Von Darwin nach Bali – August 2003

10.08.2003

Sonntag, 10. August 2003

Sonntag, 10.08.03 – Schon um 08.00 h geht es ein paar Meter bergauf, nach dem Schleusen ist es dann aber nur noch eine Kabellänge bis zum zugewiesenen Liegeplatz. Dieter und Wolfgang verbringen den Tag mit Naherkundung, sieht vom Steg aus schon mal alles ganz nett aus! Am Abend geht es auf die SY „Christianshavn“ : die Dänen, die wir schon seit Panama kennen und die Wolfgang gestern abend zufällig in der Kneipe getroffen hat, haben meine Crew zum Barbecue eingeladen!

11.08.2003

Montag, 11. August 2003

Montag, 11.08.03 – Darwin ist im Zweiten Weltkrieg als einzige australische Stadt schwer von den Japanern bombardiert worden – von der gleichen Truppe und mit ähnlich katastrophalen Folgen wie in Pearl Harbour auf Hawaii. Eines von den im Hafen versenkten Schiffen ist nicht als Kriegsgrab klassifiziert und darf deshalb betaucht werden, und so kommt Dieter zum seinem ersten Wracktauchgang und kann zwischen den Resten des amerikanischen Materialtransporters USAT „Meigs“ nach alten Minen, Eisenbahnschwellen, einem Flakgestell und ein paar Lkws forschen.

12.08.2003

Dienstag, 12. August 2003

Dienstag, 12.08.03 – Ich bekomme ein paar wohlverdiente Streicheleinheiten: Die Batterien werden kontrolliert, das Getriebeöl wird gewechselt, mein Motorraum bekommt einen kleinen elektrischen Lüfter für die Äquatorhitze und noch so einiger anderer Kleinkram wird erledigt.

13.08.2003

Mittwoch, 13. August 2003

13.08.2003

Mittwoch, 13.08.03 – Aber heute lässt mich meine Crew schon wieder alleine am Steg zurück: Im Litchfield-Nationalpark gibt es springende Monsterkrokodile, verkehrsblockierende Kakadus, eine Python (Dieter findet wirklich komische Haustiere zur Zeit!), die erste Kragenechse der Saison, Wallabies, Wildgänse, Flughunde, Seeadler, drei tolle Wasserfälle (jeweils mit Schwimmpause!), einen Kookaburra bei der Eidechsenjagd, magnetische Termiten und eine Menge Landschaft zu bewundern. Zwölf Stunden lang volles Programm und Natur pur: Zu viel für dieses Logbuch!

14.08.2003

Donnerstag, 14. August 2003

Donnerstag, 14.08.03 – Weiter im Touristikprogramm: Morgens in das Flugzeugmuseum mit einem B 52-Bomber (Wobei Wolfgang ja bekannterweise findet, dass Museen der einzig erlaubte Platz für Bomber sein sollten!), nachmittags in das Kunst- und Kulturmuseum, welches übrigens eine Riesenüberraschung im positiven Sinne ist und hiermit wärmstens empfohlen sei, und abends auf den alldonnerstäglichen Riesentrödelmarkt am Strand. Tausende Menschen fotografieren sich beim Sonnenuntergang und ich bekomme das zehnte Instrument für den Orchestergraben an Steuerbord im Salon, Wolfgang ersteht nämlich mitten im Gewühle von einer lustigen Aboriginee-Frau ein prima Didgeridoo!

15.08.2003

Freitag, 15. August 2003

Freitag, 15.08.03 – Törnvorbereitungen: Pässe beim Zoll stempeln lassen, nochmal frisches Obst und Gemüse einkaufen, Abschiedsbesuche von der SY „Steadfast“ und der SY „Christianshavn“ empfangen und um 21.00 h zweimal schleusen, die Tankstelle liegt nämlich außerhalb der Marina und wird vom Schleusenwärter nur bedient, wenn ansonsten nicht viel los ist. Etwas merkwürdige Einrichtung, gelinde gesagt….

16.08.2003

Samstag, 16. August 2003

Samstag, 16.08.03 – Mittags ein letztes Mal ein paar Meter bergab, dann schließen sich die Schleusentore hinter uns und beschließen damit auch ein halbes Jahr Australien. Ist ein riesiges Land – und so leer, dass wir erstmals mehr Kontakte mit einheimischen Tieren als mit einheimischen Menschen hatten!
Unter Passatbesegelung geht es nach West-Nord-West, ein japanischer Autofrachter (irgendwie haben die den Krieg doch gewonnen…) zwingt uns zu einem Ausweichmanöver, danach ist wieder Einsamkeit. Um Mitternacht liegt Kap Fourcrov auf Melville Island querab, damit sind wir aus dem Beagle Golf (nach HMS „Beagle“, auf der Darwin um die Welt gesegelt ist!) heraus und in der Timor See.

17.08.2003

Sonntag, 17. August 2003

Sonntag, 17.08.03 – Leichter Wind, mal reicht er zum Segeln, mal nicht. Ein hellerleuchteter Kalamarifischer zieht vor Sonnenaufgang vorbei, pünktlich zum Mittagessen hängt ein kleiner Thunfisch an der Angel und wird gleich verspeist. Am Abend erscheint dann ein rotes Licht über meinem Kielwasser – ist aber kein anderer Segler, sondern wieder der Mars, der auch nach Westen unterwegs ist und uns via Toplaterne überholt.

18.08.2003

Montag, 18. August 2003

Montag, 18.08.03 – Völlige Windstille. Halbstundenweise wird der Blister versuchsweise gesetzt – vergeblich. Ein Meer wie Blei. Lest mal „Die Schattenlinie“ von Joseph Conrad, das passt gut zur Situation und ja auch ungefähr in die Gegend hier!
Ein australisches Zollflugzeug nimmt nochmal die Schiffsdaten auf und die Besatzung wünscht uns „Gute Reise“. Und die haben wir zur Zeit ja auch, trotz Flaute! Wolfgang hat nämlich den Propeller geputzt!

19.08.2003

Dienstag, 19. August 2003

19.08.2003

Dienstag, 19.08.03 – Den ganzen Tag lang überhaupt gar kein Wind. Nicht einmal versuchsweises Segelsetzen findet statt, denn der Indik liegt wie Blei um uns herum. Das führt zu einer Entscheidung, weil nämlich der Diesel für den Motor bei der Flaute niemals bis nach Bali reicht, wird der Kurs etwas nach Norden, nach Kupang auf Timor geändert.
Noch ein paar Logbucheinträge: Um 13.05 h sichtet Wolfgang eine Nautilus-Schnecke, Vollstopp und Rückwärtsgang zum Fototermin! Nautilus-Schnecken sind diese Wunderwerke der Natur, deren Gehäuse aufgesägt wie ein Turbinenrad aussehen. Außerdem sind sie neben Seezigeunern (also Wolfgang) die einzigen Lebewesen, die auch zusammen mit ihrem Häuschen (das bin ich ja quasi!) frei schwimmend durch die Weltmeere ziehen. Unaufgesägt sehen sie aus wie ein Tintenfisch, der sich in einem handballgroßen, rot-weiß gestreiften Schneckenhaus eingenistet hat.
Um 14.00 h zeigt das Echolot auf der Sahul-Bank nur noch 20 m an und viele kleine Krebse paddeln an der Oberfläche herum! Und um 20.40 sind lauter Blink- und Blitzwesen im Wasser, zwischendrin Delfine, die wie Leuchtspurgeschosse grüne Bahnen hinterlassen.

20.08.2003

Mittwoch, 20. August 2003

20.08.2003

Mittwoch, 20.08.03 – Ab Mitternacht reicht die Brise wieder für leichte Fahrt voraus unter Segeln, kurz nach Sonnenaufgang liegen die fast 3000 Meter hohen Gipfel von Timor dann an Steuerbord voraus. Schnell die umgekehrt-polnische Gastlandsflagge unter meine Saling! Damit wir nicht mitten in der Nacht ankommen, werde ich am Abend gebremst. Ohne Segel treibt mich der Wind ganz langsam an das Westende der Insel, man kann schon Lichter am Ufer sehen!

21.08.2003

Donnerstag, 21. August 2003

Donnerstag, 21.08.03 – Während mich der Motor die letzten Meilen in die große Hafenbucht hinein schiebt, versorgt eine Seglerin auf der SY „Dunwurkin“ meinen Skipper über Funk mit den nötigsten Informationen über Kupang: Einen Anleger gibt es nicht, deshalb nutzen Wolfgang und Dieter die restliche Zeit, um das Beiboot auf dem Vorschiff aufzupumpen.
Ohne CAIT, die indonesische Segelerlaubnis, darf man eigentlich nicht nach Kupang. Aber das scheint wohl trotzdem im Notfall, und dazu gehört Spritmangel wegen Flaute im weitesten Sinne ja auch, kein Problem zu sein. Um 11.10 h fällt vor der Moschee mein Buganker – und wir sind in Asien!
Ein sagenhafter Mr. Napa soll sich hier um alle Yachtangelegenheiten kümmern, und zwei seiner Helfer erwarten meine Crew schon am Ufer: Der eine ist der Dinghiwachmann, und der andere der zugeteilte Stadtführer. Ebenezer heisst er und seine erste Leistung ist die Suche nach Mr. Napa. Einmal quer durch das Häuser- und Hüttengewimmel, bis in der Hofeinfahrt zu seinem Grundstück Mr. Napa auf einem Moped stadtauswärts vorbei rauscht und meine Crew auf den Abend vertröstet. Also vorerst kein Einklarierungspapierkram, sondern erstmal einen Happen essen (unter einem 2003-Fotokalender mit einem Bild vom Münchner Marienplatz, das als „Czechoslovakia“ betitelt ist!) und dann frisch gestärkt Diesel bunkern. Mit 11 anderen Fahrgästen (incl. Ebenezer) plus Fahrer und Geldeinsammler, plus sechs große Dieselkanister, plus eine Ente in einem sechssitzigen Sammeltaxi zur nächsten Tankstelle, dort lustige Verhandlungen mit dem Zapfsäulenbediener führen und dann in einem Taxi mit Klimaanlage (faustgroße Durchzugslöcher im Boden, keine Heck- oder Seitenscheiben…) zurück zum Strand, mit dem Dinghi voller Diesel durch die leichte Brandung, hier an Bord einfüllen und dann das ganze nochmal. Mit der Verbesserung um einen Taschenrechner, was den Zapfsäulenbediener dieses Mal am gröbsten Schummeln hindert und ihn so zur Erfindung einer „Kanistersteuer“ zwingt. Knapp 10% Aufpreis lässt sich Wolfgang den Spass kosten, bei 20 Cent pro Liter kann man ja auch schon mal ein Auge zudrücken.
Am Nachmittag bummeln Dieter und Wolfgang durch den Ort. Die Leute freuen sich über die komischen Ausländer, eine junge Übersetzerin trainiert an Wolfgang ihr Englisch auf dem Weg zum Internetcafé, Mr. Napa winkt ab, als er erfährt, dass es morgen schon weiter gehen soll und sagt nur „You just go on!“, die Wirtin in den „Münchner Stuben“ (die kleine Garküche mit dem Kalender…) freut sich über zwei neue Stammgäste und bringt ihnen das erste bißchen Indonesisch bei: Danke heisst terimah kasih!
Der Absacker/Verdauungsschnaps später im Cockpit wird dann hauptsächlich für tonnenweise neue Eindrücke gebraucht, die Reisgerichte sind ja eher leicht!

22.08.2003

Freitag, 22. August 2003

Freitag, 22.08.03 – Im Slalom geht der Kurs buchtauswärts durch Kupangs Fischereiflotte hindurch. Was den Fischern auf ihren großen, aber traditionellen Booten an technischer Ausrüstung fehlt, das wird durch reine „Manpower“ ersetzt: Bis zu 20 junge Männer hieven in Gleichtakt die Netze an Deck, nebenbei herüberwinkend, lachend, eine schöne Morgenszene.
Leichter Wind und glattes Wasser machen den Tag bequem, ich gleite so leise durch das Meer, dass Wolfgang unter Deck eine Delfinschule eher pfeifen hört, als sie Dieter an Deck sieht!

23.08.2003

Samstag, 23. August 2003

23.08.2003

Samstag, 23.08.03 – Sobald Mars vor dem Bug im Westen untergegangen ist und die Sonne gegenüber, also hinter meinem Heck den Horizont durchbricht, beginnt nach einer ruhigen Nacht die Tagesroutine: Das Sonnensegel wird aufgebaut, Dieter kocht Kaffee und Tee, nach dem Zähneputzen wird Sonnencreme aufgetragen, Meile um Meile zählt die Logge den Weg nach Bali, heute geht der Kurs zwischen den Inseln Flores und Sumba entlang. Am frühen Abend schnurren beide Angeln los, an Steuerbord kann sich eine große Dorade freischütteln, aber an Backbord sitzt der Haken tief und fest. Acht Kilo Frischfischfilet!

24.08.2003

Sonntag, 24. August 2003

Sonntag, 24.08.03 – Nur wenige Meilen nördlich liegt die Insel Komodo mit den berühmten Waranen, den größten Echsen der Welt. Leider muss die Besichtigung verschoben werden, weil wir ja noch nicht offiziell in Indonesien einklariert haben. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben!
Seglerisch gibt es nicht viel zu berichten, nachts ist es meistens für ein paar Stunden ganz windstill, tagsüber dreht der Wind thermisch bedingt von SSW über S auf frischen ESE, am Nachmittag sind wir deshalb immer am schnellsten.

25.08.2003

Montag, 25. August 2003

Montag, 25.08.03 – Wolfgang verbringt lange Stunden in der Pantry: Brot muss gebacken werden, die Dorade muss haltbar gemacht werden (gebeizt mit Salz und Dill nach Bärbels Rezept!), Obst und Gemüse sind reif für eine Inventur, sowas gehört eben auch zum Bordalltag. Wind und Wetter wie all die Tage: gemütlich!! Trotzdem kommen wir immer noch auf Etmale von ca. 120 Meilen, das sind fünf Knoten im Durchschnitt, und das ist nicht schlecht. Und deshalb liegt um Mitternacht die Insel Lombok schon an Steuerbord querab!

26.08.2003

Dienstag, 26. August 2003

Dienstag, 26.08.03 – Kräftige Gezeitenströme steilen die Wellen manchmal zu konfusen Kreuzseen auf – und manchmal glätten sie sie zu einem „Ententeich“. Mal bremst es mich, mal schiebt es mich. Insgesamt gleicht es sich wohl mehr oder weniger aus. So oder so liegt am Vormittag Bali vor dem Bug, ein paar Auslegerboote mit den interessanten Krebsscherensegeln flitzen durch die Lombok Strait und wir flitzen in die Marina in Benoa, Balis Haupthafen und Tourismuszentrum. Der Himmel hängt für uns nicht voller Geigen, sondern voller Papierdrachen, das ist hier Nationalvergnügen, himmelhoch, trotz Flughafen! Um 14.20 h kommen die Leinen fest, 995 Meilen seit Darwin und 2245 Meilen seit Cairns, Zeit für eine kleine Pause! Außer für den Skipper, der muss zum Papierkram erledigen in den Industriehafen. Behördendschungel, aber mal wieder anders, schon wegen der vielen kleinen Tempel und Räucherstäbchen überall…

27.08.2003

Mittwoch, 27. August 2003

Mittwoch, 27.08.03 – Eigentlich hätte man doch die Segelerlaubnis für Indonesien Monate im Voraus beantragen sollen, zu dem Thema gibt es aber ziemlich widersprüchliche Aussagen von verschiedensten Stellen. Mit etwas Geduld und viel Freundlichkeit und ein wenig Schweigegeld lassen sich aber alle Probleme lösen. Dauert trotz Taxiservice durch den Einwanderungsbehördenoffizier (Skipper W. zur Erheiterung der Einheimischen mit Strohhut auf dem Rücksitz des Einwanderungsbehördenmotorrollers mit Vollgas durch das Hafenviertel!) nur etwas länger, weshalb Wolfgang einen Ausflug in den Norden verpasst, den der Tourismusverband für die Yachties organisiert hat. Karin und Werner von der SY „Damischa Ridda“ und Tim und Ingrid von der SY „Sonnenschein“ nehmen aber Dieter in ihre Obhut, so kommt wenigstens meine halbe Crew zu Inseldurchquerung, freiem Dinner und zu ein paar schönen ersten Fotos und Eindrücken von Bali. Wolfgang unterweist unterdessen die Barkeeper eine wenig in Mars- und Planetenkunde, damit sie das heutige 60000-Jahre-Ereignis nicht verpassen!

28.08.2003

Donnerstag, 28. August 2003

28.08.2003

Donnerstag, 28.08.03 – Der Tag vergeht mit Besuchen und Gegenbesuchen und mit allgemeiner Aufregung am Abend: Sämtliche Männer rasieren sich, die Frauen suchen ihre schönsten Kleider aus und Wolfgang zieht seine guten schwarzen Schuhe an. Der Gouverneur hat nämlich für heute zum Galadiner in den Garten des Gouverneurspalastes eingeladen. Der Bus hält vor einem schmalen tempelartigen Torbogen und dahinter liegen 1001 Nacht. Der Palast ist ein echter Palast, der Garten ist ein echter Palastgarten, im Innenhof zwischen uralten Bäumen und den verschachtelten Giebeln und geschwungenen Dächern der alten Wehr- und Wohnanlagen sind ca. 30 Tische mit festlichem Kristall gedeckt. Die Stühle sind bis zum Boden weiß bespannt, jeder mit einer großen goldenen Schärpe an der Lehne. Kellner in bunten Uniformen schweben über den Rasen und reichen Getränke, an drei Seiten des Hofes wartet ein üppiges Buffet auf die Eröffnung, an der vierten Seite ist unter dem Überhang einer langgestreckten Pagode eine Bühne aufgebaut, an deren linker Seite die Staatskapelle in Seidentracht fernöstliche Klänge zaubert. Drei Reden werden gehalten, in denen die Vertreter von Regierung und Tourismusverband die Yachties bitten, trotz der Bombenanschläge Werbung für das Land zu machen. Das tun wir hiermit mal! Die Leute und das Land sind wundervoll!!!
Vor dem Essen wird dann der erste Tanz aufgeführt, der traditionelle Willkommenstanz „Blumen des Universums“. Nach der Vorspeise (diverse Suppen, Salate…) tanzt eine junge Solistin die „Tapferkeit der Balinesen bei er Verteidigung des Landes“, nach dem Hauptgang (einmal quer durch die balinesische Küche) tanzt ein anderer Solist den komischen „Alten Mann“ und zur Nachspeise (Konfekt, kunstvoll geschnitztes Obst) wird ein wunderbarer Liebestanz aufgeführt. Vier Träume aus Lächeln, Körpersprache, Gold und Seide. In der Originalkulisse.
Zum Fototermin mit der Lokalpresse werden Ingrid und Tim , Karin und Werner und natürlich Dieter und Wolfgang zur deutschen Delegation erklärt, so schnell wird man hier befördert!
Und zum Abschluss des Abends wünscht sich Herr Urip Santoso, der Leiter des Marine-Tourismus-Verbandes drei Lieder von Werner, der ist nämlich von Beruf Opernsänger. Und so schallen vor allem zum Erstaunen der Balinesen „Am Brunnen vor dem Tore“, ein wenig Operette und ein kurzes Trinklied aus „Rigoletto“ durch die tropische Nacht.
Zurück in der Marina hockt sich die neu ernannte deutsche Delegation dann noch für ein Glas Wein hier in mein Cockpit, man muss sich den ganzen unglaublichen Abend ja nochmal wechselseitig erzählen, damit man nichts davon vergisst!

29.08.2003

Freitag, 29. August 2003

Freitag, 29.08.03 – Nach satellitentelefonischer, mitternächtlicher Rezeptrücksprache mit Bärbel verbringt Wolfgang den Vormittag schon wieder in der Pantry, weil sich Herr Santoso Apfelstrudel gewünscht hat. Er kommt nämlich am Mittag mit seiner charmanten Tochter auf die neben mir liegende „Sonnenschein“ zu Besuch, das ist schon wieder ein interessanter Nachmittag. Zwischenzeitlich ist hier übrigens der Putzwahn ausgebrochen, weil erstens die Einheimischen für jeden Auftrag dankbar sind und zweitens die Arbeitsstunde fast nichts kostet und es drittens also unmöglich aussähe, das Schiff selbst zu putzen, während junge Menschen sehnsüchtig die Stege auf der Suche nach einem Job abklappern. Mein persönlicher Beauty-Assistant heisst Hassan und er wuselt schon seit 09.00 h morgens um mich herum und schrubbt und poliert meinen gepökelten Rumpf. Die auf dem Lack eingetrockneten Salzkristalle lassen sich übrigens am besten mit ganz normalem Essig entfernen, was Martin von der SY „Summertale“ zu der Vermutung veranlasst, das es bei uns den ganzen Tag lang Salat gibt!

30.08.2003

Samstag, 30. August 2003

Samstag, 30.08.03 – So ein ganz normaler Hafentag: Drei Crews mieten zusammen ein Taxi und fahren in den Supermarkt, abends hocken dann alle zusammen im Marina-Restaurant und genießen das gute indonesische Essen.

31.08.2003

Sonntag, 31. August 2003

Sonntag, 31.08.03 – Heute wird es ernst: Ingrid und Tim und Dieter und Wolfgang und Susan (Übersetzerin) und Gede (der Fahrer) brechen zu einer zweitägigen Inselrundfahrt auf. Und da das hier ein Segellogbuch ist, und ich sowieso mal wieder nicht mitdurfte, deshalb hier nur die allertollsten Highlights: Zunächst durch einen Verkehrsstau wegen der in Lkws zu einem Drachensteigewettbewerb antransportierten Riesendrachen zum Klippentempel Tanah Lot mit der heiligen Schlange, dann weiter durch die Reisterrassen zum Bergsee Danu Buyan, Mittagessen in einem einfachen Straßencafé, weiter zu den heiligen Affen, zwischendurch immer wieder große und kleine Tempel und zum Abschluss des Tages in ein feines Hotel und in ein noch feineres Restaurant mit eigenem Reisfeld.

01.09.2003

Montag, 01. September 2003

01.09.2003

Montag, 01.09.03 – Gede und Susan erklären Ritus um Ritus, Tempel um Tempel und Sehenswürdigkeit um Sehenswürdigkeit. Manche Rätsel werden gelöst (wie wird gebatikt?), andere bleiben unerforscht (woher kommt der riesige Mondgong?). Einige von Balis ältesten Bauten stehen auf dem Programm, alle in wunderbaren Eckchen gelegen, in Schluchten versteckt, in Felswände gemeißelt oder von Wasser umgeben. Immer wieder müssen sich die Männer umwickeln lassen, denn die hinduistischen Tempel dürfen nur in dezenter Kleidung – also im Rock betreten werden. Film um Film rauscht durch die Kameras… und zwei todmüde Crews fallen abends in ihre Kojen.

02.09.2003

Dienstag, 02. September 2003

Dienstag, 02.09.03 – Hassan poliert den letzen Glanz auf meinen Rumpf, und damit bin ich fein für den ersten Gast: am Nachmittag kommt Raymund Gradt aus Jakarta (da arbeitet er nämlich in der österreichischen Botschaft) an und entführt Dieter und Wolfgang zu einem authentischen Abendessen in das „Bumbu Bali“ (Gewürz Balis).

03.09.2003

Mittwoch, 03. September 2003

Mittwoch, 03.09.03 – So gegen Mittag kommen Raymund und Wolfgang vom Großeinkauf und Dieter mit Uschi vom Flughafen zurück. Damit ist die Crew für die nächsten zwei Wochen komplett: Willkommen an Bord! Der Törn beginnt mit eine abenteuerlichen Nachtfahrt der deutsch-österreichisch-schweitzerischen (meine Crew plus die beiden Martins, die „Sonnenscheins“ etc.) Segelrotte im Taxi durch Kuta, bis endlich das „Swiss Restaurant“ gefunden ist, welches Jon Zürcher, der schweitzerische Honorarkonsul und Freund von Raymund führt. Außerdem im Restaurant: ein Reisejournalistenpaar und der Kakadu des amerikanischen Konsuls auf Asyl.