Donnerstag, 28.02.08 – Ich bekomme wie immer meine Streicheleinheiten, aber dann ist der Törn auch für Brigitte, Rosi und Rudi vorbei. Vielen Dank für alles – und bis nächstes Mal!
Donnerstag, 28.02.08 – Ich bekomme wie immer meine Streicheleinheiten, aber dann ist der Törn auch für Brigitte, Rosi und Rudi vorbei. Vielen Dank für alles – und bis nächstes Mal!
Freitag, 29.02.08 – Der einsame Wolfgang erkundet den Club, freundet sich mit den Stegnachbarn an und erledigt den üblichen Kleinkram. Das mit den neuen Freundschaften klappt besonders gut: Am Abend werden er und Derek (Skipper der SY „Fowler Weather” und via Kuba aus Kanada hergekommen) von der Ex-Kommodorin des Yachtclubs zur Geburtstagsparty eines Freundes mitgeschleift. Da trifft sich der harte Kern der englischen Auswanderergemeinde, sehr lustig.
Samstag, 01.03.08 – Naja, und deshalb ist heute natürlich mal wieder Erholung angesagt
Sonntag, 02.03.08 – Steven und Michael übernehmen heute den abendlichen Gästebetreuungspart und ziehen mit Wolfgang und Derek um die Häuser. Da aber Sonntag ist, passiert nicht wirklich viel.
Montag, 03.03.08 – Dave, der Taxler, wird für die nächste Inseltour gechartert. Quer durch die Berge geht es durch das German Village zur Bambusallee, dann zu den Krokodilen im Black River und weiter zum Grab von Peter Tosh, das hauptsächlich mit frischem Hanf geschmückt ist.
Zum berühmtesten Sonnenuntergang der Karibik schlürfen die drei Ausflügler (incl. Dave, der kannte die Krokodile nämlich auch noch nicht!) in Ricks Café auf den Klippen von Negril ein paar Bierchen und kommen erst spät am Abend zurück nach MoBay, wie die Einheimischen meinen Hafen nennen.
Dienstag, 04.03.08 – Noch schnell ein bisschen Staub wischen – der erste Mitsegler reist heute schon an! Mein erster Ingenieur und Wolfgangs Papa landet am Abend und ist trotz 28 Stunden Gesamtreisezeit noch fit genug, um die neuesten Warsteiner Nachrichten zu berichten.
Mittwoch, 05.03.08 – Und heute komplettiert sich die Crew: Christiane Minnich (zuletzt im Schwarzen Meer an Bord), Peter Zysno (zuletzt ab St.Maarten an Bord) und Thomas Noetzold (zum ersten Mal an Bord, mit ein wenig Glück kann man sich anscheinend doch noch zwischen meine Stammgäste klemmen!) packen ihre Taschen unter Deck und erzählen sich beim Abendessen lustige Seglergeschichten aus ganz vielen Ländern.
Donnerstag, 06.03.08 – Eigentlich war der Ausflug am Montag ja nur die Probe für heute. Und deshalb wird die Rundreise heute noch perfektioniert, zusätzlich zum Normalprogramm (German Village, Bambusallee, Krokodile, Plantagen, Dschungel etc.) besichtigt meine neue Crew den Y.S. Wasserfall, der an Romantik kaum zu überbieten ist. Es grenzt an Kitsch, wenn man beim Fotografieren nicht weiß, ob man die wunderschönen Blumen im Vordergrund oder die sprundelnden Kaskaden im Hintergrund scharf in den Fokus nehmen soll (Peter: „Oder die vielen süßen Mädchen im Wasser!”)! Große Begeisterung am Abend, also zurück hier an Bord. Aber auch große Müdigkeit, der „Jamaikakonzentratdonnerstag” war lang.
Freitag, 07.03.08 – Ich werde für die große Reise nach Süden vollgebunkert, die ersten Behörden erledigen schon mal einen Teil des Papierkrams, das Beiboot wird an Deck verzurrt, die Schiffs- und Sicherheitseinweisung wird abgehakt und am Abend wird dann schon Abschied von Jamaika gefeiert. Derek versucht noch, Christiane abzuheuern, aber wir behalten unsere Profi-Köchin, auch wenn sie im Urlaub natürlich nicht arbeiten soll. Eigentlich
Samstag, 08.03.08 – Ein letztes schwankungsfreies, großes Frühstück, noch ein paar Liter Benzin für den Außenborder, die letzten Formalitäten – und dann zieht mich frischer Nordost aus der Bucht. Den Nachmittag segeln wir an Jamaikas Nordküste entlang nach Westen, eine große Schule Tümmler begleitet uns ein halbes Stündchen. Ab Negril geht der Kurs dann nach Süden. Im Lee der Insel schläft der Wind ein, so tuckern wir gemütlich in die erste Nacht auf dem 500-Meilen-Schlag nach Panama.
Sonntag, 09.03.08 – Ich habe gestern einen Teil der Schiffs- und Sicherheitseinweisung vergessen! Das Rettungsmanöver! In diesem Fall das Badesandalen-über-Bord-Manöver, und das gleich mehrfach, weil sich nämlich die komplette Tasche mit den Strandtretern vom Heckkorb in die Karibik verabschiedet. Im Wasser nehmen die unterschiedlichen Badelatschenformen natürlich unterschiedliche Abdriftrouten, aber nach zwei, drei Kringeln ist alles wieder eingesammelt.
Aber das war gestern. Heute besteht die erste Aufregung des Tages im Besuch von zwei Fischerbooten, die auf den Pedro-Flachs unterwegs sind. Das Verkaufsgespräch, die Fischer: „Wollt ihr Langusten?”
Wolfgang: „Klar, wie viele habt ihr und was sollen sie kosten?”
„Zwei Stück für fünf Dollar.”
„Das ist zu billig, zehn Dollar mindestens.”
„Auch gut.”
Und so wechseln zehn Dollar und drei große Langusten (die Zugabe haben sich die Jungs nicht nehmen lassen) den Besitzer. An der Riffkante darf ich dann noch einmal für die Langusten bezahlen, mein Ruderblatt bleibt nämlich an einer Netzboje hängen. Der Skipper schnorchelt kurz mit dem Brotmesser unter mein Heck, dann geht die Reise weiter.
Ab mittags reicht der Wind wieder zum Segeln. Passat, vier Beaufort. Ein Reff im Großsegel, Halbwindkurs, weites Meer und große Freiheit.
Montag, 10.03.08 – Wenn den ganzen Tag lang nur die Wachwechsel im Logbuch eingetragen sind, dann heißt das, dass der Tag traumhaft war. Nichts Aufregendes ist passiert, nichts wurde an der Segelstellung verändert, nichts wurde am Kompasskurs korrigiert, nichts hat den perfekten Segeltag gestört.
Der Ehrlichkeit halber: Ein Frachter am Horizont um 00.20 h, ein kurzer Tropenschauer um 21.45 h.
Dienstag, 11.03.08 – Wenn den ganzen Tag lang nur die Wachwechsel im Logbuch eingetragen sind, dann heißt das, dass der Tag traumhaft war. Nichts Aufregendes ist passiert, nichts wurde an der Segelstellung verändert, nichts wurde am Kompasskurs korrigiert, nichts hat den perfekten Segeltag gestört.
Der Ehrlichkeit halber: Ein Frachter am Horizont um 10.0 h, ein kurzer Tropenschauer um 08.00 h. Und um 16.00 h schon 400 Meilen auf der Logge.
Mittwoch, 12.03.08 – Das Großsegel wird geborgen, weil der Wind hinter Kolumbien auf eher nördliche Richtungen dreht. Also Rückenwind, und für den habe ich ja die Passatbesegelung aus Fock und Genua.
Und die wird am Abend auch wieder abgebaut, wir sind nämlich da! Zur Begrüßung kommen ein paar Delfine vorbei und lotsen uns in Richtung Riffpassage. Zum Ankerplatz hinter den S. Blas Inseln zu gelangen ist nicht so ganz einfach, weil es immer noch keine akkuraten Seekarten für die Gegend gibt. Aber ich habe mir von meinem ersten Aufenthalt im Jahre 2001 den Weg natürlich gut gemerkt, und die Feinnavigation übernimmt das Radargerät. Um 22.00 h fällt der Anker – und alle sind gespannt, wie das hier wohl im Hellen aussieht! Christiane und Thomas haben zum ersten Mal so viele Meilen am Stück hinter sich gebracht, für die beiden war diese Karibiküberquerung deshalb ein extra großes Abenteuer. Und deshalb dürfen die beiden auch ganz besonders stolz auf die gelungene Überfahrt anstoßen, prost! Und mögen alle eure Meilen so schön sein wie die letzten 574.
Donnerstag, 13.03.08 – Sieht toll aus! Beim ersten schwankungsfreien Frühstück sinniert die Crew über die Frage, durch welchen Kanal und welche Passagen ich zwischen welchen Inseln hindurch überhaupt an den Ankerplatz gekommen bin. Das ist nämlich ein ganz schönes Sammelsurium aus Riffen, Cayos, Flachs und Palmen hier! Um meinen Ankerplatz herum gibt es fünf Inselchen mit Hausriffen und ein gewaltiges Außenriff zur Karibik hin. Ankern kann man überall, hinter dem Riff liegen ein paar Yachten, vor der kleinen Insel mit der Kuna-Indianer-Familie ebenfalls ein paar, aber ich liege einsam vor meiner Privatinsel. Einmal rundherum braucht man ca. 20 min zu Fuß, weil man aber unterwegs hunderte Fotos von Palmen im Wind, von weißem Strand, von watenden Reihern, lustigen Krebsen und Krabben, von Mangrovenwurzeln und Gummibaumblüten, also fast vom Paradies machen muss, (fast wegen des Strandguts, das alles, aber nicht gut ist! ) dauert es etwas länger.
Die nächsten paar hundert Fotos werden dann beim Schnorcheln an meinem Hausriff verknipst, unter Wasser geht das bunte Treiben ja noch heftiger los. Zwischen den Gehirnkorallen schläft ein Ammenhai. Den Rest müsst ihr euch versuchsweise irgendwie vorstellen. Aber das wird schwierig.
Freitag, 14.03.08 – Konsul Jaquelin kommt zu Besuch. Seit einem Aufstand 1925 sind die Kuna Indianer mehr oder weniger unabhängig von Panama und verwalten sich selbst. Und Konsul Jaquelin ist der für diesen Bereich zuständige Chef. Für das Ankern in seinem Paradies verlangt er zehn Dollar, bietet an, den Müll mitzunehmen und lädt zum Rundgang auf seiner Insel ein. Das ist die steuerbord achteraus. Weißer Strand, Palmen, ich lasse weitere Beschreibungen einfach sein, damit ihr euch nicht zu sehr ärgert.
Samstag, 15.03.08 – Im Schiffslogbuch steht für diese Tage hier einfach nur: „Wunderschöne Tage in der Bucht mit Tauchen, Lesen, Spielen, Philosophieren.” Ich müsste anfangen, euch einen Adlerrochen im Gleitflug vor einem quietschbunten Korallenriff oder Wolfgangs Versuche, kleine, mitternachtsblaue A lochfische zu fotografieren, die immer blitzschnell wegflitzen, bis er den Auslöser drückt, zu beschreiben. Oder Die Sonnenuntergänge hinter der Insel backbord achteraus. Oder Christianes Kochkünste. Oder das stille Staunen, das meine Mannschaft befällt, wenn sie einfach nur in irgendeine Richtung schaut. Alles würde niemals die wirkliche Stimmung treffen, in der meine tiefenentspannte Crew sich befindet.
Sonntag, 16.03.08 – Sonntagsei, na klar. Und mit der Eierkraft ein paar Meilen weiter. Sieben, um genau zu sein, unter Blister, zur perfekten Kulisse auch noch die perfekte Brise…. Dann sind wir schon an der nächsten kleinen Inselgruppe, den Moron Channel Islands. Weißer Strand, Palmen, eine perfekte Lagune zum Ankern, Pelikane beim Abernten eines riesigen Minifischschwarms und meine einsame Crew beim Zuschauen unter und über Wasser.
Später am Nachmittag dann noch mal drei Meilen, wieder unter Blister, bis vor das Kuna-Dorf Rio Ciedra. Eine kleine Doppelinsel voll bebaut mit Grashütten, einer Schule, einem kleinen Sportplatz, einer Kneipe und ein paar Läden. Hairo spricht englisch und ist damit Inselführer, er begleitet meine Crew beim Rundgang. Die Frauen bieten Molas zum Verkauf an, das sind die aufwändig aus mehreren Lagen Stoff zusammengenähten, farbenfrohen Brustteile der Blusen, die hier zur Tracht gehören. Selber tragen tun sie die Molas natürlich auch, zusammen mit roten Batikkopftüchern, goldenem Hals- und Nasenschmuck und bunten Perlenketten an den Waden. In den Küchen wird Fisch geräuchert, Kinder springen überall herum. Die Kuna sind offenherzig, freundlich und lustig dabei trotzdem bescheiden, unaufdringlich und stolz in sich selber ruhend. Viel von der Schönheit des Dorfes macht das selbstbewusste Auftreten der Menschen in der funktionierenden Dorfgemeinschaft aus. Es macht Spaß – und es macht fast besinnlich Freude, dabei zu sein. Die Männer kommen mit ihren Kanus voller Früchten aus den Gärten am Ufer des Flusses auf dem Festland. Die Fischer laden ihren Fang an der Mole aus, die Frauen feilschen um die besten Stücke. Wie seit hunderten von Jahren. Die Küche in der Kneipe auch, trotzdem (oder gerade deshalb) lecker Fisch oder Huhn.
Montag, 17.03.08 – In die ganz großen Einbaumkanus passen knapp zehn Leute, meine Crew plus zwei Exkursionsleiter sind also kein Problem. Nass wird man trotzdem. Erst von außen durch die Gischt, dann von innen durch den Schweiß, denn die Bootsfahrt endet eine knappe Meile flussaufwärts. Danach geht es zu Fuß in die Berge, erst an einem Begräbnisplatz vorbei, dann durch den immer dichter werdenden Dschungel, quer über diverse Blattschneideameisenautobahnen bis zu einem verwunschenen Wasserfall mit Drei-Meter-Sprungturm und Wasserrutsche. Auch mal wieder ziemlich unbeschreiblich. Untertassengroße, saphirblaue Schmetterlinge. Grüne Hölle und glasklares Wasser. Urwaldriesen voller Sukkulenten. Und eine müde Mannschaft am Abend.
Dienstag, 18.03.08 – Mal wieder ein paar Meilen weiter. Lohnt sich nicht, das Großsegel aufzuheißen, einfach unter Fock nach Westen, an ein paar weiteren Inseln vorbei, zwischen ein paar Riffen hindurch und dann vor Buganker zwischen den Cayos Chichime. Noch so ein traumhafter Platz, nach Norden und Süden durch ein kleines Inselchen geschützt, nach Osten durch ein gewaltiges Riff. Auf den Inseln jeweils eine Kuna-Familie, die Frauen kommen mit ein paar Molas vorbei und natürlich sind wieder so schöne dabei (Molas, nicht Frauen! Peter: „Frauen auch!”), dass zwei, drei Stück den Besitzer wechseln (aber nur Molas!). Der „Master-Mola-Maker” Lisa bietet seine besonders kunstvoll und vor allem besonders geschmackvoll gearbeiteten Stücke ebenfalls an, und weil er als Transvestit ohnehin ein besonders interessanter Mensch ist, macht meine Crew noch einen Spaziergang zu seiner Hütte. Lisa serviert noch ein paar kühle Dosen Bier, das erleichtert Thomas die Entscheidung für die allerletzten Souvenirs. Auf der Leeseite der Insel schweift der Blick noch mal nach Osten, zurück zu den Palmeninseln des Archipels, der hier leider endet. Zeit für Romantik bleibt aber nicht, denn Wolfgang veranstaltet ein Einsiedlerkrabbenrennen. Das geht so: Jeder sucht sich einen Einsiedlerkrebs, der dann, wenn er sich nicht wie Christianes Prachtexemplar am Daumen festbeißt, in die Mitte eines Kreises gesetzt wird. Und wessen Rennkrebs den Kreis, also die Ziellinie als erster erreicht, der hat gewonnen. The winner is: Peter. Dessen Turbokrebs gewinnt sogar die Revanche haushoch, wir gratulieren.
Mittwoch, 19.03.08 – Die östliche Karibik hat Sturmwarnung, aber hier bläst es mit angenehmen drei bis vier Beaufort, die lange Dünung wiegt mich gemütlich hin und her. Ein Tunfisch und eine kleine Makrele (die gibt es am Abend mit Limette, Thymian und Knoblauch an Bratbananen und Kürbisgemüse) unterbrechen den 44-Meilen-Schlag, aber weil nach den flachen Inseln nun die Landschaft zu dschungelüberwucherten Bergen wechselt, ist es sowieso nicht langweilig. Hinter der Isla Linton liegen schon ein paar andere Yachten vor Anker und genießen die ganz anders grandiose Kulisse. Baumriesen und Lianen auf schroffen, steilen Felsinseln, hoch sprühende Gischt in der Passage, großes Kino nach der Lieblichkeit der S.Blas-Inseln.
Und ein Auto! Ein fahrendes Auto auf der Uferstraße! Das hatten wir ja lange nicht
Donnerstag, 20.03.08 – Bis nach Portobelo sind es nur elf Meilen, Zeit genug, um dort am Nachmittag noch einen ausgedehnten Erkundungsbummel zu veranstalten. Rund um die Bucht stehen Forts aus spanischer Kolonialzeit, hier wurde fast hundert Jahre lang ein Drittel allen Goldes der Welt geklaut, gesammelt, auf Schiffe verladen und per Konvoi nach Europa geschickt. Tonnenweise. Gold hin, Kanonen her. Geschichte zum anfassen. Und Geschichte zum Kopfschütteln, denn heute ist Portobelo nur noch ein Fischernest. Mit einem guten Fischrestaurant am Fort hinter meinem Ankerplatz.
Freitag, 21.03.08 – Und Wallfahrtsort! Dem Schwarzen Jesus, einem Standbild in der Kirche, wird Wundertätigkeit nachgesagt, und wunderbarerweise klopft es morgens am Heck: Martin von der „Hakuna Matata” ist ein Freund aus Bali, vier Jahre lang nicht gesehen!
Da heute Karfreitag ist, findet am Abend eine Prozession statt. Die Kirche dampft vor Weihrauch, und als die Messe zu Ende geht, setzt die Blaskapelle ein und die Prozession verlässt durch das Hauptportal den Dom. Da die vorneweg schreitenden Kinder das Standbild anbeten, müssen sie die ganze Prozession rückwärts gehen und dabei den Takt eines langsamen Marsches mit fröhlichen Zwischentönen halten. Ebenfalls im Takt schreiten die 32 Männer, die das feierlich illuminierte Christusstandbild tragen. Die Schritte werden dabei so ausladend ausgeführt, dass das Standbild bei jedem Takt eine Teildrehung macht; meine Crew hofft, dass der Jesus seefest ist und auch kein Schleudertrauma erleidet. Trotzdem- oder gerade deshalb – mal wieder sehr beeindruckend!
Samstag, 22.03.08 – Mein Dieselfilter ist verstopft. Pech gehabt beim Tanken in Jamaika. Der Filter ist aber schnell gewechselt, und lange brauchen wir den Motor ohnehin nicht, der Passat bläst ja weiterhin schön und zieht mich weiter nach Westen. Kurz vor Colon, dem Hafen an der Atlantikseite des Panamakanals ist die Einsamkeit dieses Törns endgültig vorbei. Dutzende von Frachtern auf Reede, Funkkontakt mit den Hafenbehörden, ein betonntes Großschiffahrtsfahrwasser, eine spannende Einfahrt – wieder ganz andere Eindrücke!
Im Panama-Yacht-Club zirkelt mich mein Skipper an den allerletzten Liegeplatz, dann bin ich plötzlich eingefangen im Gewühl der Yachten, die in der Kanalpassagenvorbereitung stecken. Abwechslungsreicher kann eine Reise ja kaum sein.
Ebenfalls zur Abwechslung gibt es endlich mal eine ausgiebige Süßwasserdusche und für die nun duftende Mannschaft ein ordentliches Steak zum Abendessen, die Kneipe ist die gleiche wie damals, 2001, als ich zum ersten Mal hier war.
Euch allen fröhliche Ostern!
Sonntag, 23.03.08 – Rund um mich herum suchen die Kinder von anderen Schiffen schon Ostereier, und hier an Bord sind sie natürlich ganz einfach zu finden: Sie brutzeln in der Pfanne! Dazu gibt es für jeden einen Osterhasen aus Schokolade, die hat Christiane fast drei Wochen lang versteckt, und deshalb sind sie ganz froh, dass sie endlich gegessen werden dürfen. Weil wir nette Stegnachbarn haben, bekommen die beiden (ein älteres Pärchen aus den USA) ebenfalls ein Easter-Bunny, geteilte Freude ist ja bekanntlich doppelte Freude! Der Rest des Tages wird mit Planungen und Reiseorganisation für die nächsten Tage verbracht.
Montag, 24.03.08 – Christiane, Peter und Thomas wollen nämlich noch ein wenig Panama per Landausflug erkunden, und das Expeditionsprogramm soll schon heute mit einer Zugfahrt nach Panama-City am Nachmittag beginnen. Deshalb werde ich ausnahmsweise schon jetzt auf Hochglanz gebracht, und ausnahmsweise ist der Törn etwas verfrüht zu Ende, denn der Aufwand, von Panama-City jeweils am Abend wieder hierher zu kommen, ist zu groß. Zwischendurch müssen aber noch für alle die Einreisevisa besorgt werden, und weil ein besonders pfiffiger Taxifahrer (Für alle Nachfahrer: Rudy, TelNr.: 67437241) meine Crew im Laufschritt über den Behördenparcour hetzt, dauert das nur eine knappe Stunde. Inklusive neuer Passbilder, blauer Stempeldaumen, diverser Crewlisten und mal wieder völlig sinnfreier Mammutformulare.
Am Nachmittag heißt es dann Abschied nehmen, ein wenig traurig wie immer, war ein toller Törn mit euch, danke!
Dieter und Wolfgang verholen mich auf die andere Seite des Hafens in die Shelter Bay Marina, da ist es etwas komfortabler als hier an der Großschifffahrtsrinne.
Dienstag, 25.03.08 – Hiob kommt gleich zweimal vorbei: Ersten habe ich es knapp verpasst, noch berühmter zu werden, denn die Dreharbeiten zum neuen James Bond sind gerade abgeschlossen, und bis vorgestern wurden noch Yachten als Hintergrundkulisse gesucht! Vielleicht bin ich ja trotzdem gerade noch in der Hafeneinfahrt zu sehen
Der Hammer-Hiob kommt aber erst etwas später, die Wartezeit für den Kanal wird über vier Wochen betragen. Wolfgang kippt fast aus den Latschen. Trotz bereits vor zwei Monaten eingeschaltetem Agenten, trotz bereits 2001 erfolgter Vermessung meines Rumpfes durch die Kanalbehörde, trotz Wolfgangs Bereitschaft, den Präsidenten der Republik zu bestechen – es gibt in diesem Jahr keine Ausnahmen. Wartezeit gilt ab Unterschrift des Skippers auf den Papieren, also wenigstens ab heute und nicht erst ab morgen oder übermorgen, wenn der Törn eigentlich zu Ende gewesen wäre. Auf dem Foto sieht man Panamas verhassteste Telefonzelle, von hier aus rufen die geplagten Skipper nämlich bei der Kanalbehörde an und erfragen ihren Schleusungstermin
Mittwoch, 26.03.08 – Hiob präzisiert sich noch mal und plant mich für den dreißigsten ein. Den dreißigsten April. In der Marina ist natürlich von nichts anderem die Rede.
Wolfgang und Dieter richten sich für die turnusmäßige Freiwoche ein, lernen neue Leute kennen und machen sich an die üblichen Wartungsarbeiten.
Donnerstag, 27.03.08 – Zum Einkaufen hat die Marina einen Shuttle-Bus, denn es ist schon ein ganz gutes Stück Weg bis nach Colon. Vor allem führt dieser Weg über den Kanal, es gibt an der ersten Schleuse eine kleine Klappbrücke. Beim Warten auf die nächste Öffnung wird klar, warum keine Yachten geschleust werden: Es scheint fast nur noch Panamax-Schiffe zu geben. Die passen so eben in die Schleusenkammern – kein Platz zwischen Schleusenwand samt Führungslok und den bis an den äußersten Rand gestapelten Containern – und kein Platz mehr dahinter für uns arme Yachten. Und für „Nur-Yachten-Schleusungen” hat der Kanal keine Zeit.
Freitag, 28.03.08 – Ölwechsel, frisches Fett an die Ruderlager und eine Runde Volleyball, nette Nachbarn, lustige Hunde, ein zahmes Faultier und ein Tukan auf dem Schiff gegenüber und die netten Berliner auf der „Cosi fan Due”, die am Abend immer noch einen Schluck Rum für meinen Skipper übrig haben. Außer heute, da schraubt nämlich ein Mechaniker an ihren Außenbordern („Cosi fan Due” ist ein Katamaran) herum. Und deshalb revanchiert sich Wolfgang und kocht Nudeln für alle. Das so entstandene Bordfest muss unauffällig bis nach Mitternacht verlängert werden, weil Andreas, der Eigner des Kats,
Samstag, 29.03.08 – nämlich heute Geburtstag hat! Herzlichen Glückwunsch! Das das mit dem Verlängern bis Mitternacht nicht besonders schwierig war, merkt man daran, dass der letzte Gast erst um halb vier in der Frühe heimwärts wankt.
Dieter und Wolfgang stehen trotzdem früh auf, denn heute fährt der Bus nach Panama, da gibt es bessere Möglichkeiten, so allerlei maritimen Kleinkram zu besorgen, den es in Colon nicht gibt.
Sonntag, 30.03.08 – Sonntags wird nicht gearbeitet. Dieter will zwar immer, aber Wolfgang bleibt eisern. Großes Frühstück – und dann Dschungelspaziergang. Der geht direkt hinter den Stegen los, ein paar Brüllaffen flitzen ins Dickicht, tolle Schmetterlinge und gruselige Ruinen von alten amerikanischen Befestigungsanlagen zwischen den Ranken, Farnen und Baumriesen.
Montag, 31.03.08 – Ich bekomme neue Schläuche und neue Pumpen für beide Toiletten – und meine beiden Schrauber dürfen deshalb am Abend ganz besonders lange in den tollen Sanitäranlagen der Marina duschen!
Dienstag, 01.04.08 – Dieter packt die Taschen. Da sind wir alle drei mal wieder besonders traurig. Naja. Kommt ja bald wieder. Wolfgang schludert ja manchmal bei den Kleinigkeiten, mit dem ausgerissenen Druckknopf am vorderen Salonpolster wäre mein Skipper nämlich garantiert noch einmal mit mir um die Welt gefahren. Aber Dieter hat natürlich selbst den wieder drangefummelt. Ich sag mal wieder einfach Danke.
Rudy Rastlos packt die beiden am Nachmittag in sein Taxi und chauffiert sie zum Bahnhof von Colon. Es gibt noch die alte Bahnlinie zwischen Colon und Panama-City, und die vertreibt alle Traurigkeit. Erstens ist der Zug wunderbar renoviert, so richtig Orient-Express-mäßig, und zweitens geht die Strecke fast die ganze Zeit am Gatun See, also am Panama-Kanal entlang. Mitten durch den Dschungel, mitten durch Baumriesentunnel, mitten über die Inseln am Seeufer, mitten durch den Gaillard- und den Culebra-Cut. Toll! Nur leider viel zu schnell, hier wäre ein bisschen Verzögerung endlich mal richtig schön gewesen, aber der Zug fährt flott und pünktlich.
Später im Flughafenhotel meldet sich Wolfgang Thiele, mein Gast für die nächsten zwei Wochen, telefonisch mit dem überfälligen Aprilscherz: Wegen seines verspäteten Lufthansafluges kommt sein Gepäck erst morgen.
Kein Aprilscherz: Wir sind wieder über eine lokale Telefonnummer erreichbar und freuen uns über Anrufe!! (00507) 68011866