Montag, 20.03.00 – So um Mittag rum legen wir ab, und weil die Sonne scheint, der Wind schön leicht und der Seegang gering ist, folgt ein Artikel über den Piratenüberfall auf die französische Yacht:
Am 29.02.00 segelte die Familie Cordier mit ihrer Dufour 31 „Alouette“ von den Bahamas kommend die „Windward Passage“ zwischen Kuba und Haiti entlang nach Süden und erreichte am frühen Abend das Kap „Dame Marie“ an der Südwest-Ecke von Haiti.
Das Ziel war eigentlich die Ile á Vache mit der Captain Morgan Marina, aber Guy und Chantal wollten ihren beiden Töchtern (Laura, 13 Jahre und Sabine, 5 Jahre alt) und sich selbst keine unnötige Nachtfahrt zumuten und legten ihr Schiff ein paar Meilen südlich vom Kap in die geschützte Bucht vor dem Dorf Carcasse vor Anker.
Die Cordiers leben seit drei Jahren auf See, im Oktober vergangenen Jahres hatten sie ihr altes Schiff in Florida gegen die etwas größere und komfortablere Dufour eingetauscht. Guy arbeitet als Mechaniker und hatte das Schiff voll Werkzeug, um zusammen mit einem Freund auf St. Martin in dessen Werkstatt Yachten zu reparieren.
Gegen 20.00 h kamen zwei Fischer längsseits, aber die Familie kaufte nichts. Schlafenszeit, mit kleinen Kindern sowieso… Gegen 01.00 h am 01.03. wacht Guy auf, weil die „Alouette“ leichte Grundberührung in einer schwachen Dünung hatte.
Guy will den Anker kontrollieren und stellt fest, das die „Alouette“ an der gekappten Ankertrosse von einem Ruderboot auf den Strand geschleppt wird. Guy startet den Motor, aber die Brandung hat das kleine Schiff bereits im Griff und wirft es auf das Ufer.
Dort wartet das Dorf. Guy und Chantal versuchen sich zu wehren, dabei wird Guy von einer Machete und Chantal von einem Stein am Kopf getroffen, die Familie flüchtet in die Kabine zu den Kindern. Sabine sagt später „hundert! aber die Erwachsenen schätzen realistischer, das ca. 60 Personen, Männer, Frauen, Jungendliche das Schiff in Kleinteile zerhacken und plündern, während die Familie sich in einer Kabine zusammenkauert.
Bei der Demontage der Pantry hört Guy dann Gas austreten, brüllt: „Raus hier“, alle flüchten durch die Meute hindurch an den Strand. Gegen 05.30 h befindet der Dorfhäuptling, daß es jetzt reicht, zumal das Schiff lichterloh brennt.
Die Cordiers dürfen in seinem Haus die Helligkeit des neuen Tages abwarten. Aber da ist dann auch nur zu sehen, das nichts mehr zu sehen ist. Außer den unverhohlen zur Schau getragenen „neuen“ Bekleidung und Arbeitsgeräte der Dorfbewohner.
Seitdem mahlen die Mühlen der Bürokratie nicht nur langsam, sondern gar nicht. Die Familie hat nichts mehr: Die Ersparnisse der letzten Jahre sind für’s neue Schiff und das Werkzeug gebraucht worden, gegen Piraterie und Bürgerkriegsähnliche Zustände war die „Alouette nicht versichert, DM 70.000, einfach weg, Laura ohne Schulbücher, Sabine traumatisiert und eigentlich ein Fall für psychologische Betreuung, vier Menschen ohne Lebensgrundlage.
In der Captain Morgan Marina haben sie zur Zeit Unterschlupf bei der Familie Boulard (die den Hafen leitet) gefunden. Guy hat aber keine Arbeitserlaubnis, was diesen Zustand auch auf Dauer unmöglich macht.
Die Familie Cordier braucht vor allem Öffentlichkeit, um Druck auf die haitianischen Behörden ausüben zu können, Protestnoten von Verbänden etc. an die Botschaf Haitis etc.
Aber auch finanzielle Hilfe kann gegeben werden, als Erste-Hilfe-Konto funktioniert das Konto von Guys Mutter:
Konto von Madame Simone Cordier,
compte ccp (Postscheckkonto) Nr. 20041/010/7/0058518p/02870,
sollten wider Erwarten staatliche Stellen den Schaden ersetzen, werden eingegangen Spenden an maritime Hilfsorganisationen weitergeleitet.
Kontaktadresse zur Zeit: G. Cordier c/o Marina Port Morgan, B.P. 118 – Les Cayes Haiti Fax: 509 2861603 e-mail: portmorgan@globelsud.net
Der Zwischenfall reduziert Haitis Küste für Fahrtensegler auf einen einzigen Punkt: Die Captain Morgan Marina auf der Ile á Vache: Sicher und komfortabel auf der kleinen Trauminsel. Trotz Albtraumnachbarschaft.
Soweit der Artikel, hoffentlich wird er gedruckt. Eine ganz ruhige Nachtfahrt gibt es noch zu berichten, schön…