Von Darwin nach Bali

27.08.2009

Donnerstag, 27. August 2009

Donnerstag, 27.08.09 – Wolfgang organisiert einen Matrosen, der ihm beim Schleusen hilft – und schon bin ich in der Cullen Bay Marina, Steg C, Platz 15. Direkt vor Buzz‘ Café, das ist die In-Kneipe her. Da werde ich meinen Skipper ja wohl nur selten an Bord sehen…

28.08.2009

Freitag, 28. August 2009

Freitag, 28.08.09 – Wie immer am 28.08. viele Grüße an alle Mit-Goethe-Fans und alles Gute zum Geburtstag an Nico und Bettina!
Wolfgang ist nicht in der Kneipe, sondern unterwegs in der Stadt: Ich brauche mal wieder neue Bordbatterien, der neue Außenborder muss zum ersten Service, der Zoll will die Papiere aus Thursday Island einsehen, neue Angeln brauche ich auch – die üblichen Freuden und Leiden meines Skippers.

29.08.2009

Samstag, 29. August 2009

Samstag, 29.08.09 – Den Vormittag verbringt Wolfgang hier an Bord: Papierkram erledigen, Aufräumen, was halt immer so anfällt.
Am Nachmittag läutet er dann aber das Wochenende ein und geht an einen Strand im Norden der Stadt. Endlose Weite, kein halbes Dutzend Menschen trotz Wochenend und Sonnenschein, so, wie man sich die Weite Australiens eben vorstellt.

30.08.2009

Sonntag, 30. August 2009

30.08.2009

Sonntag, 30.08.09 – Ganz ungewohnt für einen Sonntag steht mein Skipper schon um 06.30 h auf und stellt sich kurz danach an die Straße. Da wird er dann von einem Kleinbus abgeholt – und mit selbigem, dem dazugehörigen Reiseleiter und ein paar anderen Touristen (alle aus den zurzeit winterlichen Südaustralien) geht die Fahrt in den Liechfield Nationalpark. Da gibt es wunderbare Wasserfälle, Flughunde, „magnetische“ Termiten und allerlei Wunder der Natur zu bestaunen. Aber der Höhepunkt ist die Bootsfahrt am Nachmittag! Der Adelaide River, in dessen Mündung ich ja neulich noch geankert habe, quillt quasi über mit Krokodilen, und weil Wallaroo Eco-Tours das kleinste Ausflugsboot der doch recht ansehnlichen Weißen Flotte auf dem Fluss besitzt, kommt man doch sehr nah an die Tiere heran. Sehr, sehr nah… Für das tolle Erlebnis machen wir mal wieder gerne Reklame: Tel.: (08)89832966

31.08.2009

Montag, 31. August 2009

Montag, 31.08.09 – Andreas Baumgarten widerfährt die Ehre, von Wolfgang um 03.20 h in der Frühe am Flughafen abgeholt zu werden. Es hätte ja sein können, dass der Zoll das neue Satellitentelefon beanstandet, und dann wären die Schiffspapiere zum Beweis der bevorstehenden Abreise sicher hilfreich. Die Zöllner winken Andreas aber einfach durch, und deshalb kann demnächst hier an Bord wieder von allen Weltmeeren aus telefoniert werden. Der Einbau wird allerdings noch ein paar Tage dauern, ich gebe euch dann Bescheid!
Der Tag wird ansonsten recht hektisch, weil der Behördenhordenhürdenlauf für die Segelerlaubnis nach Indonesien ins Stocken geraten ist.
Die australischen Zöllner wollen meinen Skipper und Andreas auch schon einmal sehen, um das Ausklarieren so langsam einzuleiten. Der Papierkram wird weltweit echt immer übler.

01.09.2009

Dienstag, 01. September 2009

Dienstag, 01.09.09 – Die indonesische Botschaft macht wegen des Ramadans erst eine Stunde verspätet auf, arbeitet dann aber wenigstens effizient, so dass am Nachmittag die letzte Behördenhürde genommen ist – zumindest für Indonesien.
Wolfgang feiert den Etappensieg auf der SY „Trouant 2“, Uli und Marita sind unsere netten Stegnachbarn aus Hamburg.

02.09.2009

Mittwoch, 02. September 2009

Mittwoch, 02.09.09 – Mitten in der Nacht schleicht sich Britta Best ins Cockpit. Britta war schon in Ägypten und Südspanien hier an Bord und kennt sich aus. Am Vormittag treffen Andreas, der zwischenzeitlich einen Ausflug in den Kakadu-Nationalpark gemacht hat, und Karoline Pfeifle ein, die quer durch den Kontinent mit dem Zug angereist ist. Willkommen daheim! Karoline war zuletzt von Panama bis Galapagos mit mir unterwegs, da weiß sie, wie man für Langstrecke bunkert. Das ist nämlich schon die übernächste Aktion, gleich nach der ersten, dem Besuch beim Zoll zur Gesichtskontrolle. Nach dem Bunkern wird das letzte Abendessen auf festem Boden für die nächste Zeit eingenommen, denn für morgen früh habe ich schon einen Schleusentermin.

03.09.2009

Donnerstag, 03. September 2009

Donnerstag, 03.09.09 – Ein Fischerboot will der Schleusenwärter noch vor uns aus der Marina lassen, aber dann bin ich dran. 1,3 m geht es bergab, denn die Ebbe hat gerade erst eingesetzt. Bis zu sechseinhalb Metern kann der Tidenhub hier betragen, und so kurz vor Vollmond sind es schon fast sechs. Mit dem ablaufenden Wasser werde ich mit kräftigem Schiebestrom aus dem Hafen gestrudelt, eine leichte Brise hilft dabei und reicht am Nachmittag genau für den Blister. Ein toller Start für diese Reise, der durch eine Raubmakrele an der Angel, Delfine in der Heckwelle und einen tollen Sonnenuntergang noch ein paar Sahnehäubchen bekommt.

04.09.2009

Freitag, 04. September 2009

Freitag, 04.09.09 – Alles Gute an Dieter zum 75. Geburtstag! Ich freue mich auf Phuket, da feiern wir nach!
Britta angelt in ihrer Frühwache mal eben einen dicken Tunfisch und zaubert später leckerstes Sashimi und Sushi daraus. Während Wolfgang auf der Toilette sitzt, überfliegt und kontaktiert mich die Küstenwache (genau wie vor Thursday Island, scheint den Jungs Spaß zu machen, im ungünstigsten Augenblick Kreise um mich zu ziehen?), deshalb kann er nur rufen: „geht halt mal dran!“ Karoline hat das LRC und ist bei der Schiffs- und Sicherheitseinweisung als Ersatzfunkerin eingeteilt worden. Und nun kommt die Praxis schneller als erhofft. Das Buchstabieren meines Namens klappt noch nicht so richtig flüssig, aber da kann der mittlerweile befreite Skipper schon ein wenig soufflieren. Große Aufregung, aber auch ein großer Erfolg, einmal entschuldigt sich der Pilot sogar, weil er den Heimathafen vorschnell als Cooktown anstatt Cuxhaven aufgenommen hat.
Nach all der Aufregung tut Abkühlung Not, also wird der erste Badestopp der Reise eingelegt, herrlich erfrischend. Andreas serviert im Anschluss kühle Gin-Tonics, der nächste Sonnenuntergang kann kommen.
Am Abend landet erst eine, dann eine zweite Seeschwalbe auf dem Vorschiff, die beiden trampen mit uns in eine ruhige, leider windstille Nacht hinein. Bis auf das sonore Brummen meines Golfs stört nichts eine magische Nacht unter einem südlichen Vollmondhimmel.

05.09.2009

Samstag, 05. September 2009

Samstag, 05.09.09 – Die beiden Tramper fliegen morgens wieder ihrer Wege, zum Frühstück gibt es Obstsalat, am Nachmittag werden die Reste vom Thunfisch aufgeschnitten. Ein paar Bohrinseln bleiben an Steuerbord liegen, erinnern uns an die Zivilisation hinter dem Horizont und am Abend kommen Delfine zu Besuch und machen sie wieder vergessen. Ein ruhiger, schöner Tag. Und eine ebensolche Vollmondnacht.

06.09.2009

Sonntag, 06. September 2009

06.09.2009

Sonntag, 06.09.09 – Bei völliger Flaute hüpft meine Crew ins Meer und schwimmt eine Runde hinter meinem Heck. Das tut Not, denn vorher wurden 55 l Diesel aus den Kanistern nachgetankt, schweißtreibend bei den Temperaturen.
Und um 18.00 h gibt es große Aufregung, denn die Backbordangel klappert. Wolfgang merkt beim ersten Griff an die Leine, dass das was größeres ist, also setzt die Big-Fish-Hektik ein: Britta macht die Luken zum Cockpit zu, Karoline holt den Gin, Wolfgang klappt das Sonnensegel an Backbord hoch, Andreas fummelt das Gaff aus der Backskiste und sichert es an der Reling, Wolfgang zieht die Handschuhe an und dann vorsichtig ran mit der Beute. Nach den ersten mühsam eingeholten Metern gibt sich ein riesiger Segelfisch zu erkennen, das sind die Schwertfische mit der hohen Rückenflosse. Wie bei Hemingways Altem Mann und dem Meer springt das Ungetüm aus dem Wasser, tänzelt auf der Schwanzflosse, stellt die Rückenflosse auf und zerrt an der Leine und an den Nerven meiner Crew. Dann taucht er wieder ab, versucht es sogar mit Flucht nach vorne, aber nach und nach wird er müde und in einer kurzen Atempause neben meinem Heck hat er verspielt und das Gaff im Unterkiefer. Mit einem Ruck, also mit einem richtigen Kraftanstrengungsruck, wuchtet Wolfgang den Sonntagsbraten ins Cockpit, wo sich glücklicherweise das Schwert in den Latten der Steuerbord-Sitzducht verhakt. Bis der Gin in den Kiemen wirkt, sägt der Lümmel mir noch eine ordentliche Scharte in zwei der Latten, aber die Macke werde ich in Ehren halten: 218 cm und 24 kg sind der zweitgrößte je an Bord gefangene Fisch. (Der größte ist weiterhin der 245 cm Schwertfisch von 2002 in Vanuatu, und der Tunfisch vor ein paar Wochen war zwar genauso schwer, aber kürzer). Da ist nicht viel mit festhalten, da zappeln ein paar Kilo Muskelmasse quer durch das Cockpit, da kann man nur ganz vorsichtig in Deckung gehen. Und dann verliert das Blau der Haut seine Farbe und der Kampf ist vorbei. Auch ein trauriger Augenblick, trotz der Freude über den großen Fang: Alleine die Filets sind länger als mein Cockpitboden, das schon aufgesetzte Nudelwasser wird zum Abspülen verwendet.
Leichter Passatwind füllt meine Segel, Zeit zum Nachdenken über das Geschenk, das das Meer uns da gemacht hat.

07.09.2009

Montag, 07. September 2009

07.09.2009

Montag, 07.09.09 – Timor liegt vor dem Bug, 455 Meilen Strecke liegen hinter mir, als am Ankerplatz die Stimme des schon vor Wochen angeheuerten Schiffsagenten, Mr. Napa, aus dem UKW-Funkgerät ertönt. Mit Pässen und Schiffspapieren bewaffnet motort meine Crew im Beiboot an den Strand, wo Mr. Napa wartet. Ein extrem skurriler Quarantäneoffizier in Glitzerjacke und Camouflagesocken will dann sofort zur Kontrolle zurück an Bord, und auf dem Weg bis hierher bekommt Wolfgang vom schrägen Doktor einen Vortrag über die Schweinegrippe, seine Potenzprobleme, einen traditionellen Wundertrunk gegen Diphterie, Cholera und Lungenentzündung und die Probleme mit den Frauen gehalten. Die Kontrolle der Lebensmittel beschränkt sich hauptsächlich auf mein Medizinschapp, dass leider viagrafrei ist, und den Salontisch, in dem Rum und Gin aufbewahrt werden. Von letzterem füllt sich der Herr einen Viertelliter in eine leere Weinflasche ab und will dann wieder an Land. In Mr. Napas Wohnung, wo der Rest der Crew schon mal auf dem Fußboden Formulare ausfüllt, zeigt er dann seine Karatekünste, die tatsächlich beachtlich sind.
Trotzdem: Die Behördenhürden können heute nicht mehr alle genommen werden, aber ich bekomme wenigstens eine neue Handy-Nr: (0062) 0 81 337 243043.
Weil gerade Ramadan ist, wird nach Sonnenuntergang das Fastenbrechen mit einem schönen Nachtmahl begangen, so bleibt die Kost für meine Mannschaft abwechslungsreich: Nach Krokodil und Känguru und Australien, und nach Fisch und Fisch unterwegs (die „Reste“ vom Schwertfisch bekommen ein Fischer, der im Kanu um mich herumpaddelt und die Jungs auf dem Ausflugsboot neben mir) nun Fleischspießchen in Erdnusssauce, Gemüse aus dem Wok und Pfannkuchen mit Cheddar-Käse, Zucker und Kondensmilch.

08.09.2009

Dienstag, 08. September 2009

Dienstag, 08.09.09 – Die Behördenhordenhürden liegen weiterhin hoch, aber der Diesel wird geliefert und ein paar Sachen müssen ja auch schon nachgebunkert werden. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit bringt Mr. Napa dann aber doch die Pässe und alle Papiere vorbei – und schon bin ich wieder unterwegs. Ein Tümmler springt neben mir aus dem Wasser, die Jungs bringen ja bekanntlich Glück. Nach den hell erleuchteten Kalamarifischern in der Bucht von Kupang stören mich nur noch ein paar Frachter, die auf dem Radar aber gut zu sehen – und einzuschätzen sind.

09.09.2009

Mittwoch, 09. September 2009

Mittwoch, 09.09.09 – Alles Gute an Claudia zum Geburtstag! Wolfgang weiß schon Bescheid und wird reichlich Sternschnuppen beauftragen! Außerdem natürlich alles Gute an alle, die heute heiraten, bei dem Datum werden die Standesämter ja überquellen.
Hier haben wir an diesem Glückstag wunderbaren Segelwind, blauen Himmel, abends Gitarrenmusik im Cockpit und deshalb überhaupt keine Wünsche mehr übrig. Wozu auch? Alles prima hier unten!

10.09.2009

Donnerstag, 10. September 2009

Donnerstag, 10.09.09 – Wolfgang darf nach seiner Wache (Mitternacht bis 02.00 h) gleich noch einmal ins Cockpit, denn Karoline kann einen Frachter an Steuerbord nicht sicher einschätzen. Wolfgang guckt – und hat das gleiche Problem: Der Frachter eiert. Mal zeigt er uns die eine, mal die andere Seite, wie soll man da ausweichen?! Wenigstens eiert er langsam, nach einer knappen halben Stunde bin ich an ihm vorbei.
Mittags haben wir mal wieder Besuch im Zoo, denn eine große Schule Pilotwale kreuzt meinen Kurs auf Nordkurs. Einige der ca. 40 sechs bis acht Meter langen Außenbordskameraden ziehen knapp vor oder hinter mir hindurch, Mütter mit Kälbern sind dabei, und ein mitwandernder Delfin spielt ein Weilchen in meiner Bugwelle.
Am Abend liegt Rinca schon am Horizont, und nach einer spannenden Nachteinfahrt liege ich um 23.55 h neben drei anderen Yachten in einer kleinen Bucht an der Südseite der Insel vor Anker. Die Mannschaft gönnt sich einen Absacker und fällt dann müde in die Kojen.

11.09.2009

Freitag, 11. September 2009

11.09.2009

Freitag, 11.09.09 – Und nach einer guten Stunde Schlaf sind zum Alarmstart alle wieder im Cockpit. Wolfgang hat schon den Motor angeworfen, von den Bergen hämmert es Fallböen in die Bucht, und weil sich das ganze Ankerfeld gedreht hat, einige der Yachten aber an Festmachebojen liegen und einen anderen Schwojkreis haben als ich, muss ich wieder weg. Ein Ankerversuch in einer Bucht weiter nördlich scheitert an schlecht haltendem Untergrund, erst beim dritten Ankerplatz findet sich eine freie Festmacheboje, die die Nationalparkverwaltung hier ausgelegt hat. Da werde ich vertäut, die Boje wird mit dem Rückwärtsgang getestet und für gut befunden – und dann hören die Fallböen natürlich genau so plötzlich auf, wie sie angefangen haben.
Direkt neben mir ankert die „Chimu” mit Liiza und Timo an Bord, die beiden kenne ich aus Darwin. Nach dem Frühstück kommen sie zum Anstandsbesuch vorbei, dann fahren sie ans Ufer. Hier kommen jetzt die Komodo-Warane ins Spiel, denn deretwegen sind wir ja überhaupt hierher gekommen. Anders als auf Komodo leben der Welt größte Landechsen hier in freier Wildbahn und ohne regelmäßige Fütterung für den Fototermin der Tagesausflügler aus Bali. Ein großer Waran läuft Timo hocherfreut entgegen, weshalb Timo überhaupt nicht erfreut seine Tasche fallen lässt und hinter dem Beiboot in Deckung geht. Da die Tasche nach ausgiebiger Beschnupperung für uninteressant empfunden wird, verholt sich das Ungetüm bald wieder ins Unterholz.
Mein Expeditionsteam ist also vorgewarnt, als es kurze Zeit später ebenfalls an Land geht… Der Waran kommt prompt wieder aus dem Gebüsch, inspiziert den abgestellten Expeditionsrucksack, lässt sich fotografieren und verzieht sich wieder. Offensichtlich wird hier auch ab und zu gefüttert, die Bucht wird auch von Tauchbooten angelaufen. Ein paar Meter weiter liegt ein weiterer Waran im Gebüsch lässt sich fotografieren und genießt ansonsten die Sonne. Und noch ein paar Meter weiter liegt der dritte Waran am Strand und schaut ein paar Fischern zu, die auf ihren kleinen Booten ihre Netze für die Nacht vorbereiten. Und Waran Nummer drei ist überhaupt nicht träge, überhaupt nicht langsam, überhaupt nicht freundlich, sondern aggressiv, schnell und entschlossen. Wolfgang brüllt, Wolfgang macht sich groß, Wolfgang wedelt mit den Armen, Wolfgang rennt und schmeißt Sand und Steine. Und trifft. Aber das ist ja auch nicht schwierig, bei einem halben Meter Abstand. Das wirkt nun wenigstens, mein Skipper hat noch beide Beine. Vollständig.
Eine große englische Yacht ankert inzwischen hinter mir, die Crew lädt meinen Skipper zum Tauchgang ein, der kommt begeistert zurück und kutschiert Andreas, Karoline und Britta zum Korallenkopf vor der kleinen Halbinsel hinter meinem Heck. Weltklasseschnorcheln, Korallen und Fische in allen Farben und Formen – und vor allem in einer sehr seltenen Vielfalt. Die drei Unterwassergucker bleiben im Wasser, bis sie Schwimmhäute zwischen den Fingern bekommen.
Liiza und Timo haben zum Sundowner auf die „Chimu” geladen, so findet ein ohnehin ereignisreicher, abenteuerlicher Tag auch noch einen lustigen Ausklang.

12.09.2009

Samstag, 12. September 2009

12.09.2009

Samstag, 12.09.09 – Über die Aufregung mit den Waranen habe ich den Rest vom Zoo ganz vergessen: In Der Morgendämmerung tollt sich eine Horde Affen an „unserem” Strand, ein großer Kranich landet elegant und sucht bei Ebbe zwischen den Felsen Futter, ein Seeadlerpärchen kreist über mir, ein paar Bussarde außerdem. Und ein kleines schwarzes Schweinchen kommt auch ans Ufer, quasi die Streichelzooabteilung. „Unser” Strand wird übrigens von zwei Waranen beherrscht, der eine ist der träge Macho, der andere einer von der aggressiven Sorte. Von der großen, aggressiven Sorte. Von einem Tauchboot auf der anderen Seite der Bucht kommt ein vollgeladenes Beiboot zum Ufer, und von meinem sicheren Cockpit aus kann meine Mannschaft dann zusehen, wie ein Dutzend Touristen plötzlich auf der Flucht sind, überstürzt ins Beiboot springen, welches prompt auf dem Sand aufsitzt und nicht mehr ins tiefes Wasser geschoben werden kann – und wie ein Tauchlehrer mit einer langen Stange und ein paar gezielten Steinwürfen währenddessen einen echten Drachen in Schach hält. Ganz ehrlich: Gestern, das war unvorsichtig. Aber toll.
Noch ein kleines Beispiel: Als wieder Ruhe einkehrt, beginnen „unsere” beiden Warane damit, kleine Warane zu machen. Und einer von den Jungspunden aus dem anderen Teil der Bucht kommt dazu. Will wohl auch mal, verständlicherweise. Darf aber nicht. „Unser” träger Macho verprügelt und vertreibt den Eindringling in atemberaubender Geschwindigkeit, da fliegt der Sand, da rappelt’s im Gebüsch. Offensichtlich ist er nur so lange träge, wie es ihm passt.
Fazit: Wir überlassen den Strand seinen eigentlichen Herrschern, es ist wieder Waranstrand, nicht mehr Galateia-Strand.
Der Korallenstock lockt umso mehr, die Warane sind wasserscheu. Eine Wasserschildkröte lässt sich den Panzer tätscheln, die Fische sind friedlich und selbst der große Grauhai da vorne macht keine Anstalten, sich für meine Menschlein auch nur zu interessieren. Trotzdem dauert der Schnorchelausflug irgendwie doch nicht soooo lange wie gestern.

13.09.2009

Sonntag, 13. September 2009

Sonntag, 13.09.09 – Eine schöne Brise zieht mich weiter nach Westen. Der Skipper tippt die nächsten Wegpunkte ins GPS, Kurs Bali. Mit dem Sonnenuntergang geht auch der Wind schlafen, weshalb der Motor helfen muss. Leider nur bis 20.00 h, da bricht die Halterung der Seewasserpumpe. Wolfgang kann zwar mit einer Reserve-Bilgenpumpe recht schnell einen Notbehelf basteln, das ist aber nicht dauerbetriebtauglich. Wenigstens kann ich so ggf. einem Fischer ausweichen oder ein Notmanöver fahren. Aber den Rest der Nacht treibe ich mehr oder weniger steuerlos (ohne Fahrt keine Ruderwirkung!) ganz langsam im Südäquatorialstrom nach Westen. Mein Skipper zieht sich in seine Brutkabine zurück und brütet Ideen aus.

14.09.2009

Montag, 14. September 2009

Montag, 14.09.09 – Und er brütet erfolgreich. Zusammen mit Bordingenieurin Karoline wird die Halterung umgemodelt, zurechtgesägt und umplaziert – und dann funktioniert die Konstruktion auch noch! Sieht gar nicht mehr viel anders aus als vorher, um 10.00 h bin ich wieder in vorsichtiger, langsamer Testfahrt unterwegs. Wenig später taucht ein gewaltiger Finnwal neben mir auf, mehr Zoo geht nicht. Außerdem brist es auf, eine wunderbare Vollzeugbrise weht alle Sorgen über Bord, Motor aus, segelndes Segelboot bin ich ja am liebsten!
Da der abnehmende Mond erst spät in der Nacht aufgeht bleibt die erste Nachthälfte sehr dunkel, und wenn dann Delfine fluoreszierende Spuren durch das Leuchtplankton ziehen, direkt neben dem Wachhabenden atmen und Glück vorbeibringen, dann sind das wieder mal diese einmaligen Momente im Seglerleben, die so wenige Menschen nachvollziehen können. Versucht es mal: Macht die Augen zu, versetzt euch hinter mein Steuerrad, denkt euch einsam, denkt euch einen sternenübersäten Himmel, vergesst das Leuchten meiner Bugwelle nicht, hört das Rauschen der Wellen und das Säuseln der Brise im Rigg, findet dann die grünen Neonspuren, die vom Horizont kommen, größer werden, längsseits kommen, eine dunkle Rückenflosse an der Spitze haben und neben euch atmen. Mitten in der Nacht. In dieser Nacht.

15.09.2009

Dienstag, 15. September 2009

Dienstag, 15.09.09 – Der Wind hält. Kurs West. Kabbelwasser, wann immer die Strömung zwischen zwei der nördlichen Inseln mich ein wenig nach Süden versetzt. Leider auch viel Müll in diesen Bereichen, da hat Indonesien ein Riesenproblem. Für uns trotzdem einfach ein ruhiger, schöner Tag, für die Delfine holt schon niemand mehr den Fotoapparat…

16.09.2009

Mittwoch, 16. September 2009

Mittwoch, 16.09.09 – Für die Hafeneinfahrt nach Benoa/Bali brauche ich den Motor natürlich doch wieder, Wolfgang guckt ab und zu mal hinter die Motorraumverkleidung, meldet aber immer nur ein zufriedenes „Alles bestens!”
In der Einfahrt zur Marina holt uns dann der Massentourismus ein. Unzählige Speedboote mit Gummibananen, Fliegenden Teppichen (das sind überdimensionale Matratzen, auf denen drei Personen ein paar Meter himmelwärts schweben, falls bei dem Lärm ein Schwebegefühl aufkommen kann), Fallschirmen, Wasserskiläufern etc. im Schlepp. Irgendwie unwirklich nach all der Einsamkeit auf See.
In der Bali International Marina bekomme ich erst nach einigem Hin- und Her einen Liegeplatz und bin so trotz der langsamen Nacht am Sonntag pünktlich nach 913 Meilen am Ziel der Reise. Ein bisschen erschöpft, aber glücklich vertilgt meine tolle Crew ein paar Burger in der Marina-Bar, dann heißt es schon Abschied nehmen. Was für eine Reise: der Schwertfisch, das Fastenbrechen, der weltschrägste Quarantäneoffizier, die Delfine, die Wale, die Adler, die Warane, die Affen, der große Wal, die ganzen Seevögel, die Fische, die Schildkröte, der Hai, das Meeresleuchten – und ein paar neue Freundschaften.
Wolfgang findet ebenfalls Freunde, Eva und Rüdiger von der „Sola Gracia” kennen wir schon seit Port Vila, und Edmund (jetzt mit Kumpel Peter) von der „Felicitas” seit Opua/Neuseeland. Da wird mein Skipper ja mal wieder nicht vereinsamen