Vier bis fünf Männer halten die Leine, Abstand zum Stier ca. 20 bis 50 Meter. Und dann ärgert die Dorfjugend den Stier mit Regenschirmen oder auch einfach nur so, immer man knapp vorhersprinten…
Leider können die Männer an der Leine den Stier nur halten, solange er vor ihnen läuft, weil man mit Tauwerk bekanntlich nicht schieben kann! Das ganze ist also ganz schön gefährlich! Außer für den Stier!
Meine Mannschaft war jedenfalls total begeistert. Rundherum Volksfeststimmung, eine spontane Einladung zu Kaffee und Kuchen, später ein leckeres Abendessen, ein toller Tag!

01.07.1999

Donnerstag, 01. Juli 1999

01.07.1999

Donnerstag, 01.07.99 – Diesmal muß der Leihwagen schon etwas größer sein. Im Minibus wird dann die Insel erkundet, leider im Regen… Dieter behauptet ja schon, das Azorenhoch sei eine Erfindung des hiesigen Tourismusverbandes!

02.07.1999

Freitag, 02. Juli 1999

Freitag, 02.07.99 – Gestern Sturm und Regen, heute Flaute und Sonnenschein. Stunden nach dem Ableger passiert gar nichts, bis plötzlich ein Wal bläst. Und dann leider abtaucht, bevor der Wal-Fan Marlon aus der Koje krabbeln kann. Zum Ausgleich spielt aber wenig später eine große Delphinschule um uns herum, wegen der Flaute kann man sie direkt am Bug und unheimlich deutlich sehen: Nur mit unmerklichen Bewegungen der Schwanzflosse halten sie schon mein Tempo, und auch die Sprints und Sprünge haben eine faszinierende Leichtigkeit. Vielleicht kommt dieser Eindruck auch vom Lächeln, daß sie immer im Gesicht haben.
Auf Graciosa ist das Hafenbecken diesesmal ruhig, die einzige Aufregung entsteht, als meine Mannschaft ihren Willen, in einem Restaurant zu speisen kundtut. Dafür muß nämlich erstmal die Köchin vom „Toma-La-Da-Ca“ aus dem Bett geholt werden, es ist ja schon 21.45 h!!

03.07.1999

Samstag, 03. Juli 1999

Samstag, 03.07.99 – In den Krater des erloschenen Vulkans auf Graciosa führt eine Straße. Durch einen Tunnel in der Kraterwand. Wenn man jetzt zu diesem Krater wandert und dabei lieber über Feldwege als über die asphaltierte Straße geht, dann kann man diesen Tunnel trotzdem finden. Wenn man eine Landkarte hat. Und nicht die Seekarte!
Von außen ist der Krater aber auch sehr schön… von allen Seiten…rundherum… sehr schön…
Irgendwann wurde der Tunnel dann doch noch entdeckt (20 m unterhalb des Rundweges…)
und der Abstieg in die Höhle am Kratergrund entschädigte dann für die Mühen. Für den Rückweg wurde allerdings der Höhlenwärter mit der Organisation eines Taxis beauftragt. Außerdem angelt Marlon einen Fisch an der Mole, der kommt in die Suppe!

04.07.1999

Sonntag, 04. Juli 1999

Sonntag, 04.07.99 – Ein Bilderbuchsegelsonntag. Nordwestwind und Südwestkurs, immer grobe Richtung rechts vom Gipfel des Pico und dann kurz vorher nach Horta abbiegen! Ich muß wieder ins Päckchen, das ist so üblich hier. Diesmal liegen wir neben einem französischen Pärchen, die für ihre Weltumsegelung üben. Und dann gesellt sich noch ein Belgier neben uns, der beim Anlegen meine Bordwand schrammt. Allerdings war er gerade zwölf Tage von den Kapverden hierher unterwegs, einhand!, da wird dann eben nicht geschimpft, sondern ein Glas Rotwein eingeschenkt!

05.07.1999

Montag, 05. Juli 1999

Montag, 05.07.99 – Inselrundfahrt bei Traumwetter. Hortensien ohne Ende, fast kitschige Modelleisenbahnlandschaft, aber auch die Schäden vom letzten Erdbeben und eine mittelgroße Halbinsel, die es erst seit dem letzten Vulkanausbruch in den Fünfziger Jahren gibt. Ein Paradies auf dünner Kruste!

06.07.1999

Dienstag, 06. Juli 1999

Dienstag, 06.07.99 – Inselrundfahrt, aber auf Pico. Die Mannschaft geht fremd und nimmt die Fähre über den Kanal zwischen Fajal und Pico. Das Walfangmuseum wird besichtigt, außerdem ein Weingut und und und…

07.07.1999

Mittwoch, 07. Juli 1999

Mittwoch, 07.07.99 – Wir starten ganz früh morgens, der Weg ist weit. Aber die Zeit verfliegt, abends beißt ein schöner Thunfisch, die Nachtfahrt ist traumhaft, Halbwindkurs, Leuchtplankton im Wasser, Sterne am Himmel, leises Gemurmel beim Wachwechsel, sonst nichts. Und wer schon mal nachts gesegelt ist, der weiß, wie schön dieses „Nichts“ ist!

08.07.1999

Donnerstag, 08. Juli 1999

Donnerstag, 08.07.99 – Die Marinabelegschaft in Ponta Delgada begrüßt uns schon, hier auf den Azoren kennt man sich halt schnell. 350 Meilen sind wir in den vergangenen Tagen gesegelt, genug, um sich noch einen Hafentag zu gönnen!

09.07.1999

Freitag, 09. Juli 1999

Freitag, 09.07.99 – Uli und Wolfgang düsen mit dem Auto über die Insel, Dieter, Ursula und Marlon sitzen schon im Flugzeug, Monika und Barbara bleiben noch eine Woche auf Sao Miguel und vergammeln den Tag bei mir an Bord. Und dann ist schon wieder

10.07.1999

Samstag, 10. Juli 1999

Samstag, 10.07.99 – Schiff putzen, alte Crew verabschieden, neue Crew begrüßen: Matthias Poth (der letzte Wiederholungstäter vom Törn Portoroz – Korfu, damit ist dann die ganze erste Mannschaft, wenn auch nicht zusammen, in diesem Jahr schon wieder an Bord gewesen!!),
Brigitte Drott und Helen und Gerd Galle wollen mit mir, Lipso und Wolfgang nach Nordspanien segeln.
Die Pannen für den Törn wurden schon ins Vorfeld verlagert, das ist immer ein gutes Zeichen: Matthias hat kein Gepäck und Gerd und Helen standen in Horta in der Marina, besagte 140 Meilen weiter westlich…
Von Handy (Helen) zu Handy (Wolfgang): „Hallo Wolfgang, wir sind gerade gelandet!“ – „Hallo Helen, soll ich euch abholen?“ – „Nein, wir sitzen schon im Taxi!“ – „Ja gut, dann sorge ich dafür, daß die Schranke an der Marina-Einfahrt aufgemacht wird!“ Zehn Minuten später… „Hallo Wolfgang, wo bist du denn jetzt?“ – „An der Schranke!“ – „Hier ist keine Schranke!“ – „Kannst du denn den blauen Kran sehen?“ – „Hier sind nur viele bunte Bilder auf der Mole!“ – „Wo seid ihr denn überhaupt?“ – „Ja in Horta natürlich!“ – „In woooooooooo???!!!“ (Der Schuldige wird noch gesucht…)
Glücklicherweise ging noch ein Flieger und zwei Stunden später waren alle an Bord. Ist aber trotzdem – oder gerade deshalb – ein lustiger erster Abend geworden!