Von Bali nach Bali – September 2003

04.09.2003

Donnerstag, 04. September 2003

Donnerstag, 04.09.03 – Und weil Jon Kirschwasser um Kirschwasser spendiert und Dieter um Mitternacht auch noch Geburtstag hat (herzlichen Glückwunsch!), zudem Hochzeitstag mit Uschi ist, wird der Abend äußerst lustig! Wolfgang kann sich noch an eine Stadtrundfahrt im offenen Mercedes-Cabrio-Nachbau mit Jon, Kiki (der Journalistin) und Raymund erinnern, alles weitere muss leider aus diplomatischen Gründen verschwiegen werden.
Uschi und Dieter brechen nach dem Frühstück zu einer weiteren Tour auf, hoch zum Batur-See und über den Affenwald und viele Tempel zurück. Und sie haben das riesige Glück, bei einer großen Verbrennungszeremonie zuschauen zu können, da werden neben den manchmal schon seit Jahren verwesenden Skeletten Unmengen von wunderschönen Pappmaschéepferden und -drachen verbrannt, Bali ist eben die „Insel der Götter“.

05.09.2003

Freitag, 05. September 2003

Freitag, 05.09.03 – Raymund bekommt noch seine Schiffs- und Sicherheitseinweisung, und dann teilt mein Bug die starken Stromkabbelungen in der Lombok Strait. Ein wenig Zickzack lässt sich wegen der Gegenströmung nicht vermeiden, aber schon um 16.30 liege ich an einer Boje vor der Insel Lembongan. Starke Dünung erfreut die Wellenreiter, macht aber das Anlanden mit dem Beiboot unmöglich, so wird der Abend gemütlich im Cockpit verbracht.

06.09.2003

Samstag, 06. September 2003

Samstag, 06.09.03 – Alle tauchen ab: Wolfgang und Dieter mit einem Tauchlehrer auf 20 traumhafte Meter vor Nusa Penida (Anfahrt im Einbaumkanu mit Auslegern!), und Raymund und Uschi mit einem U-Boot an den Korallen hier in der Bucht entlang. Und am Nachmittag tauchen alle in das gemütliche Strand- , Resort- und auch Einheimischenleben ein, das die Touristeninsel Lembongan so bietet – und finden dabei Christoph Glasers heimlichen Altersruhesitz: „Jojo’s Restaurant“! Rückfahrt bei Nacht für alle in einem Auslegereinbaum, die Dinger sind echt prima!

07.09.2003

Sonntag, 07. September 2003

Sonntag, 07.09.03 – Wieder unterwegs: Strömung ohne Ende. An der Nordspitze von Nusa Penida geht es sogar mal ein Stückchen rückwärts, obwohl ich über fünf Knoten Fahrt durchs Wasser mache! Aber beim Überqueren der Lombok Strait kommt die Strömung von der Seite und versetzt mich zwar, bremst mich aber nicht! Rauschefahrt mit kräftigem Südwind in der Düse zwischen Lombok und Bali. Um 16.00 h ist Kap Pandanan auf Lombok erreicht, wenig später ankern wir zwischen den Feldern eine Perlenfarm in der Bucht Gilisahan. Perlenfarmen sind zwar einerseits immer etwas nervig, weil sie einem mit ihren hunderte Meter langen Bojenreihen den Weg versperren, andererseits sind sie aber ein Garant für glattes Wasser, das lieben die Muscheln nämlich. Eine ruhige Nacht also!

08.09.2003

Montag, 08. September 2003

08.09.2003

Montag, 08.09.03 – Ganz gemütlich nur ein paar Meilen weiter bis an die Muringboje der SY „Albatros“ (vorvorgestern über Funk kennengelernt!) an der kleinen Insel Gilinanngu. Traumhafte Kulisse, Sandstrand, Palmen, Schnorchelriff, nur ein einsames französisches Pärchen langweilt sich in dem kleinen, einfachen Resort am Ufer. Ein Fischer verkauft uns sechs Fische direkt vom Auslegereinbaum, diese Bötchen (Perahu heißen sie!) faszinieren meinen Skipper immer mehr. Und am Abend kommt dann doch die „Albatros“ selbst, Skipper Roland überlässt uns aber seine Boje und ankert neben uns, zum Dank gibt es eine Flasche Rose und eine neue Freundschaft: Roland und seine Toni fahren hier mit ihrer 23-m-Ketsch seit drei Jahren Chartertörns, schon der erste gemeinsame Abend führt zu der Erkenntnis, dass man die beiden guten Gewissens empfehlen kann.
In der Lombok- Strait ist gestern eine Fähre gesunken, wohl wegen der Dünung aus dem Süden. Man spricht von bisher fünf Toten und sieben Vermissten, wir müssen in der Nähe gewesen sein, haben aber trotz UKW-Gerät auf Kanal 16 nichts gehört. Und wir fanden die Verhältnisse auch in keinster Weise schwierig oder gefährlich, keine Sorgen um uns also bitte!!!

09.09.2003

Dienstag, 09. September 2003

Dienstag, 09.09.03 – Zu Fuß ist die Insel in einer knappen halben Stunde bequem zu umrunden, danach wird die Boje losgeworfen und wir segeln ein Rennen mit der „Albatros“. Das ist natürlich etwas unfair, weil der Wind recht schwach ist und ich natürlich schneller bin. Erst am Nordwestkap von Lombok brist es etwas auf und die „Albatros“ kriegt ihre 23 Meter auch ganz gut in Schwung. Schöne Fotos werden wechselseitig geschossen, die „Albatros“ hängt zwischendurch mal an meiner Heckangel und der Zieleinlauf ist dann in die kleine Lagune von Gili Aer, das ist eine kleine Insel mit ein paar Resorts. Roland hat auch hier eine Muringboje gelegt, die er uns wieder überlässt. Er weiss ja auch besser, wo man am besten den Anker wirft. Aus rechtlichen Gründen muss die „Albatros“ übrigens mit drei einheimischen Crewmitgliedern fahren, das ist eine Bedingung für die Charterlizenz. Die drei bereiten in Windeseile in einer Strandhütte eine Grillparty vor, es gibt fangfrischen Barracuda, meine Crew steuert einen großen Obstsalat als Nachspeise und die Gitarre zur musikalischen Untermalung bei – es grenzt mal wieder an Kitsch… (wäre auch eine prima Geburtstagsparty gewesen! Alles Gute, liebe Claudia!!!)

10.09.2003

Mittwoch, 10. September 2003

Mittwoch, 10.09.03 – Und weil es so schön ist, bleiben wir einen Tag! Wolfgang und Dieter schnorcheln am Riff, Raymund bummelt zu Fuß über die Insel, Uschi, Wolfgang und Dieter später im kleinen Pferdewagen. Abends gibt es indonesische Pizza in einer kleinen Bar. Ein „fauler“ Tag!

11.09.2003

Donnerstag, 11. September 2003

Donnerstag, 11.09.03 – Der 3765 Meter hohe Vulkan Rinjani ist eine von Indonesiens höchsten Bergen. Leider hüllt er sich heute hauptsächlich in Nebel – und leider klaut er uns den Wind! Mit nur ganz leichten Brisen mogeln wir uns an der Nordseite von Lombok entlang bis zur Insel Lawang. Zwei neuseeländische Yachten ankern neben uns – und mit dem Sonnenuntergang lösen sich auch die Wolken auf und geben den Blick frei auf Rinjanis gewaltige grüne Flanken, Schluchten und Gipfel.

12.09.2003

Freitag, 12. September 2003

12.09.2003

Freitag, 12.09.03 – Ich muss euch doch ein paar Worte Indonesisch lehren, weil Wolfgang sonst immer mit den Bezeichnungen durcheinander kommt! Gili oder Pulau heisst Insel, und Selat ist eine Meerenge oder -straße zwischen zwei Inseln. Heute morgen starten wir also von Pulau Lawang aus (so sagt man nämlich, aber ich kann ja schlecht „Insel Pulau Lawang“ schreiben! Nur „Lawang“, also so wie man auf deutsch einfach von z.B. „Sylt“ oder „Helgoland“ spricht geht aber bei kleinen Inseln auch nicht! Nur bei großen, also Bali oder Sumbawa!) quer über den Selat Alas hinüber nach Sumbawa. Nur 29 Meilen, viel zu wenig bei wieder wunderbarem Segelwind! Aber so reicht die Zeit noch gut für eine Spaziergang durch das Dorf Poto Tane. Und das ist mal wieder ein Abenteuer, wie es „Normaltouristen“ einfach nicht erleben können: Schon beim Anlanden mit dem Beiboot am Strand sind die ersten Kinder zur Stelle, und nach wenigen Minuten umringt die komplette Dorfjugend meine Mannschaft. Das Gruppenfoto auf dem kleinen Display auf der Rückseite von Wolfgangs Digitalkamera führt zu endlosem Gekicher, weil die Kinder ihr Erstaunen nicht in Ehrfurcht, sondern in Spass umsetzen! Aber umgekehrt ist es genauso! Wolfgang bewundert die pfiffige Art, Thunfische zwischen zwei Bambusstöcke zu klemmen, damit sie beim Grillen nicht auseinanderfallen (sehr lecker, ein Euro pro Stück, reicht für alle!), Dieter studiert die Pfahlbauweise der Häuser, Raymund darf die Babys der Dorfschönheiten loben und Uschi beschäftigt die Kinder.
Am Fähranleger gibt es ein paar Imbissbuden und ein „Restaurant“, serviert wird einfach gemischte Platte mit ein wenig von allem aus der Auslage. Bei den meisten Dingen findet auch irgendwer heraus, was es ist. Und die anderen Gerichte schmecken auch gut, manchmal ist es ja auch besser, wenn man nicht genau weiß, was man da gerade zu sich nimmt!
Am Strand haben die Kinder das Beiboot zum Trampolin umfunktioniert, der dabei eingeschaufelte Sand lässt sich aber mittels einer einfachen Kenterung am Ankerplatz leicht wieder entfernen.
Mit Gitarrenflötencockpitmusik klingt der Tag gemütlich aus.

13.09.2003

Samstag, 13. September 2003

13.09.2003

Samstag, 13.09.03 – Nach dem Ableger bekommt Raymund eine SMS nach der anderen auf sein Handy, bis er endlich feststellt, dass er heute Geburtstag hat! Herzlichen Glückwunsch! Zur Feier des Tages gibt es einen tollen Segeltag auf der Kreuz (gegen den Wind segelnd) den Selat Alas hinunter! Mal mit der Strömung, mal gegen die Strömung, aber immer mit blauem Himmel und vier bis fünf Beaufort. Auf Backbordbug immer bis unter die schroffe Küste von Sumbawa, und auf Steuerbordbug immer bis an den Fuß des Rinjani. Luftlinie wären es ja nur 28 Meilen gewesen, aber durch das Aufkreuzen gegen den Passat werden es 45 Meilen, was aber niemand an Bord irgendwie bereut. Im Windschatten des Kap Tanjung liegt eine kleine Ankerbucht, mal wieder mit einer Perlenfarm, aber mit ausreichend Platz hinter den Bojenfeldern.

14.09.2003

Sonntag, 14. September 2003

Sonntag, 14.09.03 – Acht Besucher zum Sonntagsfrühstück: vier Perlfarmwächter, ein Polizist, ein Militäroffizier, der Ortsvorsteher und ein halbzahmer Affe kommen zum Kaffee. So ein bisschen ist der Besuch durchaus offiziell, aber schon nach ein paar Minuten wird meine Crew als harmlos eingestuft und der inoffizielle Teil kann beginnen. Prima ist natürlich, dass Raymund Indonesisch spricht und fleißig dolmetscht.
Um 09.15 h drängt Wolfgang dann so langsam zum Aufbruch, denn heute liegen auch wieder 45 Meilen vor meinem Bug. Weil ab dem Kap Ringgit (Südost-Ecke von Lombok) der Kurs nach Westen geht muss zwar nicht gekreuzt werden, aber 45 Meilen wollen auch mit Rückenwind erstmal gesegelt sein!
Auf 08°56,47′ S, 116°10,04′ E findet das Echolot eine nicht verzeichnete 6-Meter-Stelle, wo laut Karte die 200-Meter Linie verlaufen sollte! Ich bitte um Aufnahme des „Galateia-Flachs“ in die nautische Literatur!
Der wunderbare Ankerplatz in der Blongas-Bucht ist übrigens auch nirgendwo verzeichnet, obwohl er super geschützt und wunderbar idyllisch gelegen ist: Ein kleines Dorf am Südufer, das Uschi und Wolfgang mal eben noch vor dem Dunkelwerden erkunden, und ein kleines Dorf am Nordufer, dessen Dorfjugend sich auf einen Plausch im Cockpit einlädt und Zigaretten von Raymund schnorrt.

15.09.2003

Montag, 15. September 2003

Montag, 15.09.03 – Nur stichwortartig: Frühstück mit Pfannkuchen, dann Anker auf. Erst etwas Gegenstrom, dann aber mehr und mehr Schiebestrom, bis ich 10,9 Knoten über Grund segele! Dann einen kleinen Barracuda geangelt. Dann Pilotwale gesichtet, die recht nah kommen, zwei springen spektakulär in die Höhe. Südwestküste von Lombok schroff und wildromantisch. Im Selat Lombok wilde „Jacuzzis“, Wasserwirbel, durch die Strömung. Um 14.40 h Nusapenidas Südwestküste erreicht, noch schroffer, noch wilder, riesige, gischtgefüllte Höhlen, Süßwasserquellen mit Tempeln unten an der 200 Meter hohen, senkrechten Felswand. Oben drauf auch ab und zu ein Tempel, sonst nur eine bizarre Steinformation nach der anderen. Wolfgang steuert mich manchmal zwischen den vorgelagerten Klippen und der Steilküste hindurch. Dieter macht 36 Fotos in 45 Minuten. Vorwärtsrückwärtsseitwärtssegeln zwischen Nusapenida und Pulau Ceningan. Um 18.30 h nach 52 Meilen fest an Boje hinter Pulau Lembongan, Crew total begeistert!

16.09.2003

Dienstag, 16. September 2003

Dienstag, 16.09.03 – Dieter und Wolfgang schnorcheln ein letztes Mal mit den neugierigen, bunten Freunden am Korallenriff entlang, dann steuert mich Uschi den Selat Bandung hinunter bis nach Benoa, um 14.20 h liege ich am vertrauten Liegeplatz in der Bali International Marina. Diesel und Wasser müssen aufgefüllt werden, dann klingt der Törn mit einem griechischen Essen im „Mykonos“ und ein paar tollen Cocktails im „KuDéTa“ aus. Das waren 318 tolle Meilen in einem anspruchsvollen, aber wunderschönen und ursprünglichen Revier!

17.09.2003

Mittwoch, 17. September 2003

Mittwoch, 17.09.03 – Abschiednehmen ist ja schon schwer genug, aber Hiob kommt auch noch vorbei: Wolfgang und ich haben uns schon so auf Mark und Anke gefreut, die mit nach Singapur segeln wollten. Bis zu Ankes Unfall letze Woche… Hauptsache, Du wirst wieder gesund!
Und hier gibt es nun aus so einem traurigen Anlass ein paar Törnplätze für Kurzentschlossene! Borneos Orang-Utans warten!