Sonntag, 09.04.00 – Wir können noch nicht ablegen, weil der Hafen nicht nur ab sechs Uhr abends, sondern auch am Wochenende geschlossen ist. Das macht aber nichts, immerhin hat die Kunstgalerie geöffnet, und der erste Großeinkauf kann auch schon stattfinden, weil der Devisenladen (wie die Intershops in der DDR) auch sonntags geöffnet hat.
Getränke, Nudeln, Kekse, Konserven, und was es sonst noch so alles nur für harte Dollar gibt…
Der Transport zu meinem Liegeplatz wird lustig und stilecht mit der Kutsche organisiert. Für den Abend hat der Skipper ein Menü in einem Parador bestellt.
Paradors sind private Restaurants, in diesem Fall handelt es sich um den Küchentisch einer kubanischen Familie, die über Zugang zu ansonsten verbotenen (weil für den Export oder die All-inclusive-Touristenburgen bestimmten) Delikatessen hat: Langusten (eineinhalb Stück pro Person…), Zackenbarsch (eineinhalb dicke Scheiben pro Person) und ein Tier, von dem Wolfgang gedacht hatte, das es in einer Farm gezüchtet wird, das aber tatsächlich in einem Naturpark unter Schutz steht, und dessen Verzehr mit zehn Jahren Gefängnis bestraft wird.
Leider klärt sich dieses Missverständnis erst am Abend auf, jetzt haben alle meine Crewmitglieder zwar mit schlechtem Gewissen, aber trotzdem mit ziemlicher Geschmacksnervenbegeisterung eineinhalb Scheiben von diesem Tier gegessen, und zwar alle (einschließlich Skipper, der ja schon allen möglichen Quatsch gegessen hat) zum ersten Mal!
Hoffentlich rächt sich keines dieser Tiere, da fehlen nämlich gleich immer ganze Gliedmaßen!!!
Um die Unmengen Kalorien wieder abzubauen, versumpft die ganze Mannschaft noch in der Dorfdisco, wo ein kubanisches Kabarett für Kubaner stattfindet, das unterscheidet sich doch recht gewaltig von den Revues, die so für die Touristen veranstaltet werden, macht aber gerade deshalb Spaß, zumal Heide die Galateia-Ehre rettet, weil sie Salsa mit Alain (auch ein neuer Freund) tanzen kann (die anderen trauen sich nicht…)!