Mittwoch, 10.04.2019 Ein letzter Regenguss am Morgen, dann zieht mich frischer, kühler Nordnordwest unter wieder blauem Himmel nach Nordosten. Innerhalb des Außenriffs liegen heute die flachsten Meilen der Reise vor mir, aber ich komme ohne Grundberührung über alle Flachs bis zum Pass de Roncadora. Hier muss sich Wolfgang entscheiden: Noch eine Nacht ankern oder die seltene Windrichtung nutzen? Normalerweise weht ja auch hier Nordost-Passat, die Rückseite der Kaltfront macht den Westwind. Kurze Rücksprache mit der Crew, letzte Nachtfahrt. Joke und Wolfgang backen frisches Brot, die Versorgung ist also gesichert.
Zweimal (2000 und 2007) hatte ich hier Wind und Welle gegen mich, heute werde ich sanft von Backbord achtern geschoben. Der Motor muss ein bisschen mithelfen, aber gemütlich motorsegelnd geht es in tiefem Wasser und mit Hilfe des Golfstroms schnell in Richtung Havanna. Der größte Aufreger ist das Kreuzfahrtschiff „Carnival Paradise“, die auf dem Partydeck abwechselnd grünes und rotes Bühnenlicht hat. Das sieht von weitem so aus, als ob ein etwas kleineres Schiff viel näher an uns wäre und voll auf mich zielt: Mal die rote, mal die grüne Positionsleuchte. Wolfgang ist ja sonst echt schwer aus der Ruhe zu bringen, aber das Funkgespräch mit der Brücke der „Carnival Paradise“ ist nicht wirklich freundlich… (Zur Erklärung: mit meinem AIS-Sender und Empfänger ist die Situation natürlich von vornherein klar und es besteht nie Gefahr. Aber hier fahren ja auch kleine Fischer und nicht so gut ausgerüstete Yachten herum, wie sollen die das denn erkennen?)