Von Singapur nach Phuket – Okt./Nov. 2009

29.10.2009

Donnerstag, 29. Oktober 2009

29.10.2009

Donnerstag, 29.10.09 – Weil die Elektriker/Elektroniker noch ein paar Vorbereitungen machen müssen, erledigt Wolfgang ein Zwischenprogramm aus Ersatzkeilriemeneinkauf, Fotoalbumpflege auf facebook und der Erledigung überfälliger Mails. Auf facebook sind wir übrigens wegen der vielen Wolfgang Webers am einfachsten über die E-Mail-Adresse sygalateia@aol.com zu finden! Viel Spaß mit den Fotos in den Alben, Wolfgang freut sich über neue Freunde!
Manfred genießt derweil die Vielfalt Singapurs und entdeckt viel Neues: Heute ein Standradrennen in einer Einkaufszone. Man wird erfinderisch, wenn man mit fünf Millionen anderen auf einer kleinen Insel wohnt.

30.10.2009

Freitag, 30. Oktober 2009

Freitag, 30.10.09 – Heute findet der lang erwartete Großeinsatz statt: Da wird geschraubt und abisoliert und gelötet und verkabelt was das Zeug hält – und am Abend habe ich ein Class-B-AIS, einen kleinen Kartenplotter und ein neues Satellitentelefon eingebaut.
AIS ist ein relativ neues Schifferkennungssystem, das entweder auf dem Laptop oder auf einer externen Anzeige alle anderen Schiffe, die ebenfalls mit dem System ausgerüstet sind (und für die Großschifffahrt ist es Vorschrift!) samt Namen, Position, Funkrufzeichen, Kurs, Annäherungsminimum, verbleibende Zeit bis zum Annäherungsminimum und Geschwindigkeit anzeigt. In der einfachsten Variante können Yachten diese Daten nur empfangen, aber Wolfgang hat sich entschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen und hat die aufwändigste, aber auch sicherste Variante gewählt. Mein System vom deutschen Hersteller Weatherdock empfängt nicht nur, sondern sendet auch meinen Kurs, meine Geschwindigkeit, meine MMSI-Nummer etc. an alle anderen. Außerdem ist es nicht an mein GPS gekoppelt, sondern hat sowohl für GPS als auch zum Senden der Signale eigene Antennen. Dadurch ist es völlig unabhängig von der restlichen Navigationselektronik und vom UKW-Funkgerät, zumal ich nun einen kleinen Kartenplotter nur für das AIS habe. Anders als alle anderen Modelle kann das Weatherdock-AIS aber gleichzeitig auch auf den Computer gespielt werden, falls in einer Hafeneinfahrt oder in anderen engen Fahrwassern ein größeres, genaueres Display nötig ist. Umgekehrt heißt das aber auch, dass ich den Laptop normalerweise nicht brauche, was natürlich den Stromverbrauch der Anlage auf fast nix reduziert. Und deshalb ist es so verknüpft, dass es einfach immer an ist, sobald meine Navigationselektronik (Echolot, Logge…) angeschaltet wird. Sicherer geht es nicht.
Weil mein neues Satellitentelefon ohne die alte, nachführende Antenne auskommt, braucht es ebenfalls kaum noch Strom. Perfekt. Ich bin zwar klein, aber oho!

31.10.2009

Samstag, 31. Oktober 2009

Samstag, 31.10.09 – Wolfgangs Schulfreund und Volleyballmannschaftskamerad Wolfgang Ademmer leitet eine Geschäftsreise um und kommt uns besuchen! Und weil erstens Halloween und zweitens Sankt Wolfgang ist, beginnt der Tag zwar hier in der Marina am Pool, endet aber natürlich in der Innenstadt, wo sich die beiden unter das Partyvolk am Clarque Quai mischen…
Bitte keine Kommentare zur Tatsache, dass es mal einen heiligen Wolfgang gab.

01.11.2009

Sonntag, 01. November 2009

Sonntag, 01.11.09 – Aaron und Tim kommen heute zu Besuch, und wieder lernt mein Skipper eine Menge dazu, heute z.B. dass es auf vietnamesisch 101 Art gibt, „ich” zu sagen. Da hat Tim nämlich ein Buch drüber geschrieben, was auch deshalb interessant ist, weil es sich genau wie bei Wolfgangs Segel-Knigge im weitesten Sinne um einen Höflichkeits-Ratgeber handelt.

02.11.2009

Montag, 02. November 2009

Montag, 02.11.09 – Weil sich mein Skipper in die Betriebsanleitungen vertieft und am Nachmittag nicht nur alles funktioniert (das hatten wir ja schon am Freitag), sondern auch vernetzt und kompatibel ist, gebe ich heute einfach mal an und liste hier mal meine Sicherheitsausrüstung auf:
-eine Rettungsinsel für sechs Personen, knapp zwei Jahre alt, erste Wartung kommenden Januar
-sechs Automatikwesten für Erwachsene, eine Automatikweste für Kinder, alle mit integriertem Lifebelt, alle im Januar in Auckland gewartet
-ein EPIRB, gewartet bis 2012
-diverse Leuchtraketen etc., ebenfalls aus Auckland
-ein DSC-UKW-Funkgerät, plus ein UKW-Handfunkgerät
-ein Grenzwellenfunkgerät, weltweite Abdeckung, Modem für E-Mail (sailmail), Wetterfax
-ein Satellitentelefon, weltweite Abdeckung, Notruffunktion, Modem für E-Mail (satmail), Wetter-E-Mail
-ein Radar, einstellbarer Kollisionsalarm, „Watchman”-Funktion
-drei GPS-Geräte: Eines für den Normalbetrieb, eines für das AIS, eines für die Rettungsinsel, alle wechselseitig austauschbar.
-ein AIS-Transponder, immer eingeschaltet, Kollisionsverhütungsalarm, Warnnachrichten
-zwei Bordcomputer, einer für Navigation, einer für Kommunikation, austauschbar
-zusätzlich ein unabhängiger Kartenplotter, Alarmfunktionen
-Sekundärvorstag für Sturm- und Starkwindsegel
-drei schwere Anker, 120 m Kette, 8mm
-Wurfleinen, Strecktaue, Badeplattform, Radarreflektor, automatische Bilgenpumpe und die sonstigen üblichen Standards
-ein Skipper mit ein bisschen Erfahrung
Und weil das alles gehegt und gepflegt werden muss (besonders der Skipper!), erhöhen wir nächstes Jahr die Törnpreise um 100%.
Na gut, war ein Scherz. Wolfgang hat aber für 2011 die Törnplanung erstellt, wenn die Feinarbeiten fertig sind, könnt ihr schon mal reichlich Urlaub einreichen, denn es gibt viiiiiiiel Langstrecke: Zweimal über den Atlantik und quer durchs Mittelmeer bis zur Ankunft in Partyroz Mitte September 2011! Sankt Helena, Brasilien, Karibik, Bermuda, Azoren… Zum Üben gibt es 2010 aber auch noch schöne Strecken, wir suchen noch Mitsegler für Phuket-Sri Lanka, Sri Lanka-Malediven, Malediven-Seychellen und Madagaskar-Kapstadt. Und für die wunderbaren Bummeltörns im Nordwesten Madagaskars, vor Nosy Bey liegt eines der schönsten Segelreviere der Welt!

03.11.2009

Dienstag, 03. November 2009

Dienstag, 03.11.09 – Heute wieder der übliche Mix aus den letzten Wartungsarbeiten (Ölwechsel) und einer Runde im Pool. Die schönste Neuigkeit des Tages ist die Ankunft von „Sleipnir 2” am Liegeplatz neben mir, Evi und Wolfgang brauchen natürlich als erstes eine Einweisung, wo es hier ein kühles Bierchen gibt.

04.11.2009

Mittwoch, 04. November 2009

Mittwoch, 04.11.09 – Manfred schwingt den Staubsauger, Wolfgang schließt den Wasserschlauch an: Die neue Crew wird ja heute erwartet, da muss ich glänzen. Als erster trifft Georg Römer ein, stellt seine Tasche unter Deck und darf gleich mit Manfred zum Großeinkauf für die nächsten drei Wochen losdüsen. Wolfgang wartet inzwischen auf Wolfgang Gutt, der am frühen Abend vom Flughafen kommt und sofort seinen Pass abgeben darf, damit Wwolfgang (für die nächsten Wochen wie immer mit Doppel-W, wenn Wolfgang Gutt an Bord ist, der dann immer WolfgangG ist…) das Ausklarieren für morgen schon mal anleiern kann. Die Behörden brauchen einen halben Tag Vorlauf zum Papiere ordnen. Die beiden Einkäufer lassen sich wenig später mit dem Golfautochen vom Parkplatz bis zu meinem Heck kutschieren, dass erleichtert die Schlepperei schon sehr. Kaum ist alles unter Deck verstaut, entschwindet die Crew in Richtung Bar, wo Evi und Wolfgang (wie schreibe ich den denn jetzt? Am Tisch heißt exakt jeder zweite Wolfgang!) die Kellner schon auf Trab halten. Wird ein lustiger erster Abend, da bleibt mir ja kaum Zeit für ein herzliches Willkommen an Bord!

05.11.2009

Donnerstag, 05. November 2009

05.11.2009

Donnerstag, 05.11.09 – WolfgangG kennt Singapur noch gar nicht, und Georg spielt deshalb den Reiseführer. Wwolfgang versucht inzwischen, seine Erkältung auszukurieren, und Manfred genießt ein letztes Mal die luxuriösen Duschen etc. Über Mittag erledigt mein Skipper die Schiffs- und Sicherheitseinweisung, zum ersten Mal für Georg, zum zweiten Mal für Manfred und zum zehnten Mal für Dauergast WolfgangG. Am Nachmittag erscheint der Einwanderungsbehördenvertreter und nach kurzer Gesichtskontrolle im Marinabüro darf ich ablegen. Mit einem Regenschauer verabschiedet sich Singapur, aber Zeit zum Trauern bleibt nicht, denn hier wird verschärft Ausguck gegangen. Schon der Slalom durch das Ankerliegerfeld ist ein Abenteuer, aber mit der Einfahrt in das Verkehrstrennungsgebiet der Straße von Malakka geht es erst richtig los. Im Verkehrstrennungsgebiet ziehen die großen Pötte geordnet, aber in Unzahl ihres Wegs, ca. 120 Einträge auf dem AIS, so wie die A 8 zu Ferienbeginn- und daneben kommen uns die kleinen, also Schlepper, Fischer, KüMos und Schnellboote entgegen. Wohin soll ich da noch? Am besten geht es im Verkehrstrennungsgebiet, aber ganz am rechten Rand. Da gehöre ich ja auch hin, und das klappt prima. Den AIS-Alarm schaltet der Skipper gleich mal aus, sonst ist Dauerpiepen. Die „Globetrotter” hat uns gerade mit 11,9 Knoten überholt. Aber ansonsten ist das neue System wirklich super, wir können alle anderen prima einschätzen und anfunken – und die wissen auch alle, wer ich bin. Und unglaublicherweise muss ich so die ganze Nacht nicht ein einziges Ausweichmanöver fahren. Wenn das so gut weiter geht, dann hat sich das AIS schon bezahlt gemacht.
Georg kommt aus anderen Gründen zu einem ähnlichen Schluss, nämlich dass sich der Törn in der ersten Nacht schon bezahlt gemacht hat, und zwar nur, weil Wolfgang ihm endlich mal Merksätze sagt, mit denen man sich die unterschiedliche Lichterführung der Schiffe merken kann. Hier eine kleine Auswahl: Rot über weiß/grün über weiß? Fischlein beißt, also Fischer bzw. Trawler. Weiß über rot? Glatze über Schnapsnase, also ein Lotsenboot. Rot über weiß über rot? Österreicher, also manövrierbehindert (unsere österreichischen Segelfreunde merken sich das auch so, glaube ich!). Ein rotes Licht? Ein Puff, das Geräusch bei der Explosion, also explosionsgefährdet bzw. nicht entgaster Tanker. Man lernt eben täglich dazu…

06.11.2009

Freitag, 06. November 2009

Freitag, 06.11.09 – Leichte Brisen, mal reicht es zum Segeln, mal nicht. Um 13.50 h fällt der Anker zwischen den Water Islands südlich von Malakka. Da der Himmel bedeckt ist und alle noch müde von der Nachtfahrt sind, wird Higgins, mein Beiboot, weiterhin geschont. Ein bisschen lesen, lecker zu Abend essen (Manfred zaubert hier täglich!), früh in die Koje. Über Nacht blitzt und donnert es rundherum, aber ich bleibe verschont und sogar trocken.

07.11.2009

Samstag, 07. November 2009

Samstag, 07.11.09 – Bis Port Dickson liegen noch knappe 50 Meilen vor dem Bug, also geht die Reise früh los. Mit dem ersten Tageslicht bin ich wieder auf Nordkurs, ab Mittag brist es schön aus Südwest auf, die Strömung schiebt kräftig mit und so verhindert nur ein kurzer Riffrumpler vor der Marina einen komplett sorgenfreien Tag. Ich bin es ja gewohnt… Wenn Wwolfgang mal reich ist, spendet er der malayischen Regierung ein paar Untiefentonnen.
In der komfortabeln Marina treffen wir wieder Freunde: Kathi und Rob von der „Aries Thor” sind da, außerdem liegen die „Ahu”, die „Comtessa” und später auch noch die „Sappho” am gleichen Steg. Der Marina-Pool lockt natürlich, das Einklarieren wird auf morgen verschoben.

08.11.2009

Sonntag, 08. November 2009

08.11.2009

Sonntag, 08.11.09 – Und ewig grüßt das Murmeltier: Genau wie 2003 behauptet der Stegwart zwar, dass die Behörden geöffnet haben, aber genau wie 2003 ist alles zu. Und genau wie 2003 befindet meine Crew, dass der Versuch reicht und entschwindet mit ungestempelten Pässen zum Taxiausflug nach Malakka. Das alte holländische Stadtzentrum und das Chinesenviertel sind Weltkulturerbe, all die Sehenswürdigkeiten aufzuzählen würde hier mal wieder den Rahmen sprengen. Die Veränderungen gegenüber 2003 sind vielleicht interessanter: Erstens gibt es heutzutage viel mehr einheimischen Tourismus, und zweitens hat man das Müllproblem wenigstens mal in Angriff genommen: Ein Sammelboot patrouilliert auf dem Fluss, und überall stehen Abfalleimer. Beides gute Entwicklungen, freut mich! Draußen in der Straße von Malakka ist das Meer ja schön bunt: Plastik in allen Farben.

09.11.2009

Montag, 09. November 2009

Montag, 09.11.09 – Der Behördenhordenhürdenlauf wird mit „unserem” Taxler von gestern rasch erledigt, beim Ablegen darf ich ein schnelles Fender-über-Bord-Manöver fahren, die nächste Nachtfahrt liegt vor dem Bug. Dunkel ist es allerdings schon ab 15.00 h, denn es gewittert grauenhaft. Ab der One-Fathom-Bank verlasse ich die Großschifffahrtsrinne, und das Gewitter verlässt uns. Hell wird es aber nicht mehr, ist ja schon fast Mitternacht.

10.11.2009

Dienstag, 10. November 2009

Dienstag, 10.11.09 – Georg hat in seiner Wache Glück und sichtet ein paar Delfine, tagsüber segeln wir wieder mit den thermischen Brisen, so entschädigt der Tag wenigstens für eine eher ekelige Nacht.
Bei Pulau (Insel) Pangkor bilden ein paar vorgelagerte Inselchen einen guten Naturhafen, nach dem Ankermanöver kommt Higgins nun doch endlich mal ins Wasser und meine Mannschaft verholt sich in das kleine Touristenzentrum am Ufer. Hat sich ganz schön entwickelt in den letzten sechs Jahren, ist aber immer noch schön und gemütlich – und Mopeds werden auch weiterhin verliehen! Da weiß ich ja schon, was den Jungs morgen blüht.

11.11.2009

Mittwoch, 11. November 2009

11.11.2009

Mittwoch, 11.11.09 – Passend zum Karnevalsanfang verkleiden sich die vier als Hells Angels und drehen kräftig am Gasgriff. Pangkor hat eine Ringstraße, es gibt ein altes, holländisches Fort, traditionelle Holzbauwerften, einen lustigen Tempel, schöne Strände, Dschungel mit Affen und Nashornvögeln und quirlige Kleinstadtzentren zu besichtigen. Aber nach drei, vier Stunden ist man einmal rum, Zeit für die nächste Nachtfahrt. Nicht mit dem Moped!

12.11.2009

Donnerstag, 12. November 2009

Donnerstag, 12.11.09 – Da diese Nachtfahrt im Dauerregen stattfand, der nur durch schwere Gewitterschauer unterbrochen wurde, ansonsten gnadenlos erfindungsreiche Positionslampenersatzsysteme (Kfz-Zubehör, Partylichterketten…) auf den unzähligen Fischerbooten für Dauerverwirrung sorgten, wird sie (also die Nachtfahrt) aus dem gemeinschaftlichen Gedächtnis gestrichen. Georg besteht auf einer Ausnahmeregelung: Er findet die die bunten Lichter schön und plädiert dafür, die offizielle Lichterführung ganz abzuschaffen!
Gerüchteweise gibt es in Georgetown auf Pulau Penang eine neue Marina, weshalb ich morgens einfach der „Kiwi Kiwi” mit Skipper Alwin hinterherfahre, der scheint zu wissen, wo es lang geht: Erst einmal unter der gewaltigen Penang-Brücke hindurch, dann weiter in Richtung Eastern-Oriental Hotel – und da ist sie schon, die City Marina. Mitten in der Stadt, das ist ja mal eine Verbesserung gegenüber 2003, denn da lag ich meilenweit außerhalb im alten Yachtclub. Leider wird die Freude bald getrübt, denn der Fährschwell hat die Hälfte der Marinastege schon zerbröselt, und mich schaukelt es auch gewaltig. Lange Leinen, ein paar Springs, geht schon. Noch unangenehmer ist, dass in der Marina die Scheiße am Grund mit einem Saugbagger von einer Ecke in die andre geblasen wird, um die Wassertiefe an den Stegen zu erhöhen. Das macht erstens einen Höllenlärm – und zweitens rechtfertigt es den erstmaligen Gebrauch eines fäkalen Kraftausdrucks in elf Jahren Kurs-West-Logbuch. Es handelt sich um Scheiße. Und es stinkt auch so.
In den Gassen der Altstadt riecht es aber besser, indische Gewürze locken zum einfachen, aber leckeren Abendessen in einer einfachen Garküche.

13.11.2009

Freitag, 13. November 2009

13.11.2009

Freitag, 13.11.09 – Die Altstadt von Georgetown ist ebenfalls Weltkulturerbe, und eigentlich müsst man ähnlich wie in Malakka ein paar Tage hier verbringen, um alle Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Heute reicht es nur für die riesige Tempelanlage Kek Lok Si, die Zahnradbahn auf den Penang Hill, den Tempel des Schlafenden Buddhas und einen kurzen Bummel durch die Gassen auf der Suche nach frischem Gemüse.
Das Verholen in die Kojen wird so lange wie möglich hinausgezögert, aber durch die Zusatzbeschallung der Disco auf dem Kreuzfahrtschiffanleger nicht wirklich erleichtert. Die perfekte Kombination aus Baggerlärm, Klogestank und Techno-Bässen. Gute Nacht…

14.11.2009

Samstag, 14. November 2009

14.11.2009

Samstag, 14.11.09 – Die Strecken zwischen sicheren Ankeplätzen oder Häfen auf dem Weg nach Norden sind leider immer so um die sechzig, siebzig Meilen lang, also entweder gleich eine Nachtfahrt oder früh aufstehen. Heute mal wieder früh aufstehen. Passt auch gut mit der Gezeitenströmung, die schiebt mich mit einem Extra-Knoten nach Norden. Auf den Flachs vor Penang legen wieder viele Fischer ihre Netze aus, aber ab der 20-m-Tiefenlinie habe ich freies Wasser. Kurz vor Langkawi kommt die kleine Fock zum Einsatz, denn eine Gewitterbö legt mich ganz schön auf die Backe. Nach einer knappen Stunde ist der Spuk vorbei. Auf dem UKW-Funkgerät ertönt plötzlich eine vertraute Stimme: „Galateia, Galateia, here Aries Thor!?” Rob und Kathi liegen schon an meinem Lieblingsplatz, Wwolfgang beschwert sich bei Rob, freut sich aber auf ein gemeinsames Bierchen am Abend. Manfred übernimmt die Navigation durch das Insel-Wirr-Warr, in dem es da vorne eine schmale Passage zum Canyon geben muss. Alles grüner Dschungel, da soll ich durch? Da fahre ich durch, der Dschungel teilt sich, wie ein Vorhang verschieben sich die Kalksteinwände und geben den Blick auf einen der schönsten Ankerplätze dieses Planeten frei. Seeadler dutzendweise über uns, der Ankerplatz eher eine Urwaldlichtung als eine Bucht, landumschlossen, perfekt geschützt. Die wohlverdiente Belohnung für die langen, wegen der Gewitter ja doch recht anstrengenden Strecken der letzten zehn Tage.
Kathi und Rob paddeln wie versprochen zum Geschichtenerzählen herüber, beide ganz froh, am eigentlichen Ziel der Saison 2009, nämlich eben dieser wunderschönen Inselwelt zwischen Thailand und Malaysia, angekommen zu sein. Meine Crew freut sich auch!

15.11.2009

Sonntag, 15. November 2009

Sonntag, 15.11.09 – Kaum stecke ich meine Nase um die Ecke, da kommt mir die „Styrr” entgegen! Es gibt Telepathie also doch, denn Wolfgang hatte noch vor wenigen Minuten gedacht: „Ich muss Martin dringen eine E-Mail schreiben, damit wir uns nicht verpassen!” Hat sich erledigt, Martin steht an Deck und winkt schon. Der Jungfrauensee eine Meile nördlich ist sowieso ein beliebtes Tagesausflugsziel, „Styrr” und ich ankern vor dem kleinen Anleger, und während Rob und Kathi, die den Ausflug zu Dschungel und Affen per Beiboot erledigen, meine Crew einladen, entschwindet Wwolfgang zum Geschichtenerzählen auf die „Styrr”. Jetzt kann er endlich auch mal Martins Tochter Anna und ihre Mama Theres kennenlernen, die ganze Saison 2009 sind wir ja leider im Ein-Wochen-Abstand aneinander vorbei gesegelt! Aber ab jetzt segeln wir für ein paar Monate im selben Revier und werden uns wohl öfters sehen. Schöne Grüße von Martin an Monika, Gerdi, Sylvia, Christian, Dieter etc.
Unter Blister darf ich die letzten Meilen bis nach Kuah, dem Hauptort auf Langkawi, segeln, ein Gewitterschauer verzögert den Anleger noch um ein paar Minuten, dann liege ich in der Marina. Ist alles ein bisschen viel größer geworden seit dem letzten Mal…

16.11.2009

Montag, 16. November 2009

16.11.2009

Montag, 16.11.09 – Meine Mannschaft muss zur Gesichtskontrolle, wir klarieren aus Malaysia aus. Um Langkawis Südostecke herum schlängele ich mich zwischen bizarren Inselchen nach Norden, dann Nordwesten. Landschaftsdaueralarm. Und am Nachmittag wieder einer dieser unglaublichen Ankerplätze im Hole in the Wall: Mitten in einer schier unüberwindbaren Felswand öffnet sich plötzlich eine Lücke und gibt den Blick auf ein kleines Flussmündugssystem frei, landumschlossen, mangrovenbestanden, Seeadlerheimat.

17.11.2009

Dienstag, 17. November 2009

17.11.2009

Dienstag, 17.11.09 – Und natürlich bleiben wir an diesem paradiesischen Fleckchen einen Tag. In einem Seitenarm gab es früher ein kleines, schwimmendes Fischlokal, aus dem ein großes, schwimmendes Fischlokal geworden ist. Die Chefin organisiert als erstes ein Tagesausflugsboot für meine Jungs, die so bequem durch die Krokodilhöhle hindurch, an den Mangroven entlang, zum Adlerfütterplatz und zur Fledermaushöhle kutschiert werden. Langschwanzmakaken und Schopfäffchen, ein Waran und natürlich ein paar andere Touristen sind auch unterwegs.
Das Mittagessen im Restaurant ist so gut, dass gleich für das Abendessen reserviert wird: Es gibt fangfrische Riffbarsche und Heuschreckenkrebse, lecker!
In der Zwischenzeit kommen „Styrr”, „Chenoa” und „Ishani” ebenfalls am Ankerplatz an. Theres will erst gar nicht glauben, dass die Adler mit Hühnerklein gefüttert werden, dass die Ausflugsbootskipper mit dem Rückwärtsgang der Außenbordmotoren erst einmal herstellen. Stimmt aber.
Den Abend verbringen alle vier Crews gemeinsam am langen Tisch in der Fischwirtschaft, Wwolfgang bespaßt die Kinder Anna, Leonie, Noah und Marvin – und Georg, WolfgangG und Manfred bespaßen sich beim Krabbenpulen selbsttätig.

18.11.2009

Mittwoch, 18. November 2009

Mittwoch, 18.11.09 – Mal reicht der Wind zum Segeln, mal reicht er nicht. Aber bis zum kleinen, aber feinen Ankerplatz hinter Koh Laen an der Nordspitze von Koh Tarutao sind es nur 22 gemütliche Meilen, keine Eile. Die Sprachtalente unter euch haben es vielleicht schon gemerkt: Die Inseln heißen plötzlich nicht mehr Pulau, sondern Koh. Ich bin in Thailand. Manfred und Wwolfgang suchen verzweifelt die neue Gastlandsflagge, die unter das Salonpolster gerutscht ist, dazu die gelbe „Q”, weil ich ja noch zum Zoll muss (das kann aber warten bis Phuket), schon bin ich zumindest halboffiziell eingereist.
In der Geheimbucht (denn sie steht nicht im Hafenhandbuch) gibt es ein kleines Fischerlager am Ufer, aber der bedeckte Himmel lädt nicht zum Dinghiausflug ein. So bleibt der erste Kontakt mit den Thais noch aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.

19.11.2009

Donnerstag, 19. November 2009

Donnerstag, 19.11.09 – Zum ersten Mal auf diesem Törn darf ich den ganzen Tag ungestört von Flauten oder Gewitterschauern einfach nur mit stetigem Nordost segeln. Genuss pur, und wahrlich wohlverdient. Georg, der neulich schon mit dem Sextanten eine prima Mittagsbreite geschossen hat, nutzt den Sonnenschein für eine gute Astrostandlinie und stellt fest, dass Koh Phetra sich um ein paar Meilen verschoben hat… Wir ankern trotzdem hinter dieser skurrilen Felswand mitten im Meer. Knapp zwei Meilen lang, bis zu 376 Meter hoch, aber nur 200 Meter breit. WolfgangG nennt die Wand passend „das Frühstücksbrettchen”, aber „Koh Mammut” würde besser passen, denn die Felsformationen bilden deutlich eine Herde Mammuts auf der Durchreise. 2003 ist hier in der Gegend der „Galateia-Landschaftsalarm” erfunden worden, und der schrillt auch heute alle paar Minuten, wenn ich mal wieder dicht an einem Felsmuffin, einem Felspenis, einem Felshut oder einer wohlproportionierten Brust vorbeisegele. Unbeschreiblich, aber daran werdet ihr euch gewöhnen müssen. Klares Wasser lockt zum Bade, die Heckdusche wird aktiviert, die Mannschaft glänzt.
Wohlgelaunt packt Wwolfgang am Abend die Gitarre aus, ein bisschen Romantik als Abschluss für einen tollen Tag.

20.11.2009

Freitag, 20. November 2009

20.11.2009

Freitag, 20.11.09 – Ich darf weiter in kleinen Tagestouren durch Thailands Inselwelt bummeln. Heute sind es auch wieder nur 20 Meilen bis Koh Muk. Und Koh Muk hat einen Hong. Und zwar den schönsten Hong. Und weil gerade Niedrigwasser ist und kein Ausflugsboot vor dem Hong ankert, paddelt meine Mannschaft ungestört mit Higgins in eben diesen Hong. Manfred und Georg waren noch nie in einem Hong und sind genau so verblüfft und verzaubert, wie ihr es wäret, wenn ihr zum ersten Mal durch die rabenschwarze, niedrige Höhle in einen Hong paddeln würdet. Unbeschreiblich schön. Eben ein Hong.

21.11.2009

Samstag, 21. November 2009

21.11.2009

Samstag, 21.11.09 – Leider spielt das Wetter heute wieder Malakka-Straße: Nieselflaute von vorne, naja…
Zum Ausgleich darf die Crew heute zwischen zwei Tageszielen auswählen: Entweder Koh Phiphi Le, wo „The Beach” gedreht wurde (der Film/das Buch spielt übrigens in einem Hong!), oder Koh Phiphi Don, wo eine nette Kneipenzeile lockt. Nach einigem Hin- und Herüberlegen fällt die Entscheidung zugunsten der Kneipenzeile, Landschaft hatten wir ja auch schon satt in den letzten Tagen. Ich bekomme in dem dichten Ankerliegerfeld eine der letzten freien Bojen, und schon sind sie weg, meine Männer. Wwolfgang und WolfgangG sind recht gespannt, wie gut man die Insel nach dem Tsunami 2005 wieder hergerichtet hat und werden positiv überrascht. Bausünden gibt es keine, die Häuser am Strand sind nun alle durchspülbar, also sicherer gebaut, ansonsten sieht es fast genau so aus wie vor sechs Jahren. Leerer ist es sicher nicht geworden, obwohl erst Vorsaison ist.

22.11.2009

Sonntag, 22. November 2009

Sonntag, 22.11.09 – Einen besseren Platz hätten sich die ca. sechs Meter Großschifffahrtstrosse, die sich um meinen Propeller wickeln, gar nicht aussuchen können. Manfred bemerkt als erster, dass es irgendwie rumpelt, aber ich bin am Nachmittag ja noch unter Segeln in der Einfahrt nach Ah Chalong, also geht die Fahrt einfach weiter und ich darf in der weiten Bucht unter Fock ankern. Das klappt prima, Wwolfgang schnorchelt kurz und kann die schwere Leine einfach so vom Propeller heben, nix passiert, Glück gehabt. Ich war wohl auch die einzige Yacht, die seit Singapur noch kein(e) Netz/Leine/Plastiktüte eingefangen hatte.
Am Ankerplatz liegen Dutzende riesiger Tauchboote, das Geschäft scheint hier schwer zu boomen. Für mich ist aber noch ein Eckchen frei, zum Beibootanleger sind es nur ein paar hundert Meter, also entschwindet meine Crew mal wieder zum Abendessen an Land.

23.11.2009

Montag, 23. November 2009

Montag, 23.11.09 – Die Mannschaft des Mega-Racers „Australien Maid” war leider ein paar Minuten vor Wwolfgang im Büro des Hafenmeisters, bis das gute Dutzend Pässe verarbeitet ist, heißt es also warten. Aber danach geht das Prozedere recht fix von statten und ich bin nun auch ganz offiziell in Thailand. Eine kleine Anekdote am Rande, was die hiesigen Behördenhürdenhorden angeht: Wwolfgang fragt mal freundlich nach, ob er anstelle des üblichen Vier-Wochen Visums eine Verlängerung auf sechs Wochen haben kann, weil er Anfang Januar nach Deutschland fliegt. Der Immigration-Officer empfiehlt einen „Visa-Run”, also mit dem Bus über die Grenze nach Myanmar und dann am gleichen Tag zurück. Da stellt sich nur noch die Frage nach der verwandtschaftlichen Beziehung zwischen Einwanderungsbehördenchef und Busunternehmer.
Diesel und gutes Trinkwasser kann man hier ebenfalls prima bunkern, das komplettiert die offizielle Seite dieses Tages.
Mit leichten Brisen darf ich noch ein paar Meilen weit segeln, bis mit dem letzten Büchsenlicht der Anker hinter der kleinen Insel Koh Rang Yai fällt. Ein paar andere Yachten, ansonsten wieder ruhe und Abgeschiedenheit, wenn man von den weiterhin sehr innovativen Lichterführungsvarianten der thailändischen Fischer und Ausflugsboote absieht. Für die SKSler unter euch: Was z.B. ist weiß über rot achtern, vorne nur rot? Ein segelndes Lotsenboot? Ein nicht entgaster Tanker unter 50 Meter?? Oder was bedeutet ein weiß-blaues Wechselfunkellicht bei einem Ankerlieger? Wwolfgangs Mama per Telefon: „Ein Bayer!”
Apropos Telefon, ich habe mal wieder eine neue HandyNr: +66(0) 899703018

24.11.2009

Dienstag, 24. November 2009

24.11.2009

Dienstag, 24.11.09 – Ein letzter schöner, gemütlicher Segeltag, wieder einmal vorbei an skurrilen Felsformationen und sanften Hügeln. Schon schön hier… Hilft aber alles nix, um 15.00 h laufe ich in die Yacht Haven Marina ein, 463 Meilen seit Singapur. Weil Georg schon sehr früh am nächsten Morgen abreisen muss, werde ich ausnahmsweise schon heute auf Hochglanz poliert, dann poliert sich die Mannschaft unter der Dusche und erzählt sich später beim leckeren Abschiedsessen die schönsten Geschichten und Abenteuer der letzten drei Wochen. Und dann auch noch die lustigsten Geschichten der letzten 40 Jahre… es wurde ja ohnehin schon sehr viel gelacht in den letzten drei Wochen…

25.11.2009

Mittwoch, 25. November 2009

Mittwoch, 25.11.09 – WwolfgangG und Manfred helfen Wwolfgang noch bei den nötigen Pflege- und Reparaturarbeiten, dann muss auch WolfgangG zum Flughafen. Gute Reise, und bis nächste Jahr!
Mit dem gleichen Flieger, der WolfgangG abholt, kommen Gerdi Bauerfeind, Ursel Farrelly, Karin Schwarz-Kasenbacher und Rolf Quade an: Alles bekannte Gesichter, deshalb natürlich große Wiedersehensfreude!