Von Havanna nach Miami – April 2000

23.04.2000

Sonntag, 23. April 2000

Sonntag, 23.04.00 – Frohe Ostern! Die deutschen Crews (also die Galateia-Crew, Grit und Jürgen von dem kleinen Katamaran „Pixel“ und Thomas, Ralph und Andreas vom großen Katamaran „Thin Ice“) verbummeln den Feiertag am Pool.

24.04.2000

Montag, 24. April 2000

Montag, 24.04.00 – Sooo weit ist es ja nicht bis Miami, und deshalb kann man sich entscheiden, wo man mehr Zeit verbringen will: hier oder in den USA. Heide und Wolfgang entscheiden sich für hier.

25.04.2000

Dienstag, 25. April 2000

Dienstag, 25.04.00 – Ein paar Hafentage führen immer zu ganz neuen Einsichten, weil das klassische Touristenprogramm irgendwann abgehakt ist und die Suche nach dem eigentlichen Havanna beginnt. Irgendwo müssen sie ja sein, die Unzufriedenen, die nicht im Tourismus beschäftigten, die normalen Kubaner.
Wolfgang nimmt sich „crewfrei“ und findet sie auch (vorher allerdings eine nette Familie „wir sind die Klenzes!“, schöne Grüße an Osnabrück!), wenn auch erst nachts um 01.00 h irgendwo am Malecon… Trotzdem – oder besser auch deshalb fällt eine Entscheidung: Wir kommen Anfang nächsten Jahres wieder.
Sicher!!!

26.04.2000

Mittwoch, 26. April 2000

Mittwoch, 26.04.00 – Und wenn jetzt nicht gerade eine Kaltfront durchziehen würde, dann würden wir sogar lossegeln! So wird die Feldforschung halt noch einen Tag lang vertieft…

27.04.2000

Donnerstag, 27. April 2000

Donnerstag, 27.04.00 – Da es nur 90 Meilen bis nach Key West sind, können und wollen wir erst am Abend ablegen, um nicht im Dunkeln anzukommen. Zeit genug also, um mich gemütlich vollzubunkern, alle Formalitäten zu erledigen und ein paar Leute aus Fidji kennenzulernen. Man weiß ja nie, wozu solche Bekanntschaften gut sind!
Der Zöllner fragt noch mal, ob der Skipper wirklich keine Zigarrren schmuggelt und wird prompt belogen, die letzte Suche nach blinden Passagieren findet statt, dann steuern Heide und der Skipper mich in eine ruhige Nachtfahrt. ( Diese Zeile wurde zur besonderen Erinnerung für Heide geschrieben. Es ist nämlich so ruhig, dass „Gustav“ und der Skipper die Überfahrt mit einer tief und fest in der Koje schlafenden Heide gemütlich und alleine verbringen…)

28.04.2000

Freitag, 28. April 2000

Freitag, 28.04.00 – Vorbei mit der Einsamkeit: In der Hafeneinfahrt nach Key West geht es zu wie auf dem Stachus! Der Starnberger See an einem warmen Sommertag ist die blanke Einöde gegen das, was hier so auf dem Wasser los ist.
Der Agrarministerstellvertreter entsorgt nach dem Anleger die kubanischen Zitrusfrüchte, der Einwanderungsbehördenvertreter stellt die Touristenkärtchen aus und der Zoll lässt sich komplett vertreten, weil schon Feierabend ist.
Beim Erkundungsrundgang wird der Skipper dann fast von einem Ei erschlagen, welches in übler Absicht von einem der Boote im Hafen auf die Terrasse der Sunset-Bar geworfen wurde! Einmal im Jahr wird hier nämlich die Schlacht der Einheimischen (die sich als Mitglieder der „Conch-Republic“ – und nicht unbedingt als US-Bürger bezeichnen, zumindest heute nicht!!) gegen die Küstenwache nachgestellt. Und einmal im Jahr – ist eben heute!
Deshalb also die ganzen Schiffe!! Gut, dass ich schon am Liegeplatz war, als das ganze Spektakel losging! Die ganzen Tomaten/Orangen/Kondom- und Luftball reste/Brötchen… hätten ja noch Wochen in Rigg gehangen! (und trotzdem: auf Kuba käme niemand auf die Idee, mit Lebensmitteln zu werfen, 90 Meilen, die zwei Welten trennen…)

29.04.2000

Samstag, 29. April 2000

Samstag, 29.04.00 – Flaute- also schiebt uns der Motor am Nachmittag 18 Meilen weiter bis zum Sugarloaf Beach, wo sich Heide und Wolfgang von einem älteren Ehepaar in einer der Ferienvillen am ansonsten einsamen Traumstrand auf ein Bier und ein paar Brezen einladen lassen.

30.04.2000

Sonntag, 30. April 2000

Sonntag, 30.04.00 – Heute läuft es prima. Hoch am Wind, aber ohne kreuzen zu müssen. Abends in Marathon wird die Zugbrücke extra für uns hochgekurbelt, anders ist der erstklassig geschützte, aber leider auch sehr volle Innenhafen nämlich nicht zu erreichen.

01.05.2000

Montag, 01. Mai 2000

Montag, 01.05.00 – Irgendwie so ein ganz komischer Tag: Erst dreht der Wind immer weiter auf Nordost, deshalb müssen wir mühsam aufkreuzen, dann folgen wir einer anderen Yacht in eine Ankerbucht direkt unter der Seven-Miles-Bridge vom Highway Nr. 1, die dem Skipper dann aber zu auflandig ist, dann verholen wir in den Intracoastal Waterway und sitzen in der Hafeneinfahrt von Matacumbe Harbour mal wieder im Schlamm fest, nur um festzustellen, dass der Ort nur aus einem verlassenen Pfadfinderlager, einer Tankstelle und einer prima Bar besteht, in der der Barkeeper dem Skipper mitteilt, dass das Zerstören von Seegras (also auch das Auflaufen) im Intracoastal Waterway, der hier durch den Everglades-Nationalpark verläuft, mit 3.500,-$ Strafe geahndet wird. Da segeln wir dann doch lieber „draußen“ weiter!

02.05.2000

Dienstag, 02. Mai 2000

Dienstag, 02.05.00 – Kreuzen müssen wir weiterhin, allerdings liegt der Generalkurs nicht mehr nach NE, sondern nur nach NNE, deshalb kommen wir gut voran.
Drei verschiedene Möglichkeiten gibt es, um nach Norden oder Süden zu kommen: Entweder innerhalb der Keys und innerhalb der Autobahn im Intracoastal Waterway (ICW), oder zwischen Keys und Außenriff im recht gut geschützten Hawk Channel, oder draußen im Atlantik, wo der Golfstrom am stärksten schiebt.
Wir nehmen den Hawk Channel, der macht die Kreuz schön spannend, weil er nämlich nur ca. eine Meile breit ist und man die Riffe gegen die Sonne nicht sieht… Auf Key Largo sind alle Häfen zu flach für uns, zumal Hochwasser erst um 23.00 h ist. Also fällt der Anker hinter dem vorgelagerten Rodriguez Key.
Heide und der Skipper gehen früh in die Kojen, morgen wird es ein langer Schlag, denn bis Miami gibt es keinen weiteren Ankerplatz für uns.

03.05.2000

Mittwoch, 03. Mai 2000

03.05.2000

Mittwoch, 03.05.00 – Morgens will er dann doch nicht aus der Koje, weil der Wind in den Wanten heult. „Bestimmt wieder NE!“ denkt er, der Skipper, „da bleiben wir lieber hier!“ Aber Heide hat den Kaffe fertig, und als Wolfgang im Cockpit sein Frühstückszigarettchen anzünden will, da muss er sich nach Nordwesten drehen, um Windschatten für das Feuerzeug zu kriegen.
„Nanu?!-Heeeiiideee! Der Wind hat gedreht! Jetzt aber mal hurtig! Anker auf in zwei Minuten!“
Und dann wird es der traumhafteste Halbwind-full-speed-Logge-ständig-am-Anschlag-und-kein-Seegang-Tag der letzten Wochen. Spannend ist es auch immer noch, wegen der Riffe – ach – herrlich!
Delfine verabschieden Heide an ihrem letzten Segeltag, dann sitzen wir vor der Marina in Miami ein letztes Mal im Schlick, und dann sind wir so richtig in den USA.
Downtown im Lichtermeer. Längsseits am Hard-Rock-Cafe. Und trotzdem auch noch ein Manatee (diese knuddeligen Seekühe aus den Everglades!) mitten im Hafenbecken!

04.05.2000

Donnerstag, 04. Mai 2000

Donnerstag, 04.05.00 – Die Hafentage sind für mich ja immer eher langweilig, weil ich ja nie mit darf. Wenigstens werde ich vom 55. Stockwerk aus fotografiert, obwohl der Zutritt zur Chefetage eigentlich völlig verboten ist. Aber der Skipper muß sich ja nicht besonders anstrengen, um sich dumm zu stellen, und mit der Masche kommt man eben manchmal auch nach ganz oben! Und in einen kleinen, privaten botanischen Garten, und in die Hochbahn, und und und…

05.05.2000

Freitag, 05. Mai 2000

Freitag, 05.05.00 – Nach drei Zu-Fuß-Kilometern ohne sichtbare Annäherung an South Beach trampen Heide und Wolfgang zum Strand der Schönen und Reichen und kriegen im Auto mal als erstes einen Joint angeboten. Morgens um 11.00 h. Mahlzeit!
Ansonsten könnte das alles auch genauso gut Marbella (in Südspanien, siehe Logbuch vom Oktober 1999) sein, nur dass es hier noch teurer ist.
Das eigentliche Highlight ist dann auch erst später am Abend und wieder hier am Liegeplatz: Die Backstreet Boys drehen nämlich ihr neues Video direkt hinter meinem Heck! Da bin ich bestimmt drauf zu erkennen! Unten rechts, unter den Hochhäusern im Hintergrund! Genau hingucken!!!!! Ich werde noch berühmter!!!!!!

06.05.2000

Samstag, 06. Mai 2000

Samstag, 06.05.00 – Morgens werde ich gewienert, dann bringt Frankie, unser netter kubanischer Hafenmeister Heide zum Flughafen, und dann sind der Skipper und ich ganz alleine. Was er natürlich gleich am Abend ausnützt…

07.05.2000

Sonntag, 07. Mai 2000

Sonntag, 07.05.00 – Aus Gründen der Rehabilitation für das gestrige Versumpfen bekomme ich die Polster gewaschen, da hat die Sache auch ein Gutes!

08.05.2000

Montag, 08. Mai 2000

08.05.2000

Montag, 08.05.00 – Wobei das Wiederaufziehen der Polster die eigentliche Schwerstarbeit ist! Und weil sonst nicht viel los war, führen wir an dieser Stelle eine neue Rubrik ein, die von nun an in loser Folge und nach Bedarf erscheinen wird: DDDWNB! (Dinge, die die Welt nicht braucht!)
Heute: Klimaanlagen unter der Dusche, da holt man sich ja prächtige Erkältungen, zum Abkühlen empfehle ich den Kaltwasserhahn!

09.05.2000

Dienstag, 09. Mai 2000

Dienstag, 09.05.00 – Seekarten für den Weg nach Norden, neue Angelköder, ein kleines UKW-Handgerät (weil man sich hier immer bei den Marinas über Funk melden muss und Wolfgang es leid ist, immer mitten in der Hafenansteuerung zum Kartentisch zu müssen, außerdem hat das Erst-UKW-Gerät die amerikanischen Wetterberichtfrequenzen nicht gespeichert), Hafenhandbücher – maritimes shopping.

10.05.2000

Mittwoch, 10. Mai 2000

Mittwoch, 10.05.00 – Kleinkram reparieren, den roten Streifen am Rumpf polieren etc. Am Abend stellt Frankie seine neue Kollegin vor, die sich bei ihrem ersten Job in einem Yachthafen natürlich gerne mal ein Schiff von innen ansehen möchte.
Na, da hat sie ja gleich ein Prachtexemplar erwischt! Willkommen an Bord!
Und Frankie bringt die kubanische Zeitung zurück, die Wolfgang ihm geliehen hat; die mit den ganzen Elian-soll-nach-Kuba-Artikeln. Die hat hier natürlich erstmal die große Runde in der kubanischen Gemeinde gemacht!

11.05.2000

Donnerstag, 11. Mai 2000

Donnerstag, 11.05.00 – Der Skipper bastelt an mir rum, fährt eine neue Gasflasche kaufen und lernt neue Leute kennen… Nichts dramatisches also, außer, dass Uschi in Warstein gerade ihren Geburtstag feiert: Herzlichen Glückwunsch!!

12.05.2000

Freitag, 12. Mai 2000

Freitag, 12.05.00 – Nur noch eben der Ölwechsel, dann hat Wolfgang noch einen ganzen „Frei“-tag, weil ich damit dann wirklich super „crewfein“ bin!

13.05.2000

Samstag, 13. Mai 2000

Samstag, 13.05.00 – Gegen Mittag kommt Volker Arnold aus Iserlohn/z.Zt München an Bord, praktischerweise gleich mit einem Leihwagen, weil er nämlich schon seit einer Woche in Florida unterwegs ist.
Die günstige Gelegenheit wird ergriffen und das schicke Cabrio beim nächsten Supermarkt bis oben voller Lebensmittel gepackt. Nach dem Verstauen an Bord verschwinden die beiden dann zum Abendessen und probieren danach die neuesten Nackenmassagegeräte, Büroroller, umhängbaren Atemluftfilter etc. aus.
Was uns mal wieder zur Rubrik DDDWNB führt!
Heute: Lobsterselbstangelglücksspielbecken.
Da hocken ein halbes Dutzend verstörte Langusten in einem grellen Aquarium. Für 2,0$ kann man dann einen Greifarm von oben herab fallen lassen, und wenn man einen Hummer erwischt, wird er umsonst im Restaurant zubereitet. Mit Plüschtieren sind diese Automaten ja ganz lustig…