Mittwoch, 18.04.07 – Alle Chartergäste wollen natürlich mal eine echte Weltumseglerin von innen anschauen und wundern sich dann, wie gemütlich 12 Meter sein können. Oder dass es geruchsfreie Fäkalientanks gibt. Und trockene Bilgen. Meine Kommunikationsmöglichkeiten werden bestaunt, Wolfgang holt noch schnell ein Wetterfax aus dem Computer, und dann müssen die beiden andren Yachten weiter.
Ich werde wie immer für die nächste Crew gewienert, denn die steht ja schon auf der Pier: Herzlich Willkommen für Steffi Bretl und Roland Rollinger (wenn ich jetzt als neuen Werbeslogan vorschlage: „Galateia, das Schiff, auf dem JOJO-Skipper Urlaub machen!”, dann schimpft der Christoph Glaser! Vorsichtshalber grüße ich ihn mal ganz lieb und nett!) und für Jörg Hafner und Thomas Lachenmeyer.
Die Supermarktleiterin hat schon einen Sack Obst und Gemüse für mich aus der Hotelküche abgestaubt, der Rest vom Großeinkauf ist schnell erledigt und verstaut, prima, wenn lauter erfahrene Segler an Bord sind! Martin geht noch mit zum Abendessen, die nette Salsa-Combo begrüßt meine Crew schon mit Handschlag, und wenn die Jungs nicht gerade Musik machen, dann werden die neuesten Münchner Nachrichten erzählt oder es wird altes Seemannsgarn gesponnen, man kennt sich ja schon seit vielen Jahren.

Donnerstag, 19.04.07 – Bei der Ankunft in Cayo Largo am Dienstag hatte der Einwanderungsbehördenpapiere- kontrolleur steif und fest behauptet, dass Wolfgang sein Touristenvisum jederzeit und am einfachsten beim Ablegen, wenn er sowieso vorbeikommen muss, verlängern kann. Das stimmt heute leider nicht mehr, weil der Einwanderungsbehördenpapiere- kontrolleurschef mit dem wichtigsten aller Stempel irgendwo auf dem Flughafen ist. Deshalb verzögert sich mein Ableger bis zum Mittag. Und bis zum Nachmittag. Und bis zum Abend, was aber nichts mehr bringt, weil es da zu spät zum Ablegen ist. Macht auch nichts, die Crew schnappt sich mein Beiboot und erkundet die Lagune. Ein paar Leguane flitzen herum, die Mangroven sind faszinierend wie immer, und abends spielt die prima Salsa-Combo im Restaurant und begrüßt die Mannschaft wie gewohnt mit Handschlag.
Freitag, 20.04.07 – Jetzt aber: Leinen los, Kurs West! Bei traumhaftem Wetter raus aus den Riffen, Segel hoch und immer außen an der Riffkante entlang! Kurz vor der Ankerbucht am Südwesteck von Cayo Rosario darf ich einmal über das Flach, nur um die psychodelische Wasserfarbe, die entsteht, wenn aus sechs Meter Wassertiefe weißer Sand blauen Himmel durch blaues Wasser reflektiert, mal eben vorzuführen.
Samstag, 21.04.07 – Erst hoch am Wind durch die Passage von Cayo Rosario, dann Raumschots und unter Blister in Richtung Nueva Gerona. 64 Meilen, eine schöner als die andere. Steffi legt mich und eine glückliche Crew am Abend längsseits an die Pier, die Behörden kommen und gehen nach der Kontrolle wieder, nach dem Abendessen wird die Stadt unsicher gemacht. Jörg verblüfft die Jugend in der Disco, weitere Erklärungen muss er daheim seiner Frau geben
Sonntag, 22.04.07 – Ausschlafen
und erst am Nachmittag ablegen, aber dafür am Abend nicht mehr anlegen: Nachtfahrt, Sonnenuntergang mir Green Flash und Gitarrenmusik, Halbmond, Sterne ohne Ende, eine steife Brise aus Ost, die mich unter teilausgerollter Genua weiter nach Westen zieht. Die Wachen werden eingeteilt, Bordroutine stellt sich ein, die Beleuchtung unter Deck wird nur noch gedimmt eingeschaltet, leise Gespräche im Cockpit, ein bisschen philosophieren
Montag, 23.04.07 – Schon am Morgen wird das Cabo Corrientes gerundet, vor dem Tauchhotel „Maria la Gorda” ist noch eine stabile (hoffentlich!!! nach den Erfahrungen 2001
) Festmacheboje frei, der Rest des Tages wird verbummelt. Abendessen gibt es im Restaurant, denn in der Rubrik Fisch gibt es heute nur eine halbe Raubmakrele, da war ein Hai leider schneller als Thomas an der Angel. Und Haimahlzeitreste serviert mein Skipper aus Prinzip nicht.
Dienstag, 24.04.07 – Seglerisch geht es traumhaft weiter, auch das oft windumtoste Cabo San Antonio an der Westhuk Kubas ist freundlich zu uns. Die Karibik verabschiedet mich mit frischem Ostwind – und der Golf von Mexiko empfängt mich mit glattem Wasser. In den Mangroven hinter dem Kap findet sich wieder ein einsamer Ankerplatz in völliger Stille.
Mittwoch, 25.04.07 – Von hier an geht der Generalkurs an der Nordküste Kubas entlang gegen den vorherrschenden Ostwind. Aber innerhalb des Außenriffs klappt das Aufkreuzen prima, macht schon wegen der Schräglage sogar richtig Spaß! Weil kein frisches Brot mehr da ist, fällt mein Anker vor einem kleinen Fischerdorf: Los Arroyos. Der unausweichliche Behördenvertreter lässt sich längsseits rudern, danach erkundet mein Expeditionsteam (Steffi, Thomas und Jörg) den Ort. Da gibt es eine schöne Hauptstrasse, aufgeräumte Gärten und lauter nette Leute. Ein paar Eier werden organisiert, Brot gibt es erst später am Abend, das holen Roland und Thomas dann frisch aus der Backstube.
Donnerstag, 26.04.07 – Roland kutschiert den Wachmann her und zurück, Anker auf, ein kurzer Seeschwalbenbesuch auf dem Vorschiff, weiter nach Nordosten, weiter innerhalb des Riffgürtels. Das ist nicht immer einfach, die tiefe Rinne ist nur schmal, aber alle passen ein bisschen auf und ich komme ohne Grundberührung bis nach Punta Alonso Rojas. Hier sind die Mangroven weit über zehn Meter hoch, ankern mitten im Wald! Drei Fischer in einem Kastenboot, das mit drei LKW-Reifenschläuchen notdürftig über der Wasseroberfläche gehalten wird, rudern an die Badeplattform und verkaufen für ein paar Pesos drei dicke Langusten. Das passt gut, denn in der Rubrik Fisch gibt es heute nur einen zu kleinen Blue Runner und einen kleinen (30 cm) Yellow Snapper, der zerkocht die Sauce zu den Langusten geschmacklich verfeinern darf.
Freitag, 27.04.07 – Raciel und Raiden haben natürlich noch ein paar große Langusten dagelassen, die gibt es mittags mit Knoblauchbrot und Cocktailsauce. Bis zum Abwinken. Deshalb fällt die Rubrik Fisch heute auch flach, und als ich nach einigen abenteuerlichen Passagen über ebenfalls reichlich flache Flachs hinter dem Cayo Levisa vor Anker liege, da entschwindet die Crew am Abend in das kleine Hotel auf der anderen Seite des Inselchens und bestellt komplett fischfreie Abendessen.
Samstag, 28.04.07 – Östlich von Cayo Levisa ist das Flach sogar so flach, dass ich nicht mehr drüber passe. Zumindest nicht da, wo im Hafenhandbuch ein Pass eingetragen ist. Roland dreht mich im Sand auf meinem eigenen Kiel auf der Stelle, zurück in tiefes Wasser, weiter östlich könnte es klappen, langsam weiter, testen, loten, nach Korallenköpfen und etwas tieferen Passagen Ausschau halten – und es klappt wirklich. Um 12.15 h schwimme ich außerhalb des Riffgürtels im tiefen Golfstrom. Der schiebt mich zusätzlich zum schönen Wind mit über einem Knoten in die richtige Richtung und das ist heute bis in die Bahia Honda.
Sonntag, 29.04.07 – Seit Tagen dreht der Wind am Nachmittag immer genau so weit nach Norden, dass ich den Ostkurs nach einem kurzen Kreuzschlag anliegen kann. Unglaublich, Wolfgang hatte ganz schön Bammel vor den Meilen gegen den Passat. Aus der gefürchteten Bolzerei wird ein toller Segeltag nach dem andern. Und der Golfstrom schiebt und schiebt, manchmal mit fast zwei Knoten. Am Ruder wird konzentriert gearbeitet, damit ich keinen halben Knoten davon verliere, Regattafieber, obwohl weit und breit wie immer niemand zu sehen ist. Schon um 16.00 h liegt die Bucht von Mariel querab, neben dem Zementkombinat gäbe es einen lustigen Liegeplatz direkt am Zementwerksstrandbad, aber die Behörden lassen mich nur kurz längsseits kommen und schicken mich dann weiter in die Marina Hemingway nach Havanna. Das Gute daran: Der Wind passt super, weil er heute sogar bis auf Nordnordwest rückdreht – und die Rubrik Fisch wird um knapp fünf Kilo Schwarzflossenthunfisch erweitert. Filetieren, kurz außen anbraten, innen zarte, rosafarbene „Herzen” roh lassen: Thunfisch zum lutschen, da braucht man kein Messer, den kann man mit dem Löffel zerteilen und dann langsam auf der Zunge zergehen lassen
Montag, 30.04.07 – Die Mannschaft entschwindet zum Stadtbummel nach Habana Vieja, Alt-Havanna mit der Kathedrale, der Uferpromenade und all den anderen Sehenswürdigkeiten. Ich darf ja wie immer nicht mit, obwohl ich auch gerne mal in den alten Hafen einlaufen würde. Der ist aber für Yachten gesperrt, schade.
Dienstag, 01.05.07 – Am Tag der Arbeit ruht selbige natürlich. Trotzdem findet sich ein alter Chevy samt Chauffeur, der meine Crew auf Hemingways Spuren in den Osten Havannas, wo er in einem kleinen Hafen seine Yacht hatte, und zu seinem Anwesen kutschiert. Das ist eigentlich wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber die Wärter haben ein Einsehen und lassen meine Crew nicht nur auf das tolle Gelände, sondern machen auch noch eine ganz private Führung. Wolfgang darf sich sogar auf Hemingways Angelstuhl in seiner Motoryacht setzen, die ist nämlich im Park der kleinen Villa aufgebockt zu bewundern. Ansonsten steht und liegt alles noch so, wie Hemingway es hinterlassen hat, inklusive seiner Kriegsberichtserstatteruniform, der Safaritrophäen, seiner Lesbrille und der siebentausend Bücher. Ein echtes Muss, falls ihr mal herkommt!
Mittwoch, 02.05.07 – Das Übliche: Die alte Crew putzt mich noch auf Hochglanz, dann sitzt mein Skipper alleine an Deck. Der nächste Törn beginnt ja erst nächste Woche, wir haben ein paar Tage frei. Kleiner Gag am Rande: Um die Gasflaschen füllen zu können, muss man direkt an der Abfüllstation im Osten der Stadt mit US-Travellercheques bezahlen. In der Marina gibt es kein Gas, weil die letzte Rechnung noch offen ist. US-Travellercheques hat mein Skipper natürlich nicht, weshalb die Kassenchefin der Gasabfüllstation meinen Skipper zum Gesandten der Marina erklärt, damit er so auf der Bank (zurück in der Innenstadt!) 16 Euro auf das Gaskonto überweisen kann. Mit dem Beleg zurück zur Station, und mit den Gasflaschen zurück in die Marina. Ganz im Westen der Stadt