Freitag, 23.11.2018 Ich schwimme wieder! Wegen des Schwells im Hafenbecken hänge ich zwar ein paar Stunden extra in den Gurten, aber dann kann ich an den Liegeplatz. Wolfgang freut sich, ich mich auch!
Freitag, 23.11.2018 Ich schwimme wieder! Wegen des Schwells im Hafenbecken hänge ich zwar ein paar Stunden extra in den Gurten, aber dann kann ich an den Liegeplatz. Wolfgang freut sich, ich mich auch!
Samstag, 24.11.2018 Mein Skipper hat ein Galateia-Mobil gechartert. Na gut, einen Leihwagen gemietet. Damit holt er heute Gabi vom Flughafen ab, das klappt alles prima. Weil der Rest der Transatlantik-Crew erst morgen ankommt, ist Platz für viiiel Wasser im Kofferraum des kleinen Kombis. Gabi und Wolfgang erledigen schonmal Teil eins des Bunkerplans, Wasserkanister in meine Bilgen. Zur Belohnung gönnen sich Gabi und Wolfgang am Abend ein kleines, privates Wiedersehensfest im Marina-Restaurant. Das wird ein sehr lustiges Abendessen…
Sonntag, 25.11.2018 Dagmar und Markus reisen als nächste an, und weil über Mittag die Zeit genau reicht, um den Start der ARC zu bewundern, schauen sich die vier (also Dagmar, Markus, Gabi und Wolfgang) das Spektakel in Las Palmas an. Die Stimmung dort ist toll, und ich wäre ja auch gerne wieder mitgefahren, aber das hat diesmal terminlich einfach nicht gepasst. Macht nichts, sieht auch von der Mole aus schön aus!
Am frühen Nachmittag kommt dann Christian als Letzter angeflogen, damit ist meine Crew komplett.
Zurück hier an Bord wird ersteinmal aus- und eingeräumt, und damit ist der Tag auch schon vorbei. Bis auf das sehr lustige Abendessen im Marina-Restaurant…
Montag, 26.11.2018 Bunkern, Teil zwei. Supermarkt. Und das soll alles in meine Backskisten???? Na klar… Das wird später auch gleich zur Schiffseinweisung, Teil eins: Wo ist was?
Bis zum lustigen Abendessen im Marina-Restaurant ist alles verstaut und nicht mehr zu sehen.
Dienstag, 27.11.2018 Bunkern, Teil drei. Heute geht es nach Arguineguin auf den Markt. Ungekühltes Gemüse hält in meinen Staunetzen unter der Salondecke einfach viel besser als Gemüse aus der Kühltheke im Supermarkt. Ganz traditionell kommt natürlich noch ein Teil Bananenstaude unter den Großbaum und ein kompletter Serrano-Schinken unter das Solarpaneel. Die werden beide prima reifen, die Bananen und der Schinken… Heute außerdem die Sicherheitseinweisung: Was macht wer im Notfall? Wir können ja schlecht rechts ran rollen und auf den ADAC warten..
Abends ein letztes lustiges Abendessen…
Mittwoch, 28.11.2018 … denn heute geht es los! Der Marina-Chef wünscht Gute Reise, das Wetter ist traumhaft, der Wind bläst leicht aus Ost unten um Gran Canaria herum, füllt meine Genua und zieht mich nach Südwesten. Ein paar Schildkröten kommen mal eben gucken, ansonsten passiert erstmal nicht viel, weil lossegeln ja schon aufregend genug ist!
Am Abend baut meine Mannschaft die Passatbesegelung aus Fock 1 und teileingerollter Genua auf, so geht es sicher in die erste Nacht.
Donnerstag, 29.11.2018 Christian trägt um 02.00 h eine Sternschnuppe ein, in Dagmars Wache kommt ein Frachter so nah, dass das AIS Alarm gibt, in Wolfgangs Wache kommt eine Delfinschule vorbei, weshalb er auch Gabi nochmal weckt, am Nachmittag hängt ein 73-cm Mahi-Mahi an der Steuerbord-Angel, der um 18.00 schon filetiert, gebraten und verspeist ist – und dann geht es mit weiterhin schönem Wetter in die nächste Nacht auf See.
Position um 22.00 h: 25°15’N, 017°39‘W
Freitag, 30.11.2018 Vorne weg mal eben vielen Dank an das Team vom Shipshop in Duisburg, ohne die ich euch gar kein Logbuch
von unterwegs schicken könnte! Die Jungs können was…
Hier an Bord gibt es die erste Aufregung, als mittags irgendein riesiger Fisch den Hochseehaken an der
Angel lang zieht. Leine und Hakenstärke sind ja mit Absicht so ausgelegt, dass nicht die Leine reißt,
sondern der Haken nachgibt. So hat der Fisch zwar sicher ein Piercing an der Oberlippe, kann aber
ansonsten fröhlich weiterschwimmen. Markus bastelt einen neuen Köder, aber heute beißt nichts mehr. Ist
ja auch noch ein Rest von gestern für ein bisschen Sashimi als Vorspeise im Kühlschrank.
Christian geht mal eben zum Bordfriseur, der Salon hat heute auf dem Vorschiff geöffnet. Abends duftet
eine Kartoffeltortilla aus dem Backofen, in der Nacht erscheint und verschwindet ein weißes Licht an
Steuerbord, Leuchtplankton glitzert im Kielwasser und auf den Kämmen der Wellen, Kurs Südwest, immer
geradeaus.
Samstag, 01.12.2018 Plötzlich hängt der komplette Salon voller lilafarbener, kleiner Pantoffeln! Mit Nummern drauf! Von
eins bis 24! Mit Schokolade drin! Den Adventskalender plündern darf immer der/diejenige, die mittags um
12.00 h meine Position auf die Karte einträgt und das Etmal bestimmt. Heute übrigens 146 Meilen (Etmal)
und Dagmar( Wachende um 12.00h).
In der Nacht legt der Wind ein bisschen zu, die Genua kann ein paar Umdrehungen kleiner. Die ersten
Wolken der Reise und der abnehmende Mond machen die Nacht ein bisschen dunkler als sonst, aber auch ein
bisschen mehr wie eine Reise auf einem fliegenden Teppich.
Sonntag, 02.12.2018 So ein Durcheinander! Pfannkuchen als Sonntagsfrühstück, fünf Windstärken mit passender Welle – und gleichzeitig zwei Mahi Mahi an den Angeln! Bis das alles gegessen, filetiert, auf- und abgeräumt ist, ist der Tag auch schon fast rum. Mittagsposition: 22°36’N, 020°32‘ W, Etmal 147 Seemeilen.
Das erste Brot will gebacken werden, der Tag heute findet zum Großteil in der Pantry statt
Montag, 03.12.2018 Erst hört man ein Schnaufen oder ein Prusten, dass sich nicht so anhört, wie die normale Welle, die von achtern auf mein Heck aufläuft. Dann leuchtet das Plankton an Stellen, wo garantiert kein Wellenkamm sein kann. Und dann erkennt man, dass das nächtlicher Delfinbesuch ist. Unvorstellbar… Tagsüber kommt mir der Frachter Naborsky bis auf drei Meilen nahe, die Jungs auf der Brücke haben auch Lust auf ein nettes Funkgespräch, liebe Grüße hin und her. 43 Mann Besatzung, Kurs Brasilien, und ob wir denn auch genug Verpflegung an Bord haben? Haben wir. Die Verpflegungslage wird am Abend ohnehin wieder durch zwei frische Mahi Mahis verbessert. Der Serrano-Schinken wird aber auch erstmalig zu frischer Honigmelone angeschnitten…
Dienstag, 04.12.2018 Blinker rechts, wir biegen ab! Bisher bin ich ja eher an der afrikanischen Küste auf die Kapverden zu gesegelt, die klassische Segelanweisung für Kanaren-Karibik lautet ja: Nach Süden bis die Butter schmilzt und dann rechts ab. Und heute ist es soweit, die Tropen sind ja längst erreicht, die Nordatlantik-Tiefdruckgebiete sollten uns nun weniger stören. Deshalb wird also heute die kleine Fock nach Steuerbord geschiftet, die Genua an Backbord ohne Baum ausgerollt, neuer Kurs raus auf den offenen Atlantik. Damit segeln wir dann auch abseits der Frachter-Routen, wundert euch also nicht, wenn niemand mehr mein AIS-Signal an Land meldet!
Mittwoch, 05.12.2018 Gestern gab es schon die ersten Versuche mit dem Sextanten, heute wird in Teamarbeit der erste echte Standort aus zwei Sonnenhöhen errechnet. Dazu braucht man die morgendliche Messung von Dagmar und Markus, die abendliche von Gabi, die Rechenkünste aller und einen Amerikaner, der nur mit ganzen Zahlen kalkulieren kann. Meine Crew erklärt euch das dann mal in Ruhe zu Hause… Ergebnis: Mein GPS ist in Ordnung und zeigt exakt die selbe Position an wie über Sonnenstand und Sextantmessung ermittelt. Gut zu wissen, dass die Elektronik zur Not auch funktioniert.
Markus hätte übrigens auch Gefäßchirurg werden können, der heutige 80-cm Mahi Mahi sah blitzsauber filetiert fast besser aus als vorher. Und 1000 Meilen sind am Abend auch schon rum! Position um Mitternacht: 17°45’N, 030°01‘ W.
Donnerstag, 06.12.2018 Der Nikolaustag beginnt mit dem ersten Squall der Reise. Tropische Schauerböen werden wir nun ab und zu haben, die gehören zum Kurs auf die Karibik einfach dazu. Macht auch nichts, die Genua wird für ein Viertelstündchen etwas weggerollt, die Rudergängerin wird kurz nass und den Rest des Tages verbringen wir in herrlichem Sonnenschein. Zur Feier des Tages gibt es für jeden einen kleinen Schokonikolaus aus dem Kühlschrank (das also war Gabis Geheimnis!!) und später zum Kaffee Klaben (eine Art Stollen) aus Bremen! Vielen Dank an Jutta, schmeckt super!
Außerdem müssen wir über Fliegende Fische reden. Erst hat Gabi bei ihrer Wache einem am Hals – und dann fliegt einer quer durchs Cockpit – bei versammelter Mannschaft!
Freitag, 07.12.2018 Weiterer Tierbesuch: Eine schöne Seeschwalbe mit langer Schwanzfeder und Delfine. Nachts erscheint ein weißes Licht am Horizont, aber das AIS bleibt leer. Am Himmel Sternschnuppen von „Explodierend“ über „mit Mehrfachschweif“ bis zu einfach „riesig“ ist alles dabei, zumal kein Mond stört, der kommt erst morgen wieder. Das Kreuz des Südens ist erstmalig ganz sichtbar und erzeugt wie immer das Gefühl: „Wir sind ganz schön weit weg…“
Samstag, 08.12.2018 Die Frühwache weiß, dass es bald Tag wird, wenn erst die Venus strahlend hell aufgeht, kurze Zeit später Merkur folgt und dann langsam die Sonne den Morgen einleitet. Heute schwächelt der Wind ein bisschen, beschert uns aber immerhin noch ein Etmal von 121 Meilen.
Die tägliche Fischration wird von Christian und Dagmar heute in Borritos an asiatischen Sprossensalat serviert, lecker!
Mein Skipper hat mal auf der Seekarte rumgezirkelt und fest gestellt, dass sich später in der Nacht ein kleiner Unterwasserberg genau südlich von uns befinden wird. Und dieser Berg markiert schon unser Bergfest auf 17°15‘ N, 036°10’W! Da wir das mitten in der Nacht erreichen, wird morgen gefeiert…
Sonntag, 09.12.2018 Sirius und Venus bieten sich in der Morgendämmerung für die tägliche Ration Astronavigation an, zum anstehenden Bergfest putzt sich meine Mannschaft auf der Badeplattform ( die Badeplattform im Passat ist übrigens der schönste Platz auf diesem Planeten) heraus und am Abend wird auf 17°11’N 038°07’W ein bisschen gefeiert. Etwas verzögert, weil die nächsten Mahi Mahis an der Angel hängen. Schnellfiletieren für Fortgeschrittene, also Markus und Wolfgang. Und dann weiter geradeaus nach Westen.
Montag, 10.12.2018 Weil heute außer geradeaus zu segeln nicht so ganz viel passiert, gibt es heute mal zwei Listen: Erstens, Dinge die standardmäßig passieren, also das, was ihr sehen würdet, wenn ihr gerade mal vorbei kämet. Die Namen sind austauschbar, geht ja immer reihum. Normalerweise steht also z.B. Dagmar am Ruder, Wolfgang schläft, Gabi macht Astronavigation, Markus sucht seine Sonnenbrille und Christian bäckt Brot. Normalerweise hängen jetzt außerdem zwei Mahi Mahi an den Angeln, der kleinere wird wieder entlassen. Ein paar Fliegende Fische zischen vorbei, der ein oder andere landet irgendwo an Bord, ggf. in der Pantry. Normalerweise wird auch gleich jemand auf der Badeplattform duschen und den Wellen zuschauen, wie sie mich anheben und unter mir hindurch laufen. Normalerweise ist dann gleich Wachwechsel und die Aufgaben verteilen sich ein bisschen neu.
Zweite Liste: Sondergeschehnisse. Zum Beispiel ein Frachter, den man anfunken kann und der vielleicht unsere Position weitermeldet. Delfine, die zu uns herauf schauen. Ein Squall mit Windbö und etwas Regen. Eine besonders schöne Sternschnuppe. Der neue Mond.
Dienstag, 11.12.2018 Heute haben wir z.B. die Sonderereignisse Fliegender Fisch von Markus aus Kombüse gerettet, Frachter Warmia angefunkt, bringt Aluminium aus Brasilien nach Island, Heilige UTA (Unter tausend Meilen) gefeiert, — und die Normalereignisse Hefezopf und Körnerbrot gebacken (Christian, super lecker), zwei Mahi Mahi, einer wieder entlassen, und Rekordetmal von 156 Meilen in den letzten 24 Stunden! Das läuft…
Position kurz vor Mitternacht: 16°42’N, 043°55‘W
Mittwoch, 12.12.218 Nach bisher elf Mahi Mahis möchte meine Crew einen Schwertfisch angeln. Dazu wird der größere Köder (danke an Harald!) mit Doppelhaken bestückt. Natürlich beißt deshalb ausnahmsweise gar nichts, das leckere Kartoffelgemüse von Dagmar bleibt fischlos…
Schnelles Segeln ansonsten, wir kommen prima vorwärts mit Etmalen um die 150 Meilen!
Donnerstag, 13.12.2018 Venus kommt morgens als Suchscheinwerfer zum Wecken vorbei und leuchtet den Weg nach Westen aus. Tagsüber Delfinbesuch in einem Squall, nix an der Angel, aber in der Nacht auf Freitag Sternschnuppen über Sternschnuppen über Sternschnuppen…
Eine kurze Liste von Dingen, die sich unmerklich geändert haben: Niemand hat mehr Socken an, auch nicht während der Nachtwachen. Es wundert niemanden mehr, dass wir ganz alleine sind. Weite als Normalzustand. Ein immer unerreichter Horizont. Die Badeplattform wird immer häufiger und immer länger genutzt. Der erste Wassertank ist leer. Die ersten 2000 Meilen sind rum und wir sind am Abend schon auf 16°27’N, 049°05’W. Ein paar Gute-Nacht-Delfine begleiten den letzten Wachwechsel des Tages. Es ist unwirklich schön hier draußen.
Freitag, 14.12.2018 Weil wir der Sternschnuppen nicht mehr Herr werden, erfindet die Crew neue Namen für die Schwärme: Markus beschließt, dass das heute die Blasphemiden sind.
Ein Minkwal springt punkt 13.30 h erst am Horizont, um dann doch nah und näher zu kommen. Minkwale gehören zu den Zwergwalen, aber mit ca. 12 m Länge reicht mir das völlig aus. Er bleibt ein Weilchen, kommt einmal sogar kurz recht nah – und verschwindet dann wieder in der Weite des Atlantiks.
Einen 94-cm-großen Mahi Mahi darf ich noch vermelden, der reicht für zwei Tage.
Samstag, 15.12.2018 Heute ist Besuchertag! Morgens erscheint ja immer als erste unsere Seeschwalbe, ein Common Tern, der mit der langen Schwanzfeder, habe ich ja schonmal beschrieben. Um 11.00 h schwimmen ein paar Delfine mit mir um die Wette, und obwohl ich in einem Squall gerade 9,26 Knoten mache, gewinnen die Jungs das Rennen spielend. Ein Frachter erscheint auf dem AIS. Erst besteht annähernd Kollisionsgefahr, dann driftet die „Orange Blossom2“ nur noch, dann nimmt sie wieder Fahrt auf und kommt nah – bis sich beim Funkgespräch aufklärt, dass die Jungs keinen Maschinenschaden haben, sondern einen Safety-Drill ausführen, also eine Sicherheitsübung.
Abends fliegt wie so oft mein kleiner Petrel, eine Art Mini-Seeschwalbe, um mich herum. Und ein Segelboot erscheint am Horizont! Das haben wir natürlich schnell eingeholt, und irgendwann merkt dessen Besatzung auch, dass da noch jemand ist… beim x-ten Versuch meldet sich die Crew der „Adagio“, ARC-Teilnehmer Nr.133, aus Korea. Die beiden Besatzungsmitglieder haben sichtlich Probleme, ihre Segel so zu stellen, dass sie nicht schlagen, und meiner Mannschaft tun die beiden schon leid, während wir mit stabil ausgebaumter Passatbesegelung völlig stressfrei in den Sonnenuntergang entschwinden.
Sonntag, 16.12.2018 Der nun doch schon wieder halbe Mond sorgt für eine Flutlichtfahrt während der ersten Nachthälfte, die zweite wird durch Orion, Sirius und das Kreuz des Südens bestimmt.
Bei tropischen Schauern stellt sich übrigens immer die Frage: Ölzeug oder Duschzeug? Antwort: Rudergänger Ölzeug, Freiwache Duschzeug. Die Trocknung erledigen Passat und Sonnenschein fünf Minuten später.
Ganz langsam kommen wir den Schifffahrtsrouten der Karibik näher, und Tölpel werden auch häufiger. Die schlafen gerne an Land… und das ist nur noch 300 Meilen entfernt… merkt man auch am Seegras im Wasser…Letze Position am Abend: 14°51’N, 056°24‘W
Montag, 17.12.2018 Erst ein bisschen Astronomie: Jupiter hat sich am Morgen zu Venus und Merkur gesellt, ein seltenes Schauspiel, das noch ein paar Tage in den Dezember hinein anhalten wird. Schaut mal hoch! Und ein wenig Meteorologie: Unser zweites Hochdruckgebiet ist zu Ende. Ich bin mit einem ersten Hochdruckgebiet von Gran Canaria weg gesegelt, das hat prima bis zu den Kapverden gehalten. Danach hatte Gran Canaria übrigens Westwind – und ich ausnahmsweise am 07.12. das schwächste Etmal mit „nur“ 112 Meilen in 24 Stunden. Danach hat sich das nächste (also zweite) Hochdruckgebiet nördlich von uns gebildet, und an dessen Unterseite bin ich genau bis hierher gekommen. Hochdruckgebiete drehen sich auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn, also Ostwind/Passat für uns, super! Aber jetzt ist es eben zu ende – und wir müssen über das Wort „Passatstörung“ reden. Da kann Gabi in ihrer Wache plötzlich mit Südwind nur noch 340° segeln, Kurs New York. Wolfgang darf dann in Squalls in seiner Wache einen Spibaum abbauen und die Rollgenua bergen, damit ich wenigsten halbwegs mit dem Bug nach Westen zeige. Christian kann in seiner Wache dann plötzlich nur noch 230° segeln, Kurs Brasilien. Aber der kühle Nordwind sagt: Das neue, dritte Hoch baut sich auf, die Störung ist durch.
Dienstag, 18.12.2018 Und schon läuft das wieder! Und so ganz ohne eine Passatstörung wäre das ja auch keine echte Atlantiküberquerung gewesen… da hätte was gefehlt! So gesehen wurde es Zeit, denn um 11.11 h ist Land in Sicht! Martinique erscheint morgens als erstes, verschwindet aber tagsüber wieder im Dunst. Und um 11.20 h hängt ein 170 cm Blue Marlin an der Angel. Ohne den hätte ja auch was gefehlt…
Am Abend lockt der Hafen von Vieux Fort an der Südseite von St.Lucia, aber Wolfgang stellt einfach die Uhr von UTC auf Ortszeit um, und da ist es ja erst früh am Abend! Also weiter bis zur Anse des Pitons. Das ist eine der spektakulärsten Buchten der Karibik, und die beiden Pitons (der Zuckerhut in Rio de Janeiro ist auch einer!) sind das Wahrzeichen der Insel. Und für mich ist eine Boje frei. Und nach 2784.34 Meilen (davon exakt 0,00 unter Motor, Hafenaus- und Einfahrt zählt nicht) steht meine Logge zum ersten Mal seit 20 Tagen (persönlicher Rekord!) auf null Knoten. Ich bin ein bisschen stolz auf meine fünfte Atlantiküberquerung – und die Gefühle meiner Crew kann ich hier eh nicht beschreiben.
Mittwoch, 19.12.2018 Eine Schildkröte begrüßt mich am Morgen. Dagmar und Markus schwimmen an Land und testen den festen Boden: Ist nicht fest. Schwankt. Für 12.00 h hat der freundliche Rasta Gaston ein Taxiboot organisiert, meine Crew macht einen Landausflug. Und wie die fünf dann wie besoffen durch den Ort Soufriere, über die Lavafelder mit den heißen Quellen im „World’s only drive in Vulcano“ , durch den botanischen Garten und zu einem Wasserfall eiern, das hätte ich gerne als Video aufgenommen… sieht sehr lustig aus!
Dann doch lieber wieder an Bord und zwölf Meilen weiter nach Norden in die Marigot Bay. Die zweite weltberühmte Bucht auf St.Lucia, und hier hat die kleine Marina den Logenplatz vor der Kneipe frei. Und hier wird dann auch richtig Transatlantik gefeiert…
Donnerstag, 20.12.2018 Weil ich anscheinend viele kleine Fische aufscheuche, begleiten mich Unmengen Tölpel, ein paar Seeschwalben, ein Fregattvogel und zwischendurch ein paar Delfine auf dem Weg nach Martinique. Das ist die kurzweiligste Überfahrt, die ich je hatte!
In Le Marin ist die Marina leider voll belegt, aber Higgins, mein Beiboot, ist schnell aufgepumpt, und vom Ankerplatz vor der Marina bis zum Ufer ist es nicht weit. Die Ankunft am Zielort wird trotzdem in der Marina gefeiert, St. Lucia war ja nur ein kleiner Bonusabstecher, weil ich so schnell unterwegs war.
Freitag, 21.12.2018 Eine Atlantiküberquerung kann natürlich auch so enden, dass der Skipper erstmal drei Tage in Dauerschlaf fällt, die Crew ins Hotel zieht, die Mechaniker die Reste der Yacht zusammenflicken und der Segelmacher eine Extraschicht einlegen muss. Bei mir an Bord wird mal eben ein Umweg über St.Lucia gesegelt, dann fröhlich der Planters Punch zur Sundowner-Tradition erklärt und ein Leihwagen für eine wunderbare Inselrundfahrt über Martinique organisiert. Durch den Besuch der Rumdestillerie Habitation Clement ist meine Bordbar auch wieder gut gefüllt.
Samstag, 22.12.2018 Da das Auto schonmal gemietet ist, wird es auch gleich für den nächsten Großeinkauf genutzt. Dagmar, Markus und Christian bleiben ja noch drei Wochen an Bord. Ab Mittag bekomme ich doch einen Platz in der Marina, und nach der überfälligen Süßwasserdusche für mich (die Fischreste von 14 Mahi Mahi und einem Marlin unter dem Cockpitboden sind spektakulär!) ist für Gabi doch so langsam Abreise angesagt. Komm gut heim – und komm bald wieder, Du weißt ja, wo Dein zweites Zuhause ist! Ich freue mich immer sehr, wenn Du an Bord bist!!
Sonntag, 23.12.2018 Auf Martinique kann man auch an Land prima Urlaub machen. Mit einem Elektro-Strandmobil zum Beispiel den Süden mit den tollen Stränden und dem netten Örtchen St.Anne erkunden. Und schon ist der Tag wieder rum. Bis auf den Rumpunsch am Abend natürlich.
Montag, 24.12.2018 Wenn man Weihnachten eh nicht im Kreise der Familie verbringt, taucht man am besten ganz ab! Ich wünsche allen Galateia-Fans schöne, friedliche Feiertage!
Dienstag, Weihnachten 2018 Ein bisschen Strand, ein bisschen weihnachtliche Ruhe, ein paar Telefonate mit den Daheimgebliebenen. Tagsüber ist das ein gemütlicher Tag, aber am Abend geht es ins 20°, die Bar hat Salsa-Abend mit einer prima Live-Band! Und die Temperatur auf der Tanzfläche steigt über 20°!!!