Madagaskar im Sep. 2010

Mittwoch, 08.09.10

Montag, 13. September 2010

Mittwoch, 08.09.10 Man glaubt es kaum, aber ich stecke schon wieder in den Vorbereitungen für den nächsten Törn! Peter und Wolfgang füllen meinen Dieseltank auf, putzen noch einmal fix durch den Salon und durchs Cockpit und schon steht der erste Teil der neuen Crew auf dem Fähranleger. Herzlich Willkommen an Bord für Magdalena und Benedikt, die beide zum ersten Mal ihre Taschen auf mein Deck stellen und deshalb ganz gespannt sind. Da haben sie schon die erste Gemeinsamkeit mit Peter, für den der Crewwechsel ja auch aufregend ist. Wolfgang und ich sind das ja doch irgendwie gewohnt. Etwas verspätet trifft am Abend Nicolas ein, das Gepäck flog leider einen kleinen Umweg. Beim ersten gemeinsamen Abendessen ist also schon mal für Gesprächsstoff gesorgt, aber es wird auch sofort klar, dass der dieser Crew sowieso nicht ausgehen wird. Ich bin für die nächsten zwei Wochen wortgewaltig unterwegs, da freut sich mein Skipper.

Donnerstag, 09.09.10

Montag, 13. September 2010

Donnerstag, 09.09.10 Alles Gute zum Geburtstag, liebe Claudia! Ich kann leider nur kurz gratulieren, denn hier ist keine Zeit zum Feiern. Sergio hilft beim Großeinkauf, sorgt für den Vorabtransport von Wasser und Bier und macht sich allgemein nützlich. So komme ich trotz des eher unpraktischen Ankerliegeplatzes fast zu europäischem Marinaservice. Auf dem Bauernmarkt ist aber richtig Afrika, der Rückweg wird, anders als der Hinweg, nicht durch die Fisch- und Fleischabteilung gewählt, sondern auf kürzestem Weg an die frische Luft.

Am frühen Nachmittag ist alles verstaut, nach der Schiffs- und Sicherheitseinweisung reicht die Zeit noch für ein paar Meilen an der Ostseite von Nosi Be hinauf an den ersten einsamen Ankerplatz. Fast einsam, denn mit der Springtide (es war ja gerade Neumond!) fallen weite Teile der Bucht trocken. Und nach und nach tauchen Fackeln aus dem Dunkel auf. Erst nur ein paar vereinzelte, dann immer mehr an verschiedenen Ecken, dann bildet sich eine fast durchgehende, meilenlange, gruselige Lichterkette um mich herum. Alle verfügbaren Ferngläser kommen zum Einsatz und Erkenntnisse wie „Der hat untenrum nichts an!“ und „Die Fackeln sind an ganz langen Stangen befestigt!“ tragen nicht gerade zur Entmystifizierung bei. Erst mit wieder steigendem Wasserstand hört der Spuk wieder auf. Doch lieber Ankerwache gehen?

Freitag, 10.09.10

Montag, 13. September 2010

Freitag, 10.09.10 Ein Fischer, der uns frische Tintenfische verkauft, klärt das Gruselkabinett auf: Bei besonders niedriger Ebbe suchen die Einheimischen nach Mördermuscheln, die hier als Delikatesse gelten. Und das wird dann zum Dorfevent. Beim Schnorcheln finden Magdalena und Bendikt die Muscheln auch gleich, leider ein Geheimnis weniger.
Eine gemütliche Kreuz bringt mich bis hinter das Inselchen Tendraka in die Baie de Malazandri. Magdalena beobachtet, wie Wolfgang die Tintenfische auf der Badeplattform ausnimmt und freut sich wie alle anderen auf ein leckeres Abendessen.

Samstag, 11.09.10

Montag, 13. September 2010

Samstag, 11.09.10 Heute geht es ein Stück nach Norden: Herrliches Segeln auf dem Weg zum Mitsio Archipel. Im Norden vom Inselchen Tsara Bajina findet sich ein Fleckchen weißer Sandgrund zwischen den Korallenstöcken, kaum hält der Anker, entschwindet die Mannschaft (bis auf Ankerwache Peter) an Land. Das ehemals unbewohnte Inselchen ist seit ein paar Jahren besiedelt, ein kleines, aber gemütlich-feines Resorthotelchen mit nur wenigen Bungalows liegt versteckt zwischen den Palmen. Leider ist der Koch nicht auf zusätzliche Gäste eingerichtet, so bleibt es bei einem Bierchen an der Bar.

Sonntag, 12.09.10

Montag, 13. September 2010

Sonntag, 12.09.10 Nachts dreht der Wind ja üblicherweise auf östliche Richtungen, und so schwimme ich heute am Morgen nur wenige Meter vor einem schönen Korallenkopf. Magdalena und Benedikt würden meine Fischbestimmungsfeldkarten ja am liebsten mit ins in allen Blautönen schimmernde Wasser nehmen, da gibt es reichlich verschiedene Arten abzuhaken! Nashornfische, Blue Runner, Doktorfische, Moorish Idols, verschiedene Drücker, Brassen und Papageienfische. Eine kleine Schule Humpback-Delfine findet das auch interessant und zieht enge Kreise um mich und die Korallenstöcke.
Über Mittag wandert der Galateia-Zoo eine Station weiter und bewundert hunderte Fregattvögel und Tölpel an einem der „Vier Brüder“, vier unnahbare, senkrecht aufragende Felsblöcke im Nordwesten von Tsara Bajina. Durch meine Ankunft aufgeschreckt hebt sich eine gefiederte Wolke von dem Inselchen. Ziemlich beeindruckend.
Mit der Nachmittagsbrise werden Groß und Fock gesetzt, was aber nur kurz für entspanntes Dahingleiten sorgt, denn ein Wal bläst steuerbord voraus und peitscht das Wasser auf. Die Schwanzflosse ist dunkel auf der Unterseite, was gegen einen Buckelwal spräche, die Rückenflosse schließt aber einen Glattwal aus. Insgesamt sicherlich größer als ein Pilotwal. Also doch Buckelwal.
Beim Einlaufen in die Maribe-Bucht auf Nosi Mitsio passieren wir riesige kristalline Basaltsäulen und blühende Baobabs, damit kommen Geologie und Botanik zum Zoobesuch hinzu. Letzte Station: Crustaceen. Zwei Langusten wandern aus dem Fischerkanu in meinen Kochtopf.
Nach diesem großen Tag sind die Gemüter so angeregt, dass noch viele Stunden philosophiert wird: „Bist Du frei oder hast Du frei?!“. Das kann man auf ganz schön hohes Niveau bringen…

Montag, 13.09.10

Freitag, 17. September 2010

Montag, 13.09.10 An Land bietet sich Sakarien als Inselführer an, und er macht eine prima Wanderung mit meiner Crew. Unterwegs erklärt er Flora und Fauna, stellt seine Familie vor, erzählt Anekdoten und führt den Trupp bis auf die andere Seite der Insel zu einem schönen Badestrand. Und in den Dorfladen, in dem es tatsächlich AA-Batterien gibt.

Mit dem Nachmittagssüdwest darf ich vier Meilen nach Norden bummeln, beim Ankerkontrollschnorcheln hinter dem Felseiland Ankarea meldet Wolfgang schon aus dem Wasser: „Hier bleiben wir einen Tag! Fische und Korallen ohne Ende!“

Dienstag, 14.09.10

Freitag, 17. September 2010

Dienstag, 14.09.10 Erst Landgang und dann Schnorcheln? Das passt besser mit der Gezeit, denn mit der Ebbe am Nachmittag kommt man natürlich etwas näher an die Korallenstöcke. Also erst an Land: Da stehen blühende Baobabs, Frangipanis, Bougainvillas, Schirmakazien, Yukkas und Pandanus wie im Botanischen Garten. Dazu ein Adler im Geäst eines Baumriesen. Am Strand tummeln sich Einsiedlerkrebse, ausnahmsweise gewinnt Wolfgang das traditionelle Rennen.. Ein kleines Fleckchen Paradies. Nicht weitersagen!

Um über Nacht etwas ruhiger zu liegen darf ich doch noch kurz quer über die Bucht. Am endlosen Sandstrand stehen ein paar Hütten und ein etwas größeres Haus, wie so oft gehört es einem Vazaha, einem Weißen, der mit einer Einheimischen liiert ist. Meistens ist das für die ganze Familie ein Gewinn, denn selbst ein Durchschnittsverdiener aus Europa ist hier natürlich ein verhältnismäßig reicher Mann, der zumindest Teilversorger der Familie seiner Frau ist. Die Dorfälteste erklärt jedenfalls, dass das „Große Haus“ ebenfalls zum Dorf, also zu Familie gehört. Der Vazaha ist aber gerade nicht daheim, also findet einfach nur Normalafrika statt: Die Kinder spielen im Sand, die Erwachsenen bereiten das Abendessen vor und fünf neugierige Segler machen Fotos davon. Und von den Flughunden im Sonnenuntergang.

Mittwoch, 15.09.10

Freitag, 17. September 2010

Mittwoch, 15.09.10 Es heißt Abschied nehmen vom Mitsio-Archipel. Damit mich die morgendliche, ablandige Brise möglichst weit nach Süden zieht, kommt mein Anker schon um 07.15 h an Deck. Über Mittag muss dann für zwei Stunden der Motor schieben, bis ab 13.30 h der Südwest wieder zum Segeln reicht. Beide Windrichtungen werfen keinen hohen Seegang auf, herrliches Dahingleiten. Am Horizont freuen sich zwei Buckelwale über das schöne Wetter (wolkenloser Himmel, 28° Luft- und Wassertemperatur – jeden Tag wieder…) und platschen mit den Flossen auf das Wasser. Oder gleich mit dem ganzen Körper.

In der Baie de Befotaka hat der Tourismus noch nicht Fuß gefasst, bisher gibt es erst eine kleine Kneipe, die ein ziemlich schräger Italiener mit seiner madegassischen Frau bewirtschaftet. Bier und Caipirinha schmecken auch lauwarm, der Kühlschrank war wohl nicht auf Gäste eingestellt.

Donnerstag, 16.09.10

Freitag, 17. September 2010

Donnerstag, 16.09.10 Um ein paar Riffe herum führt mich der Kurs immer an der Westseite von Nosi Be nach Süden. In der Crater Bay soll es so was wie eine Marina geben, aber der erste Eindruck ist ausnahmsweise mal enttäuschend. Außer einem überfüllten Bojenfeld, einem einfachen Charterstützpunkt, der Baracke des Yachtclubs, ein paar Holzhütten und einer verfallenen Schiffswerft gibt es nicht viel zu sehen. Aber ich kann an einer praktischen Boje Frischwasser fassen, und zum Kekse-Nachbunkern ist es auch nicht weit mit dem Taxi bis in die bunte, quirlige Stadt. Welch ein Kontrast nach einer Woche Einsamkeit, auch olfaktorisch.

Freitag, 17.09.10

Dienstag, 21. September 2010

Freitag, 17.09.10 Ausnahmsweise reicht der Wind nicht zum Segeln. Aber es ist ja auch nicht weit bis nach Nosy Tanekely. Das kleine Eiland steht unter Naturschutz, an Land tummeln sich wieder Lemuren in den Bäumen, Tropikvögel kreisen am Himmel und echte Touristen kommen in Motorbooten für einen Tag an den Strand. Nachmittags werden die aber alle wieder in die Hotels gekarrt, und wir haben die Natur bis auf die Parkwächter für uns alleine. Vor allem unter Wasser tobt hier das Leben, Wolfgang amüsiert sich köstlich über den kleinen Kofferfisch, der aussieht, wie das Riffpostauto.

Samstag, 18.09.10

Dienstag, 21. September 2010

Samstag, 18.09.10 Und alle: „Wir lagen vor Madagaskar, und hatten die Pest an Bord!“ Das Lied ist entstanden, als ein im Japanisch-Russischen Krieg versprengter Flottenteil der zaristischen Streitmacht in der Baie des Russes verloren ging. Es war gar nicht die Pest, sondern der Typhus, der die Mannschaften dahinraffte, mein Gennaker zieht mich elegant bis an die historische Stätte, an der heute nur noch die Geister der Matrosen in den Mangroven hausen. Meeresschildkröten und Delfine tauchen neben mir auf, am Ufer leben ein paar Fischerfamilien. Zwei weitere Yachten, die wir schon aus Chagos  bzw. Hellville, kennen haben das gut geschützte Plätzchen auch entdeckt und teilen sich die Einsamkeit mit mir.

Sonntag, 19.09.10

Dienstag, 21. September 2010

Sonntag, 19.09.10 Nach dem Sonntagsei bummeln wir zum Schnorcheln bis an das Inselchen Ankarobezavina, mit dem Nachmittagssüdwest steigen nicht nur die Adler in den Himmel, sondern auch mein Gennaker an den Mast. Um 15.15 h brist es so weit auf, das die große gelbe Warsteiner-Reklame wieder in die Tüte muss und ich als Schmetterling unter Groß und Fock weitersegele, auch schön. Tolles Segeln, wie fast immer hier unten. Die Daus nutzen den Wind auch für den Heimweg nach Hellville, so dass leichtes Regattafieber ausbricht, denn die Jungs auf ihren Holzkähnen segeln tadellos und schenken mir nichts! Der „Supersegeltag“ (Magdalena im Logbuch) endet vor Nosy Komba, kurz nach Sonnenuntergang und deshalb noch mal richtig spannend. Benedikt leuchtet mit dem Handscheinwerfer, Magdalena passt auf, dass Peter sauber auf dem gespeicherten GPS-Track von vorletzter Woche bleibt und Nicolas und Wolfgang übernehmen die seemännischen Arbeiten, also Segel bergen, ankern etc.
An Land ist noch Licht bei Claudia, und ihr Koch ist auch noch nicht in der Koje. Frisch vom Grill gibt es Fisch und Kalmar, dazu Reis, Gemüse, Pommes und kühles Bier und als Absacker den guten Rum mit frischer Vanille.

Montag, 20.09.10

Dienstag, 21. September 2010

Montag, 20.09.10 Das wird wohl ein Standard werden, dass wir hier jeweils einen vollen Tag bleiben. Das Dorf ist nett und aufgeräumt, die Frauen verkaufen schöne Stickereien, die Männer Schnitzarbeiten, die Lemuren sind handzahm und fressen aus der Hand und im kleinen Tierpark oberhalb des Dorfes kann man seltene Schildkröten, Schlangen, Chamäleons etc. in fast freier Wildbahn bewundern.
Im „Mora Mora“ (madegassisch für „langsam, langsam“) wird auch gut gekocht, die Kinder benützen Higgins derweil als Hüpfburg, die für die Heimreise deshalb erst entsandet werden muss, aber Spaß und Lebensfreude gehören hier einfach von klein auf zum Alltag, trotz der Armut.

Dienstag, 21.09.10

Montag, 27. September 2010

Dienstag, 21.09.10 Hellville liegt ja mehr oder weniger nur drei, vier Meilen gegenüber – und das ist allen hier an Bord zu nah. Also geht die Reise doch noch einmal hinaus in die weite Bucht von Nosi Be, das schöne Schnorchelrevier von Tanekely lockt. Die Hängematte kommt ein letztes Mal auf das Vorschiff, die Flossen und Taucherbrillen haben ihren letzten Einsatz für diesen Törn und später werden auch die Segel zum letzten Mal gesetzt. Wehmut macht sich breit, als dann am Abend doch der Anker vor Hellville fällt Aber beim Abschiedsessen kursiert schon wieder mein alter Spruch: „Schade, dass es vorbei ist, aber schön, dass es so schön war!“