Samstag, 15.09.2018 Die neue Crew trudelt ein! Matthias kommt schon in der Nacht als erster, Jürgen und Harald teilen sich am Nachmittag das Taxi vom Flughafen – und um 17.00 h sind schon alle wieder weg. Im Supermarkt, zum Großeinkauf für zwei Wochen bis nach Gran Canaria. Bunkern ist ja schon immer ein Teil der Schiffs- und Sicherheitseinweisung, weil da alle schonmal meine Stauräume kennenlernen.
Zum Abendessen sind es nur ein paar Meter bis auf den schönen Marktplatz von Vila Real – und da gibt es wunderbare Spezialitäten wie Gambas al Ajillo, Bacalhau und Penismuscheln. Guten Appetit!
Sonntag, 16.09.2018 Der Skipper holt Brötchen, nach dem Frühstück folgt Teil zwei der Schiff- du Sicherheitseinweisung, und um 10.45 h passt dann auch die Tide für den Ableger. Der Wind im Lee der Iberischen Halbinsel ist wie immer eher schwach, mal reicht es zum Segeln, mal nicht. Gut 30 Meilen weiter westlich habe ich 2011 schonmal geankert: In der Flussmündung südlich von Faro ist reichlich Platz, die Halbinsel mit dem Leuchtturm auf der einen Seite, die Dünen auf der anderen, und die Inselchen des Deltas hinter mir. Ein schöner Ort.
Montag, 17.09.2018 Die Wettervorhersage meldet für die Strecke nach Süden frühestens ab morgen Wind – und den auch nur westlich von Portugal. Für mich heißt das: ein Tag weiter Kurs West, heute bis Portimao. Mit Delfinbesuch! Unterwegs gibt es den schönsten Teil der Algarve zu bewundern, schroffe Felsen, kleine Strände und unzählige Höhlen. Schon schick! Die Marina ist groß, modern, aber leider ein bisschen vom Stadtzentrum entfernt. Aber ein bisschen Beine vertreten schadet ja nicht. Und beim Rückweg werden ein paar von den verfutterten Kalorien schon wieder verbraucht. Bzw. an der Eisdiele wieder nachgefüllt…
Dienstag, 18.09.2018 Gemütliches Frühstück, ablegen, Segel setzen, Kurs Kap Sao Vincente. Das ist die Südwestecke Europas, ab hier ist offener Atlantik. Plan B wäre nochmal ankern, falls gar kein Wind ist, aber es bläst schon mit drei Beaufort aus Nord. Neuer Kurs Südwest, zur Nacht sogar ein ohne Großsegel, aber mit fast voller Rollgenua , halber Wind, Wache um Wache, Meile für Meile Atlantik. Erstaunlich kühl hier übrigens!
Mittwoch, 19.09.2018 Matthias hat vor lauter Sternschnuppen keine Wünsche mehr übrig. Man darf ja nicht verraten, was man sich gewünscht hat, aber ich kann euch ja trotzdem das Ergebins mitteilen: Ab 11.00h können wir den Kurs direkt auf Lanzarote ändern und meine Passatbesegelung aus Fock und Genua aufbauen – und um 16.25 h hängen zwei schöne Mahi Mahi an den Heckangeln. Festessen – und mit vollen Bäuchen in die zweite wunderbare Nacht. Was die Köderleistung angeht, steht es zwischen Quaxi (Bordbestand, gelber Plastikoktopus) und Karl (hat Harald mitgebracht, bunt schillernder, größerer Oktopus) damit 1:1
Donnerstag, 20.09.2018 Jürgen hat anscheinend die AIS-Wache, denn jedes Mal ist ein Frachter auf dem Display. Ansonsten aber große Einsamkeit hier draußen. Beim Wachwechsel von Wolfgang an Matthias gucken sich die beiden den Großen Hund an, der mit seinen kurzen Beinchen neben Orion steht und zu seinem Herrchen aufblickt.
Um 10.30 springt ein großer Wal an Backbord aus dem Wasser, leider ein bisschen zu weit weg, um genau zu sagen, was für einer. Finnwal, tippt Wolfgang. Etwas nachlassender Wind passt für den Gennaker mit der Warsteiner-Reklame, die aber mal wieder nur von der ISS aus zu sehen ist. Die kommt am Abend aber brav vorbei. Wetter übrigens weiterhin traumhaft, ich laufe beständig mit sechs Knoten .Strömung hilft ein bisschen, zugegebenermaßen…
Freitag, 21.09.2018 Jürgen hat natürlich wieder AIS-Kontakt, diesmal mit der Fähre „Vulcano del Teide“ aus Teneriffa. Das gibt ein kurzes, nächtliches Funkgespräch, die Jungs auf der Brücke haben ja auch nichts zu tun. Bei mir steuert Gustav, der Autopilot. Ist alles sehr gemütlich hier.
Tagsüber erreiche ich schon spanische Gewässer, Matthias wechselt die Gastlandsflagge. Der Wind legt etwas zu, das Wasser wird kabbelig mit Wellen um zwei Meter, meine Garderobe wird um die Fock verkleinert, weiterhin eine schnelle, gute Reise.
Samstag, 22.09.2018 So ein paar Geschichten glauben die Landratten ja immer nicht. Das mit dem Leuchtplankton zum Beispiel. Ich ziehe eine grüne Leuchtspur durch die Nacht. Und ja, wenn man auf der Toilette das Licht nicht anmacht, dann sieht man, dass ich Kloschüsseln mit Innenbeleuchtung habe. Astronavigation gilt ja auch mittlerweile als unglaublich, wir übern das heute einfach mal…
Frachter des Tages ist die „Eurochampion 2004“, die kenne ich aus Istanbul. Griechische Flagge, Otto Rehakles und so…
Ein Fliegender Fisch hat sich an Bord verirrt und wird als Zusatzköder verwendet, nützt aber nix, bis zum Anleger auf der kleinen Insel Graciosa beißt nix mehr. Apropos Anleger: Wir sind auf den Kanaren! Nach nur vier Tagen und sechs Stunden, das war flott! Der Hafenwächter will mich nicht reinlassen, aber mein Skipper findet, dass die 25 freien Plätze nicht wirklich alle reserviert sein können und meine Mannschaft lässt sich die gute Laune von dem kurzzeitigen Stress auch nicht verderben. Abendessen mit Bier und Wein im Hafenrestaurant.
Sonntag, 23.09.2018 Da haben wir jetzt noch eine ganze Woche, um die Inseln zu erkunden! Heute außen um Lanzarote herum an den bedrohlichen Lavafeldern des Ausbruchs von 1760 entlang. Der Atlantik brandet in den Lavabrocken, die Gischt fliegt meterhoch – diese Küste schreit förmlich: Komm mir nicht zu nahe!
Und um die Ecke herum ist dann die Marina Rubicon, topgepflegt, bestens organisiert, im seegangsfreien Süden der Insel – und hier sagt alles: kommt doch rein und bleibt zwei Nächte!
Montag, 24.09.2018 Autoausflug. Und ich darf mal wieder nicht mit. Die Besichtigung der Salinen, der Vulkanfelder, der irrwitzigen Bauten vom Architekten Cesar Manrique, der Höhle mit der schönsten optischen Täuschung, die Wolfgang je gesehen hat, die Weinfelder und selbst die Plantagen mit den Farbläusen: Alles nur für Menschen… Harald behauptet übrigens, er hätte ein paar von diesen ekeligen Läusen, die u.a. Lippenstift und Campari färben, mitgebracht und in der Bilge ausgesetzt. Stimmt aber gar nicht.
Dienstag, 25.09.2018
Mal eben rüber zur Isla de Lobos vor der Nordspitze von Fuerteventura. Ein Ausflugskatamaran legt gerade ab, und der freundliche Skipper überlässt mir bis morgen seine Festmacheboje. Perfekt. Und es bleibt ein perfekter Schnorchel-, Schwimm- und Buchtbummeltag. Kurz vor Sonnenuntergang sind wir alleine, nur eine weitere Fahrtenyacht ankert noch weiter draußen – und zwei Angler stehen bei Ebbe auf dem Riff und versuchen ihr Glück. Wolfgang spielt Gitarre, Vollmond, Kitschpostkarte.Mittwoch, 26.09.2018
Fuerteventura hat ein Touristikzentrum im Norden und eines im Süden. Und dazwischen ist gelbe Wüste mit dunklen Lavabergen. Abweisend, kahl, leer. Wenigsten reicht ab dem Ostkap der Wind zum Segeln, und kurz vor Morro Jable fällt der Nordwind durch ein Tal und sorgt für ein paar richtig schnelle Meilen am Abend. Ein ca. zehn Meter langer Pilotwal schwimmt ein Stücken mit, großartig! Der Hafen selber ist ein unspektakulärer Mix aus Fähranleger, Fischerei, Werftbetrieb und zwei Schwimmstegen für Yachten, gut dass kurz vor der Hafeneinfahrt noch ein Tunfisch auf Quaxi hereingefallen ist. Damit steht es 2:1.Donnerstag, 27.09.2018 Ein superschneller Ritt bei sechs Windstärken zwischen den Inseln rüber nach Gran Canaria! Wobei superschnell relativ ist: Die Express-Katamaranfähre kommt mir auf ihrem Hinweg mit 32 Knoten entgegen und überholt mich auf ihrem Rückweg mit 35 Knoten. Beim ersten Mal besteht Kollisionsgefahr, und bei deren Geschwindigkeit nützt mein Ausweichen gar nichts. Die Jungs melden sich aber brav auf UKW-Kanal 16 und melden cool, dass sie mir eben ausweichen. Dankeschön!
Uncool: Die HONKS (Hilfsarbeiter ohne nennenswerte Kenntnisse), die als Sicherheitspersonal im Hafen Taliarte arbeiten und mich mit polizeilicher Hilfe tatsächlich wieder raus schicken, obwohl ich an einem offensichtlich unbenutzten Anleger(weil voller Möwendreck…) liege. Wir sollen einen Hafen weiter nach Argate am Kap Salinas. Da kann ich aber gar nicht anlegen, weil die riesigen Fender für große Frachter zwar meinen Bug- und Heckkorb oder meine Reling eindrücken würden, ich dazwischen aber gar nicht bis an die Hafenmauer komme. Immerhin ist der Hafenmeister freundlich und versucht sein bestes. Nützt aber nix, doch raus, rein in die Nacht, in Böen sieben Beaufort, Rauschefahrt am Flughafen entlang und mit neun Knoten um die Ecke ins Lee der Insel. Matthias und Jürgen navigieren mich um eine Fischfarm herum, die letzten Meilen unter Motor bei völliger Flaute bis in die Marina Pasito Blanco. Da kann ich erstmal an der Tankstelle bleiben, den Rest klären wir morgen…
Freitag, 28.09.2018 Der Tag Verfrühung macht nichts: Harald und Matthias helfen beim Abschlagen der Segel, ordentlich duschen ist auch mal wieder schön, und für das Abschiedsessen gibt es ein prima Restaurant auf der Mole. Higgins, mein Beiboot, kommt doch noch zum Einsatz, weil meine Crew so langsam lauffaul geworden ist. Bötchenfahren ist eben doch die schönste Art der Fortbewegung! Und die letzten zwei Wochen waren ja wirklich Klasse: Von Gennaker über Passatbesegelung bis zu „wirklich nur ein gaaanz kleines Stückchen Genua ausrollen, bitte!“ war alles dabei, der Tankwart kann leider nur ein paar Liter Diesel loswerden.
Die nächste tolle Reise beginnt dann Ende November hier in Pasito Blance. Das nächste Anlegemanöver sollte dann auf Martinique sein… Bis dahin werde ich hier an Land geparkt, ich melde mich dann im November wieder! Bis dahin, eure Galateia.