Von den Malediven zu den Seychellen Mai/Juni 2010

Mittwoch, 12.05.10

Donnerstag, 20. Mai 2010

Mittwoch, 12.05.10 Frisches Brot ist schon seit gestern vorbereitet, Kürbissuppe auch, es kann weiter gehen. Die Überfahrt zum nächsten großen Atoll führt an einem kleinen vorbei: Vattaru. Das liegt da ganz praktisch, weil Wolfgang so in Lee der Riffe das Vorsegel von Fock 1 auf Fock 2 wechseln und auch noch gleich ein Reff ins Großsegel binden kann. Wenig später ballen sich die Wolken immer mehr zusammen, und irgendwie ist auf die schnelle kein guter Ankerplatz verfügbar. Zumindest kein im Handbuch verzeichneter, aber da hinten, bei dem kleinen Inselchen Thuvaru, da ankert schon ein Fischer, und in der kleinen Lagune werden anscheinend sogar Schiffe gebaut oder repariert, denn man sieht einen Werftschuppen. Das Ankermanöver außerhalb vom Innenriff geht leider daneben, die nun schon schweren Böen zerreißen mein Großsegel und zwischen zwei Monsterschauern steuert mich Wolfgang durch den winzigen Pass in die innere Lagune. Die Böen pfeifen mir zwar weiterhin mit bis zu 40 Knoten durch die Takelage, aber wenigstens ist hier der Seegang weg. Der erste Anker hält, also gleich den zweiten hinterher, denn hinter mir ist ja schon wieder Riff, Platz zum Slippen ist nicht. Und dann hat mein Skipper eine Nacht lang Angst um mich.

Donnerstag, 13.05.10

Donnerstag, 20. Mai 2010

Donnerstag, 13.05.10 Und für heute wird das Sch…wetter dann sogar vorhergesagt! Buchttag, Ankerkontrolle, abwarten.

Freitag, 14.05.10

Donnerstag, 20. Mai 2010

Freitag, 14.05.10 Morgens kann ich wegen des Niedrigwassers ohnehin nicht hier weg, aber das Wetter lässt nun wenigstens zu, dass mein Reservegroßsegel angeschlagen wird und Wolfgang danach zum Anstandsbesuch an Land kann. Knapp zwanzig Männer aus allen möglichen Ländern reparieren hier Dhonis oder bewirtschaften das kleine Farmgelände im Inselinneren – und alle freuen sich natürlich über den merkwürdigen Gast! „Woher?“, „Wohin?“, „Ganz alleine?“ Zum Palaver wird eine frische Papaya von der Staude gepflückt, als Dank bleiben zwei englische Romane aus meiner Bordbibliothek hier.
Für die Passage zum nächsten Atoll st es weiterhin zu windig, aber an der Südspitze von Mulaku liegt noch ein Dorf mit guter Lagune: Kolhuvaariyaafushi. Auch hier ist schnell jemand gefunden, der englisch spricht, und auch hier wird mein Skipper sofort von der Gemeinde adoptiert. Stundenlang hockt er mit den Männern im Café, spielt dann drei Sätze Volleyball am Strand mit der Dorfmannschaft (gemischt, die Frauen natürlich mit Kopftuch!),  wird natürlich auch noch von Hussein und seiner Frau zum Abendessen eingeladen und lauscht später bei einer Probe der Trommlergruppe. Hier sind die Malediven einfach noch, wie sie wirklich sind, auch wenn die Häuser noch die Notbehelfe der Zunamihilfe sind.

Samstag, 15.05.10

Donnerstag, 20. Mai 2010

Samstag, 15.05.10 Die Monsunstörung wandert nach Norden, und ich soll ja nach Süden. Und dort sieht der Himmel blau aus. Zum Ausklarieren sollte ich eigentlich nach Viligili oder nach Gan, aber am Nachmittag ist klar, dass der Wind so weit aus Süd kommt, dass ich da niemals hinkommen werde. Und so weit sind die Gewitter auch noch nicht weg, ich ergreife die Flucht nach Südosten.

Sonntag, 16.05.10

Donnerstag, 20. Mai 2010

Sonntag, 16.05.10 Und zwar für mindestens drei Tage, denn erst dann werde ich so weit südlich sein, dass der Wind auf den Südost-Passat der Südhemisphäre dreht. Delfine zeigen mir, wo es lang geht, die Venus küsst den schmalen, zunehmenden Mond und um 23.00 h überquere ich den Äquator, nun allerdings schon auf 75°35’E, weit, weit östlich der Malediven… und bis auf 02° S soll ich noch, bis der Wind dreht.

Montag, 17.05.10

Donnerstag, 20. Mai 2010

Montag, 17.05.10 Niemand sonst hier draußen, keine Fischer, nur ein einziges Mal ein weit entferntes schwaches AIS-Signal, aber schönes Wetter, Fregattvögel, Shearwaters, die ersten Tölpel und wieder mal Delfine. Wolfgang liest „Der Zweite Weltkrieg“ (John Keegan) und ist jetzt Experte für Panzerschlachten.

Dienstag, 18.05.10

Donnerstag, 20. Mai 2010

Dienstag, 18.05.10 Kaum ist man drei Tage unterwegs, muss man schon wieder wenden! Naja, wurde ja auch so langsam Zeit… um 16.00 h auf Position 02°00’S, 079°18’E wird mein Bug durch den Wind gedreht und zeigt nun erstmalig auf den Chagos-Archipel! Leider kann Wolfgang mit niemandem darauf anstoßen, denn erstens ist ja niemand da, und zweitens habe ich überhaupt keinen Alkohol an Bord.

Mittwoch, 19.05.10

Donnerstag, 20. Mai 2010

Mittwoch, 19.05.10 Um 02.00 h trägt Wolfgang ganz vorsichtig ins Logbuch ein: „Südostpassat?“, denn der Wind hat ein bisschen rückgedreht und ich bekomme endlich ein bisschen Lose in die Schoten von Groß und Genua. Und um 14.00 h habe ich dann schon 03°00’ südlicher Breite erreicht, und damit sollte ich dann doch schon recht stabiles Wetter behalten. Störungen können natürlich auch im Passat vorkommen, aber hoffentlich eben nur Störungen. Zur Feier des Tages gibt es Gemüseeintopf und ein Stückchen Schokolade.
Das mein einsamer Skipper nach dem „Zweiten Weltkrieg“ nun die „Illustrierte Weltgeschichte“ (Veit Valentin) liest, nehme ich an, dass er den Rest der Bibliothek schon auswendig kann. Bei den über tausend dicht beschriebenen Seiten der „Weltgeschichte“ wird das ja ein wenig dauern. Aber ihr könnt ihm ja mal mailen, manchmal ist es schon recht langweilig hier an Bord. Gustav sagt immer nur „tsss, tsssss“, Nachrichten von euch wären schon interessanter. Von Wolfgang steht ja immer alles hier im Logbuch, jetzt schreibt ihr mal!
Kleines PS an Hella und Bernhard: Man kann das AIS doch dimmen!

Donnerstag, 20.05.10

Donnerstag, 27. Mai 2010

Donnerstag, 20.05.10 Rauschefahrt, herrliches Wetter, den vierten Breitengrad Süd erreicht und damit immer tiefer im Passatgürtel, ein paar Tölpel, Fregattvögel und Seeschwalben am Himmel und ein prachtvoller Sonnenuntergang, der eine sorgenfreie Nacht verspricht und dieses Versprechen auch hält.

Freitag, 21.05.10

Donnerstag, 27. Mai 2010

Freitag, 21.05.10 Da Wolfgang letzten Monat vergessen hat, Didi zum Geburtstag zu gratulieren, muss Viete nun leider gerechterweise ebenfalls ohne Glückwünsche auskommen ;-)!
Um 08.30 h erscheint 12 Meilen nördlich von mir ein AIS-Signal, der Frachter soll bis auf acht Meilen an meinen Kurs herankommen, also keine Gefahr. Aber dann ist das Signal plötzlich weg. Die Piratenparanoia nimmt so allmählich gefährliche Züge an, denn wenn die Frachter nun schon auf 74° E ihr AIS ausschalten, um nicht gesehen zu werden, dann können sie das demnächst ja auch gleich schon im Ärmelkanal oder der Ostsee machen. Wolfgang meldet mich über UKW als ungefährliche Segelyacht, aber der Frachter antwortet nicht.

Samstag, 22.05.10

Donnerstag, 27. Mai 2010

Samstag, 22.05.10 Mit einem tollen Etmal von 150 Meilen erreiche ich den Chagos-Archipel, genauer: Die Saloman-Inseln. Im Pass zur Lagune befreit sich ein kleiner Tunfisch von der Angel, schade, der wäre ein schönes Neuankömmlingsgeschenk für die kleine Fahrtenseglergemeinde, die in der Lagune ankert, gewesen. Aber auch so freuen sich sechs Yachten aus England, Frankreich, USA, Kanada (Kathy und Rob auf der „Aries Tor“, leider auf der anderen Seite der Lagune!), Norwegen etc. über den Neuzugang. Ed von der „Constance“ begrüßt uns als erster im Paradies, er und ein paar von den anderen wollen über Monate hier bleiben.

Sonntag, 23.05.10

Donnerstag, 27. Mai 2010

Sonntag, 23.05.10 Und es ist auch schnell klar, warum. Das ringförmige Atoll mit seinen gerade mal drei Meilen Durchmesser ist ein perfekter Ankerplatz. Die Motus (flache Inseln auf dem Riff) sind voll mit Kokospalmen, Pandanus, Ficus und allen möglichen anderen Bäumen. Außer am weißen Strand, da wachsen nur Einsiedlerkrebse! An einer vor vielen Jahren verlassenen Kopraplantage gibt es noch einen gefassten Brunnen, dessen Wasser zumindest zum Waschen gut ist. In den Bäumen nisten die Seevögel, am Himmel vollführen sie die tägliche Flugshow: durchscheinende Feen-Seeschwalben, elegante Tropikvögel mit ihrer langen Schwanzfeder und die frechen Fregatten, die lieber andere die Arbeit machen lassen und sich auf’s Stehlen spezialisiert haben.
Damit keine Langeweile im Paradies aufkommt, findet heute am Vormittag ein Büchertausch am Ufer statt, so kann sich Wolfgang gleich mal allen vorstellen und bekommt auch umgehend eine Einladung zum Kaffe von John und Sue.

Montag, 24.05.10

Donnerstag, 27. Mai 2010

Montag, 24.05.10 Es gibt schon wieder Programm: Wie flechte ich aus einem Kokospalmblatt einen Hut?! Das ist gar nicht so einfach, führt hauptsächlich zu viel Gelächter und dann sogar zu tragbaren, naja, zumindest schattenspendenden Kopfbedeckungen.

Dienstag, 25.05.10

Donnerstag, 27. Mai 2010

Dienstag, 25.05.10 Wolfgang macht nichts, außer den Fledermausfischen an meiner Badeplattform und dem gewaltigen Manta vor meinem Bug zuzuschauen. Rachel und Elisabeth haben meinen einsamen Einhandskipper zum Abendessen eingeladen, das nimmt er natürlich gerne an.

Mittwoch, 26.05.10

Donnerstag, 27. Mai 2010

Mittwoch, 26.05.10 Also, „nichts“ stimmt auch nicht. Natürlich erledigt Wolfgang genau wie alle anderen ein paar Wartungsarbeiten, heute räumt der den Stauraum am Backbordwassertank aus und fettet die dort lagernden Rigg-Ersatzteile. Ich habe in der Zwischenzeit mal eben ein Gedicht für euch geschrieben, am schönsten ist es, wenn man es laut liest:

Wind

Da braust er

und saust er
und pfeift in den Wanten
und rüttelt die Spanten
und reißt an den Schoten
und zieht mit vierzig Knoten
und brüllt: „Jetzt eile dich, jetzt eile!“

Und weht sich aus.
Geht einfach so nach Haus.
Lässt alte, lange Dünung stehen,
lässt letzte, leise Lüftchen wehen
und flüstert: „Nun verweile…, nun verweile…“

An Dirk und Daniela: Lina kann ja noch Bewegungen dazu machen und es dann Merle beibringen!

Donnerstag, 27.05.10

Dienstag, 01. Juni 2010

Donnerstag, 27.05.10 Heute laufen tagsüber die Vorbereitungen für die große Vollmondparty am Abend. Wolfgang schnorrt bei den Anglern zwei Fischfilets und macht ein großes Tablett mit Sushi-Röllchen. Jede Yacht steuert irgendetwas bei, und so kann kurz vor Sonnenuntergang das Fest auf der sandigen Landzunge von Ile Fouquet beginnen. Dominique von der „Kea“ und Wolfgang vertreiben sich noch die Zeit ein bisschen mit einem Einsiedlerkrebsrennen, dann wird das Lagerfeuer angezündet und die Zeit für lustige oder spannende Geschichten ist gekommen. Und bevor dann alle etwas erzählmüde werden und nur noch romantisch auf den riesig und silbern über den Palmen hängenden Mond schauen, packt mein Skipper die Gitarre aus und startet die Galateia-One-Man-Show. Weil alle großen Spaß am Mitsingen haben und Ed und Lynn sogar das Twisten anfangen, dauert die Party etwas länger?

Freitag, 28.05.10

Dienstag, 01. Juni 2010

Freitag, 28.05.10 Naja, dementsprechend ist heute natürlich nur sehr wenig los. Wolfgang hatte eigentlich noch eine Einladung zum Abendessen auf die „Susan Margret“, die fällt aber wegen Migräne bei der Chefin aus.

Samstag, 29.05.10

Dienstag, 01. Juni 2010

Samstag, 29.05.10 Während Wolfgang so im Cockpit sitzt, kommen drei Mantas vorbei. „Na?!“, denkt er, „bleibt ihr oder geht ihr wieder?“ Sie drehen noch eine kleine Runde, aber dann bleiben sie. Wolfgang schwimmt ganz ruhig in ihre Richtung, will ja nicht stören, bleibt dann einfach treibend an der Oberfläche und lässt die Mantas um sich herum, auf ihn zu, unter ihm hindurch und an ihn heran fliegen. Einer der eleganten Segler gibt mal kurz die Flosse und streift meinen Skipper am Arm: „Willkommen zum Lunch, was filterst Du Dir denn aus dem Wasser?“
Leider klappt das mit dem Plankton-Filtern durch den Schnorchel nicht so gut, weshalb mein Skipper doch noch kochen muss. Dazu lädt er Elizabeth und Rachel von der „Ventana“ ein, wieder mal ein kleines, aber feines Bordfest.

Sonntag, 30.05.10

Dienstag, 01. Juni 2010

Sonntag, 30.05.10 Natur pur, zum Sonntagsspaziergang fährt Wolfgang  mit Higgins auf das Inselchen Fouquet, fotografiert dort die nistenden oder rastenden oder umhersausenden Seevögel, macht ein paar Dutzend Kitschpostkarten mit schrägen Palmen und amüsiert sich mit den verschiedenen Krebsen und einem noch nicht ganz ausgewachsenen Palmdieb.

Montag, 31.05.10

Dienstag, 01. Juni 2010

Montag, 31.05.10 Hier sammeln alle Informationen über die Piraten vor Somalia. Welche Route, wann, mit oder ohne AIS, Radarreflektor rauf oder runter, Posis an oder aus, oder gleich umkehren nach Thailand? Schön, dass ich keine Wahl habe, Wolfgang lässt sich nicht von der Panik anstecken, zählt einfach die Überfälle auf Yachten der letzten beiden Jahre (einer!), vergleicht das mit 2004 (sechs oder sieben mindestens!) und mit den täglichen Verkehrstoten in Europa und entspannt sich.
Heute haben Lynn und Ed meinen Skipper zu Gast, da freut er sich über ein paar Stündchen gepflegtes Philosophieren mit den beiden weitgereisten New Yorkern.

Dienstag, 01.06.10

Montag, 07. Juni 2010

Dienstag, 01.06.10 Alltag im Paradies: Wechselseitige Besuche auf den verschiedenen Schiffen, ein bisschen Klatsch und Tratsch, ein paar kleinere und größere Katastrophen (Rob und Katie auf der „Aries Tor“ kämpfen mit einem Getriebeschaden) – und ansonsten einfach nur Natur pur. Und ein lustiges Abendessen bei John und Susan auf „Susan Margret“, die beiden haben noch reichliche Gin-Vorräte.

Mittwoch, 02.06.10

Montag, 07. Juni 2010

Mittwoch, 02.06.10 Manta-Mania. Vier wunderbare Exemplare. Direkt neben mir. Und Wolfgang mitten drin. Später kommen Elizabeth und Rachel und Dominique und Dominique noch dazu, da wird es den Mantas dann anscheinend etwas zu bunt, aber solange mein Skipper alleine im Wasser ist, sind die gewaltigen Gleiter völlig entspannt und neugierig auf ihn, machen sich einen Spaß daraus, erst Zentimeter vor seiner Taucherbrille abzudrehen, kurven und kreiseln Formationen um ihn herum und tasten immer mal wieder mit einer Flosse nach ihm. Und Wolfgang macht einfach nichts, bewegt sich nicht und winkt nur ab und zu freundlich.

Donnerstag, 03.06.10

Montag, 07. Juni 2010

Donnerstag, 03.06.10 Große Aufregung, denn die „Pacific Marlin“ ist angekommen! Das Überwachungsboot der Engländer wird von den „Einheimischen“, also den Yachties, die seit Jahren und jeweils für Monate hierherkommen, mit großer Freude Willkommen geheißen, was bei Wolfgang irgendwie doch zu Verwunderung führt: „Warum freuen sich alle darauf, von Behörden kontrolliert zu werden?“ Er hat ja da leider eine gewisse Behördenhordenhürdenphobie, aber als der nette Fischereibehördenoffizier einen der seltensten Einreisestempel der Welt in seinen Pass drückt und dann sagt. „You already know about the party tomorrow?“ da glaubt es dann auch mein Skipper: Die Jungs schmeißen morgen ein Fest!

Freitag, 04.06.10

Montag, 07. Juni 2010

Freitag, 04.06.10 Rob und Katie binden ihr Beiboot morgens an mein Heck, denn sie müssen die „Aries Tor“ wegen des Getriebes ja leider hier am Ankerplatz lassen, die Party ist aber auf dem Inselchen Boddum auf der anderen Seite der Lagune. So sparen sie sich den Sprit für den Außenborder und müssen nur zurücktuckern, für den Hinweg freuen sich mein Skipper und ich über helfende Hände beim kniffeligen Ankeraufholen und beim folgenden Slalom durch die Korallenköpfe der Lagune. Nach drei Meilen werde ich vor Boddum schon erwartet, die drei hier liegenden Yachten haben extra für uns Neuankömmlinge alte Muringbojen aktiviert, damit nicht in den Korallen geankert werden muss. Vielen Dank an Uta und Rolf von der „Mariposa“ und an Don von der „Tigger“!
Auf Boddum war einmal ein Dorf, und in den Ruinen lässt es sich prima feiern, da viele Mauerreste, die Brunnen etc. ohnehin von den Yachties genutzt und gepflegt werden. Von der „Pacific Marlin“ werden kistenweise Steaks und Schnitzel und Bier und Eiswasser und Früchte und Salate und Nudeln und Reis und sogar eine Flasche Wodka herübergekarrt. Und dann feiern ca. 20 Segler aus Australien, Neuseeland, Großbritannien, Südafrika, Deutschland, Norwegen, USA und Kanada, acht Marines auf Kurzurlaub aus Afghanistan, eine Militärpolizistin, zwei Fischereibehördenangestellte, zehn philippinische und zwei aus Sri Lanka stammende Bootsleute, ein englischer Kapitän und ein chinesischer Koch ein Multikultifest, das zu beschreiben hier leider mal wieder den Rahmen sprengen würde. Was für ein Ort – und was für eine Mischung von Menschen!

Samstag, 05.05.10

Montag, 07. Juni 2010

Samstag, 05.05.10 Und dann muss ich doch endlich weg, die Seychellen kommen ja nicht von alleine hierher. Eigentlich ist mein Skipper ja immer recht euphorisch, wenn es weiter geht. Aber ich habe ihn noch nie so traurig beim Ablegen gesehen wie heute. Da bricht ihm doch die Stimme beim farewell mit den Freunden. Vielen Dank für die tolle Zeit an die ganze „Chagos-family“, ihr seid großartig!

Sonntag, 06.06.10

Montag, 07. Juni 2010

Sonntag, 06.06.10 Eine große Delfinschule tröstet meinen Skipper ein wenig, das Wetter passt gut, leichter Wind, aber genug zum Segeln und gerade recht für die ersten 100 Meilen, genau Kurs West. Und deshalb „nur noch“ 900 vor dem Bug, wir freuen uns wieder über Post von euch!

Montag, 07.06.10

Freitag, 11. Juni 2010

Montag, 07.06.10 Prima Wetter, Wolfgang baut die Passatbesegelung auf und wundert sich dabei über den Tintenspritzer auf dem Vorschiff. Da war wohl ein Kalmar über Nacht zu Besuch. Anscheinend hat er aber den Weg zurück ins Wasser gefunden, denn er selber ist nicht zu sehen.
Da mein Gedicht letztens so gut angekommen ist (vielen Dank für die lieben Kommentare!), habe ich euch noch einmal eines geschrieben, ein ganz leises, kleines, das ihr nicht laut lesen braucht, eher leise denken und sich vorstellen.

Nachtwolke

Kein Mond-
und sternenübersät,
sich spiegelnd gar
auf glattem Meer
das sagenreiche Bilderbuch.

Da segelt nur für sich
des Tages letzte kleine Wolke
durch all die Götter,
Helden und Figuren,
und schafft in all dem Funkellicht
ein kleines Stückchen samt’nen Raum
für deinen eig’nen, hellen Traum.

Dienstag, 08.06.10

Freitag, 11. Juni 2010

Dienstag, 08.06.10 Heute mal zum Thema Sicherheit. Da Wolfgang erstens mit mir gemeinsam und zweitens einigermaßen ausgeruht auf den Seychellen ankommen möchte, segeln wir beiden natürlich etwas anders als mit „full house“. Damit der Skipper möglichst wenig auf das Vorschiff muss, ist natürlich die Rollgenua in Betrieb. Wie immer bei Passatbesegelung in Lee, in diesem Fall an Steuerbord. Nach Luv ist nur die kleine Fock ausgebaumt, die kann eine Weile stehen bleiben, auch wenn es aufbrist, denn da kann ja dann vom sicheren Cockpit aus die Rollgenua eingerefft werden. Damit Gustav, mein treuer Autopilot, es nicht so schwer hat, und damit ich im Falle eines Zusammenstoßes nicht mit Vollgas irgendwo drauf brettere, hält Wolfgang meine Geschwindigkeit um die fünf Knoten, nicht mehr.
Ausguck geht hauptsächlich das AIS, und damit Wolfgang den Alarm hört und überhaupt, damit er immer einsatzbereit ist, schläft er im Salon. Schwimmweste immer griffbereit, die Lifeleinen an beiden Seiten schon fertig in den Strecktauen und schon vom Salon aus am Niedergang greifbar, aber das kennen meine Gäste unter euch ja, weil das hier an Bord immer so ist.
Im wasserdichten Rucksack sind alle wichtigen Papiere, das Not-GPS, die externe Festplatte mit allen gesicherten Daten und Reservebatterien verstaut, der Rucksack liegt griffbereit in der Backbordkabine am Niedergang. Das Handfunkgerät und der EPIRB müssten da im Notfall noch extra rein, aber die will Wolfgang bis dahin einsatzbereit an ihrem Stammplatz haben.
Damit alle wissen, wo ich bin, checke ich jeden Morgen um 07.00 h Ortszeit in das Fahrtenseglerfunknetz für die Gegend ein, außerdem bin ich wegen der Piraten beim Maritime Security Centre Horn of Africa (MSCHOA) gemeldet, die Jungs kennen meine Route und haben sich auch schon gemeldet und eine „safe and uneventful journey“ gewünscht. Die Aufpasser dort wissen auch, dass mein SatFon immer von 11.00 h bis 13.00 h MESZ angeschaltet ist und haben die Nummer.
Dass sich bis auf Ohrentropfen und Hustensaft kein Alkohol an Bord befindet, trägt auch zur Sicherheit bei, manchmal wäre Wolfgang nämlich schon versucht, ein Schlückchen gegen die Einsamkeit zu trinken.

Mittwoch, 09.06.10

Freitag, 11. Juni 2010

Mittwoch, 09.06.10 Der Wind dreht etwas südlicher, weshalb die kleine Fock wieder an Deck kommt. Nach und nach bewölkt sich der Himmel, und über Nacht wird daraus eine Passatstörung mit umlaufenden Böen, sintflutartigem Regen, Dünung aus SSW und Sicht Null. Irgendwann hat Wolfgang das Ein- und Ausreffen satt, lässt nur eine Handtuchbreite Genua stehen, legt das Ruder leicht nach Luv fest und sich selber in die Koje. Wir parken, bis der Spuk vorbei ist.

Donnerstag, 10.06.10

Freitag, 11. Juni 2010

Donnerstag, 10.06.10 Kaum legt der Skipper das Mikrofon aus der Hand, kaum hat er der Funkrunde sein Leid mit den Böen und Flauten geklagt – da kommt der Passat wieder, schiebt die Wolken nach Norden und ich bin wieder mit meinen gut fünf Knoten auf Kurs West. Ein Tropikvogel, ein Shearwater und ein Tunfischschwarm kommen uns besuchen, und nachts klart es so weit auf, dass selbst die merkwürdigen Magellanschen Wolken zwischen Kreuz des Südens und Skorpion wunderbar klar in der Milchstraße zu erkennen sind.

Freitag, 11.06.10

Mittwoch, 16. Juni 2010

Freitag, 11.06.10 Der Seegang ist weniger konfus, die Sonne scheint, ein paar Delfine kommen kurz vorbei, jagen aber und flitzen deshalb gleich weiter. Ein Tropikvogel scheint mit mir mitzusegeln, immer morgens dreht er eine Runde um mich herum und entschwindet dann für den Tag. Ein Regenbogen verzaubert den Nachmittagshimmel, der dazugehörige kurze Schauer zieht hinter mir hindurch.

Samstag, 12.06.10

Mittwoch, 16. Juni 2010

Samstag, 12.06.10 Da wir heute einfach nur herrlich geradeaus segeln, kommen wir zum Thema Essen, Trinken, Schlafen. Wolfgang hat beschlossen, den Fischen mal Urlaub zu gönnen und angelt nicht. Was wir hier normalerweise so an der Angel haben wäre ja auch zu groß für eine Person, es gibt also nur Dosenfisch. Aber den natürlich schön verfeinert, mit angedünsteten Zwiebeln oder so. Brot gibt es auch alle paar Tage, der einzige Unterschied zu Törns mit mehr Leuten ist, dass es alle Mahlzeiten immer ein paar Mal hintereinander gibt. Da spart man sich den ein oder anderen Abwasch…trinken ist einfach:  Morgens kocht sich der Skipper eine Kanne Tee für den Tag, alternativ gibt es Kaffee, aber dann eine 1,5 l Flasche Wasser mit Zitronensaft für den Rest des Tages. Schlafen ist natürlich das Hauptproblem, aber da man nun mal schlafen muss, macht Wolfgang das, wann immer es geht. Dadurch ist er nachts nicht wirklich todmüde und deshalb bei jeder Veränderung von Wind oder Segang wach. Und natürlich, falls irgendein Alarm piept, aber hier draußen herrscht große Einsamkeit.

Sonntag, 13.06.10

Mittwoch, 16. Juni 2010

Sonntag, 13.06.10 Die morgendliche Funkrunde gratuliert meinem Skipper ganz herzlich zum Geburtstag, da schließe ich mich mal an! Elizabeth und Rachel haben auf Chagos ja noch ein kleines Präsent vorbeigebracht, das öffnet Wolfgang jetzt und findet eine Dose Bier und eine Schlafbrille: Letztere soll er aufsetzen und sich vorstellen, er wäre auf seiner Geburtstagsfeier! Das macht er dann auch und gönnt sich außerdem zur Feier des Tages den letzten Joghurt und die letzte Schokolade. Ich habe auch ein Geschenk: Land in Sicht! Zwar erst Frigate Island, das östlich der Hauptgruppe der Seychellen liegt, aber immerhin. Bis zum Hafen von Port Victoria schaffen wir es aber heute auf keinen Fall bei Helligkeit, um nun nicht im Dunkeln anzukommen, drehe ich bei und drifte durch die letzte Nacht dieser Langstrecke auf die Zivilisation zu. Und da piepen natürlich ständig irgendwelche Alarme: Es wird flacher, Land kommt näher, AIS-Signale liegen auf Kollisionskurs (logisch, ich drifte ja auf den Hafen zu!), und auf UKW-Kanal 16 ist auch immer irgendwer.

Montag, 14.06.10

Mittwoch, 16. Juni 2010

Montag, 14.06.10 Der Hafenmeister bittet uns früh morgens, vor Anker liegend auf die Behörden zu warten. Das dauert ein wenig, aber dann kommt das Lotsenversatzboot „Merle“ längsseits und es wird gestempelt, was das Zeug hält. Eine Stunde später ist der Spuk vorbei und ich darf die letzten von 1050 Meilen in die moderne Eden Island Marlin Marina verholt werden. Dort gönnt sich mein nun doch müder Skipper einen Burger und ein Bier und fällt in die Koje. Vorher checkt er aber noch die E-Mails und ist ganz gerührt, dass so viele Freunde an seinen allereinsamsten Geburtstag gedacht haben, vielen Dank!

Dienstag, 15.06.10

Mittwoch, 16. Juni 2010

Dienstag, 15.06.10 Der Tag wird ein Mix aus Arbeitseinsatz (Wäsche wegbringen, den Segelmacher holen etc.) und neuen Bekanntschaften, denn an der Marinabar wird natürlich WM geguckt. Wolfgang wird von ein paar einheimischen Skippern adoptiert und wird nicht eher in die Koje gelassen, bis Brasilien 2:1 gegen Nordkorea gewinnt. Bis dahin fließt ganz schön viel Rum durch die Kehlen, Wolfgang macht den Fehler, zu erzählen, dass er vorgestern Geburtstag auf See hatte, und die Jungs veranstalten eine spontane Nachfeier!