Kapstadt – Januar 2011

Donnerstag, 13.01.11

Freitag, 21. Januar 2011

Donnerstag, 13.01.11 Ich verrate hier mal eben ein kleines Geheimnis: Der Kapstadt-Kapstadt-Törn war nie wirklich geplant. Der steht nur deshalb im Programm, weil es besser aussieht als „Werftaufenthalt und jährliche Pflegephase“. Da ich die letzte Saison aber mal wieder mehr oder weniger unbeschadet überstanden habe, beschließt mein Skipper, mich noch ein paar Tage hier im Stadtzentrum liegen zu lassen und Kapstadt zu genießen. Haben wir ja beide verdient.

Freitag, 14.01.11

Freitag, 21. Januar 2011

Freitag, 14.01.11 Um kein schlechtes Gewissen zu bekommen, erledigt Wolfgang aber trotzdem jeden Tag wenigstens eine kleine Aufgabe. Heute erledigt er die Post. Das geht am besten im „Quay 4“ im ersten Stock, welches hiermit den Ehrentitel „Galateias Lieblingsbüro“ in Kapstadt bekommt, denn es gibt einen schnellen, kostenlosen Internetzugang und gutes Essen! Gleichzeitig!!

Samstag, 15.01.11

Freitag, 21. Januar 2011

Samstag, 15.01.11 Heute hat mein Skipper einen Bildungsauftrag und besucht deshalb das Aquarium. Von denen hat er ja schon das ein oder andere gesehen, aber das von Kapstadt ist wirklich Weltklasse! In einem Becken schwingt ein kompletter Kelpwald in künstlicher Dünung, außerdem schwimmt eine kolossale Haidame im „Jägerbecken“, die alles andere bisher in Aquarien gesehene in den Schatten stellt. Das Interessante daran: Die Lady wurde schwerverletzt am Strand gefunden und wäre ohne ihre neue Heimat jämmerlich verendet.
Abends geht der Bildungsauftrag weiter, denn es gilt herauszufinden, wo Kapstadts bestes Kneipenviertel ist. Die Antwort: Rund um die „Waterkant“ – und nicht im überteuerten Campsbay!

Sonntag, 16.01.11

Freitag, 21. Januar 2011

Sonntag, 16.01.11 Leider schafft mein Skipper es deshalb heute nur bis zur Waschmaschine im Marinagebäude. Für handwerkliche oder geistige Aufgaben ist er selber nicht zu gebrauchen, aber die Waschmaschinen anschmeißen geht so gerade noch…

Montag, 17.01.11

Freitag, 21. Januar 2011

Montag, 17.01.11 Einer der Gründe, hier an der Waterfront noch liegen zu bleiben, war ja auch die Erwartung der Vorstellung des neuen BMW-6er-Cabrios. Das Auto steht ja schon seit ein paar Tagen  in dem Pavillon, sieht wirklich schick aus und trägt hoffentlich zur positiven Exportbilanz Deutschlands bei. Aber so eine Weltpressevorstellung hätten wir uns doch dramatischer vorgestellt. Da sitzen ein paar Dutzend Journalisten um das Auto herum, hören sich gelangweilt einen Vortrag an, während ihre Frauen schon mal an den Esstischen sitzen – und ansonsten passiert nicht viel.
Wolfgang meckert scherzhaft beim Projektmanager, weil er ja morgens immer von der Kreissäge oder dem Rückwärtsgangpiepen des Gabelstaplers geweckt wurde, was dann auch immerhin zu einer Einladung für Donnerstag führt, aber so lange werden wir nicht warten.

Dienstag, 18.01.11

Freitag, 21. Januar 2011

Dienstag, 18.01.11 Und deshalb klarieren wir aus. Vorher bekomme ich allerdings nochmals das Deck geschrubbt, da klebt ja weiterhin der Dreck aus Port Elizabeth drauf. Und nun ist es mal wieder Zeit für etwas Werbung: „Grudge“-Paste aus Neuseeland. Und mein Deck sieht aus wie neu. Leider habe ich keine Ahnung, wie man in Deutschland an das Wunderzeug kommt, aber interessierte Händler können sich ja bei mir melden!

Mittwoch, 19.01.11

Freitag, 21. Januar 2011

Mittwoch, 19.01.11 Heute findet also die erste Hälfte des Kapstadt-Kapstadt-Törns statt: Von der Waterfront zum Royal Cape Yacht Club. Der Club ist die eigentliche Heimat der Fahrten- und Regattasegler in Kapstadt, und anders als an der Waterfront gibt es hier auch all die Serviceleistungen, die ich in der nächsten Zeit brauchen werde: Kran, Werkstätten, Zubehörhändler etc. Die Überfahrt dauert (einmal längs durch Kapstadt gewaltigen Hafen, incl. der zwei zu öffnenden Klappbrücken) auch fast eine Stunde, aber bei der heutigen Flaute sind weder die Überfahrt noch das An- und Ablegen für meinen einhand-motorenden Skipper kein Problem.

Donnerstag, 20.01.11

Freitag, 21. Januar 2011

Donnerstag, 20.01.11 Gut, dass wir gestern hierher gefahren sind, denn heute bläst der „Kapdoktor“, der starke bis stürmische Südost, der zwar frische, kühle Luft bringt, aber der auch die Wanten pfeifen lässt. Der Tafelberg sieht mit seinen senkrechten Wänden ja von jedem beliebigen Punkt der Stadt toll aus, aber windtechnisch hätte man ja auch eine Seite etwas abflachen können. Extra-Mittelspring, Tauwerkschoner in den Lippklampen, Flaggen runter, Fallen dicht – das volle „Sturm-am Liegeplatz“-Programm. Ein einheimischer Skipper: „Three miles out?! Nothing!“
Wolfgang organisiert den Krantermin für Anfang Februar, die Rettungswesten sind turnusmäßig zur Wartung dran, die Gasflaschen müssen zum Füllen, das Beiboot hat noch Algen aus Madagaskar am Boden: reichlich zu tun!

Freitag, 21.01.11

Montag, 31. Januar 2011

Freitag, 21.01.11 Wenn nix besonderes ist, dann müsst ihr für die nächste Zeit mit etwas kürzeren Logbucheintragungen auskommen: Wolfgang macht Wartungsarbeiten, heute Seewasserkühlkreislauf, erster Teil.

Samstag, 22.01.11

Montag, 31. Januar 2011

Samstag, 22.01.11 Um nicht in meinem Motorraum zu vereinsamen, startet mein Skipper das Wochenendsozialprogramm: Er zieht am Abend um die Häuser. Schön bunt, auch nachts!

Sonntag, 23.01.11

Montag, 31. Januar 2011

Sonntag, 23.01.11 Sonntag ist Ruhetag. Erzwungenermaßen.

Montag, 24.01.11

Montag, 31. Januar 2011

Montag, 24.01.11 Heureka! Da bei nur 15° Wassertemperatur die Ausrede „hier in den Tropen kann der Motor ja schon mal etwas wärmer sein…“ (ich habe durch die kalte Strömung an der Küste entlang nämlich zur Zeit eine automatische Fußbodenkühlung!) nicht mehr gilt, muss Wolfgang weiter nach einem Motorkühlproblem suchen. Und heute wird er fündig: dicke Salz- und Mineralienablagerungen im Einspritzkrümmer. Das kann er selber prima reparieren und freut sich, als aus meinem Auspuff kühles, klares Wasser sprudelt.

Dienstag, 25.01.11

Montag, 31. Januar 2011

Dienstag, 25.01.11 Und nach Ölwechsel und Motorreinigung macht er die Klappe zu. Die vom Motorraum, seine eigene sorgt für immer bessere Kontakte hier im Club. Der RCYC wird so langsam zu einem schönen Zuhause.

Mittwoch, 26.01.11

Montag, 31. Januar 2011

Mittwoch, 26.01.11 Heute z.B. ist die allmittwochliche Clubregatta. Wolfgang braucht gar nicht lange herumzufragen, bis er eine Yacht findet, die noch Crew sucht. Anfangs ist mein Skipper etwas enttäuscht, denn die 15-m-Slup „Solitaire“ macht einen behäbigen Eindruck. Wolfgang stellt sich auf ein bisschen Rumsegeln ein… aber dann brist es auf, kleine Fock, ein Reff ins Großsegel und ab geht die Post. Skipper Dave scheucht die Crew bei jeder Wende auf die hohe Kante, die alte Dame rennt wie von der Tarantel gestochen, das Rennen wird spannend und spannender, bei 96 Schiffen auf dem Wasser außerdem unübersichtlich und aufregend – und am Ende gewinnt die „Solitaire“ ihre Klasse! Klasse!

Donnerstag, 27.01.11

Montag, 31. Januar 2011

Donnerstag, 27.01.11 Auch außerhalb des Clubs funktioniert Wolfgangs Sozialisierungsprogramm: Ernst, eine Bekanntschaft vom vorletzten Wochenende, holt meinen Skipper zur Weinlandrundfahrt ab. Ernst ist nicht nur Dozent an der hiesigen Uni, sondern er arbeitet nebenberuflich als offizieller Reiseführer. Und weil er sowieso an die Uni in Stellenbosch muss, um Bücher aus der dortigen Unibibliothek abzuholen, verbindet er das Praktische mit dem Angenehmen und führt meinen Skipper zu den schönsten Weingütern der Gegend. Von uralt und romantisch (Vergelegen) über superchic und modern (Ernie Els) und superlecker (Petite Ferme) bis zu richtig teuer und mondän (Mantis in Paarl) ist alles dabei. Sogar eine Weberburg! Da waren die Franzosen damals schön blöd, die Hugenotten in die Wüste zu schicken, denn die haben aus einem abgelegenen Hochtal eines der besten Weinanbaugebiete der Welt gemacht. Ein toller Ausflug, vielen Dank an Ernst!

Freitag, 28.01.11

Montag, 31. Januar 2011

Freitag, 28.01.11 Und weil das gestern so schön war, gönnen sich Ernst und Wolfgang nach einem normalen Arbeitstag auf beiden Seiten ein elegantes Abendessen im „Five Flies“. Das ist der ehemalige Holländische Club in der Innenstadt, das alte Gemäuer erinnert an die „Schiffergilde“ in Lübeck, und mein Skipper wundert sich, was es hier in Kapstadt noch so alles zu entdecken gibt.

Samstag, 29.01.11

Montag, 31. Januar 2011

Samstag, 29.01.11 Ein weiterer Garnichtmehrsogeheimtipp ist der High Tea im altehrwürdigen Hotel „Lord Nelson“, aufgrund des Anstrichs auch liebevoll „Pink Lady“ genannt. Claudia hatte den eleganten Nachmittag ja schon am Ende des letzten Törns empfohlen – und heute klappt es. Die Reservierung trotz offizieller Ausbuchung klappt prima, denn am Flügel spielt – Tausendsassa Ernst, Pianist im Drittberuf.

Sonntag, 30.01.11

Montag, 31. Januar 2011

Sonntag, 30.01.11 Um die Gastfreundschaft nun aber auch nicht zu überstrapazieren, macht mein Skipper Urlaub an Bord und im Club.

Montag, 31.01.11

Mittwoch, 09. Februar 2011

Montag, 31.01.11 Weiterhin viel Kleinkram, heute z.B. Druckknöpfe an ein paar Polstern und an Wolfgangs schwarzer Lieblingsjacke wechseln.

Dienstag, 01.02.11

Mittwoch, 09. Februar 2011

Dienstag, 01.02.11 Winschen auseinandernehmen, mit Diesel reinigen und frisch gefettet zusammenbauen ist auch so eine nette Aufgabe.

Mittwoch, 02.02.11

Mittwoch, 09. Februar 2011

Mittwoch, 02.02.11 Heute wäre ja eigentlich wieder Regatta, aber weil es mal wieder aus Südost bläst, dass die Stege schwanken, wird das Rennen abgesagt. Da natürlich alle Regattaenthusiasten sehr enttäuscht sind, wird der Kummer an der Theke ersäuft. Auch lustig…

Donnerstag, 03.02.11

Mittwoch, 09. Februar 2011

Donnerstag, 03.02.11 Pünktlich um 08.30 h hänge ich im Kran und werde an Land gestellt. Da der Club keinen Travellift hat, werde ich auf ein fahrbares Gestell gehievt und dann quer über den Hof gezogen. Dabei rutscht eines der Räder weg und ich kippe zur Seite weg. Wolfgang bleibt mal eben das Herz stehen, als eine Stütze des Gestells verrutscht, aber ich stehe auch auf drei Beinen noch ganz gut. Kranen ist ja immer recht aufregend, weil theoretisch versteckte Schäden sichtbar werden könnten. Mein Skipper inspiziert Kielnaht, Ruderblatt, Propeller und Borddurchlässe und freut sich: Alles bestens. Nur frisches Antifouling und einmal Rumpf polieren. Da das Leben an Bord eher unangenehm ist, wenn ich an Land stehe (kein Wasser für die Toilette etc.), verabschiedet sich Wolfgang für zwei Tage von mir und fährt mit dem Leihwagen nach Pringle Bay. Da wohnen Ellen ihre sechs Monate alte Tochter Kara und Papa Paul. Ellen ist eine Freundin von meiner ersten Weltumsegelung, bisher haben wir uns auf Fiji, in Neuseeland, in Australien und in Griechenland getroffen. Und jetzt halt in Südafrika! Wolfgang hat schon auf der Hinreise Riesenspaß, denn die Küstenstraße a den Bergen entlang ist atemberaubend. Abendprogramm: das endlose Erzählen völlig unglaublicher, aber wahrer Geschichten.

Freitag, 04.02.11

Mittwoch, 09. Februar 2011

Freitag, 04.02.11 Paul und seine Freunde gehen tatsächlich schon bei Sonnenaufgang zum Wellenreiten, mal eben ein Stündchen Sport vor der Arbeit. Da mein Skipper ja wasserscheu ist, macht er nur einen ausgedehnten Strandspaziergang und verbummelt dann den Tag mit Ellen und Kara in einer der schönsten Landschaften dieses Kontinents.
Paul hat zum Abendessen ein Poitije vorbereitet, das ist ein langsam über offenem Feuer geschmorter Eintopf aus Burentagen, superlecker. Ellens Eltern sind auch zu Besuch da, ein wundervoller Tag en famille.

Samstag, 05.02.11

Mittwoch, 09. Februar 2011

Samstag, 05.02.11 Ganz enttäuscht kommt mein Skipper hier wieder im Yachtclub an, denn ich kann noch nicht gekrant werden, die Arbeiter sind mit dem Antifouling nicht fertig geworden. Morgen ist Sonntag, da passiert auch nichts, deshalb nutzt Wolfgang das Auto und dreht eine große Runde durch das Naturschutzgebiet an der Kap-Halbinsel. Da sitzen die Paviane auf den Straßenbegrenzungssteinen!

Sonntag, 06.02.11

Mittwoch, 09. Februar 2011


Sonntag, 06.02.11 Ernst freut sich über Wolfgangs Besuch und spielt noch einen Tag lang Reiseführer im Botanischen Garten in Kerstenbosch – und Gourmetführer in Camps Bay.

Montag, 07.02.11

Mittwoch, 09. Februar 2011

Montag, 07.02.11 Und schon schwimme ich wieder! Das Rot meines Rumpfes glänzt noch nicht so ganz, wie sich mein Hochglanzfetischist das vorstellt, aber ansonsten ist alles prima. Der Kran hat übrigens eine Waage: Ich bin 8650 kg leicht, Brasilien, ich komme!