Von Isla de la Juventud nach Montego Bay

07.02.2008

Donnerstag, 07. Februar 2008

Donnerstag, 07.02.08 – Der Vormittag wird auf dem Bauernmarkt, wo es immerhin Schnittlauch, Rote Beete und Möhren gibt, und im Supermarkt verbracht, ein paar Sachen gibt es wie immer nicht, aber es reicht zum Ablegen. In glattem Wasser machen sich alle wieder mit meinen Leinen vertraut, Segel hoch, dann geht es mit zwei, drei Kreuzschlägen bis zum Ankerplatz in Lee von Cayo Grande, kurz vor der Pasa (Durchfahrt) Quitasol. Zum ersten Mal auf diesem Törn Stille, Sterne und später ein wenig Gitarrengeklimper vom Skipper.

08.02.2008

Freitag, 08. Februar 2008

Freitag, 08.02.08 – Leichte Brisen reichen mal zum Segeln, mal nicht, so dass der Motor mitschieben muss. Macht nichts, strahlend blauer Himmel, leuchtend blaues Wasser und die Inselkette steuerbord querab. Nachmittags probiert Rosi ihre neue Gleitsichtbrille aus, weil sie beim letzten Törn immer Schwierigkeiten hatte, mit Lesebrille in die Ferne bzw. ohne Lesebrille den Kompass zu sehen. Die neue Brille ist aber prima, und weil alle guten Ausrüstungsgegenstände ja hier getauft werden (Higgins, mein Beiboot, Gustav, der Autopilot, Lupo, das Superfernglas etc.), sucht Rosi einen Namen für ihre Wunderbrille. Elegant und wohlklingend soll er sein. Da fällt ihr „Resi” ein! Der Rest der Mannschaft findet’s auch toll und lacht sich weg. Wolfgang hat auch einen neuen Ausrüstungsgegenstand, nämlich einen i-pod (Danke an Christian!). Der soll hier an Bord nach und nach die langsam überquellende Bordphonothek ersetzen, führt aber bisher nur dazu, das der Skipper „Ensel und Krete” von Walter Moers hört (sechs CDs!) und völlig weggebeamt ist. Am Abend ist Cayo Campos erreicht, der nächste stille Ankerplatz. Obwohl: Die SY „on-on” mit Dana, Adrian und Troy liegt schon da, die drei kennen wir schon aus Nueva Gerona. Trotzdem muss noch nicht wegen Überfüllung geschlossen werden.

09.02.2008

Samstag, 09. Februar 2008

09.02.2008

Samstag, 09.02.08 – Auf Cayo Campos könnte man auch gut einen Tag verbummeln, hier gibt es Affen und ein schönes Riff zum Schnorcheln. Aber andererseits passt das Wetter gut, also trödeln wir nicht und brechen recht früh auf. Den ganzen Tag habe ich nie mehr als sechs Meter Wasser unter dem Kiel – und lange Stunden auch nicht mehr als einen. Nach der Pasa Rosario stecke ich meinen Bug dann mal kurz ins offene Meer – und sofort rast das Echolot auf 20, 40, 100 m und fängt an zu blinken. Endlose Tiefe. 2000 m. Eine Wende weiter geht es genau so wieder rückwärts und ich liege am Westende von Cayo Rosario vor weißem Strand und hinter den Außenriff auf 2,5 bis 3 m Wassertiefe vor Anker. Higgins wird zu Wasser gelassen und zum Sundowner geht es an den Strand, mal die Beine vertreten.
Daniel und Rosi haben unterwegs einen schönen Barrakuda (hier auf der Südseite darf man sie wieder essen!) zerlegt, der wandert erst im Gemüsebett in den Ofen und dann in die Mägen, lecker! Nachtprogramm: Sternegucken. Der neue Mond ist mit einer dünnen Sichel wieder da, Brigitte und Daniel finden mit Lupo den Orion-Gasnebel, für alles andere braucht man heute wieder mal nur seine Augen. Eine kleine Fledermaus, die in meinem Lichtschein Opfer sucht und durch das Cockpit flattert, braucht natürlich ihr Hochfrequenzsonar.

10.02.2008

Sonntag, 10. Februar 2008

Sonntag, 10.02.08 – Buchten mit Strand machen faul, nur Wolfgang und Daniel raffen sich auf, fahren mit dem Beiboot zum Außenriff und gucken Korallen, Riesenschnecken und Unmengen Fische an.
Bis nach Cayo Largo sind es nur 20 Meilen, davon fast die Hälfte innerhalb des Riffs in kitschig-hellblauem Wasser. Landschaftsalarm. Rosi legt mich mit Resi gekonnt (und mit ein bisschen Vorsagen vom Skipper) in die Box am Schwimmsteg der kleinen Marina, die üblichen Behördenhordenhürden werden schnell überwunden, im Marina-Restaurant warten ein paar Steaks und die Drei-Mann-Combo auf meine Crew, und zum Absacker gibt es Mojitos oder Pina Coladas an der Bar vor dem Steg.

11.02.2008

Montag, 11. Februar 2008

Montag, 11.02.08 – Der Wind bläst kräftig aus Ost, und in Cayo Largo gibt es immerhin eine kleine Schildkrötenfarm (wo Rosi von einer echten Karettschildkröte prompt nass gespritzt wird!) und überhaupt die Gegend zu erkunden. An der Marinabar kann man leckere Pizza oder Langusten essen, es gibt also keinen Grund zum Ablegen.

12.02.2008

Dienstag, 12. Februar 2008

Dienstag, 12.02.08 – Wolfgang hat ein Missverständnis mit der „Koordinatorin”, die ihm eigentlich mitteilen wollte, dass die Tankstelle um 10.00 h dicht macht. Er versteht aber irgendwie „Wäscherei” und holt deshalb schnell die Wäsche ab. Die Waschmaschinenbedienerin wundert sich, weil die Laken noch gar nicht trocken sind. Und am Nachmittag wundert sich die Koordinatorin, dass ich nicht an der Tankstelle war. Macht nichts, Andrew von der SY „Mariposa” hilft bis Cienfuegos mit 40 Litern aus, der Wind bläst weiterhin aus Ost, die „on-on” ist auch eingetroffen, ein gemütlicher Tag unter Fahrtenseglern.

13.02.2008

Mittwoch, 13. Februar 2008

13.02.2008

Mittwoch, 13.02.08 – Heute bläst es aus dem Süden! Das passt gut für den langen Schlag nach Nordosten, nach Cienfuegos. Morgens verzögern zwar erst ein kräftiger Schauer und dann die üblichen Behördenhordenhürden den Ableger um ein paar Stunden, aber um 10.50 h stecke ich meinen Bug in die frische Brise. Bis mittags muss ein Reff im Großsegel bleiben, aber ab Cayo Guano del Este können wir abfallen, im Lee der kleinen Leuchtturminsel gibt’s die gestern schon vorgekochte Kürbissuppe und mit gefierten Schoten und Vollzeug rausche ich den ganzen Nachmittag lang durch die Wellen. Vier Regenbögen beweisen zwar, dass ich durch viel Schauer hindurch muss, aber die schnelle Reise und ein paar Delfine in der Bugwelle trösten da gut drüber hinweg. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit zieht dann die angekündigte Kaltfront über uns hinweg, Rosi erfindet dafür das Wort „Regensausen”, denn ich beschleunige in den Böen auf knapp neun Knoten. Kübelweise Wasser in den Segeln wirkt offensichtlich besser als reine Luft! Blitz und Donner ringsumher, Sicht null, aber trotzdem ziemlich lustig. Brigitte zieht ihre Rettungsweste verkehrt herum an, so dass Regen an die Auslöseautomatik rinnt und die Arme plötzlich einen leuchten orangefarbenen Ring um die Brust hat. Wolfgang darf aber gar nicht mosern, er hat nämlich beim Ölzeugschnellanziehen seinen Blouson ebenfalls verkehrt herum angezogen und wundert sich nun, dass ihm die Kapuze die Sicht versperrt. Da muss die Kapuze eben wieder in den Kragen – und auf den Kopf kommt der Südwester aus Maine. Eh besser…
Der Wind dreht um fast hundertachtzig Grad und weht nun aus Nord-Nordwest, dass passt auch prima, zumal wir schon so weit unter der Küste sind, dass sich kein Seegang aufbauen kann. Nach einer Dreiviertelstunde ist der Spuk vorbei, es klart auf und die letzten Meilen geht es ganz gemütlich bis vor die fjordähnliche Einfahrt von Cienfuegos. Zwei Richtfeuer und reichlich Fahrwassertonnen beschäftigen Daniel am Kartentisch, nach ein paar Ecken liegt die Marina vor dem Bug und die immer wachen Wachen weisen mir bis morgen den Platz an der Tankstelle zu. Beim Absacker (Brigitte mixt Lumumba zum Aufwärmen) lassen sich alle den abenteuerlichen Tag noch mal Revue passieren – und Brigitte darf wegen der Rettungswestenpanne dabei die goldene Krone für „besondere Leistungen” tragen. Wolfgang nimmt das gute Stück aber auch eine Weile.

14.02.2008

Donnerstag, 14. Februar 2008

Donnerstag, 14.02.08 – Die „Mariposa” ist ein paar Stunden nach uns auch angekommen, da können am Morgen die „Schauer”-geschichten gleich noch mal erzählt werden. Ansonsten bekomme ich endlich den Tank voller Diesel, das war ja leider weder in Nueva Gerona noch in Cayo Largo möglich. Mit einer prima Pferdekutsche entschwindet die Crew dann zum Stadtbummel nach Cienfuegos. Das ist seit meinem letztem Besuch deutlich schöner geworden, die klassizistischen Häuser an der Fußgängerzone sind alle frisch gestrichen, die Menschen bummeln durch die Geschäfte, nette Restaurants und Cafés locken zum Verweilen, es gibt etwas Obst und Gemüse in einem Bauernladen (Bevorzugte Behandlung für Devisentouristen, was allerdings schon traurig macht. Die Kubaner müssen länger anstehen, bekommen aber wenigstens alles noch für alte Pesos.) Der Crewkutscher hat die besten Pferde der Stadt und kutschiert meine Mannschaft schnell und zentimetergenau vor einen Paladar (Wohnzimmerrestaurant) zum Abendessen und dann zurück in Richtung Yachtklub und Maurischer Villa, die Pracht vergangener Tage bestaunen. Der Brothändler in seinem Miniladen einen Block weiter freut sich über ein Feuerzeug wie ein Schneekönig, da staunt dann alles über die kleinen Freuden heutiger Tage.

15.02.2008

Freitag, 15. Februar 2008

Freitag, 15.02.08 – Um noch möglichst viel von dem Nordwind mitzubekommen, klingelt um 03.45 h der Wecker. Die Stunden bis zum Sonnenaufgang sind wunderbar: Halber Wind unter den hohen Bergen entlang, Sterne ohne Ende, dann ein wunderbunter Sonnenaufgang und ab den späten Morgenstunden eine schöne Kreuz gegen den thermischen Südost. Da darf ich dann mal wieder zeigen, was eine alte Dame noch so an Wendewinkeln hinbekommt, selbst Wolfgang unterschätzt mich. Um 14.00 h sause ich durch die Riffpassage hinter die Halbinsel Jagua, darf dort eine Rille durch den Schlick ziehen, ohne die man einfach nicht in die kleine Marina kommt, die unser Ziel ist.
Da darf ich mich längsseits vor die Kneipe legen, das freut die Crew! Frisch geduscht brechen meine Abenteurer dann nach Trinidad auf. Weltkulturerbe bestaunen, kenne ich schon… Mojitos schlürfen und Salsa tanzen, so wird das wohl wieder enden!

16.02.2008

Samstag, 16. Februar 2008

Samstag, 16.02.08 – Tagsüber wird heute wirklich Weltkulturerbe bestaunt. Von oben, nämlich vom Kirchturm herab, von unten, nämlich aus den vielen Gassen heraus, und von innen, nämlich im Nationalmuseum. Aber die Hauptattraktion ist wieder die Musik am Abend. Auf der großen Freitreppe neben der Kathedrale löst eine Band die nächste ab, in der „Casa de la Trova” ebenfalls, und überall wird getanzt, getanzt, getanzt. Die kubanischen Jungs flirten hemmungslos mit den Touristinnen, hüftsteife Europäer bringen ihr Tanzkurskönnen aufs Parkett und wer nicht tanzt, der singt mit oder klatscht im Takt. Mojito für Mojito wird die Bordkasse geplündert, und eine handgewickelte Zigarre darf zwischendurch auch mal sein.
Nur der Heimweg gestaltet sich schwierig, denn leider ist die Sittenpolizei heute verstärkt unterwegs, und der schöne, alte Chevy, in dem sich meine Mannschaft illegal zurück zur Marina chauffieren lassen will, wird nach der ersten Kurve von der Streife angehalten. „Alle Mann aussteigen, Ende der Fahrt.” Legale Taxen sind aber keine mehr unterwegs. Staatliche Taxler haben ja auch nicht wirklich Grund, nachts um zwei noch umherzukutschieren. Aber nach ein paar Minuten Warten hat sich die Sitte verzogen und ein Privatchauffeur quetscht die Crew für die knappe halbe Stunde Fahrzeit in seinen kleinen Fiat. Wolfgang schwingt sich über die Rückenlehne in den winzigen Kofferraum, Daniel macht lustige Fotos und schon passt das.
Nach erweiterten Recherchen konnte übrigens festgestellt werden, dass nur in jedem siebzehnten kubanischen Auto der Tacho funktioniert. Das scheint den Wiederverkaufswert zu erhöhen: „Ey, die Kiste ist zwar schon 24 Jahre alt, hat aber erst 300 km auf der Uhr!”

17.02.2008

Sonntag, 17. Februar 2008

Sonntag, 17.02.08 – Aus ersichtlichen Gründen verzögert sich das Ablegen bis zum Mittag. Aber dann sind alle wieder fit, der Wachposten stempelt die Papiere und ich darf wieder eine Rille durch den Schlick zwischen den Mangroven schieben.
Ab hier bin ich in der Inselwelt „Jardinos de la Reina” (Gärten der Königin) unterwegs, hunderte von Ankerplätzen und trotzdem endlose Einsamkeit. Meistens zumindest, denn heute, in der kleinen Bucht nördlich von der Durchfahrt „Pasa de los Machos” gesellt sich ein Fischerboot zu mir. Der Käpt’n fragt, ob wir vielleicht ein paar Langusten haben wollen – und wer kann da schon nein sagen?! Als Bezahlung wechseln eine Dose Tomatenmark, eine halbe Flasche Essig, eine halbe Flasche Rum, ein paar Feuerzeuge und ein paar Dollar den Besitzer. Während meine Mannschaft schon mal das Kochen anfängt oder eine Runde schwimmen geht, fahren die Fischer noch mal eine Runde raus und kommen mit einem großen Mutton Snapper wieder. Für morgen. Und da sie schon mal da sind, bleiben sie auch gleich für einen lustigen Musikabend an Bord. So supergut ist das Crewspanisch leider noch nicht, dass man den ganzen Abend mit den Kubanern diskutieren könnte, aber Musik kann man ja immer prima gemeinsam machen. Der Taucher übernimmt die Trommel, Wolfgang die Gitarre und die anderen singen. Ein wunderbarer – und so wohl nur auf Kuba möglicher Abend!

18.02.2008

Montag, 18. Februar 2008

18.02.2008

Montag, 18.02.08 – 20 Meilen weiter bis zum nächsten Inselchen, Cayo Zaza de Fuera. Da steht ein einsamer Flamingo am Ufer – und ein großer Schwarm Fregattvögel kreist über mir. Ein paar Fischerboote ankern weiter innen in der Lagune und laden kistenweise Fang um, aber mein Kühlschrank ist ja noch voll.
Wegen einer Doofmannsgehilfenkäferattacke wird nach Sonnenuntergang das Cockpitmoskitonetz aufgespannt, so kann der Snapper unbeschwert, kurz gebraten und an Mofongo (Kochbananenbrei) serviert werden.
Doofmannsgehilfenkäfer sind übrigens kleine, längliche Käferchen, die völlig planlos umherfliegen, nicht pieken, sich mühelos außenbords befördern lassen und wegen ihrer unkoordinierten Landemanöver auf Nasenspitzen, Coladosen, Kaffeelöffeln etc. ihren Namen absolut zu recht tragen.

19.02.2008

Dienstag, 19. Februar 2008

Dienstag, 19.02.08 – Weil das Wetter so schön ruhig ist, gibt es das Frühstück unterwegs. So kommt man bequem auf 46 Meilen, irgendwie müssen wir ja auch mal in Richtung Jamaika!
Ansonsten das gleiche Programm wie gestern, in der Lagune von Cayo Cuervo ankert ausnahmsweise mal eine richtige kleine Fischereiflotte aus kleinen, aber modernen Trawlern, die zweite Doofmannsgehilfenkäferattacke wird abgewehrt, die letzten Snapperreste werden zu einer grandiosen Fischsuppe verzaubert, ab morgen darf wieder geangelt werden! Rudi bäckt aber trotzdem schon mal zwei Vollkornbrote, zum Frühstück muss es ja auch was geben.

20.02.2008

Mittwoch, 20. Februar 2008

Mittwoch, 20.02.08 – Was den Fischern beim Aufräumen so alles außenbords geht, das holen sich die Seevögel. Und das sind hier gewaltige Schwärme von Seeschwalben , Pelikanen und Fregattvögeln. Letztere lassen erstere gerne die Arbeit machen und klauen den Seeschwalben ihre Beute im Flug aus dem Schnabel. Eine wilde Flugshow! Die Pelikane haben es besser, weil sie ihren Anteil ja immer gleich im „Tresor” haben, da kommt kein Fregattvogel dran!
Ohne Fregattvogelattacke landen unterwegs zum nächsten Ankerplatz eine Raubmakrele und ein Barrakuda im Cockpit, das reicht für eine Einladung an Barbara und Wolfgang von der „Momo”, die ebenfalls im Canal Caballones ankern. Vorher gibt es aber noch einen ausgedehnten Strandspaziergang, ein paar Meilen weißer Sand voller großer Conchs und Muscheln. Rosi und Daniel sind unschlüssig, ob die Bucht nun noch schöner ist, als die Bahia de los Aquilas an der Grenze zwischen Haiti und der DomRep, die bisher als schönste aller Buchten galt. Hier gibt es mehr Palmen, aber dafür nicht so schöne Felsformationen am Rand der Bucht. Schnorcheln konnte man damals vom Ufer aus, hier, wegen eines Seegrasstreifens in flachen Wasser, nur von der Badeplattform. Dort waren wir bis auf ein Fischerbötchen auf Netzkontrolle ganz alleine, hier liegen noch die „Momo” und ein Tauchausflugsboot. Einigen wir uns auf ein unentschieden und das Prädikat „Super”!
Um „Super” noch zu toppen, ist heute totale Mondfinsternis. Pünktlich nach dem Wettessen (Makrele gegen Barrakuda, Barrakuda gewinnt) schiebt sich der Erdschatten vor den Vollmond. Blutrot bleibt er dunkel sichtbar und sieht durch Lupo viel plastischer aus als normalerweise. Die Sterne funkeln um die Wette und scheinen richtig stolz zu sein, dass der Erdtrabant ihnen heute endlich mal nicht die Show stiehlt. Einmal alle paar Jahre dürfen sie heller sein als der Vollmond! „Und auf dem ist jetzt Sonnenfinsternis” sagt mein Skipper, „das ist bestimmt auch schön!”

21.02.2008

Donnerstag, 21. Februar 2008

Donnerstag, 21.02.08 – Noch einmal zu den Korallen schnorcheln, gemütlich frühstücken, den wunderbaren Platz genießen. Und dann doch wieder weiter.
Vor den Cayos Gitanos rutscht mein Anker auf einer dünnen Sandschicht durch das Seegras, aber hinter den Inseln hält er in tieferem Wasser sofort.
Um etwas Abwechslung in die Musikabende zu bringen, werden heute nur deutsche Schlager gesungen. „Tränen lügen nicht…” Lachtränen auch nicht!

22.02.2008

Freitag, 22. Februar 2008

Freitag, 22.02.08 – Am Morgen darf Daniel die Seekarte berichtigen: eine neue Sandbank liegt etwas südlich von uns, wo auf der Karte sechs Meter Wassertiefe verzeichnet sind. Was so’n Hurrikane alles ändert!
Nichts geändert hat sich hinter Cayo Guincho, 34 Meilen südöstlich. Hier war ich 2001 zum ersten Mal, damals mit Christian als einzigem Crewmitglied. Die kleine Bucht mit dem kleinen Strand und den kleinen Passagen zwischen den kleinen Mangroveninseln verlockt wieder zu einer kleinen Pause. Weil heute ausnahmsweise mal nichts an der Angel hängt, versuchen Daniel und Wolfgang ein paar Langusten zu finden. Das klappt nicht, aber zum Ausgleich finden die beiden eine riesige Bank voller Schlossmuscheln. Brigitte opfert eine halbe Flache Weißwein für den Sud, der kommt dann über einen Topf voller Spaghetti, lecker.

23.02.2008

Samstag, 23. Februar 2008

Samstag, 23.02.08 – Rosi, Brigitte und Rudolf erkunden das Inselchen per pedes, Daniel und Wolfgang gehen Muscheln sammeln. Ein Eimer voll sollte für die nächste Mahlzeit reichen.
Weil unser letzter Ankerplatz in den Jardinos de la Reina nur zehn Meilen entfernt ist (Canal de Quatros Reales), bleibt dort noch Zeit für einen letzten Schnorchelausflug am Riff. Und weil das nun schon recht nah an der offenen Karibik ist, quillt es vor Bewohnern nur so über! Aller Arten von Korallen in mehreren Stockwerken, dazwischen bunte Röhrenwürmer und Schwämme und dazwischen Fische in allen Formen und Farben. Den Skurrilitätsrekord hält heute ein Fisch, der aussieht wie ein verärgerter Karpfen mit drei völlig überdimensionierten Stachelflossen im Nacken. Und ein paar Delfine schauen kurz am Heck vorbei.
Mit Sonnenuntergang werden in Fließbandarbeit die Schlossmuscheln gepult, dazu muss man einen kleinen Stift an der Außenseite der Schale ziehen, dann kann man die beiden Hälften auseinanderklappen und das Fleisch entnehmen. Nach den ersten paar Dutzend können Rosi, Rudolf und Wolfgang das mit geschlossenen Augen.

24.02.2008

Sonntag, 24. Februar 2008

Sonntag, 24.02.08 – Kuba verabschiedet uns mit großem Showprogramm: Zwei Rochen springen elegant aus dem Wasser, zwei Wasserhosen in einem recht weit entfernten Schauer sorgen für eine spannende Kulisse (wir bleiben aber unbehelligt und trocken!), und drei Brieftauben machen Landeversuche in meinem Rigg. Eine landet erschöpft im Wasser und soll gerade eingesammelt werden, startet aber doch noch selbständig mit letzter Kraft und ruht sich dann ein paar Stunden auf dem Solarpaneel aus.
Nördlich von Kuba lümmeln ein paar alte Kaltfronten herum und klauen uns den Passat, mit ganz leichten Brisen dreht sich mein Bug nach Süden, Kurs auf Jamaika, 120 Meilen geradeaus. Kürbissuppe und Brot (Rudi im Backwahn) sind vorbereitet, Bordroutine stellt sich ein, wie immer, wenn ich auf Nachtfahrt gehe. Sternschnuppen, ein immer noch fast voller Mond, kein Frachtverkehr, kaum Seegang, eine gemütliche Reise.

25.02.2008

Montag, 25. Februar 2008

Montag, 25.02.08 – Daniel und Wolfgang üben sich in Astronavigation und holen mit dem Sextanten die Venus, Arcturus und den Mond auf den Horizont. Merkur ist in den Morgenstunden auch sichtbar, der sonnennächste Planet ist relativ selten erkennbar, Glück gehabt.
Und dann sind wir schon da. Um 11.20 h liege ich im Montego Bay Yacht Club, gegenüber liegt die „Aida” an der Kreuzfahrerpier, volles Kontrastprogramm zur Einsamkeit „unserer” Inselwelt. Die Behörden kommen an Bord und sind bis auf die Zöllnerin, die meinen armen Skipper zu einem Extrataxiausflug ins Frachtterminal einlädt, sehr zuvorkommend. So ein bisschen allerdings selbst schuld, denn wir haben aus Kuba keine Ausklarierungspapiere. Aus zwei Gründen: Erstens wäre Cienfuegos der letztmögliche internationale Hafen gewesen, dann hätte ich in Trinidad aber nicht mehr anlegen dürfen. Zweitens ist der Hafen in Santiago zur Zeit für Yachten geschlossen, die Gründe gehen von „Renovierung der Raffinerie” bis zu „Unstimmigkeiten im Betrieb der Marina”, lauter Gerüchte. Den dritten Grund liefert die Zöllnerin selbst: Am vergangenen Sonntag hat Fidel Castro offiziell abgedankt, was man so alles nebenbei erfährt…
Weiteres Kontrastprogramm zu Kuba: Toilettenpapier, Klobrille, Notbeleuchtung, Reparaturwerkzeug, Seife, Handtuch und Wasser können von der Toilettengangausrüstungsliste gestrichen werden. Andererseits: Alles komplett einheimischenfrei, überall Wachpersonal.
Abendessen im Yachtclub, Steaks hauptsächlich, wen wundert’s nach der Fischkur?

26.02.2008

Dienstag, 26. Februar 2008

26.02.2008

Dienstag, 26.02.08 – Dave ist der Minibuschauffeur für heute. Landausflug. Und ich wie immer alleine am Liegeplatz. Dabei wäre ich auch gerne in den Green Grotto Caves herumgekrochen oder wäre mit hunderten anderer Touristen den Dunn’s River Wasserfall hinauf geklettert. Na gut, für Yachten unmöglich. Aber die wunderbare Floßfahrt den Martha Brae River hinab, da hätte mich nur mein Tiefgang gehindert. Und an Steve McQueens Hausboot hätte ich anlegen können, da wäre ich wenigstens beim Abschiedsdinner in der Nähe gewesen. Aber nein, alles für Yachten gesperrt, nur Crew und Skipper dürfen mal wieder eine Insel von innen heraus erkunden, während ich mich hier in der Marina langweile. Schicksal einer Kielyacht. Wenigstens sind alle begeistert, als sie zum Absacker wieder hier an Bord eintrudeln.

27.02.2008

Mittwoch, 27. Februar 2008

Mittwoch, 27.02.08 – Einkaufsbummel und Schwimmbadrunden. Nach dem Shoppen braucht man hier in Montego Bay nämlich erstmal eine längere Erholungsphase. Da wird teilweise schon recht verbissen um die Kunden gekämpft…
Daniel muss heute schon ins Flugzeug steigen, aber wir sehen uns ja schon auf Galapagos wieder. Gute Reise!