Von Martinique nach St. Maarten

31.01.2007

Mittwoch, 31. Januar 2007

Mittwoch, 31.01.07 – Morgens werde ich noch unter Deck „crewfein” gemacht, da kann die neue Crew ja auch endlich offiziell anreisen: Herzlich Willkommen an Bord! Der Törneinkauf wird wie geplant noch mit dem Leihwagen erledigt, zum ersten Abendessen bummeln alle fünf (incl. Skipper) ins Ti Toque, da isst man am besten.

01.02.2007

Donnerstag, 01. Februar 2007

Donnerstag, 01.02.07 – Eigentlich könnte Wolfgang d.Ä. die Schiffs- und Sicherheitseinweiseung ja auch schon machen, immerhin ist er ja auch schon das vierte Mal an Bord. Aber er will nicht, da macht es doch d.J. . Mittags sind auch alle anderen Formalitäten (Ausklarieren, Marinagebühren bezahlen…) erledigt, Motor zum Ablegen an und gleich wieder aus, Fock hoch, unter Segel aus der Bucht. Um 12.30 h, gerade am Ende des Fahrwassers, sinkt gerade ein kleines Fischerboot. Offensichtlich sind wir die ersten, die die rote Handfackel und die beiden panisch lenzenden Fischer bemerken, Wolfgang springt an das Funkgerät und meldet den Notfall auf Kanal 16. Das Rettungszentrum in Fort de France meldet sich auch sofort, zwei Segelyachten mit kräftigen Beibooten bieten Hilfe an, die Rettungsaktion läuft. Als erstes erreicht ein Jetski die Havaristen – und das ist das bisher erste Mal, dass ich eines von den Wassermopeds bei einer sinnvollen Tätigkeit erlebe! Der Mopedfahrer schleppt das Fischerboot geistesgegenwärtig rückwärts, um das kaputte Heck des Kahns aus dem Wasser zu bringen, nach einer Weile wird ersichtlich, dass das Konzept aufgeht – und wir können Entwarnung funken. Noch ganz aufgeregt steuert mich meine Mannschaft am Rocher du Diamant (unter britischer Besatzung „HMS Diamond Rock”) vorbei nach Norden, auch Fort de France bleibt hinter meinem Heck, der Anker fällt erst vor St. Pierre, der ehemaligen Hauptstadt von Martinique. Bis der Vulkan das änderte…
Nach Sonnenuntergang zaubert der Mond! einen wunderschönen Regenbogen an den westlichen Himmel, dazu vom Ufer her Calypsoklänge von der einen und Blasmusik von der anderen Seite, später dann noch Gitarrenklänge im Cockpit, damit der Tag wenigsten ein bisschen ruhig ausklingen kann.

02.02.2007

Freitag, 02. Februar 2007

Freitag, 02.02.07 – Rauschefahrt nach Dominica hinüber! Zwei Reffs im Großsegel, dazu ein wenig Rollgenua, ein sehr östlich und deshalb günstig stehender Passat, hohe Atlantikdünung, für den Anfang mal ein kleiner Barrakuda an der Angel und als Hauptgang 1,1 m Mahi Mahi. Das ist bei acht Knoten Fahrt für die neue Crew natürlich nicht so ganz einfach, aber deshalb war ja vorher der Barrakuda zum Üben da. An der Südspitze von Dominica lotst mich ein Rastaman schwimmend an den kleinen Ankerplatz vor dem malerischen Scotts Head Village, und da duftet es wenig später gar köstlich nach Fischfilets (Mahi Mahi) in Butter.
Leider reissen ein paar Böen meinen Anker aus dem schlecht haltenden Grund, weshalb Wolfgang d.J. beschließt, doch noch die fünf Meilen bis Roseau zu fahren. Auch hier hilft ein freundlicher einheimischer Dienstleister mit der Achterleine und organisiert auch gleich den Inselausflug für morgen. Nachdem das alles bestens erledigt ist, erfüllt wenig später gar köstlicher Duft nach Fischkoteletts (Barrakuda) in Butter die Bucht…
Erich, Andreas und Wolfgang d.Ä. übernehmen nach all der Völlerei (es gab ja auch noch Salzkartoffeln, zwei verschiedene Salate, Espresso etc.) die Schlacht an der Spüle.

03.02.2007

Samstag, 03. Februar 2007

03.02.2007Samstag, 03.02.07 – Wie immer, wenn’s (vom Segeln abgesehen!) am schönsten ist, darf ich nicht mit, sondern muss hier unten am Anker warten. Oktavius ist für heute Chauffeur und Reiseführer für meine Crew – und er macht eine geniale Tour mit meinen Jungs und Mädel. Tiefster Dschungel, Nebelregenwald, Schwefelquellen, ständig irgendwelche Früchte oder Gewürze oder Blumen vom Straßenrand zum verkosten oder fotografieren, viele Geschichten und allgemein Wissenswertes über die unbekannte Insel (nein, dies ist nicht die Dominikanische Republik!!!) – und vor allem zwei Badestopps in den schönsten Wasserfällen, die mein Skipper je gesehen hat. Das i-Tüpfelchen: Der zweite (Trafalgar Falls) hat im unteren Bereich vulkanisch geheiztes Badewasser in unglaublich romantischen, verschwiegenen, verschlungenen Dschungelwhirlpools. Hinfahren, reinspringen!
Theoretisch könnte man am Abend noch auf ein Freiluftcalypsokonzert gehen, aber so eine Badekur macht müde…
Hier noch kurz der Beweis, das Fliegende Fische nicht nur mit dem Bodeneffekt knapp über der Wasseroberfläche dahin gleiten, sondern jederzeit auf bis zu 1,8 m Flughöhe aufsteigen können: Anders wäre das Prachtexemplar, das Wolfgang d.J. noch so eben vor dem schlummerigen Dahinsinken in seine Koje in derselbigen findet hier am Ankerplatz ja wohl kaum über den Seezaun samt Relingsnetz durch die geöffnete Luke bis mitten in sein Bett gekommen.

04.02.2007

Sonntag, 04. Februar 2007

Sonntag, 04.02.07 – Auch Dominica hat ein ausgeprägtes Lee, in dem zwar die Genua ein bisschen mitzieht, in dem aber ansonsten der Motor bis in die Prince Rupert Bay schieben muss. Macht nichts, sind nur 18 Meilen, und die liegen um 12.45 h schon hinter mir. Im südlichen Teil der Bucht mündet der Indian River, und der ist wiederum der Hauptgrund für den Aufenthalt hier. Cobra, einer der wie immer hilfreichen freundlichen Dienstleister, lädt meine Mannschaft am Nachmittag in sein kleines Flussboot und kutschiert das Galateia-Expeditionsteam durch den dichten Dschungel. Wieder mal Natur pur, selbst an die Mücken wurde aus Authentizitätsgründen gedacht…(das die Zivilisation trotzdem hier nicht Halt gemacht hat, sieht man daran, dass auf der ganzen Strecke Handyempfang ist und Cobra in einer Tour telefoniert!)
Jan, der rührige, örtliche Trans-Ocean-Stützpunktleiter empfiehlt das Restaurant „Big Papa” für das Abendessen, auch wegen der heute stattfindenden Party. Damit alle anderen in der Bucht auch von der Party erfahren, werden schon ab 18.00 h die Boxen warm gefahren, Big Papa himself sorgt dann aber dafür, dass wenigstens bis zum Nachtisch auf unterhaltungserlaubende Lautstärke reduziert wird. Wohl weil der Eintritt sieben Euro kostet, kommt aber mangels Beteiligung erst spät etwas Stimmung auf. Obwohl zur Aufmunterung reichlich „örtliche Heilkräuter” geraucht werden, man richt das „Ganja” bis zu meinem Ankerplatz!

05.02.2007

Montag, 05. Februar 2007

Montag, 05.02.07 – Kräftige Regenschauer trüben den Segeltag ein wenig, aber eine große Gruppe kleiner Wale sorgt für ausgleichende Gerechtigkeit. Auch die etwas kniffelige Einfahrt nach 22 Meilen in die Iles des Saintes hinein entschädigt für das zwischendurch etwas trübe Wetter, aber am Ankerplatz kommt die Sonne wieder raus, so dass einem gemütlichen Abendspaziergang durch den kleinen, malerischen Ort Bourg des Saintes nichts entgegensteht.

06.02.2007

Dienstag, 06. Februar 2007

Dienstag, 06.02.07 – Regina hat sich bisher bei den An- und Ablegemanövern immer vornehm zurückgehalten, aber heute muss sie ran! Souverän steuert sie mich aus der kleinen Inselgruppe hinaus nach Norden, behält auch die Ruhe, als ein kleiner Tunfisch an der Angel beißt und ins Cockpit befördert wird, und sie wird erst ein bisschen nervös, als mich die Böen am Südwestkap von Guadeloupe ganz schön auf die Backe legen. Wolfgang d.J. grinst sich eins und sagt nur: „Das Steuerrad ist zum steuern da, nicht zum Festhalten! Dreh mal ruhig!” Hinter der Inselecke liegt die kleine Marina Riviere Sens, da diese aber in einem etwas trostlosen Ferienkomplex liegt, bekomme ich nur die Wassertanks gefüllt, bevor die Reise weiter an der Küste entlang geht. Regina legt mich an den Pigeon Islands im Cousteau Unterwasserpark an eine der für Yachten ausliegenden Festmachebojen, dann ist sie erlöst und darf wie alle anderen ins Wasser zum Schnorcheln. Klar, dass Jaques Cousteau hier nicht umsonst einen Naturpark eingerichtet hat, es wimmelt nur so vor Fischen und Korallen an den schroffen Lavahängen der kleinen Insel: Kofferfische, Putzerfische, Papageienfische, Kugelfische, einfarbige Fische, aber vor allem knallbunte Fische.
Über Nacht soll man nicht im Park bleiben, so werde ich am Abend noch schnell eine halbe Meile in eine Bucht auf der „Festlandsseite” verholt. Zeit für den Sundowner, den Tunfisch (traditionell als Sashimi mit Wasabi serviert und natürlich mit Stäbchen verspeist!), eine große Portion Spaghetti und ein paar Lieder zur Klampfe.

07.02.2007

Mittwoch, 07. Februar 2007

Mittwoch, 07.02.07 – Eine Schildkröte verabschiedet uns vom Ankerplatz – und tausend Fische begrüßen uns am nächsten: Ich liege nach ein paar Minuten nämlich schon wieder an einer Boje im Nationalpark, und auch heute macht das Schnorcheln Riesenspaß. Als so langsam die kommerziellen Tauchboote eintrudeln, wirft Erich die Festmacheleine wieder los, mit leichten Brisen geht es die Küste entlang neun Meilen weit bis zum gemütlichen, kleinen Fischerstädtchen Deshaies, wo uns die nächste Schildkröte besucht. Regina, Andreas und Wolfgang d.Ä., besuchen an Land einen botanischen Garten mit all seiner Blumenpracht, am Abend trifft sich die Crew in einem der netten Restaurants am Ufer.
Nachtrag zu gestern: Wolfgang d.J. muss fünf Euro in die Bordkasse einzahlen, weil unterwegs ein Katamaran gesichtet wurde, der am Wind segelte. Und er hat gewettet, dass die Charterkatamarane hier unten ausschließlich (und wenn überhaupt!) raumschots segeln. Ich halte euch über weitere Sichtungen auf dem Laufenden, aber wenn es mit fünf Euro pro Woche weitergeht, wird mein Skipper das wohl verkraften!

08.02.2007

Donnerstag, 08. Februar 2007

Donnerstag, 08.02.07 – Frühstart, für unsere Verhältnisse zumindest: Um 07.45 h liegt der Anker an Deck, im Zickzack durch ein paar Fischernetze, der nächste kleine Tunfisch an der Heckangel, dann Kurs Nord nach Antigua. 46 Meilen Atlantik, mal wieder herrliches Segeln, auch wenn ein paar Schauer die Sicht ab und zu trüben. Es rauscht, aber es regnet nur vor, neben und hinter uns!
Schon um 15.30 h werden vor dem English Harbour die Segel geborgen – und ich bekomme wie schon anno 2000 den Logenplatz direkt vor den Offiziersquartieren von Nelsons Dockyard. All die alten Gebäude aus den Piratentagen sind wunderschön restauriert und zur Marina umfunktioniert, ein ganz besonderes maritimes Freilichtmuseum. Viele Superyachten können außerdem bestaunt werden (die Mirabella 5 verfolgt mich!), Antigua gilt zu Recht als das Segelzentrum der Karibik. Ausgedehnter Landbummel, logisch.

09.02.2007

Freitag, 09. Februar 2007

Freitag, 09.02.07 – Bis Mittags läuft noch das Besichtigungsprogramm, dann sind auch alle Formalitäten (Antigua ist selbständiger Kleinststaat) erledigt, ein paar Meilen gegen den Passat, ein großer Tunfisch an der Heckangel – und ein traumhafter Ankerplatz am Abend: Ganz alleine im Seitenscheitel einer Bucht in Lee von Green Island, gegen den Atlantik erst durch eine weiße Sandhalbinsel und dann nur durch „unser” Hausriff geschützt, freier Blick bis Afrika, ein paar Korallenköpfe zum Schnorcheln neben mir und ein Monsterbarrakuda, der Wolfgang d.Ä. („Haialarm!!!”) die Tunfischreste aus der Hand frisst. Da macht das Schwimmen Spa߅

10.02.2007

Samstag, 10. Februar 2007

10.02.2007Samstag, 10.02.07 – Hier muss man einen Tag lang bleiben. Die Hängematte kommt als einzige Besegelung aufs Vorschiff, Higgins kommt ins Wasser, am Abend duftet frisches Brot aus dem Backofen, alle Sterne leuchten und werden luposiert, Regina murmelt „Paradies…”

11.02.2007

Sonntag, 11. Februar 2007

Sonntag, 11.02.07 – Was gestern an Zeit verbummelt wurde, wird heute wieder reingeholt. Um 07.45 h geht die Reise weiter, bei leichter Passat, Sonnenschein, ihr wisst schon…
Um 10.00 h verliere ich ein Angelduell mit irgendeinem Monster, dass meinen Backbordhaken klaut. Um 10.05 Zieht das gleiche oder ein ähnliches Monster den Haken der Steuerbordangel lang. Um 10.30 h gewinnt die Angel und ein Riesenbarracuda landet im Cockpit. Mindestens 10 kg schwer, wird aber wegen der Ciguateragefahr wieder entlassen. Um 10.50 h gewinnt die Angel wieder und ein Riesensupermonsterbarracuda landet im Cockpit, wird aber auch wieder entlassen, was gar nicht so einfach ist, weil man geschätzte 14 kg mit entsprechendem Maul ja nun auch mal nicht so eben über die Reling wuchtet. Also rückwärts unter dem Heckkorb durch… Dann beißt den ganzen Rest des Tages nix mehr, erst während der Kreuz in die endlose Bucht im Lee von Barbuda erbarmt sich ein kleiner Blue Runner beim Einholen der Angelleine zum Segelbergen, so gibt es wenigstens etwas Einlage für die Spaghettisauce.
Soweit die Angelgeschichten für heute…an Land locken elf Meilen feinster, weißer Korallensandstrand, der beste, einsamste, schönste und unbekannteste Strand der Karibik. Higgins rein, Motor dran, rüber, Seele baumeln lassen!

12.02.2007

Montag, 12. Februar 2007

Montag, 12.02.07 – Noch früher raus: Schon um 03.45 h dreht sich mein Bug nach Westen, sind halt über 60 Meilen bis nach St.Barthelemy, und ich soll mit Tageslicht ankommen. Weil ich unter Passatbesegelung aber ständig sechs Knoten laufe, bin ich natürlich schon um 14.45 h in Gustavia! Macht auch nichts, die ehemals dänische und heute französische Kolonie lockt zum Stadtbummel durch alte Gassen und an den hier allgegenwärtigen Superyachten entlang. Zur Stärkung serviert Wolfgang d.Ä. das erste Filet vom vorhin noch schnell geangelten Schwarzflossentunfisch wie so oft als Sashimi, die restlichen drei Filets werden von Wolfgang d.J. demicru (also außen kross und innen roh, das geht so gut nur mit rotem Tun!) an Kardammon-Kürbis-Creme gereicht, das wären an Land mal wieder ein paar hundert Euro gewesen.
Während meine Crew also gemütlich im Cockpit speist, nähert sich von achtern ein als besonders hässlich klassifiziertes Superyachtdinghi, welches aber plötzlich meinen Skipper in Aufregung versetzt, denn am Steuer steht Martin aus Whangarei, also ein Freund aus Neuseeland. Der gute hat zum Abschied im Februar 2003 noch mein Unterwasserschiff in Auckland geschrubbt! Wolfgang d.J. entschwindet zum Feiern und Erzählen mit Martin und der 18-köpfigen Besatzung der 65-Meter-Motoryacht„Polar Star”.

13.02.2007

Dienstag, 13. Februar 2007

Dienstag, 13.02.07 – Ein Delfin verabschiedet uns aus Gustavia, bis hinüber nach St. Maarten sind es nur 16 Meilen, nach ein bisschen Wartezeit vor der Klappbrücke an der Einfahrt in die Lagune darf ich hinein, ein Liegeplatz in der Marina ist schon reserviert – und Peter Zysno, Mitsegler beim nächsten Törn, ist auch schon da! Beim gemeinsamen Törnabschlussessen werden noch mal alle 327 gesegelten Meilen erzählt, das war ein super abwechslungsreicher Törn durch vier Nationen, Dschungel und Strand, Sonne und Regen, reich und arm, tiefes und flaches Wasser, Karibik pur