Von Sri Lanka zu den Malediven April 2010

Mittwoch, 07.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Mittwoch, 07.04.10 Wenn Wolfgang heute schon an Bord gewesen wäre, dann wäre ich jetzt Filmstar in einem Bollywood-Movie, denn die Kameracrew will unbedingt romantische Szenen auf der roten, ja auf der einzigen roten, nicht auf einer der anderen langweilig weißen Yachten, nur auf der schönen, roten Yacht drehen. Aber ohne Skipper, sagt der Agent, ohne Skipper kann er nichts machen. Also bleibe ich nur so berühmt, wie ich ohnehin schon bin.
Wenn Wolfgang heute außerdem schon an Bord gewesen wäre, dann hätte er sich eine Menge Ärger erspart, denn erstens fällt der Frühzug nach Colombo aus. Es folgt eine ziemlich entsetzliche Busfahrt, die über sechs Stunden dauert, und deren einziger Lichtblick ein Gespräch mit einem buddhistischen Mönch ist, der Investoren für sein Dorf sucht, das gerne eine Fischtrockenanlage bauen möchte.
Zweitens fällt der Bus auch noch für eine Weile aus, kann aber, indem das Gasgestänge mit einem Stoffstreifen an der Einspritzpumpe befestigt wird, repariert werden.  So kommt Christian wenigstens rechtzeitig zum Flugzeug (Daya ist schon im Büro am Bahnhof und freut sich über ein unverhofftes Wiedersehen, da hätte er die beiden ja auch mitnehmen können!), toll, dass Du da warst!
Drittens bricht der Zug nach Galle auf halber Strecke zusammen und Wolfgang muss trampen, was prima klappt, aber dazu später.
Viertens hätten ohne all die Verspätungen Hella Breitkopf und Bernhard Schneck heute schon an Bord gekonnt, so müssen die beiden noch eine Nacht ins Hotel, für heute sind alle Behörden zu.
Damit komme ich auch schon zu den Glanzlichtern dieses Tages, zufälliger weise, schicken sich Bernhard und Wolfgang nämlich zwecks Verabredung für später SMS hin und her, als der Zug den stoppt. Als nächstes stoppen Hella und Bernhard ihr Taxi, das vor ein paar Minuten ohnehin an einer Schranke stand, durch die eben dieser Zug fuhr, als er noch fuhr. Wolfgang muss nur noch herausfinden, wo genau er sich befindet, aber dabei helfen freundliche Einheimische, und so kann der Skipper am Bahndamm eingesammelt werden.
So gibt es wenigstens ein gemeinsames Dinner im Closenburg-Hotel. Prima Atmosphäre zum Erzählen all der erlebten Geschichten in Sri Lanka, und natürlich von der Atlantik-Überquerung 2006, als die beiden zum ersten Mal gemeinsam an Bord waren.

Donnerstag, 08.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Donnerstag, 08.04.10 Heute bekommt meine neue Crew aber ihre Hafenausweise, Willkommen an Bord! Da heute in Sri Lanka Parlamentswahlen stattfinden und deshalb Feiertag ist, und da wegen der Ergebnisbekanntgabe morgen ebenfalls Feiertag ist, und da das buddhistische Neujahrsfest ebenfalls in ein paar Tagen ist, kaufen alle Sinhalesen heute noch einmal groß auf dem Markt ein. Meine Mannschaft auch, soll ja bis auf die Malediven reichen!

Freitag, 09.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Freitag, 09.04.10 Da Galles Altstadt mit den holländischen Befestigungsanlagen ebenfalls Weltkulturerbe ist, wird noch ein Besichtigungstag vor den Ableger geschoben. Das lohnt sich!

Samstag, 10.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Samstag, 10.04.10 Behördenhordenhürden, ein letzter Streit mit dem Agenten wegen der immer höher werdenden Gebühren, aber dann darf ich los! Allerdings komme ich  nicht weit, denn schon kurz vor der Hafeneinfahrt wird der Motor zu warm, außerdem rumpelt der Propeller und so richtig in Fahrt komme ich auch nicht. Ich werde quer zum Wind gelegt und Wolfgang geht schnorcheln: Mein schöner, auf Phuket frisch polierter Propeller ist ein einziger Klumpen Seepocken. Das passt zu den Algenkulturen, die sich in den letzten beiden Wochen an den langen Landleinen gebildet haben, und zum Säurebad, das auf dem Hafengrund auf fast zehn Metern die Verzinkung von meiner Ankerkette gefressen hat. Ich habe schon in besserem Wasser gelegen…
Nach ein paar Minuten Unterwasserarbeit glänzt der Propeller wieder, nichts rumpelt mehr, die Motortemperatur steht wie festgenagelt auf 90° und die Reise geht gemütlich und mit leichten Brisen in eine ruhige erste Nacht. Eine Seeschwalbe und ein Delfin kommen vorbei und bringen Glück.
Für astronomisch Interessierte: Heute ist die Sonne auf ihrem Weg zum nördlichen Wendekreis über mich hinweg gezogen und steht nun für das nächste Jahr nördlich von mir im Zenit, hat schon was von Südhalbkugelfeeling, auch wenn ich noch auf nördlichen Breiten bin.

Sonntag, 11.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Sonntag, 11.04.10 Leichte Brisen aus Südost, eine große Meeresschildkröte, die Errettung eines Fliegenden Fisches und noch einmal Delfinbesuch: ein schöner, bequemer Sonntag! Und schon die ersten 130 Meilen auf der Logge!

Montag, 12.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Montag, 12.04.10 Heute rettet Hella einen Fliegenden Fisch, der Wind reicht oder reicht nicht zum Segeln, ein paar große Gewitter ziehen um mich herum, erwischen mich aber nicht, Bordroutine stellt sich ein und ich fahre ein paar Meilen durch den südlichsten Zipfel der indischen Sondernutzungszone. Und Wolfgang wird Onkel! Er freut sich riesig über Luca Paulina und gratuliert seiner Schwester ganz herzlich!!

Dienstag, 13.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Dienstag, 13.04.10 Ab und zu erscheint mal ein Frachter auf dem AIS, eine große Delfinschule begleitet uns für ein Stündchen und führt Doppelsalti und Fünffachschrauben vor, Bernhard schnippelt den nächsten großen, gemischten Salat, morgens wird das Sonnensegel auf- und abends wieder abgebaut, also alles bestens – und wahrscheinlich für die meisten von euch gut vorstellbar. Nachmittags brist es ordentlich auf, ich bekomme die kleine Fock anstelle der Genua 2 auf das Vorschiff und erst ein dann zwei Reffs ins Groß.
Nachts ist dann alles anders, Wolfgang hat die erste Wache, also von 20.00 h bis Mitternacht, bis das Kreuz des Südens genau senkrecht steht. Meistens bekommt er die abendlichen Schauer ab und übergibt dann sternenklaren Himmel an Bernhard.

Mittwoch, 14.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Mittwoch, 14.04.10 Bernhard schaut sich dann um, genießt das Meeresleuchten, checkt alle Instrumente und passt auf, dass Gustav, der Autopilot, keine Kurven fährt. Um 04.00 h klingelt in dieser ruppigen Nacht für Hella der Wecker und sie darf den Sonnenaufgang bestaunen. So gegen 10.00 h sind dann alle wach und frühstücken, der nächste Tag auf See beginnt. Das Reff kann wieder aus dem Großsegel raus, Wolfgang bäckt zwei Brote und lockt mit dem Duft eine Seeschwalbe an, die gleich auf seinem Kopf landen will.
Als das Kreuz des Südens wieder senkrecht steht, kann man am Horizont schon den Lichtschein von Male erkennen, schade eigentlich, ist gerade so schön hier draußen!

Donnerstag, 15.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Donnerstag, 15.04.10 Der Skipper wird vor Ablauf seiner Freiwache mit „Land in Sicht!“ geweckt – und da ist das Nord-Male-Atoll auch wirklich schon ganz schön nah. Die Atolle der Malediven bestehen aus einem Kreis aus Korallenriffen und kleinen Inseln, und nördlich vom Inselchen Asdhoo gibt es einen tiefen Pass in die Lagune. Einmal drinnen ist die Dünung des Indiks wie weggezaubert, ein paar Meilen weiter südlich hat dann der Club Med eine Ankerplatz vor der Haustür. Leider soll das Betreten des Clubgeländes 118 US$ pro Kopf kosten, das empfindet meine Crew trotz des eigentlich nach489 Meilen wohlverdienten Willkommensdinners als zu teuer. Nebenan gibt es aber auch ein kleines Einheimischendorf – und im kleinen Restaurant direkt an der Hafenpromenade kostet das Abendessen dann auch nur 20 US$. Für alle drei zusammen!

Freitag, 16.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Freitag, 16.04.10 Das erste Frühstück am ruhigen Ankerplatz wird natürlich genossen, ein paar Fische an den Korallenblöcken wollen auch noch bestaunt werden, keine Eile also. Erst am Nachmittag darf ich dann wieder aus der Dorflagune raus und ein paar Meilen nach Süden. Blauer Himmel mit ein paar Cumulus-Wolken, eine schöne Brise aus Südwest, weiterhin kein Seegang – schade, dass es nur 17 Meilen bis zum Ankerplatz Hulhumale am Flughafen sind. Wolfgang versucht, die Behörden oder einen Agenten zu erreichen, aber niemand meldet sich, deshalb wandert meine Crew illegal ein. Mit der Fähre kommt man von meinem Liegeplatz aus prima nach Male, der Hauptstadt, hinüber, und dort stellt mein Skipper dann fest, dass sich das kleine Provinzkaff zu einer immer noch kleinen, aber recht mondänen Metropole entwickelt hat. Eine SIM-Karte, die auch zum Web-Surfen verwendet werden kann, ist schnell gekauft (neue Nummer: +960 7505740 !), kleine Restaurants gibt es auch reichlich zur Auswahl. Den Höhepunkt des Tages bildet allerdings eine Flugshow schon wieder zurück am Fähranleger auf Hulhumale: Hella, Bernhard und Wolfgang gehören nun zu den wenigen Menschen, die einen ausgewachsenen Manta-Rochen an einer Bushaltestelle haben Saltos fliegen sehen, und zwar im Schein einer Straßenlaterne. Selbiger hat wohl Futter für den Flieger angelockt, der sich im Fressrausch gar nicht von den Menschen am Kai stören lässt.

Samstag, 17.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Samstag, 17.04.10 Der Agent wundert sich, dass Wolfgang eine lokale HandyNr hat und warnt gleich: „Don’t tell the officials that you have been ashore!“ Die Behördenhorden lassen sich wenig später von mir am Containerterminal abholen und zurück zum Ankerplatz kutschieren, Doktor, zweimal Militär, Einwanderungsbeamter, zwei Zöllner und der Agent delektieren sich an frisch gezapfter Cola und füllen fleißig Formulare, die der Skipper dann abstempeln darf. Immerhin heißen Hella und Bernhard anders als in Galle nun wenigstens nicht „Miss Sophie“ und „Hans Fritz“auf der Crewliste. Nach einer guten Stunde ist die Prozedur vorbei, ich liege wieder am gleichen Ankerplatz und für den Nachmittag nimmt meine Mannschaft nun ganz offiziell die Fähre zum Stadtbummel nach Male. Hella und Bernhard müssen ja von der Crewliste gleich wieder runter, das hat der Agent bis zum Abend erledigt und teilt bei der Übergabe der Dokumente in seinem Büro mit, dass der ganze Spaß über tausend US$ kosten wird. Da waren die Gebühren mit 500 US$ auf Sri Lanka ja noch günstig…

Sonntag, 18.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Sonntag, 18.04.10 Die „Nora Simrad“ ist auch angekommen, die Norweger haben jedoch keinen Blasebalg für ihr Beiboot und keine Hafenhandbücher von der Gegend. Das Dingi ist an meiner Badeplattform schnell aufgepumpt, aber zum Kopieren meiner Unterlagen fahren die beiden Skipper in das Neubaugebiet auf Hulhumale. Und da staunt Wolfgang nicht schlecht: Hier ist in den letzten sechs Jahren eine moderne, grüne, praktische Trabantenstadt entstanden, die etwas Abhilfe für die Wohnraumnot in Male schafft. Das scheint gut zu funktionieren, viele Bäume wurden gepflanzt, die öffentlichen Verkehrsmittel binden Hulhumale und Male gut aneinander an; macht alles einen gepflegten, wohl organisierten Eindruck
Aber so schön, dass man hier noch weiter liegen bleiben muss, ist es nun auch nicht: Ein paar Meilen weiter westlich lockt auf Giravaru ein kleines Resort mit Mini-Hafen. Ich bekomme einen Liegeplatz, Hella und Bernhard eine Dusche nach der Schnorchelrunde im Hausriff und Wolfgang sein erstes gezapftes Bierchen, Male ist alkoholfrei. Irgendwie verdunstet der Gerstensaft rasend schnell…
Und alle bekommen die neuesten Neuigkeiten aus dem luftraumberuhigten Europa, denn im Resort sind einige Gäste gestrandet: keine Flüge zurück nach Deutschland. Ich bekomme richtig gute Angebote für Fährdienste ins Mittelmeer, aber Wolfgang winkt ab, mein Kurs geht ja nächsten Monat nach Süden.

Montag, 19.04.10

Sonntag, 02. Mai 2010

Montag, 19.04.10 Am Pass in den kleinen Hafen hinein ist das Riff am schönsten, Hella und Bernhard haben schon besonderes Glück, bei den ersten Schnorchelausflügen ihres Lebens gleich in einem der schönsten Unterwasserreviere der Welt unterwegs zu sein.
Ein gestrandeter Berliner, der sowieso davon träumt, mal ein paar Monate auf sich alleine gestellt auf einer Insel zu verbringen, und der Resortmanager, der Wolfgang gleich die Leitung einer zu bildenden Charterbasis anbietet, kommen noch zu Besuch an Bord, außerdem kann ich wertvolles Trinkwasser bunkern, aber dann bin ich wieder unterwegs. Nur mit der Fock bummeln wir nach Nordwesten an kleinen Inseln und türkis leuchtenden Korallenriffen vorbei in die Himmafushi Lagune. Der untere Teil ist zwar wegen eines Exclusiv-Resorts für durchreisende Yachten gesperrt, aber im Nordteil der Lagune liegt ein kleines Dorf. Am Abend sind die Ausflugstouristen, die hier täglich einfallen, alle weg, meine Mannschaft hat das gemütliche Fleckchen ganz für sich. Alte Männer im Schatten der Bäume, Kinder beim Ballspielen, ein paar Souvenirläden mit schönen Handarbeiten und ein Mini-Restaurant mit leckerem Gemüsereis. Hier kostet das Abendessen für drei mal wieder weniger als die Hälfte einer einzigen Portion im Resort gestern. da hat man „Guten Appetit“!

Dienstag, 20.04.10

Freitag, 14. Mai 2010

Dienstag, 20.04.10 Auch die Nordausfahrt aus der Lagune ist tief genug für mich, nach ein paar hundert Metern durch den Pass bin ich wieder in tiefem Wasser, Groß und Fock sind schnell gesetzt und dann darf ich die letzten Meilen dieses Törns segeln. Schade eigentlich, das waren 536 tolle Meilen mit Hella und Bernhard! Am Ankerplatz vor dem Fährterminal begrüßt uns eine schöne Schildkröte, aber viel Zeit zum Bewundern bleibt nicht, denn ich muss ja noch für die nächste Crew auf Hochglanz gewienert werden. Das Abschiedsessen wird stilecht und der schönen Reise entsprechend in Male im „Aioli“ eingenommen, dem besten Restaurant am Platze.

Mittwoch, 21.04.10

Freitag, 14. Mai 2010

Mittwoch, 21.04.10 Schon früh am Morgen  klingelt der Wecker, Zeit für die Fähre zum Flughafen. Wolfgang und ich werden euch ganz schön vermissen, kommt bald wieder!